Hell und Dunkel. Eine Gemsjagd in Tyrol.. Gerstäcker Friedrich

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Hell und Dunkel. Eine Gemsjagd in Tyrol. - Gerstäcker Friedrich

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das Capital ja tausendfach, millionenfach verzinst."

      „Was soll ich denn thun?" wendete sich der geängstigte Hobelmann an den sich dicht zu ihm haltenden Franz.

      „Unterschreiben Sie," rieth dieser leise, „sie wird sonst böse. Derartigen Leuten muß man scheinbar den Willen thun -"

      „Aber wie viel?"

      „Das bleibt sich ja gleich - unter zehn Louisd'or können Sie aber auf keinen Fall zeichnen. Wenn die Summe nur auf dem Papier steht, so ist die Dame vollkommen zufrieden." /42/

      „Nun, nicht wahr, Sie sind so freundlich?" drängte noch einmal die Commerzienräthin.

      „Wenn Sie befehlen, von Herzen gern!" sagte Herr Hobelmann, nahm den ihm gereichten Bleistift, und im nächsten Augenblick stand sein Autograph: G. Hobelmann mit der anscheinend unschuldigen Bemerkung: zehn Louisd'or auf dem Papier und vor den entzückten Blicken der Heidenbeschützerin. Im Ueberfließen ihres Dankes ergriff sie seine Hand.

      „Großmüthiger, freigebiger Mann," rief sie, „dafür ermöglichen Sie vielleicht den Eintritt einer ganzen Familie in den Himmel. Nur um Ihre werthe Adresse dürfte ich wohl noch bitten."

      „Die werde ich schon ausfüllen," mischte sich aber Franz Kettenbrock in das Gespräch und wehrte dadurch die Frau Commerzienräthin endlich ab. Brannte ihr doch auch schon der Boden unter den Füßen, auf neue Opfer zu stoßen und die unterschriebenen zehn Louisd'or im Triumph durch den Salon zu tragen. Herr Hobelmann aber, höchst erfreut so billig davongekommen zu sein, machte ihr eine tiefe, ehrfurchtsvolle Verbeugung, wie er es dem Rang einer Königin von Birma für angemessen hielt, und gewann sich dadurch ihr Herz vollkommen. Die Frau Steuerräthin dagegen rümpfte die Nase und war jetzt im Innern mehr als je davon überzeugt, - wenn es dazu überhaupt noch irgend eines Beweises bedurft hätte - daß die Commerzienräthin eine höchst durchtriebene und intriguante Person sei, vor der man sich entsetzlich in Acht nehmen müsse.

      „Nun, wie gefällt Ihnen die Gesellschaft?" fragte Franz, als er sich mit Herrn Hobelmann einen Augenblick allein sah.

      „Vortrefflich, mein junger Freund, ganz vortrefflich!" erwiderte der dicke Advocat, sich dabei den Schweiß von der Stirn trocknend; „ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar ich Ihnen dafür bin, mich hier eingeführt zu haben. So etwas bekommt man nicht alle Tage zu sehen. Die Königin von Birma zum Beispiel ist göttlich - ein wahres Charakterbild, einzig in ihrer Art! Aber sagen Sie mir einmal, wer ist denn der Herr, der da so finster zwischen den verschiedenen Gruppen herumgeht? Den mit der Brille /43/

      mein' ich und dem großen Schnurrbart. Er hat etwas Militärisches."

      „Das ist unser Hauptkrankenwärter," erwiderte Franz leise, denn der erwähnte Herr ging eben unfern von ihnen vorbei und warf dem Herrn Hobelmann einen scharfen, nicht besonders freundlichen Blick zu. „Hier in der Gesellschaft wird er zwar Herr Hauptmann titulirt, und die Kranken lassen ihn für ihres Gleichen gelten, außerdem hat er sie aber tüchtig unter der Fuchtel, und sie fürchten ihn, wenn er einmal ärgerlich wird und zwischen sie fährt. Doch da kommen noch ein paar unserer interessantesten Irrsinnigen, eine noch eben nicht bejahrte Dame in dem permanenten Alter der Zwanziger, ein Fräulein von Bomershausen, die, wenn ich nicht irre, ein Drama geschrieben hat, und vor der Aufführung aus Furcht vor dem Mißlingen desselben wahnsinnig geworden ist, und ein anderes gnädiges Fräulein von Losenbrett, ebenfalls eine Schriftstellerin, die wunderbarer Weise in ein französisches Attentat verwickelt zu sein glaubt und in jedem Fremden einen Spion fürchtet. In ihren lichten Augenblicken macht sie Gedichte, in ihrem ärgsten Parorysmus aber liest sie dieselben vor."

      „Sie scheinen es ebenfalls auf uns abzusehen," sagte Herr Hobelmann.

      „Im schlimmsten Fall fordern wir Beide zum Tanz auf," beruhigte ihn Franz; „die Musik wird im Augenblick wieder beginnen."

      „Ich bin aber schon so müde, daß ich kaum noch aus den Füßen stehen kann," versicherte Herr Hobelmann.

      „Das schadet nichts," entgegnete Franz. „Sie tanzen sich wieder munter. Ich empfehle Ihnen Fräulein von Losenbrett."

      „Die Dame mit den entsetzlich langen Locken?"

      „Bst - dieselbe - nicht so laut. Derartige Irrsinnige haben ein wunderbar scharfes Gehör und sind außerordentlich mißtrauisch."

      Er hatte kaum ausgesprochen, als Fräulein von Losenbrett, von der man schon seit fünfzehn Jahren behauptete, /44/ daß sie eine höchst interessante Blondine sei, an ihn heranglitt, seinen Arm berührte und leise sagte:

      „Lieber Kettenbrock, wer ist denn der dicke fremde Herr, den Sie uns da gebracht haben?"

      „Ein Graf Mann, mein gnädiges Fräulein," antwortete Franz. „Nach seinem Erbgut Hobelmann genannt."

      „Aber den Namen kenne ich gar nicht."

      „Er ist aus dem fernen Ostpreußen und erst heute bei uns eingetroffen. Erlauben Sie, daß ich ihn vorstelle?"

      „Gleich - erst noch eine Frage. Ich - ich habe zu Ihrer Rückkehr ein kleines Gedicht - eigentlich nur ein Epigramm, gemacht - denn Sie werden mir zugestehen, daß Sie keine Lyrik verdienen."

      „Mein gnädiges Fräulein -"

      „Still - ich möchte es Ihnen vorlesen - am liebsten Ihnen allein - in Begleitung einer Freundin natürlich - aber - wenn Sie Ihren Freund mitbringen wollen, habe ich nichts dagegen."

      „Jetzt? meine Gnädige. - Der Tanz wird im Augenblick wieder beginnen und ich bin engagirt."

      „In der nächsten Pause denn, unmittelbar nach dem Tanz. Drüben im kleinen Erker."

      „Indessen," sagte jetzt Franz, und zwar wieder mit lauter Stimme, „erlauben Sie mir wohl, Ihnen meinen Freund, den Grafen Hobelmann, vorzustellen, - Fräulein Emma von Losenbrett - eine unserer gefeiertsten Dichterinnen."

      Die Dame verneigte sich erröthend, und Hobelmann wollte sich ebenfalls mit einer tiefen und etwas steifen Verbeugung loskaufen. So billig sollte er aber nicht davonkommen, denn der boshafte Franz fuhr fort: „Er hat mich vorhin schon ersucht, Sie, meine Gnädige, in seinem Namen um diesen Tanz zu bitten."

      Die Antwort war eine stumme, aber gestattende. Auch blieb nicht viel Zeit zu längerer Conversation, denn in demselben Augenblick begann die Musik auf's Neue, und Hobelmann war gleich darauf genöthigt, nach dem Tact eines rasend schnellen Galopps den Saal hinab- und wieder heraufzuwirbeln. /45/

      Erschöpft und mit pochenden Adern machte er eben mit seiner Tänzerin eine kurze Pause, als ihn Jemand leicht auf die Schulter klopfte. Wie er sich rasch danach umdrehte, stand der Regierungsrath hinter ihm und sagte, lächelnd mit dem Finger drohend:

      „Ei, ei, mein Bester - Sie thun, als wenn Sie nicht mehr tanzen könnten, und ich laufe mir die Beine ab, Ihnen einen Platz an einem Whist- oder Bostontisch zu verschaffen, indessen Sie wie ein Zephyr durch den Saal hüpfen."

      „Bester Herr Obermedicinalrath!"

      „Schon gut," lachte der alte Herr, - „kommt auf den Titel nicht an, und ist mir eine herzinnige Freude, Sie und Alle so aufgeräumt, so froh zu sehen. Wenn Sie nur -"

      Herr Hobelmann hörte nichts weiter. Fräulein von Losenbrett hatte genug geruht, und sehr erfreut einen Tänzer gefunden zu haben, schleppte sie den vollständig erhitzten Advocaten unerbittlich wieder

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