Was für Ticker ist ein Politiker. Marion Wolf

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Was für Ticker ist ein Politiker - Marion Wolf

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Himmel.

      Ich erinnere mich an eine junge Ärztin, die mir vor einer Krebs-OP einen langen Draht in die Brust steckte, keine Zange zum Abschneiden hatte und sich mit der Schere dumm anstellte. Anscheinend hatte sie noch nie im Leben eine dicke Schnur durchgeschnitten. Also behauptete sie: „Das geht nicht.“ Ich erklärte ihr, wie es geht – das dumme Gesicht vergesse ich nie. Vermutlich war sie dank einer 'schönen Kindheit' zum Alltagsdeppen geworden – dagegen helfen auch akademische Würden nichts.

      Verhätschelte Menschen sind aufgeschmissen, wenn sie ins Leben entlassen werden. Ich erinnere mich an eine junge Frau aus einer Laienspielgruppe, die es als verwöhntes Kind später unendlich schwer hatte. Drei Jahre lang hätte sie fast nur geheult, weil sie im Haushalt hilflos war und aneckte. Nicht alle jungen Leute sind so selbstkritisch und lernwillig – deshalb fragt es sich, was maßlos verzogene Egoisten für ein politisches Saatgut abgeben?

      Was erwarten unausgegorene Kindsköpfe von Politikern? 'Vater Staat' wird für sie zum Elternersatz, der alles für sie regelt und wenn sie das nicht zufrieden stellt, wird herum gemault. Sie tun anderen Unrecht, ohne es zu merken und versinken in Selbstmitleid, wenn ihnen Unrecht geschieht.

      Demokratie braucht Erwachsene, die gelernt haben, wie der Hase läuft, sich tatkräftig um ihre Belange kümmern, die Dinge richtig beurteilen und für ihre Rechte kämpfen. Solange unausgegorene Bürger von Politikern als Stimmvieh betrachtet werden, das alle Wahljahre erfolgreich an der Nase herumgeführt werden kann, leben wir in einer verlogenen Pseudodemokratie.

      Doch nicht nur das Wahlvolk ist unzureichend erzogen. Es fragt sich doch, welche Art Politiker solche Leute abgeben? Wie wirkt sich mangelhafte soziale Bildung bei Menschen in leitenden Stellungen aus? Wie kommen sie an die Spitze in Wirtschaft und Staat?

      Unausgegorene Manager und Politiker entpuppen sich als:

      Eitle Gockel, die sich mit Ämtern schmücken,

      denen sie nicht gewachsen sind.

      Phrasendrescher, die keine Konzepte haben.

      Spekulierer, die Vermutungen nachhängen, anstatt Daten zu erheben und Berechnungen anzustellen.

      Verschwender, die für Protzbauten Geld ausgeben, das benötigt würde, um Not zu lindern.

      Feiglinge, die Umweltsünden vertuschen und naiv darauf warten, dass 'Mutter Natur' den Dreck schon „irgendwie“ rein wäscht.

      Unfähige Hinterbänkler, die nur Diäten kassieren,

      um ihrer Partei Mehrheiten zu sichern.

      Das kommt Ihnen bekannt vor? Lästern bringt nichts – es fragt sich, wie man derartige Verhältnisse ändert, denn mit Transparenten auf Protestmärschen macht man diese Sorte Weltregierer auch nicht besser.

      In der Demokratie wählen Dumme die Regierung,

      in der Diktatur wählt sich die Regierung die Dummen.

      Erhard Blanck *1942

      Wenn etwas nicht so läuft, wie es laufen soll, hilft es auch nichts, sich eine Ideologie aufs Fähnchen zu schreiben und Schlagworte zu dreschen, die dann keiner umsetzt. Man muss hinterfragen, wie es zu Fehlverhaltensweisen kommt, die Ursachen ergründen und bessere Methoden entwickeln. Nur zu wissen, wo der Hund begraben liegt, ist noch lang keine Lösung. Es muss zielführend gehandelt werden!

      Doch warum erfüllen Politiker diesen Anspruch nicht? Warum wird herum geeiert, ins Blaue hinein vermutet, im kleinen Rahmen herum probiert und gelegentlich eine Umfrage gestartet, um die Stimmung des Volkes zu erfassen?

      Weil sie von ihrem Job keine Ahnung haben!

      Deshalb wissen sie nicht, was wirklich zu tun ist. Um ihre Unfähigkeit zu vertuschen und Fehlentscheidungen zu rechtfertigen, beauftragen sie Gutachter, die ihrer Ideologie am nächsten kommen und lassen unbequeme Ergebnisse unter den Tisch fallen. Das meiste wird ausgesessen. Wenn überhaupt, wird nur halbherzig gehandelt und die Sache nicht zu Ende gedacht. Das ist keine effektive Art Politik zu machen, sondern Dilettantismus im Reinformat.

      Es kommt nicht darauf an, Ideologien zu dienen,

      sondern darauf, praktikable Lösungen zu finden!

      Doch warum tun das Politiker nicht? Große Geister der Geschichte haben schon vor über 200 Jahren gewarnt:

      Verstand ist stets bei wenigen nur gewesen.

      Man soll die Stimmen wägen und nicht zählen.

      Der Staat muss untergeh'n, früh oder spät,

      wo Mehrheit siegt und Unverstand entscheidet.

      Friedrich von Schiller 1759 – 1805

      Manchmal ist es grotesk, mit wie wenig Verstand Leute an Spitzenämter gelangen. Ich kannte einst einen Landrat mit aufrechtem Charakter und freundlichem Wesen – aber kaum fähig, eine einfache Ansprache zu halten. Ich fragte mich, wie der in dieses Amt gerutscht war. Offenbar besaß er das größte Landgut der Region, weshalb ihn die Bauern der Partei zum Kandidaten wählten. Und der Parteiführung war 's recht, einen einfältigen Menschen zu wissen, der das tat, was ihm der Landesverband vorschrieb. Sein Staatsverständnis schien aus Kaisers Zeiten, denn er meinte auch, sein Amt an seinen Sohn weitergeben zu können. Die Wahl schien dabei nur eine Formsache. Das obrigkeitshörige Volk hieß ja alles gut, was die Parteibonzen vorschlugen. Da fragt man sich, was in der CSU der 90iger Jahre noch für ein Demokratieverständnis herrschte?

      Wie ticken Politiker?

      Wie viel eine Gesellschaft taugt, hängt davon ab, wie die meisten ihrer Mitglieder ticken. Und Politik taugt nur soviel, wie die Politiker ticken. Was also läuft da schief in den Köpfen unserer Regenten?

      Politikern und Managern geht es meist nur darum, Machtpositionen zu erringen, sich darin zu sonnen und auf gut bezahlten Pöstchen zu halten, anstatt sie dafür zu nutzen, etwas zum Wohle der anvertrauten Leute zu bewirken. Um ihren Aufgaben gerecht zu werden, müssten sie allerdings einen aufrichtigen Charakter haben und auch was von den Dingen verstehen, die sie verwalten...

      Letzteres ist in der Politik selten der Fall, weil in unsrer Pseudodemokratie jeder Dummkopf Politiker werden darf und für seine Aufgabe weder Sachkenntnisse, noch herausragende Intelligenz oder organisatorische Fähigkeiten nachweisen muss, von kreativem Denkvermögen ganz zu schweigen. Hierzulande entscheiden Parteibuch, Wohnsitz und die Zuneigung des Parteivorsitzenden, wer Minister wird, einschlägiges Wissen ist nicht erforderlich. Man sehe sich nur die Liste der Bundes-Gesundheitsminister an…

      Ulla Schmidt legte abstruse Kriterien für die Übernahme der Kosten von Medikamenten fest: Was keine Nebenwirkungen hat, ist frei verkäuflich und wird auch nicht mehr bezahlt. Wer zu wenig Geld hat, ist der Dumme oder muss sich mit Medikamenten vergiften, die schlimme Nebenwirkungen haben. Nach diesen fragwürdigen Sparmaßnahmen stiegen auch noch die Krankenkassenbeiträge. Ärzte liefen Sturm gegen eine derart hirnrissige Regelung und Patienten bleiben bis heute auf der Strecke…

      Profitieren tut davon nur die Pharmaindustrie.

      Doch warum lassen sich die Patienten das gefallen?

      Wie tickt das Volk?

      Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Jugend in den Schulen pflichtschuldigst Demokratie gepredigt, doch von Eltern und Großeltern, Lehrern und Beamten,

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