Willenbrecher. K.P. Hand
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Ohne aufzublicken erzählte Florenze: »Dein Bruder war besorgt, weil Koch so hartnäckig war, aber das hörte auf, nachdem du verschwunden warst. Offenbar hat der Bulle weniger ein Interesse an uns als an dir. Das ist für uns zwar beruhigend, für dich jedoch nicht.«
Alessandro rutschte das Herz in die Hose. »Habt ihr ihn ...«
»Wir haben seine beruflichen Aktivitäten durch Maulwürfe überwachen lassen«, wich Florenze der Frage aus, »vor einigen Monaten bekamen wir die Information, dass er vorübergehend als Sonderermittler eingesetzt wird.«
»Und das heißt?«, fragte Alessandro und versteckte seine tiefe Erleichterung darüber, das Enio den Kommissar nicht umgebracht hatte.
Florenze antwortete gelassen: »Das er vorübergehend weg ist. Wir wissen leider nicht wo und wir wissen auch nicht, was er gerade tut. Unsere Informanten konnten nicht mehr herausbekommen, was bedeutet, dass wirklich nur wenige wissen, was Koch gerade macht.«
Ob er noch in der Stadt ist?, fragte sich Alessandro insgeheim.
Er nickte Florenze zu und sagte: »Danke.« Dann wandte er sich ab und ließ den anderen alleine.
Jetzt war Alessandro jedoch noch geknickter als zuvor. Er hatte wirklich gehofft, wenigstens sein altes »Tänzchen« mit dem Kommissar wieder aufnehmen zu können.
Aber irgendetwas sagte Alessandro, das Koch nicht fort war. Es war eine Art Intuition, die ihm sagte, dass der Bulle noch in der Stadt war. Die Frage war nur wo.
Alessandro war fest entschlossen, ihn zu finden, sollte er irgendwo dort draußen sein. Wie schwer konnte es schon werden, einen Mann in einer Stadt wie dieser ausfindig zu machen?
Außerdem war Alessandro ein Meister darin, Menschen aufzufinden, es gehörte schließlich zu seinem Beruf, Personen zu finden, die nicht gefunden werden wollte.
Und er würde Koch schon aufspüren, das schwor er sich.
***
Sie wusste nicht, ob sie trotz der Schmerzen vor Erschöpfung eingeschlafen war oder ob sie wegen der Schmerzen einfach nur zeitweise das Bewusstsein verlor.
Mona hatte jegliches Zeitgefühl verloren, für sie vergingen Sekunden wie Minuten und Minuten wie Stunden. Sie wünschte, sie könnte erneut das Bewusstsein verlieren, aber ihr Wunsch wurde ihr verwehrt. Nun hielt der Durst sie unermüdlich wach. Und nicht nur das. Denn obwohl ihr übel war und sie nicht einmal an etwas Essbares denken konnte, spürte sie ihren leeren Magen. Kein Magenknurren. Nein, Mona hatte unerträgliche Schmerzen im Magen. Nie hätte sie gedacht, dass ein leerer Bauch eine solche Folter sein konnte.
Wie lange war sie schon hier? Wie lange war ihre Entführung her? Es fühlte sich wie Monate an, es waren vermutlich aber nur ein paar Tage.
Ein paar Tage ... und sie stand schon jetzt kurz vor dem kapitulieren.
Suchte denn keiner nach ihr?, fragte sie sich verzweifelt. Wo blieb die Rettung?
Die Tür schwang auf und Licht fiel kurz herein, während ihr Peiniger in den Raum trat. Sie hörte seine großen, lauten Schritte auf dem Boden. Seine eleganten Schuhe klackerten bei jedem Schritt. Er ging zur Neonlampe hinüber und machte das Licht an.
Mona zuckte zusammen. Das grellweiße Licht tat ihr in den Augen weh, die inzwischen nur völlige Dunkelheit gewöhnt waren.
»Wie geht es uns heute?«, hörte sie die verhasste Stimme höhnisch fragen. Er wusste ganz genau, wie schlecht es ihr ging.
Ihr war kalt, sie war dreckig und nass, sie stank, ihr war übel von ihrem eigenem Geruch, ihr Magen schmerzte, ihre Kehle fühlte sich wie Sandpapier an und ihr Mund war staubtrocken. Ihre Arme, an denen sie hing, spürte sie gar nicht mehr, aber nun, da sie durch das grelle Licht mehr sehen konnte, erkannte sie, das Blut an ihnen hinab rann. Frisches und getrocknetes Blut.
Sie ließ den Kopf kurz in den Nacken fallen und sah hinauf. Wie vermutet, hatten die Handschellen in ihre Gelenke geschnitten. Immer wieder sickerte neues Blut aus den Wunden und rann ihre Arme hinab. Es sammelte sich in ihren Achselhöhlen und tropfte dann zu Boden.
Mit einem Klirren löste sich plötzlich die Kette um ein Stück und Mona wurde soweit hinunter gelassen, das sie knien konnte. Ihr Gewicht wurde von ihren Armen genommen. Erleichtert stieß sie den Atem aus.
»Das tut gut, nicht wahr?«, fragte ihr Entführer und kam zu ihr hinüber.
Vor ihr blieb er stehen, sie konnte seine Schuhe sehen und sie glaubte, Zigarettenqualm zu riechen.
»Oh Süße«, sagte er bedauernd, »du siehst ja furchtbar aus!«
Er ging vor ihr in die Hocke und befahl: »Sieh mich an!«
Mona hob den Blick, sie war bereits zu schwach, um sich zu weigern.
Sein frisches, elegantes Aussehen ließ sie wütend werden. Er roch gut, sein Haar war feucht, seine Kleidung frisch, vermutlich hatte er eine angenehme Dusche genommen, bevor er zu ihr in die Folterkammer gekommen war. Dieses Drecksschwein! Vermutlich hat er davor noch ordentlich gespeist und reichlich getrunken, all das, was Mona verwehrt war. Sie hätte ihn am liebsten umgebracht!
Diese Wut zeigte deutlich, wie sehr die kurze Zeit in diesem Raum bereits ihren Charakter verändert hatte, denn sie war noch nie auf die Idee gekommen, einen anderen Menschen auf irgendeine Weise Gewalt anzutun. Aber bei diesem hatte sie keine anderen Gefühle.
Er hatte sie aufgehängt. Nackt! Sie Stunde um Stunde hängen lassen, dafür wollte sie ihm wehtun.
»Also ...«, begann er fragend und zog an einer Zigarette, »... wirst du heute trinken?«
Mona presste ihre trockenen, aufgerissenen Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf.
Sie brach eine seiner Regeln, als sie mit tonloser Stimme hauchte: »Da würde ich lieber Säure trinken.«
Er blies den Zigarettenqualm knapp an ihrem Gesicht vorbei, dann betrachtete er sie eine Weile grübelnd.
»Du bist zäh«, sagte er irgendwann unglücklich und erhob sich. »Wirklich zäh!«
Er ging um sie herum.
Mona versuchte, den Kopf zu drehen, aber es funktionierte nicht. Was hatte er jetzt wieder vor?
»Weißt du, woran das liegt?«, fragte er. Seine Stimme war plötzlich direkt hinter hier. Und im nächsten Moment spürte sie den brennenden Schmerz, ausgelöst durch eine Gerte, mit der er ihr brutal den Rücken auspeitschte. Es war nur ein Schlag gewesen. Ein Schlag, der ohne jeglichen Zweifel so fest gewesen war, dass ihre Haut aufgeplatzte.
Mona wollte schreien, aber mehr als scharf den Atem einzuziehen gelang ihr nicht. Sie war zu schwach. Zu ausgelaugt. Zu hilflos.
»Du klingst überrascht«, stellte er fest. »Dabei müsste dir bewusst sein, dass ich dich bestrafe. Du hast gesprochen, ohne dass ich es gestattet habe, und du willst immer noch nicht trinken.«
Mona versuchte, flach zu atmen und konzentrierte sich ganz darauf, den Schmerz auszuhalten.
Wie viel konnte ihre Körper noch ertragen, bevor