Intimsphäre. Inga Heliana

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Intimsphäre - Inga Heliana

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Knilchen (natürlich wollten die beiden Damen in ein altertümliches Tanz-Café gehen) waren wir so bedient und geschafft, dass wir keine Lust mehr hegten, auf die Walz zu gehen. Vom Mittelalter hatten wir an diesen Abenden die Nase voll! Natürlich trugen wir es beide nach anfänglicher Schimpferei mit Humor: Wenn meine Mutter gewusst hätte, was Iris und ich ihr zuliebe doch für Opfer brachten! Iris war meiner Mutter nicht böse, denn die beiden waren ein Herz und eine Seele. Natürlich trug auch ich meiner Mutter nichts nach, denn sie wollte sich anderntags jedes Mal ausschütten vor Lachen, als ich ihr von dem Verlauf des Abends berichtete. Meine Mutter war eine lebensbejahende, fröhliche Frau, und sie war im Großen und Ganzen keine schlechte Mutter. (Die nur einmal leider grundlegend versagte!) Desgleichen die Mutter von Iris. (Die war jedoch in jeder Beziehung okay!) Und trotzdem gerieten ihre beiden Töchter so sehr auf die schiefe Bahn! Wie gut nur, dass meine Mutter nicht den geringsten Schimmer einer Ahnung hatte! Inzwischen weilt sie nicht mehr unter den Lebenden. Es ist gut, dass sie niemals von dem zwielichtigen Lebenswandel ihres Töchterchens erfahren hat. Zum Glück sind Mütter manchmal doch sehr blauäugig.

      Einige Wochen lang kleckerten unsere nächtlichen Ausflüge in die „Unterwelt“ ohne besonderen Vorkommnisse dahin. Nichts Aufregendes tat sich. Es war gut, dass Iris und ich uns nach unserer jeweiligen Nachtschicht (oder auch mal zwischendurch) austauschen konnten – dass man sich auch den Ekel, das Entwürdigende dieser Situation von der Seele reden konnte! Dieses Leben ging Iris und mir manchmal schon ganz schön an die Nieren. Zwischendurch überkam uns beide ein rechter Katzenjammer und wir fragten uns, wozu eigentlich das Ganze? Was würde uns die Zukunft bringen, wenn wir uns weiterhin so treiben ließen? Der Straßenstrich hatte uns bereits fest in seinen Klauen. Das wurde uns immer wieder bewusst und es machte uns beiden Angst. Man muss sich einen Raucher vorstellen, der nach seinen Zigaretten giert. Er will das Rauchen einstellen, hat die besten Vorsätze und wird doch immer wieder rückfällig. Die Tage, wo wir nicht auf den Wackel gingen, bereiteten uns manchmal schon Probleme, weil wir von einer solchen Unruhe heimgesucht wurden! Das war tatsächlich seltsam. Wenn wir dann endlich die Straße wieder entlangstöckelten, überkam uns eine große Ruhe, die nicht selten von einem Orgasmus abgelöst wurde. Natürlich hatten Iris und ich aus diesem Grunde immer einige Ersatzhöschen in unserer Handtasche. In unserem kleinen Café hatten wir auch die Möglichkeit, uns zwischendurch immer wieder frisch zu machen. Das war sehr angenehm.

      Dieses Eintauchen in das Dunkel der Nacht hatte uns beide gekrallt. Es war wie eine Droge. Wenn du deinen Körper für schnöden Mammon hingibst, ist es gerade so, als ob du deine Seele verkaufst. In diesem Gewerbe bist du nichts weiter, als ein Abfalleimer, wo die Männer ihren Dreck abladen. Besonders deprimierend ist es, wenn du auf den Strich gehst – auch dann, wenn ich mich noch lange nicht von jedem hergelaufenen Kerl abschleppen lasse. Diese entsetzliche Droge Straßenstrich, sie ließ mich und Iris nicht los. Leider merkten wir es erst zu spät. Dabei waren wir so sicher, jederzeit wieder aussteigen zu können. Niemand da, der uns Vorschriften machte.

      Am Anfang war da der Kick, das Außergewöhnliche. Wir konnten Wut ablassen hinter einer Maske von Liebenswürdigkeit. Als wir uns gar nicht mehr so wohlfühlten in unserer Rolle, stellten Iris und ich mit Entsetzen fest, dass es zu einem Ausstieg zu spät war. Es erging uns wie einem Alkoholiker. Er kämpft verbittert gegen seine Sucht an. Er hat die besten Vorsätze und wird doch immer wieder rückfällig. Eines Tages findet er sich mit diesem Leidensdruck ab, wenn nicht von irgendwo her tatkräftige Hilfe naht.

      Leider nahte bei uns beiden keine Hilfe. Vielleicht, wenn uns unsere Eltern auf die Spur gekommen wären und sie sich vernünftig mit uns unterhalten hätten. Vielleicht hätte uns beiden dann geholfen werden können. Meine Großmutter, die in Niederbayern lebte und oft zu Besuch kam, war eine sehr moderne, tolerante Frau. Sie hatte für sehr vieles Verständnis. Ich hatte jedoch nicht den Mut, mich ihr anzuvertrauen. Ich weiß nicht, ob sie es verstanden hätte. Es war nur gut, dass ich meine Tätigkeit im Büro nie aufgegeben habe, denn dann wäre ich unweigerlich in der Gosse gelandet. Ein Wunder nur, wie ich alles recht gut unter einen Hut brachte, denn ich hatte auch ein Privatleben. Wenn in dieser Zeit auch keinen festen Freund, lose Freundschaften allerdings, die nichts von meinem Nebenjob wussten.

      Ich lernte die verschiedensten Männer kennen und entwickelte mich mit der Zeit zu einer guten Psychologin. Zu irgendetwas musste doch dieses Leben nutze sein! Ich sagte mir, ich studiere die Männer und ihr ausschweifendes Sexualleben. Schon damals hatte ich den Wunsch, eines Tages ein Buch über mein Leben als Hure zu schreiben. Aber nicht um der Raffgier willen, sondern um den Menschen, auch den Ehefrauen, zu zeigen, wie sich das Leben eines Strichmädchens abspielt. Ihnen die bittere Realität vor Augen führen. Ich bin mir ganz sicher, eine jede von ihnen, die sich auf der Straße für Geld anbietet, hat eine Vergangenheit, die ihr diesen Weg geebnet hat. Jedes Straßenmädchen hat ihr Päckchen zu tragen – die eine ein schwereres, die andere ein nicht so schweres. Auch sie sind nur Menschen, die man auf keinen Fall verachten sollte. Im Gegenteil: Wenn es die Huren nicht gebe, würde keine Frau mehr vor Vergewaltigungen sicher sein. Außerdem sind Huren in der Regel die wunderbarsten Mütter – vielleicht bessere, als so manche Karrierefrau es je sein kann. Denn Huren haben ihr Herz auf dem rechten Fleck. Ich hatte im Laufe meiner abenteuerlichen Laufbahn genügend Zeit und Muße, auch diese Frauen kennenzulernen und zu studieren. Ich weiß also, wovon ich rede.

      Bei mir verkehrten die verschiedensten Berufssparten: Vom Rentner, Arbeiter, Angestellten, Studenten, Akademiker bis zum Generaldirektor war so ziemlich alles vertreten. Es kamen dicke Männer, es kamen dünne Männer und es kamen attraktive und gepflegte Männer mit und manche auch ohne Niveau. Aber ich ließ mich niemals mit schmuddeligen Kerlen ein. Wenn einer schon etwas muffig gerochen hat, wenn ich zu ihm ins Auto gestiegen bin, habe ich gleich wieder Leine gezogen. Ich sagte einfach: „Oh Entschuldigung, ich habe Sie gerade mit einem guten Freund verwechselt.“ Basta, Schluss! Desgleichen, wenn einer sich im Auto bei unserem kurzen Gespräch von einer sehr arroganten Seite gezeigt hat, bin ich stiften gegangen. Manchmal hatten die Männer auch ein loses Mundwerk, aber wenn man hinter ihre Masken blickte, waren sie in der Regel sehr menschlich und nett. Ich war stets liebenswürdig und versuchte mit Humor, der etwas zwielichtigen Situation das Peinsame zu nehmen. Wie sagte einst Wilhelm Busch in seiner Lebensweisheit: „Humor ist der Schwimmgürtel des Lebens.“ Mit Humor öffnet man Türen und Tore. Da ist viel Wahres dran.

      Zwei Drittel der Männer, die mir auf dem Straßenstrich begegneten, gingen entweder mit mir in ihre Wohnung (viele von ihnen lebten allein) oder in ein kleines Hotel, welches ich gleich am Anfang meiner Tätigkeit in der Nähe des Stiglmairplatzes aufgetan hatte. Das war angenehm, denn da konnte ich mich waschen und dafür sorgen, dass sich der Freier bei seiner Wäscherei auch gleich die Hände mitgewaschen hat. Denn so mancher fand ein Vergnügen daran, meinen Kitzler mit der Hand zu stimulieren. Da legte ich schon großen Wert auf saubere Pfoten. Im Auto krabbelte mir keiner am Mäuschen herum, da baute ich schon sehr geschickt vor. Sollte es einer dennoch probieren, schob ich seine Pranke einfach zwei Stockwerke höher. Da konnte er dann meinen Busen betätscheln. Aber im Hotel und im Bett war so mancher gerne am Wühlen. Da hatte ich schnell den Bogen raus, dass die Hände auch mitgewaschen wurden. So mancher hatte das allerdings gar nicht so gerne, weil er der Ansicht war, sie seien sauber. Wie denn, wenn er vorher schon am Lenkrad rumgegrabbelt hatte und was weiß ich wo noch alles?

      Das restliche Drittel der Klienten wählte die schnelle Bedienung. Da standen zur Auswahl: französisch (mit Mund und Zunge den mit Zipfelhäubchen bekleideten Pinsel schnell zum Abschuss zu bringen.) Dabei krabbelte und massierte ich die Hoden durch, währenddessen ich mit Zeigefinger und Daumen ein bisschen an der Wurzel des Zauberstängels drückte. Mit „französisch“ konnte ich mich auf dem Straßenstrich nie recht befreunden. Das artete jedes Mal in Arbeit aus und ich konnte nichts Lustiges dabei finden. Außerdem war es nicht so angenehm, auf so einem Gummiknochen herumzukauen, zumal ich auch den Kopf nicht frei hatte, war ich doch irgendwie dem Knaben ausgeliefert. Wenn der Kerl mir eins übergebraten hätte, wäre ich gar nicht mehr in der Lage gewesen, mich zur Wehr zu setzen. Die Lage konnte ich natürlich in diesem abwesenden Zustand auch nicht peilen: also nicht unbedingt das Ideale für mich!

      Manche

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