ZAHLTAG IN DER MORTUARY BAR. Eberhard Weidner

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ZAHLTAG IN DER MORTUARY BAR - Eberhard Weidner

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Allerdings konnten wir den Drink schlecht ablehnen, weil Walt uns zum Abschied noch unbedingt einen ausgeben wollte. Aber du musst doch zugeben: Das waren alles sehr nette Leute.«

      Günther verlor nun doch das Gleichgewicht und fiel vornüber aufs Bett. »Stimmt«, sagte er dumpf ins Kissen und rollte sich dann auf den Rücken. »Aber ist dir eigentlich aufgefallen, dass alle Personen, die wir heute getroffen haben, also so ziemlich die gesamte Bevölkerung von Movietown, die Namen berühmter Hollywoodregisseure tragen?«

      »Nö. Aber ich kann mich auch kaum noch an die Namen erinnern«, gab Silke zu und gähnte.

      »Aber ich, weil ich mich mehr für Filme interessiere als du. Also pass auf! Da gab es die Spielbergs, die Dantes, die Romeros, die Cronenbergs, die Hoopers, die Carpenters …«

      »Ach was, Carpenters gibt’s doch überall«, warf Silke ein. »Haben die nicht auch mal Musik gemacht?«

      »Komisch ist das aber schon, oder?«, sagte Günther gähnend.

      »Was? Ich hab grad gar nichts verstanden.«

      »Komisch finde ich das schon«, wiederholte er und versuchte, Deutlichkeit durch erhöhte Lautstärke auszugleichen. »Die sind hier so was von fixiert auf Filme, dass sie alles darauf ausrichten und vermutlich sogar ihre Namen ändern. Typisch Amis, wenn du mich fragst.«

      »Hast du auch brav Fotos gemacht?«

      »Jawohl, Chef. Ich hab mindestens drei Filme verknipst. Wir haben bestimmt Fotos von jedem Spielberg und jeden Romero.«

      Silke gähnte erneut. »Ich bin todmüde und möchte am liebsten gar nicht mehr aufstehen. Wer zieht mich aus, putzt mir die Zähne und geht für mich aufs Klo?«

      »Ich bestimmt nicht. Ich würde selbst auch lieber liegen bleiben. Ist grade so schön bequem.«

      »Mist, dann muss ich wohl doch alles selber machen.« Mühsam stieg sie aus dem Bett. »Okay, wer zuletzt wieder im Bett ist, hat verloren.«

      Erst das knatternde Geräusch eines Autos mit defektem Auspuff, das auf der Straße vor dem Hotel vorbeifuhr, war am nächsten Morgen in der Lage, Günther zu wecken. Er reckte sich behaglich und gähnte. Als sein Blick dabei auf die andere Hälfte des Bettes fiel, sah er, dass diese leer war. Das Laken lag zerwühlt am Fußende des Bettes. Silke, der Morgenmensch, war also schon auf den Beinen.

      »Silke?«, rief er und schwang die Beine aus dem Bett. Leichter Schwindel überkam ihn dabei, ansonsten hatte er den Whiskykonsum der letzten Nacht jedoch wider Erwarten erstaunlich gut weggesteckt. Der befürchtete Kater blieb aus, und auch das Schwindelgefühl legte sich sogleich wieder. Nur im Magen hatte er weiterhin ein flaues Gefühl, aber das ließ sich vermutlich durch ein ausgiebiges Frühstück beheben. Er stand auf und stapfte barfuß ins Badezimmer. »Wo steckt denn mein Schatz?«

      Das Badezimmer war jedoch ebenso leer wie der Rest der Suite. Von seiner Frau fand er keine Spur. Wo steckte sie nur? War sie etwa ohne ihn frühstücken gegangen? Das sah ihr zwar gar nicht ähnlich, aber vielleicht hatte sie Schwierigkeiten gehabt, ihn wach zu bekommen, und deshalb beschlossen, allein zu frühstücken. Er erinnerte sich, dass sie in der Nacht ebenfalls über einen flauen Magen geklagt hatte. Er zuckte ratlos mit den Schultern. Nachdem er sich gewaschen und die Zähne geputzt hatte, zog er sich rasch an und eilte ins Erdgeschoss zur Rezeption.

      »Guten Morgen. Entschuldigen Sie, aber ich suche meine Frau. Sie wissen nicht zufällig, wo sie sich gerade auffällt?«

      »Tut mir leid, Mr Gerhards, aber ich habe Ihre Frau heute Morgen noch nicht gesehen«, teilte ihm Linda bedauernd mit. »Möchten Sie jetzt frühstücken?«

      Günther überlegte. Silke sah sich wahrscheinlich den Ort an, bevor die Hitze zu groß wurde, und machte dabei möglichst viele Fotos, die sie ihren Bekannten zu Hause zeigen konnte. Es ärgerte ihn ein wenig, dass sie nicht auf ihn gewartet hatte und stattdessen allein losgezogen war. Aber wenn er jetzt auch noch wegging, um sie zu suchen, brachte das auch nichts. Im Gegenteil, besser, er wartete hier, wo sie ihn finden konnte, auf ihre Rückkehr.

      »Frühstück klingt ganz ausgezeichnet«, sagte er deshalb und wurde von Linda in den Frühstücksraum geführt.

      Eine gute Stunde später hatte er ausgiebig gefrühstückt. Silke war allerdings noch immer nicht aufgetaucht. Er fragte erneut am Empfang nach, erhielt dort aber dieselbe Antwort wie zuvor. Also suchte er in ihre Suite auf, um nachzusehen, ob Silke vielleicht unbemerkt dorthin zurückgekehrt war. Doch auch dort war sie nicht, seine Ehefrau blieb spurlos verschwunden.

      Auf dem Nachttisch lag ihre Kamera, die er am Morgen nicht bemerkt hatte. Also war sie gar nicht weggegangen, um zu fotografieren. Aber wo steckte sie dann? Es sah ihr überhaupt nicht ähnlich, einfach zu verschwinden, ohne ihm Bescheid zu sagen. Andererseits konnte ja wohl kaum jemand in der Nacht in ihre Suite gekommen sein und seine Frau geklaut haben. Es musste einen Grund für ihre Abwesenheit geben. Allerdings fiel ihm keiner ein, sosehr er sich auch den Kopf zerbrach.

      Günther begann sich nun doch ernsthaft Sorgen um Silke zu machen. Was sollte er jetzt tun? Für eine Vermisstenanzeige beim örtlichen Sheriff’s Office war es wahrscheinlich noch zu früh, schließlich vermisste er seine Frau erst seit dem Aufstehen, also gerade mal gute anderthalb Stunden. Außerdem wäre es ihm extrem peinlich, wenn er den Sheriff bat, nach seiner Frau zu suchen, und diese schon im nächsten Augenblick munter pfeifend um die Ecke marschiert kam. Nein, lieber wollte er erst einmal selbst nach ihr suchen. So groß war Movietown schließlich nicht.

      Also verließ er die Suite, eilte wieder nach unten und ging nach draußen. Nachdem es in der Nacht vergleichsweise kühl gewesen war, waren die Temperaturen schon wieder deutlich nach oben geklettert. Um diese Tageszeit war es allerdings noch zu ertragen, und man war nicht schon nach wenigen Schritten in Schweiß gebadet. Der Mietwagen stand vor dem Hotel, wo er ihn vor dem Einchecken abgestellt hatte. Er blickte suchend die Main Street rauf und runter, konnte jedoch keine Menschenseele entdecken, weder seine Frau noch einen der filmverrückten Einwohner von Movietown. Verdammt, ging denn hier niemand vormittags zum Einkaufen oder spazierte einfach mal die Straße entlang? Bei dem Gedanken kam ihm eine Idee: Vielleicht machte Silke einen Bummel durch die Geschäfte und kaufte Andenken ein.

      Günther wandte sich nach links und begann mit der systematischen Suche nach seiner Frau, indem er die Geschäfte an der Main Street der Reihe nach abklapperte. Die Stadt war schließlich nicht so groß. Irgendwann musste er also zwangsläufig auf Silke stoßen.

      Zweieinhalb Stunden später kehrte er erschöpft, verschwitzt und frustriert an seinen Ausgangspunkt zurück. Er hatte überall nach ihr gesucht, war in jedes einzelne Geschäft gegangen und hatte jeden Verkäufer gefragt, aber niemand hatte Silke gesehen. Es war wie verhext. Seine Frau war anscheinend über Nacht spurlos verschwunden.

      Er betrat das Hotel und lief an der verwaisten Rezeption vorbei zur Treppe. Erneut suchte er ihre Suite auf. Er hoffte, dass Silke zwischenzeitlich zurückgekehrt war, seit Stunden ungeduldig wartend auf dem Bett saß und ihn nach dem Betreten des Zimmers wütend fragte, wo er denn bitteschön die ganze Zeit gesteckt habe. Aber als er die Suite betrat, war sie noch genauso verlassen wie zuvor.

      Er machte sofort wieder kehrt und eilte zurück zum Empfang. Er schlug kräftig auf die Rezeptionsklingel, doch nichts geschah. Immer wieder klingelte er, aber Linda tauchte nicht auf. Verdammt, war die nun etwa auch noch verschwunden.

      Der Tag, als die Frauen verschwanden, dachte er. Das wäre doch mal ein guter Titel für einen Film der hiesigen Romeros, Carpenters oder Cronenbergs.

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