ZAHLTAG IN DER MORTUARY BAR. Eberhard Weidner

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ZAHLTAG IN DER MORTUARY BAR - Eberhard Weidner

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nur wieder und erzählst Geschichten.«

      Peter stieß sich mit den Händen vom Boden ab und brachte sich in eine sitzende Position. Dann beugte er sich vor und flüsterte: »Es stimmt aber, Kev, ehrlich! Ich kann es sogar beschwören!« Er hob die linke Hand und spreizte Daumen, Zeige- und Mittelfinger ab, während er die andere Hand auf die Brust legte, dorthin, wo sein Herz war. »Ich schwöre es!«

      »Echt?« Kevin machte große Augen. Peters ernsthaftes Verhalten überzeugte ihn, dass dieser ausnahmsweise nicht flunkerte. Immerhin hatte er richtig geschworen, und damit machten die beiden Jungs keine Späße. Ein Schwur war eine ernste Sache. Kevin wurde ganz aufgeregt und konnte nur mit Mühe ruhig hocken bleiben, denn wenn es etwas gab, das ihn mehr als alles andere faszinierte, dann waren es Geheimnisse aller Art, zum Beispiel Geheimverstecke, Geheimagenten, geheime Piratenschätze und natürlich geheime Orte. »Und wo ist dieser geheime Ort?«

      Peter hob bedauernd die Schultern. »Tut mir leid, Kev, aber wenn ich dir das sage, muss ich dich anschließend töten!«

      »Was?«

      »War nur ein Scherz, Kevin«, sagte Peter und lachte leise. »Aber im Ernst, ich kann es dir nicht verraten.«

      »Hey, das ist jetzt aber voll gemein«, rief Kevin zutiefst entrüstet, dämpfte aber sofort wieder seine Stimme, als er sich an die anderen Friedhofsbesucher und vor allem an Quasimodo und dessen selbst gefertigte Kindersärge erinnerte. »Du kennst es doch auch. Warum darf ich es dann nicht wissen?«

      »Eben darum.«

      »Eben darum?«, wiederholte Kevin ungläubig. »Eben darum ist überhaupt kein richtiger Grund. Eben darum ist blöd! Das ist so gemein von dir, Peter!« Er verschränkte die Arme vor der Brust und wandte den Blick ab, als ihm Tränen in die Augen traten, die sein Freund nicht sehen sollte. Er fühlte sich von Peter verraten, der einen geheimen Ort kannte und ihm nichts verraten wollte. »Und dabei dachte ich, wir wären die besten Freunde«, sagte er leise und zutiefst enttäuscht.

      »Na gut«, lenkte Peter da ein und seufzte. »Ich zeig dir den Ort.«

      Kevin hätte vor Freude beinahe laut gejubelt, beherrschte sich jedoch gerade noch. Stattdessen kicherte er nur leise, riss die Arme nach oben und wischte sich mit den Ärmeln verstohlen die Tränen vom Gesicht. »Wann? Jetzt gleich?«

      Peter schüttelte den Kopf. »Nein, jetzt geht das nicht.«

      »Was? Wann denn dann? Jetzt sag schon!«

      »Heute Nacht.«

      »In der Nacht?«, fragte Kevin verblüfft. »Spinnst du? Da muss ich doch schlafen!«

      »So ist aber die Regel. Wenn du den geheimen Ort sehen willst, dann geht das nur in der Nacht! Also, kommst du jetzt oder kommst du nicht?«

      Kevin überlegte. Im Grunde war es für ihn überhaupt kein Problem, heimlich aus dem Fenster seines Zimmers in den Garten zu steigen, wenn seine Mutter ihn zu Bett gebracht hatte. Nachdem Peter ihm den geheimen Ort gezeigt hatte, konnte er dann ebenso problemlos wieder ins Haus zurück. Niemand würde bemerken, dass er überhaupt weg gewesen war. »Okay, ich bin dabei!«

      »Dann ist es abgemacht! Aber es gibt noch eine Regel.«

      »Welche?«

      »Du darfst keiner Menschenseele davon erzählen. Nicht einmal deiner Mama oder deinem Papa.«

      »Mach ich schon nicht. Was glaubst du denn? Es ist schließlich unser Geheimnis, Peter.«

      »Dann schwöre es!«

      Kevin hob die linke Hand und spreizte wie zuvor sein Freund drei Finger. Die andere Hand presste er gegen die Brust. »Ich schwöre, dass ich keiner Menschenseele, nicht einmal meiner Mama oder meinem Papa, ein Sterbenswörtchen von Peters Geheimnis erzählen werde!«

      Peter nickte zufrieden. »Okay.«

      »Erzählst du mir jetzt schon was über den geheimen Ort, Peter?«

      »Das geht nicht. Aber du wirst es ja heute Nacht selbst sehen.«

      Kevin wurde noch aufgeregter. Das musste ja ein super-obergeheimer Ort sein, wenn ihm sein Freund nicht mal ein klitzekleines bisschen darüber erzählen durfte. Er konnte es nicht lassen, eine weitere Frage zu stellen. »Aber sag mir wenigstens, wie es denn so an dem geheimen Ort ist?«

      Peter hob den Blick, lächelte versonnen und starrte verträumt ins Leere. »Da ist es voll … cool. Es wird dir dort bestimmt gefallen, Kev. Das verspreche ich dir.«

      Kevin grinste. »Super. Ich wünschte nur, es wäre schon so weit. Ich kann es kaum erwarten.«

      »Ach, bevor ich es vergesse, ich hab noch was für dich«, sagte Peter und griff in die Tasche seiner Jeans, an der noch Friedhofserde klebte. Er brachte einen kleinen, mattweiß schimmernden Gegenstand zum Vorschein und legte ihn in Kevins Handfläche. »Hier, das schenk ich dir.«

      »Was ist das denn?«, fragte Kevin und betrachtete das seltsame Ding aufmerksam von allen Seiten. So etwas hatte er noch nie gesehen.

      »Das stammt von dem geheimen Ort. Da gibt es noch viel mehr davon.«

      »Echt? Das ist ja voll endgeil!«, sagte Kevin begeistert. Vielleicht war das Ding sogar wertvoll, auch wenn es momentan nicht danach aussah. Unter Umständen war es Teil eines geheimen Schatzes. Kevin stellte sich vor, wie er nach Hause kam, mit Gold, Juwelen und jeder Menge toller Spielsachen beladen. Seine Eltern würden jubeln, ihm auf die Schulter klopfen und sagen: »Gut, dass du nachts heimlich aus dem Fenster geklettert und zu diesem geheimen Ort gegangen bist, Kevin! Jetzt sind wir endlich steinreich, und du musst nie wieder Spinat und Eukalyptusbonbons essen!«

      »Du darfst es aber niemandem zeigen«, ermahnte ihn Peter und riss ihn dadurch aus seinen Träumereien. »Das ist die dritte Regel. Nicht einmal der doofen Katharina

      Kevin schüttelte heftig den Kopf und schloss rasch die Hand um sein Souvenir von dem geheimen Ort. Seiner Schwester, Eingeweihten auch als doofe Katharina bekannt, würde er nie im Leben ein Geheimnis verraten oder diesen Gegenstand zeigen. Die würde nämlich nur zu den Eltern rennen und ihn verpetzen. Das machte sie immer! Er schob das Ding rasch in die Hosentasche, damit er es nicht verlor, und sah auf seine Uhr. Nachdem er an den Fingern abgezählt hatte, wie viele Stunden er noch warten musste, bis er den geheimen Ort sah, stöhnte er leise. Sie mussten unbedingt etwas tun, damit die Zeit schneller verstrich. »Lass uns Geheimagenten spielen, Peter!«, schlug er vor.

      »Einverstanden, Kev!«

      Als Kevin pünktlich um halb sechs nach Hause kam, bereitete seine Mutter in der Küche bereits das Abendessen vor.

      »Na, wo hast du dich denn heute wieder herumgetrieben?«, fragte sie.

      »Och, ich war nur spielen.«

      »So? Warst du etwa ganz allein unterwegs?«

      »Nö, natürlich nicht! Ich war doch mit Peter zusammen.«

      Seine Mutter sah ihn mit traurigem Blick an und schüttelte sorgenvoll den Kopf. »O Kevin!«, seufzte sie. Dann bemühte sie sich jedoch wieder um ein Lächeln. »Jetzt aber ab ins Badezimmer mit dir! Wasch dir bitte die Hände, gleich gibt es Abendessen.«

      Hinterher

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