Die Pferdelords 05 - Die Korsaren von Umbriel. Michael Schenk
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Читать онлайн книгу Die Pferdelords 05 - Die Korsaren von Umbriel - Michael Schenk страница 8
Segel haben Schaden genommen. Statt der roten Tücher haben sie weißen
Stoff gesetzt. Das Schiff hat gelitten, Halblar, mein Freund, und wenn wir erst
heran sind, wird es noch viel mehr leiden.«
»Wie ist der Kampfsegler bewaffnet?«, fragte der Steuermatrose neugierig.
»Verzeiht die Frage, edler Herr, aber ich bin noch nie einem Korsarenschiff
begegnet.«
Ta Mergon lächelte freundlich. »Ihr könnt stolz darauf sein, es nun zu tun.
Ihr werdet in den Tavernen von Alneris eine gute Geschichte zu erzählen
haben.«
Halblar nickte. »Die Weiber werden an Euren Lippen hängen,
Steuermatrose.« Der Erste Offizier der »Shanvaar« zwinkerte dem Mann zu.
»Sie mögen die Helden der See. Vor allem, wenn diese einen Korsaren
versenkten.«
Großkapitän ta Mergon räusperte sich. »Der Kampfsegler hat einen
gerundeten, mit Eisen verstärkten Bug und einen Rammsporn wie wir. Aber
der fehlende Mast und die beschädigten Segel machen ihn schwerfällig und
langsam, er wird keine Chance haben, den Sporn gegen uns einzusetzen.
Ansonsten hat solch ein Segler Katapulte und Pfeilschleudern. Mit den
Katapulten schleudern sie Steine oder Metallstücke, in der Hoffnung, die
Segel des Gegners zu beschädigen oder sein Ruder zu treffen. Mit den
Pfeilschleudern verschießen sie übergroße Pfeile, an die Leinen gebunden
sind.« Ta Mergon blickte grimmig zum Korsarenschiff hinüber. »Treffen die
Pfeile Segel oder Takelage, dann reißen die Bastarde an den Leinen und
zerstören sie. Treffen sie den Rumpf, dann ziehen sie ihr Schiff an das Opfer
heran, damit sie es entern können. Das ist ihnen lieber, als ein Schiff zu
versenken, doch schrecken sie auch davor nicht zurück, wenn die Beute ihnen
sonst entkommt. Denn Schiffe sind eine wertvolle Beute. Die Schwärme
verwenden sie jedoch nicht, um mit ihnen die Meere zu befahren, sondern um
ihre verfluchten Städte damit auszubessern. Ihnen geht es vor allem um die
Fracht der Schiffe, und da können sie wirklich alles gebrauchen.«
Rechts vor ihnen öffnete sich nun die weite Bucht von Gendaneris, an
deren rechtem Ufer die große Hafenstadt lag. Die beiden Korsaren kannten
die Gefahr und steuerten nach links, um das offene Meer zu erreichen und den
schweren Batterien der Hafenfestung zu entgehen.
»Bei den Finsteren Abgründen.« Der Großkapitän stieß ein wütendes
Knurren aus. »Sie kommen an Gendaneris vorbei. Verfluchte Brut.« Er sah
den Steuermatrosen an. »Maximale Umdrehungen! Wir müssen die Bastarde
erwischen!«
Es würde ein Wettrennen werden, dessen Ausgang ungewiss war. Das
Jagdschiff der Korsaren konnte entkommen, wenn der Wind günstig war,
doch für das größere Kampfschiff standen die Chancen schlechter. Ohnehin
schwerfälliger als sein kleinerer Bruder, war es durch den fehlenden Mast und
die beschädigten Segel zusätzlich behindert. Dennoch würde die Jagd nicht
einfach werden. Die beiden Dampfkanonenschiffe Alnoas würden nun bald
die offene See erreichen, deren rauere Wellen eine höhere Belastung für die
Schaufelräder darstellten.
»Das Jagdschiff flieht!«, rief der Ausguck erregt. »Es lässt den anderen
zurück!«
»Wir kriegen sie!« Ta Mergon schlug sich abermals aufgeregt in die
Hände. »Zumindest das Kampfschiff werden wir einholen.«
Die »Shanvaar« und die »Aivaar« dampften mit voller Leistung an der
Stadt und Festung Gendaneris vorbei, den fliehenden Korsaren dicht auf den
Fersen. Das Segelkampfschiff »Netluaar« hingegen fiel immer weiter zurück.
Vielleicht würde es aufschließen können, wenn die Winde der offenen See
seine Segel füllten. Ta Mergon schlug seinem Ersten Offizier freundschaftlich
auf die Schulter. »Lass das Schiff klar zum Gefecht machen, Halblar. Auch
wenn es noch ein Weilchen dauern wird, bis wir die Bastarde erreichen, wir
wollen vorbereitet sein.«
Gendaneris hinter ihnen wurde immer kleiner und die See immer bewegter.
Die »Shanvaar« begann leicht zu stampfen, und die Schaufelräder unter der
Brücke am Heck hoben sich gelegentlich für einige Augenblicke aus dem
Wasser und drehten leer, bevor sie erneut ins Meer klatschten und mit ihrem
Druck das Schiff vorantrieben. Dennoch war das Dampfkanonenschiff
schneller als der beschädigte Korsarensegler. Allmählich holte man zum
Feind auf.
Halblar warf nachdenklich einen Blick in den Himmel hinauf. »Es wird
bald Dunkeln, ta Mergon, mein Freund. Die Nacht beginnt sich über die See
zu legen.«
»Wir holen auf«, erwiderte der Kapitän. »Zudem haben wir einen klaren
Himmel, und der Bastard vor uns hat weißes Tuch gesetzt. Wir