Die Pferdelords 05 - Die Korsaren von Umbriel. Michael Schenk
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alnoischen Marine lieferten sich der Gnade der Eroberer aus und warfen ihre
Waffen aufs Deck. Korsaren in einem bunten Gemisch an Kleidung und
Rüstungen schwärmten unterdessen durchs Schiff, um auch den letzten
Widerstand zu brechen.
»Verschont die Brennsteinmänner«, brüllte ein stämmiger Mann, dessen
langes schwarzes Haar im Nacken von einem Band zusammengehalten
wurde. »Wer Hand an die Brennsteinmänner legt, den werfe ich den
Dornfischen vor!«
Einige der Korsaren lachten bei der Doppeldeutigkeit der Worte. Die
Dornfische waren berüchtigte Raubfische der Meere, mit starken,
zahnbewehrten Kiefern und zwei lanzenartigen Dornen über dem riesigen
Maul. Doch nach diesen Fischen benannte sich auch jener Korsarenschwarm,
der die Schiffe Alnoas geentert und erobert hatte.
Der stämmige Mann schritt mit kaltem Lächeln über die blutbefleckten
Planken auf der Brücke des eroberten Dampfkanonenschiffes. Verächtlich
stieß er mit dem Fuß gegen den toten Halblar. »Nehmt ihnen die Kleidung ab,
dann werft sie über Bord«, befahl er kalt. Elek-Mar T’os, Führer des
Korsarenschwarms der »Dornfische«, wischte seine blutbefleckte Klinge am
Beinkleid der Leiche ab. »Und säubert ihre Kleidung. Wir brauchen sie
noch.«
Der Anführer trug eine Rüstung, die aus dem Brustpanzer eines alnoischen
Kapitäns und einem Kettenhemd bestand. Der Vorderteil des Panzers war mit
der schillernden Kehlhaut eines Dornfisches bezogen. Eine blutrote Narbe
zog sich über die Wange des Mannes und verlief vom Ansatz des rechten
Ohrs bis zum Kinn. Sie war allerdings nicht geradlinig, sondern gezackt, und
schien nicht von der Klinge eines Schwertes herzurühren.
Ein schlanker Mann mit blonden Haaren trat neben Elek-Mar T’os. Sein
brauner Brustpanzer wies an einigen Stellen frische Blutflecke auf, andere
Bereiche schimmerten hell, wo das Salzwasser dem Leder im Laufe der Zeit
zugesetzt hatte. »Was ist mit den anderen Überlebenden?«
Elek-Mar zuckte die Schultern. »Was schon? Nehmt ihre Kleidung und
Rüstung, dann tötet sie. Wir brauchen nur die Brennsteinmänner lebend.«
Segu-Mar T’os, stellvertretender Schwarmführer der Dornfische, legte die
Hände vor den Mund. »Die Landmänner sollen sich ausziehen. Danach könnt
ihr sie erschlagen.«
Einige der Seeleute Alnoas versuchten nun doch noch, um ihr Leben zu
kämpfen, nachdem sie begriffen hatten, dass es keine Gnade geben würde,
aber sie hatten keine Chance. Während sich in der Mitte des Decks ein Stapel
von Kleidung und Rüstungen bildete, ertönte immer wieder das Klatschen,
mit dem die nackten Körper ermordeter Seeleute ins Meer schlugen.
Elek-Mar stützte seine Hände auf die Einfassung der Brücke, an genau
jener Stelle, an der Halblar dies vor einigen Zehnteltagen getan hatte. Doch
nun war die Hitze des Tages der Kühle der Nacht gewichen, und ein
angenehmer Wind strich über das Meer. Der Führer des Korsarenschwarms
sog die leicht salzige Luft tief ein und hatte den Geschmack von Kupfer auf
der Zunge, als Blutgeruch von der nahen »Aivaar« herübertrieb. Auch dort
stürzten nackte Leiber ins Meer. Elek-Mar nickte zufrieden.
»Diese Landmänner von Alnoa haben wirklich geglaubt, die ›Nar’akk‹ sei
beschädigt. Ihre Gier, das Schiff zu versenken, hat sie blind gemacht.«
»Und unsere weißen Segel haben sie getäuscht«, stimmte Segu-Mar zu.
»Ein wirklicher Seemann hätte sich nicht täuschen lassen«, brummte Elek-
Mar. »Aber diese alnoischen Landmänner sind schon lange keine Seefahrer
mehr. Sie haben es verlernt, Wind und Wellen zu beherrschen.«
»Man kann Wind und Wellen nicht beherrschen«, wandte Segu-Mar ein.
»Wir mögen uns ihrer bedienen, aber niemand beherrscht das Meer.«
Sein Schwarmführer stieß ein leises Grunzen aus. »Ich mag dieses Schiff
nicht. Es stinkt nach Brennstein und hat nicht einmal eine anständige
Besegelung.«
Segu-Mar lachte vergnügt auf. »Es braucht uns nicht zu gefallen. Das
Schiff soll uns ja nur kurze Zeit dienen.«
»Und das wird es auch«, stimmte Elek-Mar zu. Er strich sich unbewusst
über die tiefrote Narbe in seinem Gesicht. »Lass uns ein Wort mit den
Brennsteinmännern wechseln. Ich hoffe, es sind noch genug von ihnen übrig,
um dieses Ding zu fahren.«
Die Korsaren standen lachend auf Deck und musterten die erbeuteten
Kleidungsstücke und Rüstungen der alnoischen Besatzung. »Steht nicht
herum und schwatzt wie die Weiber«, rief Elek-Mar ihnen zu. »Zieht die
Sachen an, damit wir endlich Kurs nehmen können!«
Sein Stellvertreter strich sich über das bärtige Kinn. »Nach Gendaneris?«
»Wohin