Sonnenwarm und Regensanft - Band 4. Agnes M. Holdborg

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Sonnenwarm und Regensanft - Band 4 - Agnes M. Holdborg

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er­zählt.

      … Die Ge­schich­te von der da­mals drei­zehn Jah­re al­ten Prin­zes­sin Ka­na, wel­cher der sei­ner­zeit erst vier­zehn­jäh­ri­ge El­fen­prinz Vi­tus, ge­blen­det von ih­rer Schön­heit, die Ehe ver­spro­chen hat­te. Die­ses Ver­spre­chen lös­te er spä­ter al­ler­dings, weil er sich mit ei­nem Mal Ka­nas un­glaub­li­cher In­tri­gen be­wusst wur­de. Trotz­dem be­stand sie be­harr­lich auf das Ehe­ver­spre­chen. Des­we­gen war sie au­ßer sich, als Vi­tus sich in Ve­ro­ni­ka ver­lieb­te und die­se so­gar von ihm schwan­ger wur­de.

      An­na wuss­te, dass Ka­na, von Ra­che ge­trie­ben, die grau­sa­men Mäch­te, die Nu­urt­ma, auf Vi­tus hetz­te und dass da­bei Vi­tus‘ und Estras El­tern im töd­li­chen Kampf ih­re Le­ben ver­lo­ren. Dann sta­rb oben­drein Ve­ro­ni­ka. Den­noch gab Ka­na sich mit die­sem ver­meint­li­chen Sieg noch lan­ge nicht zu­frie­den. Ih­re Rach­gier war mit­nich­ten ge­stillt.

      Erst im ver­gan­ge­nen Jahr wur­de sie ge­mein­sam mit ih­rem Ge­lieb­ten, dem El­fen­zau­be­rer Kaoul, zur Stre­cke ge­bracht. Erst nach so lan­ger Zeit fand der Schre­cken end­lich ein En­de. …

      An­na war er­staunt. Ei­gent­lich hat­te sie Vik­tor ein­zig aus dem Grund hier­her­be­glei­tet, weil ein wich­ti­ger Auf­trag an­stand. Dar­über hin­aus konn­te Vik­tor zu­sam­men mit ihr, Vik­to­ria und Ke­tu sei­nen ge­lieb­ten Zieh­el­tern einen Be­such ab­stat­ten. Dass sein On­kel ein per­sön­li­ches Ge­spräch mit ihr füh­ren wür­de, da­mit hat­te sie über­haupt nicht ge­rech­net. Bis­her war es nie vor­ge­kom­men, dass Estra sich An­na ge­gen­über ge­ra­de in die­ser Sa­che, noch da­zu der­art in­tim ge­äu­ßert hat­te. Nun wur­de sie sich des gro­ßen Ver­trau­ens be­wusst, das er ihr ent­ge­gen­brach­te.

      Et­was ver­le­gen wand­te sie sich Estra zu. Sie sprach ih­re Wor­te lei­se: »Vik­tor und Vik­to­ria ha­ben stets er­zählt, dass sie glü­ck­lich bei euch wa­ren. Sie lie­ben Isi­nis und dich.«

      »Wir wa­ren auch glü­ck­lich mit ih­nen, An­na. Wir dach­ten, sie ge­hör­ten ganz al­lein uns. Ja, wir dach­ten da­mals tat­säch­lich, Vi­tus wür­de sie gar nicht wol­len, da sie ihn zu sehr an Ve­ro­ni­ka er­in­ner­ten und er dies in sei­ner Ver­bit­te­rung nicht er­trug. Wir ahn­ten ja nichts von sei­ner Ver­zweif­lung und Not.«

      Estra stand auf, blick­te zum Fens­ter hin­aus und dreh­te sich ihr da­nach wie­der zu. »Der Tod un­se­rer El­tern hat­te uns bei­de schwer ge­trof­fen. Die Zwil­lin­ge ha­ben mir da­bei ge­hol­fen, mein Gleich­ge­wicht zu­rück­zu­fin­den. Es tat so gut, sich um sie zu küm­mern. Sie wa­ren ein­fach be­zau­bernd. Mein Bru­der hin­ge­gen quäl­te sich über acht­zehn Jah­re lang. Al­lein. Oh­ne Zu­spruch und Wär­me. Das macht mir im­mer noch schwer zu schaf­fen. Das und die Tat­sa­che, dass Vi­tus zu al­lem Über­fluss glaubt, in­dem er die Kin­der bei uns ließ, müs­se er uns ge­gen­über ein schlech­tes Ge­wis­sen ha­ben.« Estra schnaub­te laut auf. »Da­bei ha­ben sei­ne Kin­der mich ge­ret­tet.«

      »Ich den­ke, dass Vi­tus euch eher dank­bar ist, weil ihr die bei­den so be­hü­tet und glü­ck­lich habt auf­wach­sen las­sen. Er ist ihr Va­ter und hat fest­ge­stellt, zu welch groß­ar­ti­gen Hal­bel­fen ihr sie er­zo­gen habt. Ich weiß ge­nau, dass er un­end­lich froh dar­über ist. Der Rest ist Ge­schich­te, Estra. Es kann nicht un­ge­sche­hen ge­macht wer­den. Aber du hast eben­so we­nig Grund für ein schlech­tes Ge­wis­sen ge­gen­über Vi­tus.«

      Estra trat vor An­na, zog sie vom Ses­sel und nahm sie in den Arm.

      »Als Vik­tors Zieh­va­ter möch­te ich dir sa­gen, wie glü­ck­lich ich bin, dass er dich ge­fun­den hat, An­na.« Nach­dem er ihr die Stirn ge­küsst hat­te, sah er sie mit sei­nen war­men Au­gen an. »Du bist die Rich­ti­ge für ihn. Nur du.«

      An­na wur­de ver­le­gen. Estra hat­te sich ihr ge­gen­über schon im­mer äu­ßerst freund­lich ver­hal­ten, doch die­se Wor­te, so vol­ler Lie­be und Wär­me, be­rühr­ten sie tief und lie­ßen sie er­rö­ten. Estra spür­te na­tür­lich ih­re Ver­le­gen­heit und lä­chel­te.

      »Un­se­re be­schei­de­ne An­na wird mal wie­der rot. Das brauchst du nicht. Ich woll­te dir nur ein­mal sa­gen, wie froh Isi­nis und ich sind, dass Vik­tor mit dir end­lich die Rich­ti­ge ge­fun­den hat.«

      »End­lich die Rich­ti­ge?«

      Estra be­dach­te sie mit ei­nem prü­fen­den Blick. »Du bist noch sehr jung, An­na, und den­noch schon so er­wach­sen für dein zar­tes Men­sche­n­al­ter. Das ist ei­ne ty­pisch el­fi­sche Ei­gen­art. El­fen sind so­zu­sa­gen früh­r­eif. Vik­tor war acht­zehn, als er dich ken­nen­lern­te. Al­so ein er­wach­se­ner jun­ger Mann, der be­reits man­che Er­fah­run­gen ge­macht hat­te. Es muss dir doch be­wusst sein, dass er schon vor dir Kon­takt zu Mäd­chen und Frau­en hat­te, so, wie du be­stimmt auch vor ihm einen Freund hat­test.«

      An­na starr­te ihn mit gro­ßen Au­gen an. Of­fen­bar er­kann­te Estra sei­nen Feh­ler.

      »Ich hät­te dir das nicht er­zäh­len sol­len. Das wä­re Vik­tors Sa­che ge­we­sen, An­na. Es tut mir leid. Mir war nicht klar, dass er dein ers­ter Freund ist.«

      »Es braucht dir nicht leid zu tun. Ich bin näm­lich voll und ganz dei­ner Mei­nung, Estra. Mir hät­te das ei­gent­lich klar sein müs­sen. Nur ha­be ich mir dar­über wirk­lich nie Ge­dan­ken ge­macht. Wirk­lich nie­mals.«

      Ein merk­wür­dig un­an­ge­neh­mes Zie­hen und Krib­beln mach­te sich in ih­rem Bauch breit. Das war ein Ge­fühl, das An­na ganz und gar nicht be­hag­te. Mit al­ler Macht ver­such­te sie, es vor Estra zu ver­ber­gen, und hoff­te in­stän­dig, dass es ge­län­ge. Sie wuss­te na­tür­lich, dass ihm ein ab­rup­ter The­men­wech­sel auf­fal­len müss­te. Doch woll­te sie ein­fach nicht mehr dar­über re­den.

      »Hast du ei­gent­lich mit­be­kom­men, dass sie die Ur­teils­ver­kün­dung für Herrn Zitt ver­scho­ben ha­ben, weil der letz­tens im Ge­richts­saal aus­ge­tickt ist? Der Rich­ter über­legt, ein wei­te­res psych­ia­tri­sches Gut­ach­ten an­zu­for­dern. Könn­te tat­säch­lich sein, dass mein ehe­ma­li­ger Bio­lo­gie­leh­rer für lan­ge Zeit weg­ge­sperrt wird.«

      Ein klei­nes Lä­cheln um­spiel­te Estras Lip­pen. Höchst­wahr­schein­lich hat­te er An­nas kläg­li­ches Ab­len­kungs­ma­nö­ver so­fort durch­schaut, sag­te aber nichts da­zu. Statt­des­sen zog er sie in sei­ne Ar­me und drück­te sie fest an sich. »Da­für, was die­ser Mann dir und an­de­ren jun­gen Frau­en an­ge­tan hat, gibt es kei­ne Wie­der­gut­ma­chung. Kei­ne Stra­fe wä­re hart ge­nug, An­na. Ich hof­fe trotz­dem, es ist dir Trost und Be­ru­hi­gung, wenn du weißt, dass der Kerl hin­ter ver­schlos­se­nen Tü­ren blei­ben wird. Wie hat Vi­tus das ge­nannt: Klap­se

      An­na schau­te zu ihm auf und lä­chel­te matt über das flap­si­ge Wort aus der Men­schen­welt, das den El­fen so fremd war. Doch dann wur­de sie wie­der ernst, da sie mit ei­nem Mal be­griff, wie sehr ihr die gan­ze Sa­che da­mals zu­ge­setzt hat­te.

      »Ja,

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