Dancing Queen. Verena Maria Mayr

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Dancing Queen - Verena Maria Mayr

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lächelt Patrizia an.

      „Ich bin Patrizia, und das ist mein Sohn Julius.“

      „Sehr schön. Herzlich willkommen“, sagt sie und wird gleich beruflich: „Wo ist Renate?“, fragt sie und schaut sich im Raum um. Marianne antwortet: „Die ist schon auf Rehab.“

      Patrizia ist noch keine Frau mit Behinderung aufgefallen und sie fragt sich, ob eine Rehabilitation im beziehungsweise über das Frauenhaus gemacht werden kann.

      „Ach ja, das habe ich vergessen. So, was liegt an?“, fragt sie und schaut von ihrem Schreibblock auf.

      „Da fehlt noch eine Neue“, stellt Marianne fest.

      „Die bringt ihren Kleinen in den Kindergarten“, erklärt Anita und erwartet weitere Anliegen.

      „Es gibt fast kein Brot mehr und die Extra ist aus“, sagt die hübsche Junge, die mit den besser gefärbten violetten Haaren als Marianne.

      „Wenn ich mich richtig erinnere, ist im Essenslager noch eine ganze Stange Hartwurst. Wir können die aufbrauchen und dann wieder eine Extrawurst einkaufen. Ist das in Ordnung?“ Patrizia hätte gerne hauchdünn geschnittenen Prosciutto semi dolce. Ob sie den auch kaufen würden? Sie fragt nicht danach, denn es liegt auf der Hand, dass der italienische Schinken zu teuer wäre, der Einrichtung und ihren Bewohnerinnen nicht entsprechend.

      Ein einstimmiges „Ja“ lässt Anita fortfahren: „Ich hole sie gleich. Brot schreibe ich auf die Einkaufsliste. Was noch?“

      „Könnte ich eine Banane für Julius haben?“, fragt Patrizia.

      Alle schauen sie an. „Ich habe die Obstteller gesehen und gestern von einem eine Mandarine genommen. Tut mir leid, ich weiß nicht mehr von welchem.“

      „Das macht nichts“, antwortet Marianne. „Wir haben’s eh nicht so mit Obst.“ Die anderen stimmen in ihr raues Lachen ein.

      „Ein paar Vitamine würden euch aber gar nicht schaden“, unterbricht Anita das Gelächter. Sie kann sich das anscheinend erlauben, denn sofort kehrt wieder Ruhe ein.

      „Okay. Also Bananen. Habe ich notiert. Weiter.“

      „Milch, Eier und Marmelade. Sonst ist alles da.“ Marianne scheint für alle zu sprechen.

      Anita schaut noch einmal in die Runde und wird ernst: „Ladies, jetzt geht es um den Schlüssel zum Waschraum. Ihr wisst, dass ihr euch in die Liste eintragen müsst, um ihn zu bekommen. Danach allerdings muss er wieder bei uns abgegeben werden. Gestern ist das aber nicht passiert. Wo ist der Schlüssel?“

      „Ich hab ihn Marianne gegeben“, sagt Cessna.

      „Warum?“

      Ein kurzer Blick von Marianne zu Cessna bringt diese zum Schweigen.

      „So geht das nicht“, sagt Anita. Sie scheint den Blick bemerkt zu haben und zu wissen, was Sache ist. Sie geht nicht darauf ein, beschuldigt niemanden. Sehr professionell, findet Patrizia. Vielleicht hat sie aber auch keine Lust, sich mit den beiden zu streiten.

      „Es gibt hier drin ganz klare Regeln und die müssen eingehalten werden. Ist das für irgendjemanden ein Problem?“

      Allgemeines Kopfschütteln, gesenkte Blicke.

      „Gut, dann wären wir ja alle einer Meinung. Der Schlüssel hängt bitte in den nächsten fünf Minuten im Büro. Das wär’s für heute von meiner Seite. Jetzt übergebe ich das Wort an Frau Gabor.“

      „Guten Morgen“, begrüßt diese die Frauen. Ihre Stimme klingt, als wäre sie durch jahrelanges Rauchen heiser geworden. „Mein Name ist Ella Gabor und ich bin Tanztherapeutin.“ Frau Gabor ist groß und schlank, aber nicht dünn. Sie hat trotz kleinen Bäuchleins ein enges, knalloranges Oberteil über ihren langen, dunkelroten Rock gezogen. Es wirkt beinah, als würde sie es betonen wollen. Patrizia findet sie sehr schön.

      „Ich zeige Frauen, wie sie ihr Selbstbewusstsein stärken und sich verteidigen können.“

      „Und das soll was bringen?“, schnaubt Marianne verächtlich und imitiert spöttisch eine japanische Kampfkunstfigur.

      „Der Kurs, den ich anbiete heißt „Wendungen“ und ist für Frauen konzipiert; von Frauen für Frauen. Es geht nicht nur darum, wie ihr euch wehren könnt, sondern auch um die Stärkung des Selbstbewusstseins und um Selbstbehauptung“, erklärt Frau Gabor ruhig, ohne sich von Marianne aus dem Konzept bringen zu lassen. Es geht darum, sich aus einer beklemmenden, unerwünschten oder auch ungesunden Situation zu winden, eine Wende herbeizuführen. Wir drehen uns raus.

      „Bei den Wörtern „wenden“ und „drehen“ muss ich ans Tanzen denken“, wirft Patrizia ein.

      „So geht es mir auch“, gesteht Frau Gabor. „Darum habe ich versucht, die Tanztherapie mit einem Selbstverteidigungskonzept zu verbinden. Es geht mir darum, sich als Frau wieder spüren zu lernen, den eigenen Körper wieder zu entdecken und das Sicherheitsgefühl zu festigen. Wenn ich mich selbst kenne, bin ich mir meines Körpers und meiner Ausstrahlung bewusst. Ich trete anders auf. Euer Körper besitzt Kraft und Geschicklichkeit genug, um sich auch gegen rohe Gewalt erfolgreich zu verteidigen.“

      „Wir echt lernen, wie Männer umlegen oder besser gesagt, wie uns von Leib halten können? Auch fette, starke?“, fragt Cessna neugierig.

      „Ja. Ihr bekommt von mir die richtigen Informationen und ich werde die Techniken einzeln mit euch üben. Geplant sind vier Einheiten zu je drei Stunden. Bei der Tanztherapie geht ...“

      „Therapie!“, unterbricht Marianne verächtlich. „Ich brauche doch keine Therapie. Ich bin normal. Mein Ex bräuchte eine.“

      Frau Gabor hält Mariannes Blick stand, bevor sie ihre Ausführungen fortsetzt. „Bei der Tanztherapie geht es darum, dass unser Unbewusstes über den individuellen Ausdruck Gefühle und Beziehungen verstehen und verarbeiten kann. Wie vorhin schon kurz angedeutet, geht es auch darum, sich selbst wieder zu spüren und Leichtigkeit zu erfahren.“

      „Pah“, kommentiert Marianne skeptisch. „Wenn, dann brauche ich einen Kampfkurs. So was wie Kung Fu oder Karate, wenn ich jünger wäre, dann würde ich mit Kickboxen anfangen.“ Frau Gabor scheint diese Reaktion zu kennen. „In meinem Kurs geht es darum Aggressionen abzubauen, negative Energie in positive zu transformieren und sich selbst spüren zu lernen. Wir wollen uns und unseren Mitmenschen selbstbewusst und friedlich begegnen.“

      Alle anderen Frauen nicken interessiert. „Bitte sagt bis spätestens übermorgen Bescheid, ob ihr mitmacht oder nicht. Ich spreche aus jahrelanger Erfahrung und kann euch nur dazu ermutigen, dieses Angebot des Frauenhauses anzunehmen.“

      Anita erhebt sich und klappt ihren Schreibblock zu. „Schönen Tag, Ladies! Und denkt an die Schlüssel!“

      „Ebenfalls ...“

      „Schönen Tag.“

      „Auf Wiedersehen.“

      „Tschüs!“

      „Bis morgen.“

      Sofort löst sich die Damenrunde auf, alle verschwinden aus dem Gemeinschaftsraum. Patrizia schnappt Julius und geht mit ihm aufs Zimmer. Sie würde

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