Von den Göttern verlassen II. Sabina S. Schneider

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Von den Göttern verlassen II - Sabina S. Schneider

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konnte, das sie an jedem anderen Tag bereits gehört hatte und holte eine Handvoll Münzen heraus, streckte sie ihm hin. So empfindlich die Augen der Airen waren, was Sonnenlicht betraf, wandten sie nie den Blick ab von glitzernden Steinen oder dem Funkeln von Gold. Ihre Augen saugten sich an dem Metall fest. Die tanzenden Funken zogen sie in ihren Bann, nahmen ihnen jeden Willen und jede schlechte Laune. Für eine Weile jedenfalls.

      Der kleine, runde Mann rieb sich die Hände, vergaß, dass er keinen Airen vor sich hatte und konzentrierte sich nur auf das Gold. Er führte Serena und Blöcki in die zweite Unterebene seines Haus und brachte sie durch enge, kaum beleuchtete Gänge zu einem unterirdischen Platz. Die Häuser waren natürliche Aushöhlungen der Berge, hier und da bearbeitet, doch die ursprünglichen Unregelmäßigkeiten waren geblieben. Wortlos führte er Serena zu einer Ansammlung von Höhlen.

      „Binde den Bock dort an!“, waren die ersten Worte, die er von sich gab.

      Serena wickelte Blökis Halfter um einen in die Erde gelassenen Metallstab, tätschelte ihn zum Abschied, hielt ihr Gold bereit und folgte ihrem Führer in das Höhlenhaus.

      Ein stämmiges Exemplar eines Airen stand an einem langen Tresen. Er blickte auf das Gold in Serenas Hand, grunzte laut und rief eine Magd herbei. Serena drückte dem runden Kerlchen, das sie so bereitwillig in seine Stadt gelassen hatte, eine Goldmünze in die Handfläche und folgte der Magd.

      Nach einem Blick auf die glänzenden Münzen führte diese Serena eine grob eingehauene Treppe hinunter zu einem geräumigen Zimmer. Die Magd ging zur Feuerstelle, legte einen blauen Stein zu dem gelben und eilte hinaus, bevor das grüne Feuer aufloderte.

      Serena stellte ihren Rucksack mit etwas Proviant, sowie Ersatzkleidung ab und stieg die Treppe wieder hinauf. Nur einmal verlief sie sich, bevor sie die Vorhalle und den Wirt des Gasthauses wiederfand. Er ignorierte sie und Serena ging an ihm vorbei, legte eine Goldmünze auf den Tresen, sagte kurz: „Für die Verpflegung meines Bockes“, und ging.

      Es dauerte eine Weile, bis sie die erste Kneipe fand. Es war noch früh und die meisten arbeiteten noch oder schliefen schon. Je nachdem welche Schicht die Arbeiter im Bergwerk hatte, gingen sie am frühen Morgen oder am späten Abend auf eins, zwei Feierabendbiere in ihre Stammkneipe. Um den Bedarf decken zu können, waren die meisten Airen-Bars, wie auch die Stollen, rund um die Uhr geöffnet.

      Serena erkundete bis zum Schichtwechsel die Stadt und beobachtete, wie eine Gruppe erschöpfter Airen sich zu ihren Tränken begaben, während die anderen, den Schlaf noch nicht ganz aus den Augen gerieben, sich zum Arbeiten aufmachten.

      Serena folgte einer zielstrebigen Ansammlung von runden Körpern in eine Bar und verbrachte ihre Zeit damit, in einer dunklen Ecke zu sitzen und die Ohren aufgesperrt zu halten. Doch in keinem Gespräch, das sie belauschte, fiel der Name Zorghk.

      Wo Airen eine Kommunikation mit ihrem Misstrauen unmöglich machten, öffneten sich ihre Augen und Münder bei dem Anblick von Gold. So reich die Berge an Gestein und Mineralien auch waren, gehörte Gold auch hier zu den seltenen Gütern. Außerdem glänzte es und Airen liebten alles, was glänzte. Sie verzierten ihre Innen- und Außenwände damit, trugen es als Schmuck, nähten es auf ihre Kleider.

      Nach zwei Wochen stieß Serena auf die Kneipe Haergiflo, „Zum besoffenen Ochsen“. Ein Airen namens Zorghk sollte sich dort öfters aufhalten. Gekaufte Informationen waren nicht die besten, aber es waren die einzigen Informationen, die sie in diesem Land als Nicht-Airen bekommen würde. Es musste reichen.

      ⧖

      So saß Serena im Haergiflo und wartete, ein Getränk vor sich, das sie nie austrinken würde. Sie blickte sich um, Suchte in faltigen, beharrten Gesichtern nach bekannten Zügen. Doch erst nach Stunden, die Augen kurz vor dem Zufallen, sah sie ihn.

      Er kam durch die unbehangene Türöffnung hereingestampft. Rotes Haar mit grauen Strähnen durchzogen. Die geliebte Knollnase und die kleinen grünen Augen, die sie sofort fixierten. Er drängelte sich durch die Menge, setzte sich ungefragt an ihren Tisch und starrte sie griesgrämig an.

      „Man sagt, ein dreckiger Vostoke hätte ziemlich laut nach einem Zorghk gefragt. Nach einen gebrandmarkten Airen. Ein Namen, den man nicht einmal denkt, aus Angst man könne wie er seine Ehre verlieren und den Namen seiner Familie beschmutzen. Ich heiße Krohl.“

      Serena musste lächeln. Sie hatte Zorghks ruppige Art vermisst. Es war schön, etwas Vertrautes um sich zu haben.

      Zorghks Augen weiteten sich vor Erstaunen. Sie hatte ihn angelächelt.

      „Du hast dich verändert“, sagte Zorghk grummelig und fügte nach einer Weile hinzu, „das ist gut. Du bist jetzt deinem Vater viel ähnlicher.“

      Bei seinen Worten stiegen Serena Tränen der Freude in die Augen. Sie empfand zum ersten Mal STOLZ. Auch wenn Serena wusste, dass Zorghk den Glanz des Mondes mit dem Strahlen der Sonne verglich. Serena lächelte Zorghk erneut an und sagte: „Danke.“

      „Du bist mir zu keinem Dank verpflichtet. Ich sage nur, was ich sehe“, brummte Zorghk, griff nach dem abgestanden Bier vor Serena, leerte es mit einem Zug und bestellte mit einem Wink ein neues.

      „Ich nehme an, du hast Fragen.“

      Serena nickte.

      „Und ich will alles über deine Reise wissen. Hör gut zu! Du gibst mir jetzt die Hälfte von deinem Gold. Ich werde mir hier noch ein wenig den Bauch vollschlagen und mich besaufen. Dann verlasse ich betrunken das Lokal. Was du machst, ist mir egal. Wir treffen uns in zwei Tagen etwa zwei Kilometer westlich von der Stadt. Es gibt dort einen verlassenen Höhlengang. In dem werde ich auf dich warten.“

      Zorghks schwerer Akzent erfüllte Serenas Ohren. Grob und kurzatmig, bewegte sich die Zunge langsam, fast ängstlich. Tiefer, als die Natur es vorgesehen hatte, klang es wie Schmirgelpapier auf Stein. Ein vertrauter Klang, der sie an eine Stille erinnerte.

      Die Stille in ihr.

      Als noch keine Gefühlsorkane durch ihren Geist, Körper und ihr Herz zogen und alles auf den Kopf stellten, durcheinander brachten und verwüsteten. Serena spürte den Abschied, war jedoch nicht bereit loszulassen. Wollte in der Erinnerung an die Stille schlafen, die Zorghks Stimme heraufbeschwor.

      „Warum können wir uns nicht hier unterhalten? Niemand hier beherrscht die Vostoken-Sprache gut genug, um uns zu folgen.“ Sehnsucht und Verzweiflung schwang in Serenas Stimme, spiegelte sich in ihren Augen. Sie war der Gefühle müde, sehnte sich nach einer Zeit, die nie mehr wiederkehren würde.

      „Tu, was dir gesagt wurde!“, donnerte Zorghk. Solche Gefühle in Serenas Gesicht zu lesen erschütterte seine Welt, die, obwohl einst in Stein gemeißelt, schon so oft auseinander gebrochen war, dass nur noch blutrot getränkt Ruinen übrig waren.

      Serena kämpfte den aufkommenden Trotz nieder, legte den Sturm, der ihr Inneres aufzuwirbeln drohte, in Ketten. Es war immer noch ein Kraftakt, sich zu kontrollieren. Den Gefühlen nicht wie ein Kind nachzugeben und sich von ihnen tragen zu lassen. Es gefiel ihr nicht, aber Serena wollte etwas von Zorghk, damit saß er am längeren Hebel.

      Sie nickte und warf die Goldmünzen auf den marmorierten Tisch. Zorghk sammelte die Münzen mit einem Grunzen ein, setzte sich an einen Tisch zu seinesgleichen und verbrachte den Abend in Völlerei. Er gab eine Runde nach der anderen für seine Begleiter aus und Serena konnte nur zusehen, wie eine ihrer Goldmünze nach der anderen über die Theke wanderte, in die Taschen des grinsenden Wirtes.

      Es

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