Willenbrecher. K.P. Hand
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»Aber wozu?«, fragte Fatima grübelnd. »Welches Motiv könnte er haben?«
»Geld?«
»Mona Lorenz ist arbeitslos, bei ihren Eltern mitversichert und besitzt auch keine Lebensversicherung. Sie ist mittellos. Außerdem war er zum Tatzeitpunkt arbeiten, er hat ein Alibi.«
»Der Tatzeitpunkt kann nicht genau bestimmt werden«, warf Tom ein. »Mona Lorenz wurde zuletzt um kurz vor 18:00 Uhr von der Überwachungskamera der Rechtsanwaltsfirma dabei aufgenommen, wie sie das Gebäude verlässt. Ihre Mutter rief erst Stunden später die Polizei. Mit Sicherheit können wir nur sagen, das keiner mehr ab 18:00Uhr Kontakt zu Mona Lorenz hatte. Was, wenn sie es bis zu ihrem Freund geschafft hat? Was, wenn sie an irgendeiner Ecke auf ihn gewartet hat. Oder an seinem Wagen? Er verschleppt sie und hält sie fest.«
»Und wozu?« Fatima war nicht überzeugt. »Tom, wir brauchen ein Tatmotiv, bevor wir ihn vernehmen.«
»Aber wir könnten zumindest mit ihm reden. Auch mit Mona Lorenz’ bester Freundin sollten wir uns unterhalten. Vielleicht finden wir etwas heraus, was den ein oder anderen belastet.«
Fatima runzelte die Stirn und überlegte laut: »Wenn sie es wirklich bis zum Fitnessstudio geschafft hat, wird irgendwer dort sie gesehen haben müssen.«
Tom nickte eifrig und beschloss: »Da wir sonst keine Spuren haben, sollten wir damit weiter machen, ihre engsten Bekannten zu befragen.«
Fatima nickte und wollte gerade ihren Computer herunter fahren, um sich mit Tom auf den Weg zu Mona Lorenz’ Freund zu machen, als ein Kollege an den Türrahmen klopfte.
»Fatima, da ist eine junge Frau, die dich gerne sprechen würde«, verkündete er.
Fatima bestätigte mit einem Kopfnicken, das er die Frau herein lassen sollte.
»Frau Längler!« Fatima sprang von ihrem Stuhl auf, als sie die Sekretärin herein kommen sah, die sie gestern befragt hatten.
Auch Tom erhob sich von seinem Stuhl.
»Kommissarin Ünal, richtig?«, fragte die blonde Frau verunsichert.
»Ja, richtig.«
»Entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht aufhalten, aber Sie sagten, ich sollte mich melden, falls mir noch etwas einfällt oder falls ich etwas Ungewöhnliches beobachte.«
Fatima nickte und deutete auf einen Stuhl vor ihrem Schreibtisch. »Bitte, setzten Sie sich.«
Frau Längler nahm Platz, ihre Stimme war gesenkt als sie sich zu Fatima beugte und sagte: »Es ist vermutlich nichts, aber ich wollte es Ihnen trotzdem erzählen.«
»Ist Ihnen noch etwas eingefallen?«
Die blonde Frau schüttelte den Kopf, dann erklärte sie: »Der Kollege aus der Personalabteilung ...«
Fatima kramte in ihren Unterlagen und fand den Namen: »Florian Maßbach?«
»Genau«, bestätigte die Sekretärin. »Er blieb gestern wieder länger im Büro. Ich bin eigentlich die letzte, die das Gebäude verlässt, mal abgesehen von den Putzfrauen, die etwa eine Stunde nach mir auftauchen. Diese kommen aber nur montags, dienstags und freitags. Flo bleibt manchmal länger, wissen Sie, er war ein widerlicher Kerl, ich glaube, er blieb länger um sich in aller Ruhe Pornos ansehen zu können.«
Fatima nickte, wollte aber wissen: »Hat er etwas verdächtiges gemacht, Frau Längler?«
Sie hatte wenig Lust hier in einen Streit zwischen Kollegen zu geraten. Es kam oft vor, das jemand bei der Polizei auftauchte und behauptete der Nachbar oder der verhasste Kollege wäre ein Verbrecher, nur um ihn loszuwerden.
»Er ist verschwunden.«
Fatima warf Tom einen Blick zu, der diesen ebenso überrascht erwiderte.
»Verschwunden?«, hakte Fatima nach. »Wie meinen Sie das?«
»Er war der letzte Kollege im Büro und sollte die Türen abschließen, weil ja auch keine Putzfrauen mehr auftauchen würden«, erklärte die Frau aufgeregt. »Aber als ich heute Morgen im Büro ankam, waren alle Türen noch geöffnet. Flos Computer lief noch. Erst dachte ich, er wäre schon früh am Morgen gekommen, weil auch sein Wagen auf dem Parkplatz stand. Als er aber nicht aufzufinden war und auch im laufe des Tages nicht auftauchte, kam mir das seltsam. Ich ging auf den Parkplatz vor dem Gebäude und sah mir seinen Wagen an. Da fiel mir auf, dass er noch genauso da stand wie am Abend zuvor, als ich gegangen bin.«
Fatima kam das ebenfalls kurios vor, doch bevor sie Fragen stellen konnte, sprach die blonde Frau bereits weiter: »Ich habe versucht, ihn zu erreichen, aber unter seiner angegeben Nummer hieß es nur: Kein Anschluss unter dieser Nummer. Also ... nun, ich habe mir die Überwachungsbänder ansehen wollen, weil ich natürlich neugierig war ...«
»Und?«, fragte Fatima ungeduldig.
»Keine da!«, rief die Frau leise aus. »Alle weg. Und die Kameras waren alle nicht mehr funktionsfähig.«
Profis, dachte Fatima und seufzte innerlich. Da waren wirklich Profis am Werk.
»Aber wirklich merkwürdig wurde es erst noch«, fügte die geschwätzige Sekretärin hinzu und kramte etwas auf ihrer Aktentasche hervor, »ich fand einen Stapel davon in Flos Schreibtisch.«
Fatima nahm das Blatt entgegen und begutachtete es. Ein Frageboden, wie man ihm von einem Arztbesuch kannte, nur die Fragen waren etwas anders ...
»Das hat nichts mir unserer Firma zutun«, erklärte die blonde Frau. »Ich fragte meinen Chef, was es damit auf sich hat, aber auch dieser hatte keine Ahnung, und er arbeitet direkt unter Rechtsanwalt Schönmayer, dem Leiter der Firma.«
»Das ist in der Tat merkwürdig ...«, murmelte Fatima, die noch immer das Formular anstarrte.
»Ich weiß nicht, ob das alles etwas mit der vermissten Frau zutun hat, aber ich dachte, Sie sollten davon erfahren, vielleicht führt Sie das ja auf die richtige Spur.«
Fatima nickte und sah der Frau ins Gesicht. »Danke, Sie haben uns wirklich sehr geholfen.«
Frau Längler lächelte und erhob sich. »Das ist das Mindeste, oder?«, sagte sie und lachte unsicher auf. »Wissen Sie, seit den ersten Vermisstenfällen, habe ich fürchterliche Angst das Haus zu verlassen. Ich hoffe nur, dass Sie die junge Frau finden und die Täter unschädlich machen.«
Fatima, die nah am Wasser gebaut war, hatte das Bedürfnis, die junge Frau zu drücken und ihr zu versichern, dass sie genau das tun würde.
Aber nichts war wirklich sicher.
»Auf Wiedersehen«, verabschiedete sich Frau Längler und wandte sich ab.
Fatima nickte und murmelte noch: »Passen Sie auf sich auf.«
Während die Sekretärin das Büro verließ, trat Tom neben Fatimas Stuhl. Als sie zu ihrem Kollegen aufblickte, war sein Gesichtsausdruck grübelnd.
»Was?«,