Die Pferdelords 03 - Die Barbaren des Dünenlandes. Michael Schenk
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dann breit. »Ah, nun verstehe ich, was du meinst, Schwester des Waldes.« Er
lachte auf. »Auch ihr würdet solche Schwielen bekommen, wenn ihr so viele
Jahre lang auf dem Tauwerk des Schiffes balanciert, um die Segel
auszurichten.«
»Warum trägst du dann keine Schuhe?«
Der Mann sah sie nachdenklich an. »Das wäre unpraktisch, Schwester des
Waldes. Man muss ein Schiff spüren können. Seine Bewegungen im Wasser.
Wie es sich auf- und abwiegt, sich zur Seite legt und wieder aufrichtet, wenn
es auf den Segeldruck und auf das Ruder reagiert.« Der Mann blickte an der
jungen Elfin vorbei zu Lotaras. »Was ist mit dir, Bruder des Waldes? Ist dir
nicht wohl?«
Lotaras war ein wenig bleich geworden. Jetzt schüttelte er nur noch
ächzend den Kopf, musterte die »Sturmschwinge« und glaubte fest daran,
dass dieses Schiff seinen Untergang bedeutete.
»Mein Steuermann Gendrion«, stellte Kapitän Herolas den Mann vor. »Es
gibt wohl kaum eine Welle des Meeres, die er nicht selbst befahren hat und
persönlich kennt. Doch nun kommt an Bord, wir wollen die Reise beginnen.«
Das Pfeilschiff lag dicht am Steg, doch wenn man es mit einem kurzen
Sprung erreichen wollte, musste man den Moment abpassen, in dem es sich
dem Steg leicht zuneigte. Lotaras sah einige der größeren Schiffe an ihren
Liegeplätzen. Bei allen außer bei der »Sturmschwinge« führten stabile Bretter
an Bord, weshalb Lotaras sofort den Steuermann Gendrion im Verdacht hatte,
die Planken vorsätzlich beiseitegelegt zu haben, um zu sehen, wie die
Waldbewohner ohne sie an Bord gelangen würden. Aber sein Stolz ließ es
nicht zu, eine Schwäche zu zeigen, und außerdem waren sein elfisches Auge
und seine Reflexe in Ordnung. Mit einem eleganten Schwung erreichte er das
Deck der »Sturmschwinge«, hörte ein leises Brummen des Steuermanns und
sah, wie dieser die Hand ausstreckte, um Leoryn zu helfen, doch die Elfin
lächelte ironisch und folgte ihrem Bruder mit weiblicher Anmut.
»Besatzung an Deck, wir stechen in See«, rief Gendrion mit lauter Stimme,
und über die kleine Treppe, die ins Schiffsinnere führte, kamen drei Männer
herauf, die erstaunliche Ähnlichkeit mit dem Steuermann hatten. Auch sie
waren annähernd nackt, und ihre Füße waren ebenso schwielig wie ihre
kräftigen Hände. Obwohl ihre Bewegungen auch die Anmut des elfischen
Volkes zeigten, wirkten sie in ihrer ganzen Art kraftvoller.
»Geht vor den Mast«, brummte Gendrion und schob Lotaras vor sich her,
während er dessen Schwester mit einer sanften Bewegung ermunterte, ihnen
zu folgen. »Wir müssen den Anker einholen und das Segel setzen.« Er sah
Leoryn freundlich an. »Der Mastbaum wird ein wenig herumschwingen und
das Schiff sich neigen. Doch beunruhigt euch nicht, es kann nichts
geschehen.«
Einer der Männer hastete zum Bug der »Sturmschwinge« und begann an
einer Kette zu ziehen. Als der klobige Metallblock des Ankers aus dem
Wasser auftauchte, eilte ein zweiter hinzu und half, ihn sorgsam auf das Deck
zu legen und mit einer Leine zu befestigen. Einer der Elfen blieb am Bug
stehen, während der andere zum Mast eilte, wo kurz darauf das Segel langsam
und unter dem leisen Quietschen der Befestigungsringe aufzusteigen begann.
Das zartblaue Segel der »Sturmschwinge« schien zu wachsen und füllte sich
mehr und mehr mit der steten Meeresbrise, bis der Winddruck das kleine
Schiff zur Seite presste. Als es sich zu neigen begann, konnte Lotaras nur
mühsam ein Krächzen unterdrücken, während er intuitiv die Bewegung mit
den Beinen ausglich. Möglichst unauffällig verschaffte er sich zusätzlichen
Halt am seitlichen Handlauf des Schiffes.
Leoryn hingegen entfernte sich mit schnellen Schritten von ihm, eilte zum
Bug hinüber und blickte mit freudigem Gesichtsausdruck zum Segel empor.
»Es zeigt einen Seevogel«, rief sie begeistert. »Eine wundervolle Arbeit.«
Kapitän Herolas stand neben dem Ruder seines Schiffes, doch seine
Kommandogewalt schien sich darauf zu beschränken, die Arme hinter den
Rücken gelegt zu halten und seinem Steuermann Gendrion gewichtig
zuzunicken. Vielleicht lag es daran, dass Gendrion die festeren Stimmbänder
besaß, jedenfalls war seine Stimmkraft gewaltig.
»Hoch mit dem Segel«, brüllte er zum Mast hinauf. »Gebt mir
Ruderdruck!«
Die »Sturmschwinge« legte sich noch weiter über und begann sich
unmerklich vorwärtszubewegen. Der hoch aus dem Wasser ragende Bug
senkte sich langsam, und das Schiff schwang überraschend schnell herum, bis
Lotaras die Öffnung der Zufahrt vor sich auftauchen sah.
»Gut so«, brüllte Gendrion. »Legt es fest!«
»Er ist ein wenig laut«,