Die Flusspiraten des Mississippi. Gerstäcker Friedrich

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Die Flusspiraten des Mississippi - Gerstäcker Friedrich

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Messers traf ihn vorn an der Schulter, von wo an sie ihm den Rock bis hinab an den Saum mit einem Hiebe aufriß.

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      Bowieknife und Derringer (Taschenpistole, hier mit Perkussionszündung)

       Der Schlag war zu tüchtig geführt gewesen, um an dem vollen Ernst des Mannes nur einen Augenblick zu zweifeln. Sein Auge flog auch jetzt mit so dunkelglühendem und herausforderndem Trotz über die anderen hin, daß sie scheu und fast unwillkürlich den Iren losließen. Der aber fühlte seine Glieder kaum wieder frei, als er auch schon rasch emporsprang und nicht übel Lust zu haben schien, den für ihn fast so verderblich gewordenen Kampf an Ort und Stelle zu erneuern. Smart jedoch hielt seinen rechten Arm wie mit eisernem Griff umspannt, und ehe noch die für den Augenblick wie vor den Kopf gestoßenen Männer einen neuen Entschluß fassen oder es über sich gewinnen konnten, dem ihnen so herausfordernd gezeigten Stahl zu trotzen, zog der Wirt den kleinen Irländer mit sich fort, seinem eigenen Hause zu, und verschwand gleich darauf im Innern desselben.

       „Verdamm’ meine Augen!“ schrie da plötzlich der schon früher erwähnte bleiche Gesell mit der Narbe. „Sollen wir uns das gefallen lassen? Wer ist denn der langbeinige Schuft von einem Yankee, der hier nach Arkansas kommt und einem ganzen Haufen ordentlicher Kerle vorschreiben will, was er zu tun und zu lassen hat? Ei so steckt doch dem Halunken das Haus über dem Kopfe an!“

       „Bei Gott, das wollen wir – kommt, Boys, holt das Feuer aus seiner eigenen Küche!“ tobte und wütete die Schar. „Nieder mit der Kneipe, die Bestie will so nichts pumpen!“

       Die Masse wandte sich – rasch zur Untat entschlossen – gegen das also bedrohte Haus, und wer weiß, wie weit sie in ihrem augenblicklich und heftig entflammten Grimme gegangen wäre, hätte sich ihr nicht jetzt, aber mit der freundlichsten, bittendsten Gebärde, ein Mann entgegengestellt, der sie mit hoch erhobenen Armen und lauter Stimme bat, ihm einen Moment Gehör zu schenken. Er war hoch und schlank gewachsen, mit offener, freier Stirn, dunkeln Augen und Haaren, und feinen, fast weibisch schön geschnittenen Lippen. Auch in seiner ganzen Haltung lag etwas Gebieterisches und doch wieder Geschmeidiges, und seine Kleidung, die aus feinem schwarzen Tuch und schneeweißer Wäsche bestand, verriet ebenfalls, daß er entweder diesen Kreisen fremd sei, oder doch eine Stellung bekleide, die ihn über seine Umgebung erhebe. Er war zu gleicher Zeit Advokat und Arzt und seit einem Jahr erst aus den nördlichen Staaten hier eingetroffen, wo er sich seiner Kenntnisse und seines einnehmenden Betragens wegen in gar kurzer Zeit nicht allein eine bedeutende Praxis erworben hatte, sondern auch in Stadt und County zum Friedensrichter ernannt worden war.

       „Gentlemen!“ redete dieser jetzt die ihm wunderbarer Weise rasch Willfahrenden an. „Gentlemen, bedenken Sie, was Sie tun wollen. – Wir befinden uns unter dem Gesetze der Vereinigten Staaten, und die Gerichte sind sowohl bereit, Sie gegen den Angriff anderer, als andere gegen Ihren Angriff zu schützen. Mr. Smart hat Sie aber nicht einmal beleidigt – er hat Ihnen im Gegenteil einen Gefallen getan, indem er Sie vor einer Gewalttat bewahrte, die wohl böse Folgen für manche von Ihnen gehabt haben könnte – Sie sollten ihm eher dankbar sein – Mr. Smart ist auch sonst in jeder Hinsicht ein Ehrenmann!“

       „Hol’ ihn der Teufel!“ rief hier der, nach dem der Wirt mit seinem Messer gehauen. „Dankbar sein – Ehrenmann – ein Schuft ist er, und hätte mich beinahe gespalten wie eine Apfelsine. – In die Hölle mit ihm! – Feuer in sein Nest, das ist mein Rat!“

       „Gentlemen! Hat Sie Mr. Smart beleidigt“, nahm hier der Richter aufs neue das Wort, „so bin ich auch überzeugt, daß er alles versuchen wird, seinen begangenen Fehler wieder gut zu machen; kommen Sie, wir wollen ruhig zu ihm hinaufgehen, und er mag dann mit freundlichem Wort und einer kleinen freiwilligen Spende an Whisky, die wir ihm auferlegen werden, das Geschehene ausgleichen – sind Sie das zufrieden?“

       „Ei, hol’s der Henker – ja!“ sagte der mit der Narbe. „Er soll traktiren.20 – Tritt er mir aber wieder einmal in den Weg, so will ich verdammt sein, wenn ich ihm nicht neun Zoll kalten Stahl zu kosten gebe.“

       „Hätte nur mein verdammtes Terzerol nicht versagt!“ zischte der andere. „Die Pest über den Krämer, der – so erbärmliche Waren führt.“

       „Kommt, Boys, in’s Hotel – Smart mag herausrücken, und wenn er’s nicht tut, so soll ihm der – Böse das Licht halten –“ sagte der Narbige.

       „Ins Hotel – ins Hotel!“ jauchzte die Schar. „Er muß traktiren, sonst schlagen wir ihm den ganzen Kram in tausend Stücken!“

       In jubelndem Chor wälzte sich der zügellose Haufe dem Gasthaus zu, und wer weiß, ob des Advokaten freundlich gemeinte Beilegung des Streites nicht hier zu noch viel ernsthafteren Auftritten geführt hätte. Smart kannte aber seine Leute zu gut und wußte, wie er, sobald er den Schwarm wirklich in sein Haus lasse, gänzlich in den Händen der schon halb Betrunkenen sei, und dann auch jedem ihrer Wünsche willfahren müsse, wollte er sich nicht der größten Gefahr an Leben und Eigentum aussetzen. Als sich daher die Rädelsführer seiner Tür näherten, trat er plötzlich mit gespannter und im Anschlag liegender Büchse ruhig auf die oberste Schwelle und erklärte fest, den ersten niederzuschießen, der die Stufen seiner Treppe betreten würde.

       Smart war als ein ausgezeichneter Schütze bekannt, und sicherer Tod lag in der ihnen drohend entgegen gehaltenen Mündung. Der Advokat trat aber auch hier wieder vermittelnd zwischen den Parteien auf, bedeutete den Yankee, daß die Männer hier keine Feindseligkeiten weiter gegen ihn nährten, und bat ihn, die Büchse fortzustellen, damit auch das Letzte entfernt sei, was auf Streit und Kampf hindeuten könne.

       „Gebt den guten Leuten ein paar Quart Whisky“, schloß er dann seine Rede, „und sie werden Eure Gesundheit trinken. Es ist ja doch besser, mit denen, die unsere Nachbarn in Stadt und Haus sind, friedlich und freundlich beisammen, als in immerwährendem Streit und Hader zu leben.“

       Der Yankee hatte bei den ruhigen Worten des Advokaten, den er selbst schon seit längerer Zeit als einen ordentlichen und, wenn es galt, auch entschlossenen Mann kannte, den Büchsenkolben gesenkt, ohne jedoch die rechte Hand vom Schlosse zu entfernen, und erwiderte jetzt freundlich:

       „Es ist recht hübsch von Ihnen, Mr. Dayton, daß Sie nach besten Kräften Streit und Blutvergießen gehindert haben – mancher Ihrer Herren Kollegen hätte das nicht getan. Damit Sie denn auch sehen, daß ich keineswegs geneigt bin, mit den guten Leuten, gegen die ich ja sonst nicht das Mindeste habe, wieder auf freundschaftlichen Fuß zu kommen, so bin ich gern erbötig, eine volle Gallone21 zum Besten zu geben, aber – ich will sie hinausschicken. – Ich habe Ladies hier im Hause, und die Gentlemen draußen werden gewiß selbst damit einverstanden sein, ihren Brandy im Freien zu trinken und sich nicht dabei durch die Gegenwart von Damen gestört zu wissen.“

       „Hallo – Brandy?“ rief der mit der Narbe. „Wollt Ihr uns wirklich eine Gallone Brandy geben, und dabei erklären, daß Euch das Geschehene leid sei?“

       „Allerdings will ich das!“ erwiderte Johnathan Smart, während ein leichtes spöttisches Zucken um seine Mundwinkel spielte. „Und zwar vom vortrefflichsten Pfirsich-Brandy, den ich im Hause habe – sind die Herren damit einverstanden?“

       „Ei – Bootshaken und Enterbeile – ja!“ nahm der Bleiche das Wort. „Heraus mit dem Brandy – wenn Unterröcke drin sitzen, wird’s einem ordentlichen Kerl doch nicht so recht behaglich zu Mute – aber schnell, Smart – Ihr trefft uns heute in verdammt guter Laune und könnt Euch gratulieren; laßt

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