Jamil - Zerrissene Seele. Farina de Waard

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Jamil - Zerrissene Seele - Farina de Waard

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ihn, weiter zu erzählen.

      »Mein Vater wollte euch kein Land … streitig machen, wir hatten euer Dorf nicht gesehen und die Seherin segnete den Ort … Aldo ist kein kriegerischer Anführer, aber jetzt, da ich von Pfeilen … durchbohrt wurde und mein Bruder meinen Platz einnimmt …«

      »Du hast einen Bruder? Warum ist er nicht hier, um dir zu helfen oder um zu trauern, wenn sie dich doch für tot halten?«

      »So eine Art Mensch … ist mein Bruder nicht. Er ist jünger als ich, aufbrausend und … meinte immer, ich sei zu besonnen, um ein guter Rätor zu werden … aber jetzt, wo sein älterer Bruder getötet und zum Dämon geworden ist … bin ich schon gespannt, wie er auf meinen Tod reagieren wird …«, murmelte er und bemerkte ihren fragenden Blick. »Er erkundet die Wälder zusammen mit einigen Jägern … müsste bald zurück sein …«

      »Könnte er sich gegen mein Volk richten? Würde er einen Kampf gegen uns wagen?«

      »Er könnte versuchen, so etwas anzuzetteln … wenn er glaubt, dass ihr die Pfeile … auf mich geschossen habt.«

      Das Mädchen schwieg und Wut kochte in ihm hoch.

      »War es einer von deinen Leuten, Mädchen? Wart ihr es, die diese Pfeile abgefeuert und mich zu dem hier gemacht haben?« Er nickte abfällig zu seinem Körper hinunter.

      Sie schüttelte wild den Kopf. »Nein! Die Sukrani lieben den Frieden! Außerdem habe ich mir einen der Pfeile angesehen«, sagte sie und deutete ins Gras. »Sie sind nicht so gemacht wie unsere.«

      Mit einem Stirnrunzeln streckte er fordernd die Hand danach. »Zeig mir einen.«

      Als sie sich nicht regte, versuchte er beschwichtigend zu lächeln. »Bitte.«

      Doch beim Anblick des Pfeiles fiel jegliches Lächeln von ihm ab und Eiseskälte rann seinen Rücken hinab. Er starrte auf die blutverkrustete Metallspitze.

      »Es war jemand von meinen Leuten«, murmelte er kaum hörbar. Eine Hitze flammte in seiner Brust auf und vermischte sich mit tiefer Verzweiflung.

      Seine Finger umkrallten den verdammten Pfeil und er knirschte mit den Zähnen, wollte diese schreckliche Erkenntnis nicht wahrhaben. Doch es blieb ihm keine Wahl.

      »Ihr solltet euch wappnen. Ich kann nicht für die anderen übersetzen oder vermitteln … Sie würden nur denken, ich lüge.«

      Das Mädchen nickte nachdenklich. »Danke, dass du so ehrlich zu mir warst.« Sie stand auf und lief in den Wald, von wo sie wenig später mit der Schale voll kaltem, klarem Quellwasser zurückkehrte, das sie ihm einflößte.

      Er atmete erleichtert auf, als er den letzten Schluck getrunken hatte und sich erfrischter und wacher fühlte.

      »Wird es nicht bemerkt werden, dass du die Nacht über fort bist?«, fragte er diesmal ohne Pausen der Erschöpfung und sie schüttelte den Kopf.

      »Ich bin die Tochter eines Jägers, ich kann kommen und gehen, wann ich will, da ich oft in der Dämmerung jage und in der Dunkelheit zu den guten Plätzen wandere.«

      »Hast du keine Angst alleine nachts im Wald?«

      Sie lachte, bemerkte dann aber, dass seine Frage ernst gemeint gewesen war. »Wieso sollte ich davor Angst haben? Die Wölfe und Bären meiden uns, solange wir ihren Höhlen nicht zu nah kommen. Wir Jäger sind schon von klein auf Tag und Nacht draußen, das macht für uns keinen Unterschied.«

      »Was ist mit den anderen deines Volkes? Könnten sie auch herkommen?«

      Sie zögerte. »Nein, ich denke nicht. Ich bin beauftragt worden, dich zu beobachten. Ich habe die schärfsten Augen und soll berichten. Die anderen dürfen nicht herkommen.«

      »Dann bist du auch nur hier, um darauf zu warten, dass ich sterbe? Ich dachte, du wolltest, dass ich geheilt werde?«

      »Unsere Schamanen haben die Geister befragt, nachdem ich ihnen von deinem Unfall berichtet hatte. Sie sagten, dass du von einem Fluch befallen wurdest und nun kein Mensch mehr bist.«

      »Hast du ihnen auch gesagt, dass du mich zum Baum gebracht hast?«

      Nachdenklich betrachtete sie seine Gestalt. »Ich … ein anderer Jäger hat entdeckt, dass du hier bist, bevor ich die Chance dazu hatte. Sie sind sich jetzt sicher, dass du ein Dämon bist, der von den Fremden erschaffen wurde, um unseren Hara–Baum zu besetzen.«

      Er lachte trocken. »Das ist doch die pure Ironie, oder nicht? Unsere Leute haben noch kein Wort miteinander gewechselt und sind sich schon über mich einig.«

      »Es erscheint mir nicht gerecht, was dir zugestoßen ist. Irgendjemand sollte sich deine Version der Geschichte anhören, oder nicht?«

      »Du solltest trotzdem vorsichtig sein.«

      »Du meinst, es wäre nicht ratsam, entdeckt zu werden, wie ich einem Dämon helfe?«, meinte sie und schmunzelte leicht.

      »Ich …«

      »Keine Sorge, mein schwacher Dämon, ich kann stiller sein als der Mond.«

      Ehe er etwas erwidern konnte, war sie im Schatten des Baumes verschwunden und er blieb allein zurück.

Bild15

      Ashanee erreichte den Waldrand und die Felsen, zwischen denen sie ihren Bogen und die Pfeile versteckt hatte.

      Sobald sie das starke, biegsame Holz mit den Fingern umschlossen hielt, fühlte sie sich wieder vollständig.

      Zuerst hatte sich alles in ihr gegen diesen Impuls gesträubt, ohne ihren Bogen zu dem Dämon zu gehen … aber er war so schwer verletzt und seine Augen waren jetzt leuchtend blau statt rot. Seltsamerweise wollte sie ihn nicht erschrecken oder bedrohlich wirken.

      Sie wollte ihn schützen, was völlig verrückt war, denn er war ein Dämon, vermutlich unsterblich, mordlüstern und gefährlich … und dennoch so sonderbar verletzlich.

      Ashanee tastete nach der Lederschnur um ihren Nacken und holte das Amulett hervor, das die Schamanen ihr gegeben hatten. Das Holz mit dem eingelassenen grünen Stein wirkte in seiner Einfachheit und Unscheinbarkeit doch erhaben und machtvoll. Es sollte sie als Beobachterin davor schützen, von dem Dämon bemerkt oder attackiert zu werden. Die Schamanen hatten allen im Dorf eingeschärft, den Dämon nicht anzusehen, weder mit ihm zu sprechen, noch zur Wiese oder zum Baum zu blicken.

      Nur sie konnte und durfte das jetzt … aber funktionierte dieser Schutz überhaupt noch, wenn sie ihn freiwillig aufgegeben hatte? Immerhin war sie zu dem Mann gegangen und hatte mit ihm gesprochen.

      Seufzend zog sie sich den gespannten Bogen über die Schulter und massierte sich dann kurz die Schläfen, um einen klaren Kopf zu bekommen.

      Sie hatte Pflichten zu erfüllen und nach dem Dämon zu sehen, kostete sie Nerven und Kraft, die sie eigentlich für die Jagd in der frühen Dämmerung brauchte.

      Ihre Füße wählten ganz von selbst den besten Schleichweg durch den Wald. Sie kannte ihn im Schlaf, lief einmal die kleinen Fallen ab und warf seufzend einen Blick auf das Gebiet, das die Fremden bereits verwüstet hatten.

      Der

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