Narrseval in Bresel. Gerhard Gemke

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Narrseval in Bresel - Gerhard Gemke страница 7

Автор:
Серия:
Издательство:
Narrseval in Bresel - Gerhard Gemke

Скачать книгу

Witzen und Naseeeee-Brelau! -Rufen, Buckelsäcke erschreckten wenigstens noch die Kinder, und Bäcker Blume pries (inzwischen heiser) seine Lebkuchennasen an, Stück zu Eins-Fünfzig.

       Lisa lehnte wieder am EDU -Stand. Sie war dem Priester und Schwester Iffigenie, die ihm einen Mord beichten wollte, bis hierher gefolgt, hatte sie aber aus den Augen verloren, als zwei angeheiterte Hobelitze meinten, mit Lisa tanzen zu müssen. Da entdeckte sie die Gänsemarsch-Gruppe, die sich vom Domportal näherte.

       Vorneweg ein Pitbullgesicht, bei dessen Anblick Lisa fast geschrien hätte. Niemals würde sie diese Visage vergessen [siehe „Theater in Bresel“]. Dicht hinter dem Kerl folgte eine beleibte zeternde Dame mit zwei identischen Krausköpfen im Schlepp, und als Schlusslicht Jo. Ihr Gesicht hätte auch auf einem Plakat des Spendensammelstandes seine Wirkung nicht verfehlt.

       „Sieh an, der Chef“, knurrte der schwarz geschminkte Lange hinter dem Tresen leise, aber deutlich genug, dass Lisa es verstehen konnte.

       Ein kurzer Blick auf Jos Gesicht reichte. Lisa entschloss sich zu einer Rettungsaktion.

       „Nie wieder, das schwöre ich“, flüsterte Jo, als die Freundin neben ihr stand. „Und wenn mein Vater mir eine Jahresration Taschengeld dafür verspricht. Die können sich den ganzen bescheuerten Narrseval sonst wohin schmieren.“

       Jo schickte mordlüsterne Blicke zu den zwei Krausköpfen, ihren pappnasigen Lieblings-Cousins.

       „Und was macht der hier?“ Lisa deutete mit den Augen auf den Pitbull.

       „Ist jetzt der Chef von diesem Verein“, flüsterte Jo. „EDU.“

       „Wie man sich wandeln kann.“

       Inzwischen hüpften die lustigen Cousins schon um die beiden schwarz geschminkten Gestalten herum und krakeelten „Neger, Neger, Schornsteinfeger“. Wie süß, man musste sie einfach gern haben! Ihre Mutter – also Jos Tante Adelgunde – ließ sich unterdessen vom Pitbullgesicht ausführlich eine der bunten EDU -Broschüren erklären.

       In diesem Moment tauchte hinter dem Pitbull eine weitere schwarze Gestalt auf. Augenblicklich ließen die Krausköpfe von den Schornsteinfegern ab und näherten sich mit ungemein listigen Blicken ihrem neuen Opfer.

       Lisa tippte Jo auf die Schulter. „Der Priester da, kommt der dir nicht irgendwie bekannt vor?“

       „Nein.“ Jo war einfach nur sauer und an keinem Priester interessiert. Auch an keinem, der gerade ihre Cousins wie zwei lästige Stechmücken abschüttelte und direkt auf den EDU -Stand zusteuerte.

       „Hochwürden!“ Der dicke Schornsteinfeger wischte sich den Schweiß von der Stirn und hinterließ ein neues Muster in seiner Schminke. „Darf ich Ihnen unsere aktuelle Hilfsaktion vorstell...“

       „Der Junge da“, unterbrach ihn der seltsame Priester knapp. „Das ist der Knochenmark-Patient?“

       „Ähm, Sie meinen Pjotr?“, fragte der Dicke und deutete mit dem Daumen über die Schulter auf das Plakat mit den Werbesprüchen und dem Bild eines graugesichtigen Jungen, dessen Augen in tiefen schattigen Höhlen lagen, und in dessen linkem Nasenloch ein Schlauch steckte. Das Unangenehmste an dem Bild aber war die Hand, die über die Schulter des Jungen nach vorne kroch. Fünf spinnenbeindünne Finger und zwischen Daumen und Zeigefinger ein silberglänzendes Messer. Ein Skalpell.

       „Ich sehe sonst keinen anderen.“ Die Laune des Priesters konnte mit Jos mithalten. „In welchem Krankenhaus liegt der?“

       Der Dicke schluckte. „Das … äh … darf ich nicht … Sie müssen verstehen, Diskretion. Also wenn jeder wüsste, wo … äh …“

       „Und? Geht's ihm schon besser?“

       „Jaja!“ Der kleine dicke Kopf wackelte in verschiedene Richtungen. „Schon besser.“

       „Aha.“ Der Priester sah ihn scharf an, was die Schweißtropfen auf der schwarzen Stirn erheblich vergrößerte. „Das heißt, er lebt noch?“

       Der Dicke blickte hilfesuchend zum Pitbull, der Adelgunde mit der Broschüre allein gelassen und sich neben dem Priester aufgestellt hatte.

       „Kniest“, sagte er. „Eggbert Kniest.“

       „Aha“, sagte der Priester wieder und ließ dabei den Dicken nicht aus den Augen.

       „Geschäftsführer von Erbarme Dich Unser.“

       „Das ist noch keine Antwort auf meine Frage.“

       „Dem Patienten geht es den Umständen entsprechend. Er muss bald operiert werden. In meinem Sanatorium. Tja, und das kostet. Diese Afghanen sind ja nicht mal versichert.“

       „Ich möchte wissen, ob er noch lebt.“ Mit einem schnellen exakten Schwenk hatte sich der Kopf des Priesters dem Pitbull zugewandt.

       „Wie kommen Sie auf so eine lächerliche Frage?“

       „Beichtgeheimnis.“ Die Augen des Priesters verengten sich.

       „Sie sind doch niemals ein echter Pfaffe.“

       „Sind Sie sich da so sicher?“

       Der Pitbull war eine Spur in sich zusammengesunken. Eine Winzigkeit, aber der Priester hatte es gesehen. Auch Lisa war das nicht entgangen. Sie fasste Jos Hand und zog sie einen Schritt näher zum Stand.

       „Nun?“ Die Stimme des Priesters war um einige Grad kälter geworden.

       „Wer hat Ihnen denn so einen Unsinn gebeichtet?“

       „Das ist immer noch keine Antwort.“

       „Selbstverständlich lebt der … äh …“

       „Ich hätte gern Ihre Visitenkarte.“

       Einen Moment zögerte der Pitbull, dann hatte er seine Gesichtszüge wieder im Griff und fischte aus der Innentasche seines Jackets ein schmales Kärtchen. „Sie können mich jederzeit anrufen, wenn Sie noch Fragen haben.“

Скачать книгу