Was für Ticker ist ein Politiker. Marion Wolf

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Was für Ticker ist ein Politiker - Marion Wolf

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kletterte gleich die Rutsche hoch. Der Schneeanzug glitt leichter, als die Cordhose, was ihr sichtlich Spaß machte. Sie stellte sich sogar mutig in die Reihe, als eine Horde weitaus größerer Kinder die Rutsche in Beschlag nahm. Kurz darauf kam ein Paar mit einem Jungen, der etwa ein Jahr älter und einen Kopf größer war. Der trottelige Bub trappelte zur Rutsche, doch die Mutter hielt ihn zurück. Mir tat der Kleine leid und ich ermunterte sie, ihn doch rauf zu lassen. Doch der Vater beharrte, das könne man erst mit 3-4 Jahren. Als ich einwarf, dass meine 1-jährige Tochter das schon könne, wurde sie als Wunderkind bezeichnet, ihr Sohn sei eben noch nicht so weit.

      Mit solch dämlichen Vorurteilen verdummt man seinen Nachwuchs – und der wird dann beim „brav herumsitzen“ dick und fett, weil Mama sich ja so freut, wenn es dem Kleinen schmeckt. Ich hab mal so einen schwabbeligen, verblödeten und verfressenen Kindskopf von 25 Lenzen in einer Kurklinik beobachtet...

      Was das alles mit Politik zu tun hat?

      Politiker treffen sozialpolitische Entscheidungen, obwohl sie keine Ahnung von Pädagogik haben. Da sie sich von Fachwissenschaftlern nichts sagen lassen, verfehlen die Maßnahmen ihr Ziel. Es reicht nicht, Eltern mit Kindergeld zu unterstützen. Außer, dass einige es für sich verschwenden, anstatt ihre Kinder ordentlich zu ernähren und zu kleiden, gibt es Mängel, die man mit Geld nicht beheben kann: Gesittetes Verhalten sollen Kinder zuhause lernen – doch wie, wenn die Eltern haarsträubende Manieren, keine Ahnung von Entwicklungspsychologie oder vernünftigen Erziehungsmethoden haben?

      Derartige Unzulänglichkeiten würden langfristig behoben, wenn man diese Fächer in die Lehrpläne aufnähme und die Familienförderung vom Nachweis von Grundlagenwissen abhängig machte. So, wie jetzt, kann 's nicht weitergehen!

      Manche Eltern üben selbstherrlich ihr Elternrecht aus, die anderen lassen sich verunsichert von ihren Kleinkindern terrorisieren. Viele haben keine Ahnung von der gesetzlich verankerten Erziehungspflicht und je weniger Grips im Kopf, desto weniger Einsicht, sich fortbilden zu müssen.

      Die Frau eines wohlhabenden Handwerkers, deren Kind nach einem Unfall durch Vernachlässigung geistesgestört wurde und im Nachhilfeunterricht total abblockte, erklärte mir hochnäsig, sie lese nie. Von den Interessen des Sohnes hatte sie keine Ahnung, kaufte ihm, was er haben wollte und meinte offenbar, Nachhilfelehrer sollten so nebenbei ihre Erziehungsfehler ausbügeln.

      Volkshochschulen bieten Seminare über Kindererziehung an, die mangels Interesse vonseiten Bildungsbedürftiger ausfallen. Doch unsre blauäugigen Politiker lehnen Pflichtkurse ab. Weshalb eigentlich?

      Zum Auto fahren braucht man einen Führerschein,

      zum Jagen einen Jagdschein,

      zum Angeln einen Angelschein –

      doch hilflose kleine Menschlein darf jeder Idiot

      drangsalieren, verziehen, verblöden, verkorksen,

      wie es ihm gerade passt?

      Das ist nicht nur menschenverachtend gegenüber den Kindern, sondern gesellschaftspolitischer Schwachsinn. Wen wundert es, wenn unsere Kultur verroht und immer mehr Jugendliche gemütskrank werden? Journalisten prangern Symptome an, die Ursachen sieht keiner.

      Doch Politiker wollen das heiße Eisen nicht angehen. Sie verstehen nicht, warum sie selbst so ticken, wie sie ticken, und erst recht nicht, woher das soziale Dilemma kommt.

      Die Folgen zwischenmenschlichen Unvermögens kosten nicht nur die Opfer ihr Lebens-Glück, sondern den Staat Millionen für Justiz, Gesundheits- und Sozialkosten: In 80% der Ehen ist der Wurm drin: 50% werden geschieden – von häufig wechselnden wilden Beziehungen ganz zu schweigen. Es gibt Statistiken über gestörte Scheidungswaisen, Alleinerziehende, die der Altersarmut anheim fallen – von Arbeitsausfällen, Angstpsychosen, Süchten, Amokläufen, Kriminalität und Terrorismus. Hie und da wird meist erfolglos versucht, zu therapieren doch gegen die Ursachen der Zustände wird nichts getan!

      Verhindern kann man nicht alles, aber das meiste, wenn man die Dinge von vorne herein mit gesundem Menschenverstand anginge. Doch den kann halt nur vermitteln, wer selber welchen hat. Das gilt für Erziehende, wie auch für Politiker, die ja die Weichen hierfür stellen sollen.

      Symptom-Behandlung verdampft, wie der Tropfen auf dem heißen Stein, ist aufwändig, teuer, ineffektiv und deshalb keine nachhaltige Art, gesellschaftliche Probleme zu lösen – man muss das Übel an der Wurzel packen!

      Zum Mond zu fliegen ist viel einfacher

      als echte Demokratie zu leben.

      Für ersteres braucht man nur ausgebildet zu sein,

      für letzteres muss man gebildet und erzogen sein.

      Prof. Querulix *1946

      Eine Bildungsoffensive für Eltern ist überfällig – und die muss verpflichtend sein, denn wer vom Staat unterstützt wird, um seinen Nachwuchs großzuziehen, sollte auch eine Erziehungsleistung vollbringen, aus der sozialverträgliche Mitbürger hervorgehen!

      Ein demokratischer Staat voller Seelenkrüppel

      kann nicht funktionieren!

      Geben und Nehmen ist das Grundprinzip jeder Gemeinschaft. Politik hat die Aufgabe, dafür Regeln aufzustellen, die allen Seiten gerecht werden. Doch unsere Politiker sind ihrem Klischeedenken derart verhaftet, dass ihnen für eine sinnvolle Neuordnung der Horizont fehlt. Sie klammern sich an längst überfällige Strukturen und blocken Ideen ab, die von einem ungewohnten Denkansatz ausgehen.

      Doch warum ticken diese Leute derart träge?

      Die Trägheit ist ein geheimer Reiz der Seele,

      welcher unser heftigstes Streben

      und die schönsten Vorsätze lähmt.

      François VI. Duc de La Rochefoucauld 1613 - 1680

      Daraus folgt:

      Bei einem unreifen Volk

       gerät Demokratie zum Schmierentheater.

      Dressur zum Nichtstun

      Überbehütende Bremsklötze verzögern nicht nur die Entwicklung ihrer Sprösslinge, sie nehmen ihnen jegliches Selbstvertrauen. Werden die Kinder groß, stehen sie abseits und trauen sich nichts zu. Sie stellen sich ungeschickt an, weil es ihnen an Übung fehlt und geben dann auf, weil sie verspottet werden. Ausgestoßen flüchten sie sich zurück ins Nest und werden zu Stubenhockern und Dickmöpsen:

      Schon als Kleinkinder bekamen sie fürs brav Herumsitzen Süßes, um beim Naschen zu vergessen, was sie alles nicht dürfen. Wenn sie später wegen ihrer Ungeschicklichkeit von Spielen ausgeschlossen werden, sitzen sie im Eckchen und greifen zu Bonbons oder Schokolade. Unterhaltung bietet ohne Unterlass auch die Glotze – den Frust mit den Kameraden frisst man dabei genüsslich in sich hinein und die Naschwaren-Industrie freut 's.

      In ihrem Tatendrang gebremste Kinder werden jedoch nicht nur fett und unbeholfen, sie entwickeln auch eine Denkweise der Bequemlichkeit. Unterstützt wird diese Geisteshaltung durch einen folgenschweren Denkfehler wohlmeinender Glucken: Diese begreifen sich aufopfernd als Zofen ihrer Brut, räumen und putzen den lieben langen Tag hinter den Kleinen her, anstatt ihnen nach und nach beizubringen, es selbst zu tun – sogar dann, wenn diese schon längst nicht mehr klein sind.

      Nur-Hausfrauen

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