ZAHLTAG IN DER MORTUARY BAR. Eberhard Weidner

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ZAHLTAG IN DER MORTUARY BAR - Eberhard Weidner

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wie hypnotisiert auf die bestialische Szene. Günther lächelte und richtete seine Augen wieder auf die Filmszene.

      Die beiden Darsteller gebärdeten sich noch immer wie rasend. Mit verzerrten Gesichtern, aus denen alles Menschliche gewichen war, hackten sie immer wieder auf ihr Opfer ein. In diesem Moment rief der Regisseur: »Schnitt!« Augenblicklich ließen die beiden Männer die Messer sinken und wandten sich vom Bett ab. Sie grinsten sich an und klatschten sich mit ihren linken Händen gegenseitig ab. Mit mehreren Mitarbeitern im Schlepptau betrat der Regisseur das Set und klopfte den beiden Männern anerkennend auf die Schultern. Das Schlafzimmer war jetzt voller Menschen, die dort diversen Tätigkeiten nachgingen, sodass man das blutüberströmte Bett und die Schauspielerin dahinter gar nicht mehr sehen konnte.

      Silke wandte sich ab und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Hauswand. »Puh, für meine Begriffe war das ziemlich brutal. Den Film sehe ich mir bestimmt nicht an, wenn er bei uns im Kino oder im Fernsehen kommt.«

      »Aber gut gemacht, oder?«, wandte Günther ein. »Sah irgendwie richtig echt aus.«

      »Stimmt. Wie machen die so was bloß?«

      Günther zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Auf alle Fälle braucht man dafür eine Menge Filmblut. Ich glaube, es wird in kleinen Beuteln auf die Haut geklebt und dann überschminkt. Die Klingen der Messer sind nicht starr, sondern verschwinden im Griff. Und sobald das Messer auf einen Beutel mit Filmblut trifft, platzt der Beutel und verspritzt seinen Inhalt.«

      »Sehr interessant, nicht wahr?«

      Günther drehte sich sofort um, als er die unbekannte Stimme hinter sich hörte. Zwei Schritte von ihm entfernt stand ein alter Mann mit dem wettergegerbten Gesicht des Marlboro-Mannes und einem Zahnstocher im Mundwinkel.

      »Ja, wirklich sehr interessant«, antwortete Günther.

      »Darf ich fragen, woher Sie kommen?«

      »Natürlich. Wir sind aus Deutschland.«

      »Aus Deutschland«, wiederholte der alte Mann nachdenklich. »Da war ich auch schon. Ist allerdings schon ein paar Jahre her. Ich war dort, um Nazischweine zu töten.«

      Günther und Silke warfen sich irritierte Blicke zu.

      »Übrigens, mein Name ist Walt Hooper«, stellte sich der Alte vor und streckte die rechte Hand aus. Günther ergriff sie und nannte ihre Namen. Walt schüttelte auch Silke die Hand und musterte sie dabei von oben bis unten. »Haben Sie schon mal daran gedacht, in einem Film mitzuspielen, Lady?«

      Silke schüttelte entgeistert den Kopf. »Nein, so etwas kann ich nicht. Ich bin Lehrerin.«

      »Na, vielleicht bringen wir Sie ja noch dazu, solange Sie sich in unserem schönen Städtchen aufhalten«, meinte Walt lächelnd. »Sie kommen mir nämlich vor wie eine zweite Rita Hayworth.«

      Silke lachte. »Wohl kaum.«

      »Nun, wie auch immer, ich bin jedenfalls der Bürgermeister von Movietown. Nebenbei mache ich auch Filme.«

      »Sie sind Regisseur?«, fragte Günther überrascht.

      »Ja. Jeder Einwohner unserer Stadt hat mit dem Film zu tun, denn Movietown ist nach Hollywood die zweite Filmmetropole dieses Landes. Wir produzieren etwa fünfzig Filme pro Jahr«, erklärte Walt stolz. »Warum kommen Sie nicht einfach heute Abend auf unsere Feier. Sie sind hiermit herzlich eingeladen. Die ganze Stadt wird da sein und feiern.«

      »Eine Feier?«, wiederholte Silke. »Was wird denn gefeiert?«

      »Gerade wurde die letzte Szene aus Der Tod kommt nur nachts gedreht. Das wird natürlich gefeiert. Romero wird selbstverständlich auch kommen.«

      »Romero?«, fragte Günther verwundert.

      »Ja. Joseph Romero. Sie haben ihn bestimmt gesehen. Er ist der Regisseur des Films. Und, wie sieht’s aus? Können wir mit Ihnen rechnen?«

      Günther und Silke warfen sich fragende Blicke zu.

      »Was meinst du?«, fragte Günther.

      »Wäre zur Abwechslung mal was anderes«, sagte Silke, und die Vorfreude ließ ihre Augen in einer Art und Weise funkeln, der Günther noch nie hatte widerstehen können. »Außerdem haben wir’s ja nicht so eilig, oder? Heike und Rolf werden auf alle Fälle Bauklötze staunen, wenn wir Ihnen diese Geschichte erzählen und die Bilder zeigen.«

      Lächelnd gab Günther sein Einverständnis. Er wandte sich an den Bürgermeister. »Sie haben uns überredet, Mr Hooper, wir kommen gerne. Vielleicht können Sie uns auch sagen, wo wir hier für eine Nacht ein Zimmer bekommen.«

      »Freut mich, dass Sie zu unserer Feier kommen. Ich kann Ihnen schon jetzt versprechen, dass Sie es bestimmt nicht bereuen werden. Und nennen Sie mich bitte Walt.« Er drehte sich um und zeigte auf ein großes Fachwerkhaus, das genauso gut in einer deutschen Stadt hätte stehen können. »Das ist das Hollywood Hilton, wahrscheinlich das beste Hotel im Umkreis von fünfhundert Meilen. Sagen Sie Linda – das ist die freundliche junge Dame am Empfang –, dass ich Sie geschickt habe, dann macht sie Ihnen einen Sonderpreis.«

      »Vielen Dank«, sagte Günther.

      »Ich danke Ihnen, wir freuen uns nämlich immer über Gäste. Ich sehe Sie dann auf der Feier.« Damit wandte sich Walt ab und ging in Richtung Main Street davon.

      Günther und Silke warteten, bis er um die Ecke verschwunden war, dann sahen sie sich an, grinsten und lachten leise.

      »Komischer Kauz«, sagte Günther.

      »Da war ich auch schon. Ich war dort, um Nazischweine zu töten«, ahmte Silke den Tonfall des alten Mannes erstaunlich gut nach.

      Lachend wandten sie sich wieder den Dreharbeiten zu, doch die waren inzwischen beendet. Die Darsteller und der Regisseur waren längst verschwunden, nur ein paar Helfer waren noch da und bauten die Kameras und das übrige Equipment ab.

      »Dann lass uns mal den Wagen holen und im Hollywood Hilton einchecken, dem wahrscheinlich besten Hotel im Umkreis von fünfhundert Meilen, Rita«, schlug Günther vor und reichte seiner Frau die Hand.

      Silke lachte, wurde aber sofort wieder ernst. »Der gute Walt hat uns gar nicht gesagt, wo die Feier stattfindet«, gab sie zu bedenken.

      »Ich denke mal, dass wir es auch so finden werden«, sagte Günther. »Angeblich feiert ja die ganze Stadt. Wir fragen einfach Linda aus dem Hotel.«

      Es war schon deutlich nach Mitternacht, als sie nach einem anstrengenden Tag von der Feier in ihr Hotelzimmer zurückkehrten. Da sie der Empfangsdame Linda am Nachmittag erzählt hatten, dass sie auf ihrer Hochzeitsreise waren, hatten sie natürlich die Honeymoon Suite erhalten. Und das, wie von Walt versprochen, zu einem Sonderpreis, der ihren verbliebenen Reiseetat nur geringfügig belastete.

      Erschöpft ließ sich Silke auf das Kingsize-Bett fallen. »Das war doch eine ganz nette Feier, findest du nicht auch?«

      Günther nickte, während er wie ein Storch auf einem Bein balancierte, um den Schnürsenkel an seinem Schuh aufzubinden. Er traute sich nicht mehr, sich zu bücken, da er Angst hatte, er würde sonst umfallen. »Stimmt, schöne Feier. Auf den letzten Whisky hätte ich aber besser verzichten sollen.

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