ZAHLTAG IN DER MORTUARY BAR. Eberhard Weidner

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ZAHLTAG IN DER MORTUARY BAR - Eberhard Weidner

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auf seiner nassgeschwitzten Haut klebte, und blickte sich im Saloon um. Auch hier hielt sich außer ihm niemand auf, sogar die lange Theke war unbesetzt. Vielleicht lebte in dieser merkwürdigen Stadt ja gar niemand, und alles war tatsächlich nur eine große, längst vergessene und verlassene Filmkulisse. Andererseits standen zu beiden Seiten der Hauptstraße Autos vor den Häusern. Also musste irgendjemand hier sein.

      Günther überlegte gerade, wie er sich bemerkbar machen könnte, als eine junge Frau mit langen blonden Haaren, die einen Cowboyhut, ein besticktes Westernhemd, Jeans und Cowboystiefel trug, aus einer Seitentür kam. Sie sah ihn und kam sofort lächelnd auf ihn zu.

      »Hi, was darf ich Ihnen bringen?«, fragte sie freundlich im deutlich dialektgefärbten Amerikanisch dieser Region, und Günther bestellte zwei Coke mit Eis.

      Als Silke von der Toilette zurückkam, hatte er seine Cola schon zur Hälfte geleert und presste sich das kühle Glas gegen die Stirn.

      »Puh, das war wirklich Rettung in allerletzter Sekunde«, sagte seine Frau, während sie sich auf den freien Stuhl ihm gegenüber setzte, und stürzte sich gierig auf ihr Getränk. »Oh, das tut jetzt richtig gut.« Nachdem sie das halb leere Glas abgesetzt hatte, musterte die Straße durch die staubige Scheibe. »Viel ist hier aber nicht gerade los, oder?«

      Günther zuckte mit den Schultern. »Was erwartest du denn bei diesen Temperaturen?«

      »Und was machen wir jetzt?«

      »Wir kaufen neue Filme und schießen ein paar Fotos. Dann setzen wir uns schnell wieder in unser voll klimatisiertes Auto und fahren irgendwohin, wo es angenehmer und vor allem mehr los ist.«

      Als die Bedienung das nächste Mal an ihren Tisch kam, um sich zu erkundigen, ob sie noch etwas trinken wollten, bezahlten sie.

      »Entschuldigen Sie, Miss, aber wissen Sie zufällig, wo wir hier in der Nähe Filme für unseren Fotoapparat kaufen können?«, fragte Günther.

      »Kein Problem. Wenn Sie sich vor dem Eingang nach rechts wenden, finden Sie drei Häuser weiter einen Drugstore. Dort bekommen Sie auch Ihre Filme«, erklärte das Cowgirl freundlich.

      Günther bedankte sich.

      »Aber sagen Sie mal, wo sind denn die ganzen Leute?«, fragte Silke neugierig.

      »Die sind alle beim Schießen.«

      »Beim Schießen?«, wiederholte das frischvermählte Paar wie aus einem Mund verblüfft, wobei Silke dachte, sie hätte sich nur verhört, und Günther überzeugt war, er hätte die junge Frau aufgrund ihres ausgeprägten Dialekts einfach nur falsch verstanden.

      »Ja, in einer Nebenstraße wird gerade ein Film gedreht.«

      »Ach so, ein Film«, sagte Günther und lachte. »Und ich dachte schon, Sie meinen mit Schießen das hier.« Er formte mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand eine Pistole, fuchtelte damit herum und imitierte das Geräusch von Schüssen.

      Die Bedienung lachte. »Nein, ich meinte damit natürlich die Filmaufnahmen.«

      Nachdem sie wieder hinter der Theke verschwunden war, ging auch Günther noch rasch auf die Toilette. Anschließend verließen sie den Saloon.

      Sie wandten sich nach rechts und hielten sich im Schatten der Häuser. Nebenan lag ein Video- und DVD-Verleih. In den Schaufenstern wurden allerdings nur Filme beworben, von denen sie noch nie gehört hatten. Danach kam ein Laden, in dem man von Filmplakaten über kleine Plastikfiguren und Modellsätze bis zu großen Pappaufstellern alles kaufen konnte, was auch nur im Entferntesten mit dem vorherrschenden Thema Film zu tun hatte.

      »Die Einwohner müssen ja echt total filmbegeistert sein«, stellte Günther fest.

      »Sieht ganz danach aus. Und dann wird hier zufällig auch noch ein richtiger Film gedreht.«

      »Warum sehen wir uns das nicht aus der Nähe an, bevor wir fahren?«, schlug Günther vor.

      Silke war sofort einverstanden. Sie kauften im Drugstore mehrere Kleinbildfilme für ihre Kamera und erkundigten sich bei dem älteren, glatzköpfigen Verkäufer nach den Dreharbeiten. Er war ebenfalls sehr hilfsbereit, ging sogar mit ihnen aus dem Laden und erklärte ihnen dort gestenreich den Weg. Sie bedankten sich, überquerten die Straße und gingen zur nächsten Querstraße.

      Noch immer war es, vor allem in der prallen Sonne, so heiß, dass ihnen schon nach wenigen Schritten der Schweiß aus allen Poren strömte. Doch das störte sie momentan gar nicht so sehr, denn die Begeisterung darüber, bei richtigen Dreharbeiten zugucken zu können, hatte sie erfasst und überstrahlte alle Beschwerlichkeiten.

      Als sie um die Ecke bogen, konnten sie eine große Ansammlung von Leuten sehen, die unter einer als Sonnenschutz dienenden Plane vor einem zweistöckigen Haus standen, dem die komplette Fassade fehlte, sodass es wie ein riesiges Puppenhaus aussah. Günther und Silke gingen näher heran und blieben dann im Schatten eines Vordachs stehen. Von dort verfolgten sie fasziniert die Dreharbeiten. Silke legte gleich einen neuen Film in die Nikon und schoss selbst Fotos von dem, was sie sahen.

      In einem großen Schlafzimmer im Erdgeschoss des Hauses befanden sich momentan vier Personen. Ein Mann mit einer Baseballkappe der Arizona Diamondbacks, bei dem es sich vermutlich um den Regisseur des Films handelte, erklärte den Darstellern, zwei weiteren Männern und einer Frau, die nächste Szene. Die Frau trug nur ein dünnes Nachthemd und lag auf dem Bett. Fast schien es, als würde sie vor sich hindösen und kaum etwas von dem wahrnehmen, was der Regisseur erklärte. Wahrscheinlich, dachte Silke, konzentrierte sich die Schauspielerin auf die bevorstehende Szene. Die beiden männlichen Darsteller nickten zum Zeichen, dass sie die Regieanweisungen verstanden hatten, und verließen das Schlafzimmer durch eine Tür in der Seitenwand. Auch der Regisseur verließ die Kulisse, sodass lediglich die Frau zurückblieb.

      Der Regisseur gesellte sich zu den anderen Leuten unter die schützende Plane und nahm auf einem Klappstuhl Platz. Neben ihm stand die Kamera. Etwas weiter vorn stand ein junger Mann und hielt den Mikrofongalgen so, dass das Aufnahmegerät auf das Schlafzimmer gerichtet war, aber nicht im Bild auftauchte. Der Regisseur nickte einer jungen Frau zu, die daraufhin mit einer Filmklappe vor die Kamera trat.

      »Der Tod kommt nur nachts, Szene 138, die erste«, sagte sie laut, schlug die beiden Teile der Klappe krachend aufeinander und huschte dann flink zur Seite.

      »Ton?«, fragte der Regisseur.

      »Läuft.«

      »Kamera?«

      »Läuft.«

      »Action!«

      Die Frau im Bett rührte sich nicht und gab vor, zu schlafen. Plötzlich zerbarst die Fensterscheibe hinter dem Bett, und einer der beiden männlichen Darsteller kletterte ins Schlafzimmer. Der zweite trat die Tür ein, durch die sie kurz zuvor verschwunden waren, und stürmte ins Schlafzimmer. Beide hielten gefährlich aussehende Messer mit langen, glänzenden Klingen in ihren Händen. Die Frau auf dem Bett, scheinbar durch den infernalischen Lärm geweckt, fuhr hoch, sah die beiden Eindringlinge und schrie gellend. Die beiden Männer stürmten zum Bett, hoben unisono die Messer und stachen damit wie wild auf die Frau ein. Ihr Schrei endete buchstäblich wie abgeschnitten. Immer wieder schwangen die beiden Messerklingen nach oben und sofort wieder nach unten. Das Blut spritzte sogar bis zur Zimmerdecke, und das weiße Bettzeug färbte sich rasch rot.

      Günther

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