Sky-Troopers 3 - Piraten!. Michael Schenk

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Sky-Troopers 3 - Piraten! - Michael Schenk Sky-Troopers

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Wenn er ankam, trug er Kleidung, die wahrscheinlich schon seit fünfzehn Jahren aus der Mode war. Da sich keiner als modischer „Hinterwäldler“ blamieren wollte, begnügten sich die Militärangehörigen mit ihren Uniformen. Auch hier bewirkte der Hiromata-Antrieb inzwischen sichtbare Veränderungen. Neuheiten vom Mars waren binnen kürzester Zeit in den Auslagen der Einkaufspassagen der Basis zu sehen.

      Joana gehörte zu jenen, die über Zivilkleidung verfügten. Diese war ebenso zeitlos wie das Festgewand ihres Vaters, da sie ebenfalls die Stammestracht trug.

      Es waren nicht nur Militärangehörige gekommen. Auch ziviles Personal und einige Vertreter der Handelsgesellschaften ließen sich blicken.

      Einer von Letzteren fiel Joana Redfeather sofort ins Auge. Sie ließ sich nicht lange auffordern, als er sie zum Tanz bat. Der Mann hieß Hendrik und war ein durchtrainierter Hüne, intelligent und, vor allem, ausgesprochen amüsant. Beim Tanz kamen sie sich näher. Nahe genug, dass Joana bemerkte, dass er ein durchaus körperliches Interesse an ihr zeigte. Warum auch nicht?

      Das Licht im Wald war längst in die Nachtphase gewechselt. Die meisten Gäste waren gegangen. Ein paar Hartgesottene versuchten die Reste des Buffets zu beseitigen. Einige der weniger Standfesten schliefen ihren Rausch auf dem weichen Boden aus. John Redfeather war nirgends zu entdecken und Mario Basari wohl einer der wenigen, die bemerkten, auf welche Weise Joana und Hendrik miteinander tanzten. Er lächelte verständnisvoll, als die beiden, schon bald darauf, zwischen den Bäumen verschwanden.

      Es wurde der Abschluss eines wundervollen Geburtstages und Joana Redfeather genoss ihn in vollen Zügen. Ihre indianische Haut schien aus Bronze und Kupfer zu bestehen und mit der hellen Haut von Hendrik zu verschmelzen, als sich ihre Leiber vereinigten. Er war ein fantasievoller Liebhaber, mit jener Mischung aus Sanftheit und Fordern, welche Joana schätzte. Während seine Zunge ihre Lippen, den Mund und andere Stellen ihres Körper erkundete, dachte sie flüchtig daran, dass der Kuss wohl eine der wenigen Errungenschaften der Weißen war, für die sie als Indianerin tatsächlich dankbar war. Doch dieser Gedanke verflog rasch unter der gemeinsamen Leidenschaft, der sie sich hingaben. Es war die schönste Form der Erschöpfung, mit der sie beide schließlich zur Ruhe kamen und auf dem Waldboden einschliefen.

      Das Erwachen war unangenehm und von einem pochenden Schmerz in der linken Schläfe begleitet. Joana Redfeather löste sich von Hendrik, der noch fest schlief. Sie beide lagen noch immer nackt auf dem Waldboden. Die junge Indianerin spürte Nadeln und kleine Zweige, die sich gegen ihre Haut pressten. Es war nicht schmerzhaft und für einen Moment genoss sie die Verbundenheit mit der Natur. Bis sich abermals das Pochen in ihrer Schläfe meldete.

      Joana stieß einen leisen Fluch aus und richtete sich halb auf, während sie sich umsah. Es war dunkel, doch das Licht der Sterne ermöglichte es ihr, die Umgebung zu erkennen. Am Grillplatz waren zwei andere Schläfer zu sehen. Einer lag halb auf dem Tisch und schnarchte vernehmlich. Der andere hatte es sich auf einer der Bänke gemütlich gemacht. Nun bewegte er sich schwach, verlor den Halt und stürzte, unsanft geweckt, auf den Boden.

      Der Schmerz in der Schläfe war unangenehm und langsam drang es an Joanas Bewusstsein, dass es sich nicht um die Nachwirkung von Alkoholgenuss handelte. Sie stöhnte leise und legte einen Finger an ihre Schläfe, spürte die winzige Erhebung des dort eingepflanzten Implants und rieb mit sanftem Druck darüber. Alle Angehörigen der Raumstreitkräfte und selbst die meisten Zivilisten trugen ein solches Gerät. Die miniaturisierte Hochleistungs-Tetronik funktionierte wie ein historisches Mobiltelefon und konnte zudem als Navigationshilfe genutzt werden. Die Reichweite war sehr gering und von den, in praktisch jedem Raum befindlichen, Übertragungsgeräten abhängig. Es gab Menschen, die befürchteten, durch das Implant jederzeit überwacht zu werden, und die daher darauf verzichteten, es sich einsetzen zu lassen oder es sich wieder entfernen ließen. Für die Angehörigen der Direktorats-Streitkräfte war es ein nahezu unverzichtbares Teil der persönlichen Ausrüstung.

      Das rhythmische Pochen in Joanas linker Schläfe war nichts anderes als ein Signal, welches sie aufforderte, ihr Gerät einzuschalten. Es war auf die allgemeine Militärfrequenz eingestellt und Joana versteifte sich instinktiv, als sie die Bedeutung dessen begriff, was ihr über das Implant mitgeteilt wurde.

      „An alle Besatzungsmitglieder der D.C.S. Trafalgar: Katastropheneinsatz! Einschiffung und Bereitschaft nach Prioritätsstufe A! Dies ist keine Übung!“

      Die Durchsage wurde wiederholt und Joana tippte in einem bestimmten Takt gegen ihr Implant, um den Bestätigungsimpuls zu senden. Er ging, gemeinsam mit ihrer Identifikationsnummer, an die Kommunikationszentrale der Raumbasis, wurde dort registriert und archiviert. Die zuständige Tetronik nahm Joana aus der Alarmierungsschleife und schaltete ihr Implant für andere Informationen frei. Das Implant des jeweiligen Besitzers würde erst dann Ruhe geben, wenn dieser den Empfang der Alarmierung bestätigte.

      Joana Redfeather nahm sich die Zeit, sich kurz zu Hendrik zu drehen und ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange zu hauchen, während sie mit der anderen Hand nach ihren Kleidungsstücken suchte. Schon richtete sie sich auf und begann in Richtung des nächsten Ausgangs zu laufen, wobei es ihr irgendwie gelang, Wäsche und Kleid anzulegen. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie noch, wie der von der Bank gestürzte Schläfer jetzt den anderen weckte. Sie konnte die Männer nicht erkennen, vermutete jedoch, dass sie ebenfalls zur Besatzung der Trafalgar gehörten.

      Es war ein Spurt über zwei Kilometer, bis sie den Ausgang erreichte und auf einen der Hauptgänge der Basis hinaustrat. Sie rief sich den Liegeplatz des Trägerschlachtschiffes in Erinnerung und überlegte, welches der schnellste Weg dorthin war. Auch wenn sie sich inzwischen recht gut auskannte, wollte sie nicht das Risiko eingehen, versehentlich falsch abzubiegen und wertvolle Zeit zu verlieren. Erneut tippte sie an ihr Implant, nannte ihre Identifikationsnummer und fügte dann mit halblauter Stimme hinzu: „Standort Ausgang 23-D, oberer Wald. Schnellster Weg zum Liegeplatz D.C.S. Trafalgar benötigt.“

      „Verstanden, Major“, meldete sich ein weiblicher Controller. „Navigationsimpuls Blau ist für Sie aufgeschaltet.“

      „Bestätige Navigationsimpuls Blau.“

      Zwar gab es farbige Leitlinien an den Wänden und auf dem Boden, aber Joana nutzte lieber die direkte Hilfe des stationsinternen Navigationssystems. Eine der fotosensitiven Zellen an der Decke begann intensiv Blau zu pulsieren, synchronisierte sich mit Joanas Implant, um sich ihrer Geschwindigkeit anzupassen. Joana begann zu laufen. Der blinkende Lichtpunkte bewegte sich vor ihr und zeigte die Richtung.

      Es ging einige Hundert Meter den Korridor entlang, dann folgte sie einem anderen, an dem eine der Bahnstationen lag. Sie sprang auf ein Laufband neben dem Bahnsteig, gewann so an Tempo und setzte mit einem Sprung in einen der offenen Wagen über. Auch wenn sich die Bahn auf Schienen bewegte, so bestand sie eigentlich aus einer endlosen Folge von flachen Plattformen, die mit Haltegriffen und spartanisch wirkenden Sitzbänken ausgestattet waren, und die sich durch die gesamte Basis und wieder zurück bewegten. Einem identischen Prinzip folgten die paternosterartigen Lifte, mit denen man die verschiedenen Decks erreichte.

      Zuerst sah Joana Redfeather nur vereinzelt Personen, die es ähnlich eilig zu haben schienen und die sich in der gleichen Richtung bewegten, aber je näher sie dem Liegeplatz ihres Zieles kam, desto mehr wurden es. Da die gesamte Besatzung des Trägerschlachtschiffes betroffen war, galt die Alarmierung nicht nur für die dreitausendsiebenhundert Männer und Frauen der Kernbesatzung, welche die Flugbesatzung und Wartungsmannschaften bildeten. Es war ohnehin nur den ausgefeilten Automatiken und leistungsstarken Tetroniken der Trafalgar zu verdanken, dass dieses gewaltige Schiff mit einer so geringen Mannschaft auskam. Hinzu kamen als Einsatztruppe drei Kavallerieregimenter mit jeweils sechshundert Sky-Troopern. Viele von ihnen waren auf der Basis und beeilten sich nun, an Bord des Schiffes zu gelangen. Dort war die Flugbereitschaft sicher schon vollauf damit beschäftigt, die letzten Startvorbereitungen zu treffen

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