Russian Mafia Prince. Sarah Glicker
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Mehr als ein Nicken bekomme ich nicht zustande, als ich über ihre Ansprache nachdenke. Ich weiß, dass sie es nur gut meint, auch wenn ihre Worte mir vor Augen halten, was ich eigentlich schon längst weiß. Sie sorgen aber auch dafür, dass ich wieder an die Unterhaltung mit meiner Tante denken muss, die mir erst vor wenigen Minuten mehr oder weniger das Gegenteil gesagt hat.
„Wir sehen uns nachher noch.“ Mit diesen Worten lächelt sie mich aufmunternd an und gesellt sich wieder zu einer anderen Gruppe, wo ich auch ihren Freund entdecken kann.
Ich hingegen greife nach einem vollen Champagner-Glas und leere es in einem Zug. Mein Gefühl sagt mir, dass ich den Alkohol brauchen werde, damit ich heute nicht die Nerven verliere.
Kapitel 4
Anatoli
Ich bin völlig außer Atem und nass geschwitzt. Dennoch schlage ich ununterbrochen weiter auf den Boxsack ein. Und ich habe auch nicht vor, aufzuhören. Zumindest nicht in den nächsten Minuten.
Meine ganze überschüssige Energie lasse ich an ihm aus. Und davon habe ich eine Menge. Woher sie genau kommt weiß ich nicht. Doch ich schiebe es einfach mal darauf, dass ich mich schon lange nicht mehr geprügelt habe.
Nachdem ich jetzt festgestellt habe, dass mein Eingreifen hier wirklich wichtig ist und mein Vater mich nicht einfach aus einer Laune heraus in die Staaten geschickt hat, bin ich nicht mehr ganz so sauer auf ihn. Dennoch bin ich der Meinung, dass er mir wenigstens ein paar Tage eher etwas hätte sagen können.
„Bist du immer noch hier? Ich dachte, du hättest schon vor zwei Stunden aufgehört.“ Viktor sieht mich beinahe ein wenig belustigt an.
„Sieht man doch. Oder bist du blind?“, erwidere ich, ohne dabei mit meinen Bewegungen aufzuhören.
„Wärst du am Wochenende einfach mitgekommen, so wie ich es dir gesagt habe, würde es dir jetzt nicht so gehen“, stellt er mit einer selbstgefälligen Stimme fest.
Zu gerne würde ich ein paar Dinge darauf erwidern, von denen ich weiß, dass sie ihm nicht gefallen werden. Doch das mache ich nicht. Ich habe keine Lust, mich weiterhin damit zu beschäftigen. Vor allem deswegen, weil er es ganz genau weiß. Aus diesem Grund ziehe ich es vor, weiter auf den Boxsack einzuschlagen.
„Okay, du willst dich also nicht darüber unterhalten. Auch gut, ich muss das nicht unbedingt ausdiskutieren. Du weißt, dass ich eher meine Fäuste für mich sprechen lasse, als Worte. Dann unterhalten wir uns halt lieber übers Geschäft. Ich habe den Termin bezüglich der Homepage für heute Nachmittag gemacht.“
Kaum sind seine Worte durch den dichten Nebel gedrungen, der mich immer beim Training umgibt, halte ich schließlich doch inne. Langsam, fast schon in Zeitlupe, drehe ich mich in seine Richtung und schaue ihn abwartend an. Doch er macht keine Anstalten noch etwas zu sagen. Dennoch kann ich das Funkeln in seinen Augen erkennen. Er macht sich einen Spaß daraus und das gefällt mir überhaupt nicht.
„Und?“, knurre ich wütend. Ich war noch nie der Typ Mensch, der gerne rätselt. Und das weiß Viktor auch. Dennoch sieht er mich auf eine Art und Weise an, die mir überhaupt nicht gefällt.
„Du musst hingehen“, erklärt er mir in der nächsten Sekunde, als ich schon die Befürchtung habe, dass er überhaupt nicht mehr zum Punkt kommt.
„Sehe ich so aus, als würde ich seit neustem zu irgendwelchen Geschäftsterminen gehen, bei denen es um so etwas geht?“, stoße ich zwischen den Zähnen hervor. Dabei richte ich mich zu meiner vollen Größe auf, auch wenn ich weiß, dass ich Viktor so keine Angst machen kann.
„Nein, aber du hast es auch nie für möglich gehalten, dass dein Vater dich nach Los Angeles schickt. Und dennoch bist du nun hier.“
Aus einem Reflex heraus schlage ich wieder auf den Boxsack ein.
„Die sollen einfach nur eine vernünftige Webseite und ein neues Logo machen. Das kann doch nicht so schwer sein. Dann wird dieser Laden mit Sicherheit auch wieder Gewinn machen. Jeder Club, in dem es nackte Frauen gibt, macht Gewinn, wenn die Homepage vernünftig geführt wird und er in einem vorzeigbaren Zustand ist. Das wäre der erste, bei dem das nicht der Fall ist.“
„Da bin ich ganz deiner Meinung. Wenn sogar Iwan das mit seinem komischen Hinterhof-Club schafft, wird das in einer Stadt wie Los Angeles doch wohl machbar sein.“
„Dann sind wir ja einer Meinung. Ich muss mich um eindeutig wichtigere Dinge kümmern. Unter anderem muss ich nachher den Mexikanern gehörig auf die Füße treten. Es hat ewig gedauert, das Hauptquartier von ihnen ausfindig zu machen. Doch nun habe ich sie.“
Meine Stimme und meine angespannten Muskeln lassen nicht den kleinsten Zweifel daran, dass es nicht mein Job ist, zu so einem Treffen zu gehen. Zur Not kann ich auch einen der anderen schicken. Irgendjemand wird sich da schon finden.
„Ich bin dein Bodyguard. Deine rechte Hand sozusagen. Mein Job ist es nicht, so einen Termin zu vereinbaren. Und trotzdem habe ich das getan. Wenn du jemanden brauchst, der sich um solche Sachen kümmert, wirst du eine Sekretärin einstellen müssen. Sie kann ja in einem kurzen Rock vor deinen Augen herumtänzeln und dabei deine Termine machen. Dann hast du auch etwas für die Augen. Außerdem können wir davon ausgehen, dass die Mexikaner eh erst heute Abend in ihrem Club sind. Wahrscheinlich vögeln sie sich gerade durch sämtliche Betten ihrer Gespielinnen. Du hast also noch nichts vor.“
Noch während er spricht, bildet sich ein dreckiges Grinsen auf seinem Gesicht. Jedem anderen würde ich dafür eine verpassen, weil er meint, mich zu etwas zwingen zu können. Von dem Ton, in dem er mit mir gesprochen hat, mal abgesehen. Bei ihm mache ich das jedoch nicht. Das heißt nicht, dass ich es ihm durchgehen lasse. Doch ich muss zugeben, dass es schon irgendwie gut ist, dass es wenigstens einen gibt, der mir seine Meinung sagt.
Und jeder weiß, dass er da eine Ausnahme ist. Deswegen traut es sich auch sonst keiner.
„Okay“, grummle ich vor mir hin. „Aber fürs Protokoll, dafür schuldest du mir etwas.“
Ich gebe mich zwar damit einverstanden, da ich hoffe, dass es nicht so lange dauert und ich danach direkt zu den Mexikanern fahren kann. Doch ich lasse keinen Zweifel daran, dass ich überhaupt Lust dazu habe, mich in so ein Meeting zu setzen. Eigentlich macht das immer meine Mutter. Ich bin eher der Mann für die grobe Arbeit.
„Ich verspreche dir, dass du es nicht bereuen wirst“, ruft er aus und klatscht dabei in die Hände. In dieser Sekunde wird mir klar, dass er mir nicht alles gesagt hat. Er verheimlicht mir etwas Wichtiges und das gefällt mir überhaupt nicht.
Bevor ich ihn allerdings danach fragen kann, hat er sich umgedreht und ist wieder verschwunden. Seufzend fahre ich mir über den Nacken und schaue ihm nach, während ich überlege, ob ich dafür sorgen soll, dass er wieder zurückkommt.