Willenbrecher. K.P. Hand

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Willenbrecher - K.P. Hand

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Alessandros schwarze Reisetasche, eher er sich verneigend verabschiedete.

      Alessandro seufzte und sah seinem großen Bruder ins Gesicht: »Ich bin durchaus in der Lage, mich selbst um derlei Dinge zu kümmern, Enio.«

      »Sicher, aber warum solltest du?« Enio lachte und legte ihm einen Arm um die Schulter. »Na komm. Du bist rechtzeitig zum Essen eingetroffen.«

      »Danke, aber eigentlich will ich nur duschen und schlafen.«

      »Und das geht mit vollem Magen besser.«

      Ergebend ließ Alessandro sich zum Speisesaal der prunkvollen Villa führen. Wenn sein großer Bruder etwas sagte, war das nie eine Bitte sondern stets ein Befehl. Ein »Nein« würde er niemals akzeptieren. Und auf einen Topsuchtsanfall hatte Alessandro nach der langen Reise keine Lust.

      Er war um die halbe Welt geflogen. Hatte sich unzählige falsche Pässe besorgen müssen um überhaupt aus diesem Drecksloch ausreisen zu können, in dem er für einige Zeit untergetaucht war. Er hatte sich nicht einmal den Namen merken können, aber er glaubte, dass er auf einer Insel gewesen war. Alessandro würde es allerdings nicht beschwören. Seine Erinnerung an die Zeit dort war ... vernebelt. Zu viel Alkohol. Zu viel harter Sex. Er erinnerte sich an die Holzhütte, an den Strand und die urwaldähnliche Umgebung. Traumhaft, wenn man über die Armut in den Straßen der Dörfern hinwegsah.

      Es hatte alles so schnell gehen müssen, als er auf der Flucht war, er hatte sich voll und ganz auf seinen Komplizen verlassen. Witzigerweise war es nun dieser, der in irgendeinem Land oder auf irgendeiner Insel, in irgendeinem namenlosen Knast verrottete.

      Na ja, Alessandro sollte es egal sein, die Welt war ohne diesen irren Typ besser dran. Er dachte auch gar nicht daran, ihn rauszuholen. Erstens, überstieg das seine Möglichkeiten und zweitens, wäre es unklug, den Kerl aus dem Knast zu holen, den man absichtlich zurückgelassen hatte, um selbst fliehen zu können.

      Jedenfalls war Alessandro froh, wieder unter seinem echten Namen in seinem eigenem Land zu sein. Nicht das Land seiner Herkunft, sondern einfach das Land, das seine Heimat war.

      Seine Familie kam ursprünglich aus dem Süden, was man an den dunklen Haaren und dem guten Aussehen der Brüder erkennen konnte, aber seine Eltern, sowie er und sein Bruder, waren in Deutschland aufgewachsen. Und für Alessandro gab es kein anderes Land, das er seine Heimat nennen konnte. Das hier war sein Zuhause! Denn hier musste man nicht aufpassen, im Schlaf von lästigen Mücken halb aufgefressen zu werden.

      Er liebte seine Heimatstadt, aber die Umstände, die ihn hergebracht hatten, hasste er.

      »Wie war deine ... Reise?«, fragte Enio amüsiert. »Wo bist du überall gewesen?«

      »In der Hölle«, brummte Alessandro trocken. »Und ... in der Hölle, der Hölle.«

      Sein älterer Bruder lachte in sich hinein, während sie noch immer in Richtung Speisesaal gingen.

      »Ich habe jetzt noch an unmöglichen Körperstellen Mückenstiche und ich fürchte, dass ich nie wieder festen Stuhlgang haben werde. – Wenn es nicht brennt, dann juckt es.««

      Enio lachte noch vergnügter und klopfte ihm auf die Schulter. »Also alles wie gehabt, Bruder!«

      »Alles wie gehabt«, schmunzelte Alessandro.

      Sie bogen in den Speisesaal ein. Drei Männer saßen am großen Esszimmertisch. Einer im teuren Anzug, mit goldblondem Haar und eisblauen Augen. Die anderen beiden in lässige Jeans und schwarze Shirts gekleidet. Beide hatten dunkles Haar, aber einer groß und durchtrainiert mit graublauen Augen und Ziegenbärtchen und der andere klein und schmächtig wie ein junger Bursche mit dem unschuldigen Gesicht eines Engels.

      »Seht mal, wer endlich heimgekommen ist«, verkündete Enio.

      Alessandro nickte dem Mann mit dem Ziegenbärtchen zu. »Brian.«

      Dieser war über eine Suppe gebeugt, die er gerade schlürfte, und nickte zurück.

      »Florenz«, begrüßte Alessandro den kleinen Mann, der Brian gegenüber saß.

      Dann ging er zielstrebig auf den Mann mit den goldblonden Haaren zu, der sich von seinem Stuhl erhoben hatte und ihn brüderlich in die Arme schloss.

      »Ich hatte schon befürchtet, dir wäre etwas zugestoßen, alter Freund«, flüsterte ihm Alarich zu.

      »Nein. Alles gut gelaufen«, gab Alessandro leise zurück und löste sich aus der Umarmung.

      »Wo ist dein Partner?«, fragte Brian interessiert.

      Alessandro seufzte: »Weg.«

      »Tod?«, fragte Enio.

      »Leider nein.«

      »Leider?«

      Alessandro zuckte mit den Achseln. »Was soll ich sagen? Ein toter Mann wäre wenigstens nicht nachtragend, oder?«

      »Nun, selbst wenn tote Männer nachtragend währen, würde das die lebenden Männer wenig interessieren«, gab Florenz lächelnd zu bedenken.

      Alessandro grinste ihn an. Er mochte den kleinen Kerl.

      »Was ist passiert?«, fragte Alarich.

      »Das Übliche«, seufzte Alessandro. »Es wurde ... eng. Tja, und im Zweifelsfall rette ich lieber meinen eigenen Arsch. Er hat blöd geguckt, als er am Flughafen festgenommen wurde und ich weiter ziehen konnte.«

      Alessandro hatte mit Absicht etwas im Koffer seines Komplizen deponiert, was gefunden wurde. Eine kleine, harmlose ... Pistole. Jedenfalls waren alle mit dem Mann beschäftigt, der eine Schusswaffe bei sich trug und keiner hatte Alessandros nicht sonderlich glaubwürdigen Reisepass genauer betrachtet. Man half seinem Glück eben auf die Sprünge ...

      »Hauptsache, du bist zurück«, sagte Alarich und schlug ihm gegen die Schulter.

      »Dann ist die Familie ja wieder beisammen«, sagte Enio begeistert.

      Doch die Freude wurde zerschlagen, als Alessandro verkündete: »Ich bleibe nicht lange. Nur ein paar Wochen. Da ist ein Job in Aussicht. Wird gut bezahlt.«

      Enio sah ihn verärgert an. »Warum arbeitest du nicht für mich?«

      »Ich halte nichts von Vetternwirtschaft«, gab Alessandro zurück und ließ sich neben Brian nieder. »So, wo ist die verdammte Suppe? Ich will mal wieder etwas mit Geschmack essen.«

      Enio sagte zwar nichts weiter, aber Alessandro wusste, dass dieses Gespräch noch lange nicht beendet war.

      ***

      Norman saß auf dem Beifahrersitz eines dunkelblauen Vans und rieb sich nachdenklich über seine dunklen Bartstoppel.

      Der Mann hinter dem Steuer war ein großer, muskulöser Kerl mit struppig rotem Haar und Vollbart. Sein Name lautete Julian. Aber Norman bezweifelte, das auch nur einer dieser Kerle, die er im Moment seine Komplizen nennen durfte, ihren richtigen Namen verwendete.

      Aber das war es nicht, worüber er nachgrübelte.

      Ohne jegliche Vorwarnung hatte dieser Van heute Morgen

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