Russian Mafia Prince. Sarah Glicker
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So blieb mir nichts anderes übrig, als meinem Cousin Iwan, mit dem ich mich nicht gerade gut verstehe, meine Aufgaben zu übertragen. Und nun kann ich nur noch hoffen, dass dieser sie vernünftig macht. Bei ihm ist das jedoch nicht selbstverständlich. Er geht gerne seinen eigenen Weg. Das Letzte, worauf ich allerdings Lust habe ist, wieder von vorne anfangen zu können, was aber sehr wahrscheinlich ist.
Ganz davon abgesehen macht er kein Geheimnis daraus, dass er mir den Rang ablaufen will. In seinen Augen ist er der bessere Nachfolger, sobald mein Vater zurücktritt oder gestorben ist. Daher kann ich mir vorstellen, dass es ihm gerade sehr gut passt, dass er sich auf diese Weise bei ihm einschleimen kann.
Wenn man es von dieser Seite sieht, habe ich also mehr als genug Gründe, schlechte Laune zu haben.
„Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?“, erkundigt sich Viktor und kommt herein. „Normalerweise igelst du dich nicht drinnen ein, sondern bist den ganzen Tag unterwegs. Von deinem Gesichtsausdruck, der jedem zu verstehen gibt, dass du ihn umbringst, wenn er mit dir spricht, fange ich mal lieber gar nicht erst an.“
Viktor ist nicht nur mein Bodyguard und der Mann, dem ich in brenzligen Situationen vertraue. Er ist auch mein bester Freund. Wir sind zusammen aufgewachsen, da sein Vater für meinen Vater arbeitet. Man kann auch sagen, dass wir wie Brüder sind. Deswegen ist er einer der wenigen Personen, die mich gut genug kennen und sich trauen, so mit mir zu sprechen. Dann kommt noch hinzu, dass man in meiner Welt nie wissen kann, wer ein falsches Spiel treibt. Schließlich ist mein Vater das Oberhaupt der russischen Mafia. Da muss man vorsichtig sein.
Bei Viktor kann ich mir jedoch sicher sein, dass er mir nicht in den Rücken fällt. Dafür hat er mir schon zu oft bewiesen, dass ich mich blind auf ihn verlassen kann.
„So einige. Und dabei habe ich bis jetzt nur an der Oberfläche gekratzt, nur ein wenig Staub zur Seite gewischt. Aber mein Vater hat leider wohl nicht übertrieben, als er meinte, dass unsere Partner hier mit ein paar Dingen völlig überfordert sind und lieber ihre eigenen Wege gehen. In vielen Bereichen führen sie uns an der Nase entlang. Kein Punkt davon gefällt mir. Vor allem würde ich gerne wissen, wieso sie der Meinung sind, wieso sie das mit uns machen können und denken, dass keiner etwas dazu sagt.“
Ich verziehe das Gesicht und zeige auf den Laptop, der aufgeklappt auf dem Schreibtisch steht.
„Dann ist ja gut, dass er dich geschickt hat. Denn wenn es einer schnell und gut regeln kann, bist du derjenige. Natürlich mit meiner Unterstützung.“ Mit einem dreckigen Grinsen im Gesicht sieht er mich an.
Er wartet darauf, dass ich etwas sage. Doch das mache ich nicht. Stattdessen gebe ich nur einen Ton von mir, der ihm eindeutig zu verstehen gibt, dass ich nicht seiner Meinung bin. Mein Cousin würde das mit Sicherheit auch in den Griff bekommen. Dafür muss mein Vater mich nicht von meinen Geschäften wegholen.
Doch bis jetzt habe ich wirklich nur an der Oberfläche gekratzt. Ich habe keine Ahnung, was da noch alles kommt. Doch je mehr ich mich mit diesem Dilemma beschäftige, umso schlimmer wird es. Mein Gefühl sagt mir, dass ich noch lange nicht am Ende angekommen bin. Und anscheinend gibt es nur einen Weg, mit dem ich die Partner meines Vaters, falls man sie überhaupt noch so nennen kann, wieder in die richtige Spur bringen kann. Gefallen wird ihnen diese aber nicht. Das kann ich jetzt schon mit großer Gewissheit sagen. Ich habe jedoch kein Problem damit, diesen einzuschlagen.
Doch wer sich mit meiner Familie und dementsprechend auch mit mir anlegt, hat selber Pech gehabt.
„Was hast du als Nächstes vor?“, erkundigt er sich nun und geht dabei um den Schreibtisch herum, um einen Blick auf den Bildschirm zu werfen.
„Ich will mich mit ihnen treffen. Es wird ein Überraschungsbesuch. Ich will wissen, wieso sie nicht mehr das machen, was sie machen sollen. Das, was sie die letzten Jahre gemacht haben. Wahrscheinlich werden sie versuchen mich davon zu überzeugen, dass ich auf ihrer Seite stehen soll. Doch ich werde ihnen klar zu verstehen geben, dass ich hier jetzt den Ton angebe und sie sich besser an meine Regeln halten. Bei mir werden sie keine Chance haben, damit durchzukommen.“
Ich bin wütend und das behalte ich auch nicht für mich. Da diesen Männern anscheinend nur ihr eigenes Wohl wichtig ist, musste ich herfliegen. Würden sie das machen, wofür sie bezahlt werden, hätte ich mich um meinen eigenen Kram kümmern können.
Als ich mich nun zu Viktor umdrehe, erkenne ich, dass er mich aufmerksam von oben bis unten ansieht. Und aus Erfahrung kann ich sagen, dass ihm etwas auf dem Herzen liegt. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich es wirklich hören will oder nicht.
„Was?“, frage ich dennoch, als er auch nach einer gefühlten Ewigkeit noch immer keine Anstalten gemacht hat, etwas zu sagen.
„Alter, du weißt, dass ich dir nur selten einen Rat gebe. Und Vorschriften werde ich dir schon gar nicht machen. Aber ich finde, du hättest dir die Kleine gestern schnappen und sie flachlegen sollen. Und ehrlich gesagt weiß ich nicht einen einzigen Grund, wieso du das nicht getan hast.“
Eigentlich wollte ich mich gerade von ihm abwenden und mich um den nächsten Punkt auf meiner Liste kümmern. Doch nun halte ich mitten in der Bewegung inne und schaue ihn schweigend an.
„Von welcher Kleinen redest du?“, hake ich nach und ziehe dabei die Augenbrauen noch ein Stück nach oben. Ich tue so, als hätte ich keine Ahnung, wovon er spricht. Doch ich kann nicht verhindern, dass sich meine Muskeln anspannen. Und genauso wenig kann ich verhindern, dass ich ihr Gesicht plötzlich vor Augen habe. Mit einem unschuldigen Blick, der mir zu verstehen gegeben hat, dass sie wirklich so ist, hat sie mich angesehen. Doch wäre ich nicht gerade in einem geschäftlichen Gespräch gewesen, wäre ich trotzdem zu ihr gegangen.
Ich habe wieder ihre hellen Augen und ihren überraschten Blick im Kopf, als sie mich entdeckt hat. Ihre Klamotten waren unscheinbar und viel zu geschäftsmäßig für meinen Geschmack. Und ihre langen braunen Haare zu einem Zopf zusammen gebunden. Auch ihre Freundinnen waren nicht gerade das, was ich als anziehend bezeichnen würde. Um genau zu sein, sahen sie aus, als wären sie wie sie.
Und dennoch hatte sie etwas an sich. Vielleicht war es gerade ihre zurückhaltende Art.
„Tu doch nicht so unschuldig. Du weißt genau, welche ich meine. Ich habe dich doch gestern Abend gesehen. Und deswegen weiß ich auch ganz genau, wie du sie angesehen hast. Mir kannst du nichts vormachen. Aber ich muss sagen, dass sie wirklich süß war. Doch sie war so gar nicht der Typ Frau, mit denen du sonst ins Bett gehst.“
Ich erkenne den herausfordernden Ton in seiner Stimme und auch sein Blick passt dazu.
Am liebsten würde ich ihm meine Faust in den Bauch rammen. Doch ich weiß, dass das nichts bringen würde. Deswegen öffne und schließe ich sie ein paar Mal, um mich wieder zu entspannen, wenigstens etwas.
Doch das bringt nichts. Seit ich hier gelandet bin, bin ich angespannt und stehe kurz vor einer Explosion. Es ist egal, wie oft ich trainiere oder auf den Schießstand gehe, welcher sich ebenfalls auf dem Anwesen meines Vaters befindet. Es ändert nichts daran. Und das nur, weil ich das Gefühl nicht loswerde, dass irgendetwas passiert, was ich nicht kontrollieren kann. Ich war zwar noch nie jemand, der sich auf sein Bauchgefühl verlassen hat. Doch in diesem Fall hält es sich beharrlich und das gefällt mir nicht.
Vor allem jetzt schlägt es