Die Pferdelords 04 - Das verborgene Haus der Elfen. Michael Schenk
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Читать онлайн книгу Die Pferdelords 04 - Das verborgene Haus der Elfen - Michael Schenk страница 28
errichtet, um Ausblick auf eine mögliche Gefahr zu haben, aber Verinya
schätzte die Bequemlichkeit der Wasserstelle, die sich in der Senke befand,
und wollte nicht wegen jedem Eimer unnötig weit laufen.
Helemunt hatte das Gehöft einst von seinem Vater übernommen. Seine
Mutter war schon lange tot, gestorben an einem Fieber, und das Gehöft war
auf die Bedürfnisse von Helemunts Vater und ihm selbst abgestimmt
gewesen. Sie hatten von der Jagd auf wildes Hornvieh und Geweihtiere gelebt
und gelegentlich Fleisch und Felle nach Merdonan gebracht, um sie gegen
jene Dinge einzutauschen, die sie selbst benötigten. Sie hatten ein
genügsames Leben geführt, bis Helemunts Vater vor drei Jahreswenden
friedlich eingeschlafen war. Helemunt hatte sich allein um das Gehöft
gekümmert, doch bald war ihm seine Einsamkeit bewusst geworden, und bei
einem Markt in Merdonan hatte er schließlich Verinya kennengelernt. Es war
wohl Liebe auf den ersten Blick gewesen, und kaum einen Mondwechsel
später hatte der Stadtälteste die Trauung vollzogen. Helemunt und Verinya
teilten nun, dem Brauch des Pferdevolkes gemäß, Zügel und Wasserflasche.
Helemunt dachte gelegentlich, dass Verinya wohl das lange Ende der
Zügel erwischt hatte, denn ihre Ansprüche hatten ihm zunehmend Sorge
bereitet. Seine junge Frau war das bequemere Leben in der Stadt gewohnt,
und auch wenn sie sich nicht laut beklagte, so wirkten ihre Blicke doch
gelegentlich enttäuscht und vorwurfsvoll. Während ihrer Besuche in Weilern
oder in der Stadt blühte sie förmlich auf, und Helemunt begriff, dass sie sich
einsam fühlte. Er hoffte, ein gemeinsames Kind könne diese Einsamkeit
vertreiben, und so bestieg er sie reichlich, aber Verinya wurde einfach nicht
schwanger.
Ihr Unmut stieg, und sie zeigte es Helemunt immer deutlicher. Mal
beklagte sie sich über die Enge des Hauses, dann über die eintönige
Ernährung oder die viel zu seltenen Besuche in der Stadt. Obwohl Helemunt
sich Mühe gab, ihr ein liebender und fürsorglicher Mann zu sein, waren seine
eher unbeholfenen Versuche, sie aufzumuntern, von wenig Erfolg gekrönt.
Die Erträge, die Helemunts Jagd einbrachte, erlaubten ihnen ein
sorgenfreies Überleben, doch zu mehr reichte es nicht. Bald wurde Helemunt
klar, dass Verinya mehr erwartete. Er versuchte eine kleine Zucht mit Schafen
oder Hornvieh zu beginnen, aber ihm fehlten die Kenntnisse eines Züchters,
und ein schwerer Eissturm im vergangenen Winter hatte seinem Zuchtbullen
das Leben gekostet.
Schweren Herzens hatte Helemunt schließlich zugestimmt, nach Merdonan
zu ziehen. Während ihm der Entschluss nicht leichtgefallen war, die weiten
Ebenen der Ostmark gegen die engen Mauern der Stadt zu tauschen, war
Verinya regelrecht aufgeblüht und konnte es kaum erwarten, das Gehöft zu
verlassen. Dennoch dauerte es etliche Monde, bis es endlich so weit war, denn
es war nicht leicht, in Merdonan eine vernünftige Bleibe zu finden.
Ein Weiler konnte sich beliebig ausdehnen. Die Gebäude waren um den
zentralen Weilerplatz errichtet, und keine Wehranlage hinderte die Bewohner
daran, weitere Unterkünfte zu bauen. In Merdonan jedoch waren die Häuser
von einer starken Mauer umgeben, die Schutz vor einem möglichen Angriff
bot. Was sich außerhalb der Mauer befand, war dem Angreifer schutzlos
ausgesetzt, nur was von ihr umschlossen war, konnte verteidigt werden. Und
da sich alle Bewohner um die Sicherheit ihres Lebens und ihrer Habe sorgten,
wollten sie natürlich innerhalb der Mauern leben.
Vielleicht würde man eines Tages eine zweite, größere Mauer um die erste
herum errichten, damit die Stadt sich weiter ausdehnen konnte, aber als
Helemunt und Verinya nach Merdonan zogen, war davon noch nicht die
Rede. Da die Bevölkerung der Stadt wuchs, hatten die Bewohner sich damit
beholfen, ihre Häuser aufzustocken, und so war immer irgendwo in der Stadt
ein Hämmern und Sägen zu hören, wenn das Dach eines Hauses abgebrochen
wurde, um ein weiteres Stockwerk aufzusetzen. Inzwischen gab es eine Reihe
von dreigeschossigen Bauten in der Stadt, und je weiter die Stadt wuchs,
desto unangenehmer wurden die Begleitumstände.
Jedes neue Stockwerk wurde ein wenig über das untere hinausragend
erbaut. Grund hierfür war das Erfordernis für die Bewohner, die Notdurft
verrichten zu können. Denn in den Böden der Überbauten befanden sich die
kleinen hölzernen Klappen, über welche man sich erleichtern konnte. Je mehr
Stockwerke errichtet wurden, desto weiter wuchsen die Häuserfronten über
die schmalen Gassen hinweg aufeinander zu. Entsprechend dunkler wurde es
in diesen Gassen, und man brauchte zunehmend Glück, vom Dung der
Bewohner verschont zu bleiben, zumindest wenn man zur falschen Zeit durch
die Stadt eilte. Die Verschmutzung von Gassen und Bewohnern sowie der
üble Gestank, der sich bald in Merdonan ausbreitete, hatte