Die Pferdelords 04 - Das verborgene Haus der Elfen. Michael Schenk
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Читать онлайн книгу Die Pferdelords 04 - Das verborgene Haus der Elfen - Michael Schenk страница 32
Die beiden Elfen nahmen auf zwei gepolsterten Stühlen Platz, deren
Armlehnen sorgsam zu Pferdeköpfen geschnitzt waren, während Tasmund an
die Wand mit dem Bücherregal herantrat und sich leicht dagegenlehnte. Fünf
ledergebundene Bücher und einige Rollen Pergament lagen dort und zeigten,
dass der Pferdefürst die Zeichen der Schrift zu lesen und zu setzen vermochte.
Garodem sah die beiden Elfen an, mit denen er schon Seite an Seite im
Kampf gestanden hatte und wie die gesamte Hochmark auf besondere Weise
verbunden war. Die Geschwister Lotaras und Leoryn waren die Kinder
Elodarions, eines der ältesten Elfen und Mitglied des Hohen Rates des
elfischen Volkes. Die beiden waren erst 500 Jahreswenden alt, und wenn man
sie so vor sich sah, wirkten sie wie heranwachsende Jugendliche, bis man in
ihre Augen blickte. Garodem fiel auf, dass die Geschwister unruhig wirkten,
und er lächelte sie aufmunternd an.
»Nun, meine elfischen Freunde, Ihr habt einen weiten Weg zurückgelegt,
vom Wald Eures Hauses bis in unsere Mark und nach Eternas. Ich spüre, dass
dies nicht ohne Grund geschah, eine Hundertschaft elfischer Bogen ist ein
deutliches Zeichen und erregt die Neugier des Volkes.«
Tasmund lächelte knapp. »Und die meine.«
Auch wenn die Kämpfe gegen den Schwarzen Lord und seine Orks zu
einem erneuten Bund von Menschen und Elfen geführt hatten, war der
Anblick elfischer Wesen selten. Sie schätzten die Zurückgezogenheit ihrer
Häuser und mieden im Allgemeinen den Kontakt zu den sterblichen
Menschen. Zwar kannte man Lotaras und Leoryn in der Hochmark, doch nun
waren die Geschwister mit einem Gefolge elfischer Krieger erschienen, und
Gerüchte fluteten durch die Stadt und die Burg Eternas. Die zurückhaltende
Ernsthaftigkeit der Elfen tat ein Übriges, die Aufregung angesichts ihres
Erscheinens noch zu steigern. Im Augenblick standen die Kämpfer, die
langen Bogen an die rechte Schulter gelegt, im vorderen Burghof, scheinbar
erstarrt und mit unbewegten Gesichtern. Nur die Bewegungen ihrer Augen
verrieten, dass noch Leben in ihnen war. Der Anblick verunsicherte so manch
einen Burgbewohner, und einige der Frauen achteten sorgsam darauf, dass
ihre Kinder den seltsamen Wesen nicht zu nahe kamen. Schließlich hatte man
schon allerlei unheimliche Geschichten von den Elfen gehört.
Lotaras zwang sich zu einem Lächeln. »Wir entbieten Euch die Grüße
Elodarions aus dem Hause Elodarion. Wir fühlen uns dem Haus der
Hochmark verbunden und …«
Garodem nahm die Grußworte Lotaras mit unbewegtem Gesicht entgegen
und räusperte sich dann mit einem sanften Lächeln. Er erhob sich hinter
seinem Schreibtisch, und nachdem er das Möbel umrundet hatte, trat er an
eines der Fenster heran und blickte in den Innenhof hinunter. »Eure Bogen
sollten sich entspannen, Hoher Herr Lotaras«, sagte er leise und fügte dann
lächelnd hinzu: »Mein Freund.« Er wandte sich zu dem Elfen um. »Hundert
Eurer Bogenschützen machen nicht den weiten Weg, um an einem geselligen
Abend der Pferdelords teilzunehmen. Zumal sie im Moment nicht so wirken,
als wüssten sie Geselligkeit zu schätzen.« Garodem strich sich über den
ergrauten Bart. »Lotaras, mein Freund, wir haben Seite an Seite gestanden, als
die Orks Eternas berannten. Ihr seid hier unter Freunden und könnt frei
sprechen. Also, nennt mir den Grund für Euer Erscheinen.«
»Es ist schwer zu erklären«, meldete sich die Elfin Leoryn zu Wort. »Für
ein Menschenwesen«, schränkte sie ein. Sie lächelte den Pferdefürsten
entschuldigend an. »Wir haben eine Nachricht erhalten. Vielmehr Elodarion,
unser Vater. Eine Nachricht von höchster Bedeutung für das Volk der Elfen.«
Garodem wippte ein wenig auf den Füßen. Er verstand die Zurückhaltung
der Elfen nicht. Aber wer verstand schon wirklich ein elfisches Wesen? »Eine
Nachricht?«
»Nun, eine Botschaft«, korrigierte Lotaras. »Ein Gedanke, der Elodarion
eingegeben wurde.« Der Elf strich über sein weiches Gewand und ordnete
nicht vorhandene Unregelmäßigkeiten in dessen Faltenwurf, bevor er sich
schließlich straffte und Garodem ernst ansah. »Einige der ältesten Elfen,
darunter unser Vater Elodarion, verfügen über besondere Fähigkeiten,
Garodem, Pferdefürst. Sie können Gefühle spüren und gelegentlich auch die
Gedanken anderer Wesen empfangen. Es ist … schwer zu erklären«, seufzte
er. »Man sagt, es hänge mit den Schröpfungen zusammen.«
Kein Lebewesen war in der Lage, mit der Last unsterblicher Erinnerungen
zu leben. Die Elfen hatten die Fähigkeit entwickelt, alle fünfhundert Jahre
ihre Erinnerungen zu löschen. Dies geschah unter Aufsicht und Begleitung
anderer Elfen. Doch zuvor schrieb ein Elf seine Erinnerungen in die elfischen
Lebensbücher, sodass nichts wirklich verloren ging, was von Bedeutung war.
Nur