Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge. Michael Schenk
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Das Spiel war sehr beliebt, und es wurden hohe Wetten auf die Favoriten
abgeschlossen. Zur Zeit des Stoßspiels würden die Schwertmänner Garodems
alle Hände voll zu tun haben, die nächtliche Ruhe in den Straßen zu
gewährleisten, denn sehr viele der Bewohner Eternas’ würden ihren Sieg
feiern oder den Kummer ihrer Niederlage im Alkohol ertränken.
Die Schaulustigen hatten ein grobes Geviert um den Platz gebildet, und die
Reiter in der Mitte des Vierecks umkreisten einander im aufwirbelnden Staub.
Gelegentlich stürzte einer von ihnen unter dem Johlen der Zuschauer und der
gegnerischen Partei aus dem Sattel.
Der kleine Garwin schrie vergnügt und versuchte offenbar, nach einem der
Reiter zu greifen. Larwyn lachte leise. »Warte, mein kleiner Pferdelord, du
wirst deinen grünen Umhang noch früh genug bekommen.«
Kapitel 3
Der Mann war von ungewöhnlich kleiner Statur, und hätte er nicht auf dem
Rücken eines grobknochigen Wallachs gesessen und den grünen Umhang
eines Pferdelords getragen, so hätte man ihn wohl für einen Knaben oder
einen der sagenumwobenen Zwerge gehalten. Hinzu kam, dass der Mann eine
gewaltige, seine Statur noch überragende Streitaxt geschultert hatte. Das
Gesicht des Reiters war faltig und von Wind und Wetter gegerbt. Von der
rechten Wange her zog sich eine breite Narbe bis zum Kinn hinunter,
wodurch sein Lächeln verzerrt und grimmig wirkte. Der Name des Reiters
war Dorkemunt.
Vor Jahren hatte er seine gesamte Familie bei einem Überfall der Orks
verloren, und es hatte ihn mit den Pferdelords des Königs in die Hochmark
verschlagen, wo er eine neue Heimat fand. Dorkemunt war kein Schwertmann
Garodems, wie man an seiner Ausrüstung erkennen konnte. Er trug keinen
metallenen Panzer, nicht einmal ein Kettenhemd, sondern lediglich einen
Brustharnisch aus dickem und sorgsam poliertem Leder. Dieses war ebenso
mit Messingringen verziert wie der mit Leder bespannte Metallhelm, der glatt
und rund war, an dem jedoch der Rosshaarschweif der Schwertmänner fehlte.
Dennoch ritt Dorkemunt bei dieser Patrouille einer kleinen Schar von
Männern aus Garodems ständiger Wache voran, denn die Instinkte des
kleinwüchsigen Mannes waren in der Hochmark legendär. Dorkemunt war
auf eigene Faust durch die Marken des Königs gezogen, damals, als die
Legionen der Dunklen Mächte das Land zu überfluten schienen, und er hatte
an den Bestien Rache für den Mord an seiner Familie genommen. Dabei war
er Nedeam, einem Knaben aus der Hochmark, begegnet und zu dessen
Mentor geworden. Gemeinsam mit den Truppen des Königs der Pferdelords
waren sie in die Hochmark zurückgekehrt, gerade rechtzeitig, um die
Menschen von Eternas zu retten. Damals hatte Dorkemunt den Anführer der
orkischen Legion im Zweikampf bezwungen. Nun bewirtschaftete er
zusammen mit Nedeam den Hof von dessen Mutter Meowyn, doch der
kleinwüchsige Pferdelord war plötzlich von einer unbestimmten Unruhe
erfüllt worden. Er hätte sie nicht in Worte fassen können, und viele Worte
waren ohnehin nicht nach seinem Geschmack. Aber dieses vage Gefühl hatte
ihn dazu getrieben, sich einer Patrouille der Schwertmänner anzuschließen,
welche die nördliche Grenze der Hochmark, und damit auch des
Herrschaftsgebietes der Pferdelords, abreiten sollte. An Dorkemunts Seite ritt
Kormund, Schwertmann Garodems und Befehlshaber der kleinen Schar. Der
stämmige Mann führte an seiner Lanze den Wimpel des Beritts, ein langes
dreieckiges Tuch in der grünen Farbe der Pferdelords. Es war mit dem blauen
Saum der Hochmark eingefasst und zeigte in weißer Stickerei das Symbol der
Mark.
Die kleine Schar war seit mehreren Tagen unterwegs und hatte bislang
keinen Feind zu Gesicht bekommen, aber das hatte eigentlich auch niemand
erwartet. An den südlichen und westlichen Grenzen der Hochmark konnten
gelegentlich Barbaren eindringen, doch waren es meist nur kleine Gruppen,
und die Pferdelords vermuteten, dass es sich weniger um organisierte
Raubzüge denn um lose Verbände von Barbaren handelte, die von ihren
Stämmen verstoßen waren und sich auf der Suche nach Essbarem
zusammengeschlossen hatten. Diese kleinen Gruppen begnügten sich meist
damit, einsame Gehöfte zu belauern und von dort Wolltiere oder Hornvieh zu
stehlen. Nur selten griffen sie die Bewohner an, denn sie wussten, welche
Rache die Pferdelords nehmen würden.
Kein Windhauch rührte sich über der alten Straße, der die Schar der
Pferdelords bereits seit drei Tagen folgte. Kormund klemmte die Lanze mit
dem Wimpel an den Körper und löste den Kinnriemen seines Helms.
Seufzend wischte er sich den Schweiß von der Stirn. »Hier gibt es nichts als
Felsen,