Was für Ticker ist ein Politiker. Marion Wolf

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Was für Ticker ist ein Politiker - Marion Wolf

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haben die Mütter kleiner Kinder genug zu tun. Doch sollten sie ihr Selbstverständnis hinterfragen und den Nachwuchs zu Selbständigkeit erziehen, anstatt noch die Ausgewachsenen hint und vorn zu bedienen. Eigenständigkeit ist das Erziehungsziel, verziehen ist der falsche Weg!

      Warum war das früher anders?

      Von 'feinen Leuten' mit Gesinde abgesehen, hatten die Frauen viele Kinder und keine technischen Hilfsmittel. Da war das Mithelfen im Haushalt unumgänglich. Außerdem war klar, dass Kinder alles lernen müssen, um im späteren Leben zurechtzukommen. Ein Mann ohne Beruf ernährt keine Familie und eine faule Trine im Haus ist undenkbar. Kochen, putzen und waschen, flicken, häkeln und stricken mussten Mädchen im Elternhaus lernen – früher dazu noch spinnen und weben.

      Heutzutage spinnen viele Mädels im Kopf und glauben, schön und sexy zu sein reiche fürs Leben. Später stehen sie dann da, wie der Ochs vorm Tor, wenn sie ihren eigenen Haushalt führen sollen. Das gilt auch für Jungs, die meinen, Frauen sollten ihre Brötchen selbst verdienen, aber weiterhin erwarten, nach der Entlassung aus dem 'Hotel Mama' von der Freundin bekocht und beputzt zu werden. Was glauben die eigentlich, wieviel Arbeit am Haushalt hängt? Mitleid verdienen geplagte Hausmütterchen keins – denn die Suppe haben sie sich selbst eingebrockt.

      Es ist grundverkehrt, größere Kinder in Abhängigkeit von mütterlicher Fürsorge zu halten, denn...

      danken sie es nicht, denn verzogene Kinder fühlen sich wie Hochwohlgeborene, die ihre Mütter als Dienstboten betrachten und schäbig behandeln.

      werden sie lebensfremd, denn wer ein ordentliches Zimmer vorfindet, nachdem er einen Saustall hinterlassen hat, spannt nicht, dass zum schönen Heim das Aufräumen gehört.

      Abgesehen davon ist es für Fremde eine Zumutung, wenn ein Kind seine Sachen überall herum schmeißt. Dass es damit aneckt, merkt es oft nicht, denn um dem Ärger aus dem Weg zu gehen, wird darüber peinlich geschwiegen und das Schlamperl eben nicht mehr eingeladen – es ist leichter, chaotische Kinder auszugrenzen, als sie zu erziehen.

      Andrerseits ist es niemandes Aufgabe, den Kindern andrer Leute Manieren beizubringen, weil deren Erzeuger keinen Bock haben, sich mit der eigenen Brut anzulegen oder dem eigenen Nachwuchs auch nur das Nötigste beizubringen. Oft mangelt es ja bereits den Eltern am Anstand…

      Ich saß einst im Hochsommer mit Migräne in einer Arztpraxis, da drang von draußen ein Geknalle herein, das nicht aufhören wollte. Weder der Arzt, noch die Sprechstundenhilfen hielten es für nötig einzuschreiten. Schließlich ging ich hinaus und sah ein Elternpaar salopp zuschauen, wie seine halbwüchsigen Kinder mit Stöcken auf riesige Blechtonnen einschlugen. Ich bat darum, solchen Lärm vor einer Arztpraxis, wo kranke Leute sitzen, zu unterlassen.

      Die Kinder hörten gar nicht hin und lärmten weiter. Die Eltern standen verwundert und unschlüssig herum, weil sie ihrer Brut offenbar nie Grenzen setzten. Als ich erklärte, dass der Lärm eine Zumutung sei, sagte die Mutter zu den Rabauken: „Hört auf, die Frau wird sonst böse.“

      Wie bescheuert ist so eine Denkweise? War das Asozialenlogik? Mein Kopf schmerzte zu sehr, um diesen dämlichen Eltern einen Vortrag über moralische Erziehung zu halten. Mich wurmte jedoch, dass ich nun die Böse sein sollte, und fragte mich, was aus derart unerzogenen Kindern werden würde? Solche Eltern glauben, wenn sie ihren Sprösslingen freie Hand ließen, würden die sich auch gut entwickeln.

      Tatsächlich verursachen sie Konflikte, denn rücksichtslose Chaoten sind überall unerwünscht. Leider gibt es davon auch schon genug unter Handwerksmeistern. Wie sollen die ihren Lehrlingen beibringen, ihr Werkzeug aufzuräumen, wenn sie selbst keine Ordnung halten? Wer nicht beizeiten lernt, sich für seinen Kleinkram verantwortlich zu fühlen, entwickelt auch keinen Arbeitsgeist.

      Ordnung ist die Seele in allen Dingen.

      Matthaeus Cornelius Münch 19. Jh.

      Kinderarbeit ist zurecht verpönt, man darf Kinder nicht den lieben langen Tag einspannen. Kinder brauchen Zeit zum freien Spiel, um ihre Fähigkeiten zu entfalten. Doch wie wird das hierzulande ausgelegt? Kinder dürfen ihre Zeit sinnlos vertreiben und stellen Ansprüche, ohne welche zu erfüllen. Das Selbstverständnis der Heranwachsenden gerät dabei völlig aus den Fugen. Erklärt ihnen jemand, sie hätten sich laut Gesetz an der Hausarbeit zu beteiligen, sind sie bass erstaunt. Ihr Denken kreist ständig nur darum, wie sie sich aufputzen, was sie alles haben oder erleben wollen – und verschwenden keinen Gedanken daran, was sie für die Gemeinschaft oder für Hilfsbedürftige tun können.

      Die durch Bewegungsmangel übernervösen Faulpelze werden dann durch eine Schullaufbahn geschleust, in der sich die Lehrer zum Affen machen, um lernunwilligen Köpfen einzutrichtern, was sie später kaum brauchen, denn auch die Lehrpläne gehen an der Wirklichkeit vorbei:

      Notwendiges für den Alltag lernen Kinder in der Schule genauso wenig. Stattdessen entlässt man sie in eine übertechnisierte Zivilisation, wo sie auf Fertigprodukte der Industrie angewiesen sind und auf Werbeversprechen reinfallen, die ihre Eitelkeit und Bequemlichkeit ansprechen:

      Sie essen Gifte, die ihren Körper schwächen,

      tragen Schuhe, die ihre Füße verkrüppeln,

      zwängen sich in Kleidung, die nicht schützt.

      Das Problem 15-jähriger Mädchen ist heutzutage, wie sie ihre Haare färben, oder ob ihr Busen groß genug ist. Und die Jungs fressen Aminosäuren, damit die Muckis wachsen.

      Fertigkeiten, wie man etwas selbst herstellt, werden in den Familien kaum noch überliefert und in Schulen nicht mehr gelehrt. Um als anerkanntes Schaf der Herde zu gelten, stolzieren sie als Kleiderständer der Textilindustrie herum und bildet sich auf die willfährige Unterwerfung an den fremdbestimmten Massengeschmack auch noch was ein.

      Elternhaus und Schule sollten:

      Wissen vermitteln und Fertigkeiten einüben,

      die für den Alltag nötig sind,

      Kinder ermutigen, ihren eigenen Stil zu finden

      und ihnen zeigen, wie man Dinge selbst herstellt.

      Heutzutage laufen ausgewachsene Leute herum, die nicht wissen, wie man aus rohen Zutaten ein Essen kocht, einen Kuchen bäckt oder Reste verwertet. Selbst Abiturienten kennen die gängigsten Gemüsesorten nicht. Lose Knöpfe anzunähen oder Hosengummis auszutauschen ist für viele ein Problem, vom Zunähen geplatzter Nähte oder dem Einsetzen neuer Reißverschlüsse ganz zu schweigen.

      Beim kleinsten Klecks werden ganze Kleidungsstücke in die Waschmaschine geworfen; kleinere Flecken von Hand auszuwaschen ist selbst erwachsenen Leuten fremd. Warum? Die Eltern haben ihnen nichts beigebracht und in den Schulen wurde Hauswirtschaftslehre abgeschafft.

      „Das kommt von selbst, wenn das Kind groß ist“, meinen wundergläubige Mütter, verschonen ihren Nachwuchs mit Hausarbeiten und verhindern Erfahrungen. Statt dessen freuen sie sich, wenn das liebe Kind nach Herzenslust seine Zeit verplempert. Baut Junior Mist, war das bestimmt nicht böse gemeint. Das Kind wird weder ermahnt, solches zu unterlassen, noch zur Schadensbereinigung angehalten. Wen wundert es, wenn Jugendliche aus Übermut nachts Zäune kaputt hauen und sogar Erwachsene in Naturschutzgebieten Zigarettenkippen achtlos zu Boden werfen?

      Wer daran gewöhnt ist, nur dem Lustprinzip zu frönen, wird kaum Verantwortung übernehmen oder Leistungen vollbringen – denn dazu muss man auch tun, worauf man gerade keinen Bock hat. Bei solchen Gelegenheiten lernt man nicht nur Pflichterfüllung,

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