Hell und Dunkel. Eine Gemsjagd in Tyrol.. Gerstäcker Friedrich

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Hell und Dunkel. Eine Gemsjagd in Tyrol. - Gerstäcker Friedrich

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habe." /38/

      „Gerade ein Steuerrath? Das ist merkwürdig!" sagte Herr Hobelmann.

      „Ich werde Sie gleich vorstellen."

      „Und die beiden jungen Damen dort?"

      „Von denen nachher. Seien Sie nur um Gottes willen voller Aufmerksamkeit gegen die unglückliche Gräfin."

      „Und wer ist die alte Dame drüben mit dem Papier in der Hand?"

      „Das ist die Königin von Birma."

      „Wer?"

      „Die Königin von Birma," wiederholte Franz ruhig und mit vorsichtig gedämpfter Stimme, denn die genannte Dame rauschte eben an ihnen vorüber und schien Jemanden zu suchen. Franz, der wohl ahnte, daß sie ihn aufzufinden wünsche, hatte sich durch die breite Gestalt des Herrn Hobelmann vollständig und glücklich gedeckt.

      „Aber Sie meinen doch nicht im Ernst?" sagte der erstaunte Advocat.

      „Gott bewahre!" lächelte der junge Mann. „Sie war früher an einen Commerzienrath in Berlin verheirathet und schnappte gerade zu der Zeit über, als der birmanische Gesandte durch Berlin nach London reiste. Jetzt bildet sie sich ein, er sei nur dorthin gekommen, um sie an den Hof des Großherrn zu holen. Ueber den Zustand der dortigen Seelen aber innigst betrübt, läuft sie nun fortwährend mit einer Liste herum, Beiträge zur Bekehrung der Heidenkinder in Birma zu sammeln - doch da kommt die Gräfin-Steuerräthin auf uns zu. Jetzt nehmen Sie sich zusammen."

      „Aber, bester Franz, wo haben Sie die Zeit daher gesteckt?" sagte in diesem Augenblick die Steuerräthin, die, vollkommen ahnungslos über die ihr zugetheilte Würde, zu den beiden Männern trat. „Wie eine Stecknadel haben wir Sie überall gesucht und der Tanz soll beginnen."

      „Erlauben Sie mir nur erst, hochgeehrte Frau," sagte Franz, „Ihnen einen Tänzer zuzuführen, der darauf brennt Ihre Bekanntschaft zu machen. Graf Hobelmann aus Pest."

      Die Frau Steuerräthin knixte fast bis auf den Boden hinunter und Herr Hobelmann sah seinen Begleiter mit einem etwas dummen Blicke an. Dieser aber flüsterte der Dame mit den gelben Rosen zu: „Halten Sie ihn fest, Steuerräthin, ich glaube fast, Sie haben da eine ganz brillante Eroberung gemacht," und verschwand im nächsten Augenblick von ihrer Seite, seine Cousine Adele zu dem ersten, eben beginnenden Tanz zu führen.

      Hier traf er auch schon das zweite Paar, seinen sehr glücklich lächelnden Reisegefährten mit Base Fränzchen am Arm.

      Der junge Doctor schien in einem wahren Meer von Wonne zu schwimmen; er ging gar nicht, er schwebte ordentlich, und sein Antlitz strahlte von Vergnügen.

      „Bester Kettenbrock," rief er, des Havanesen Hand ergreifend, „ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar ich Ihnen für diesen Abend bin - wie glücklich ich mich fühle -"

      „Ist auch gar nicht nöthig," lachte Kettenbrock. „Ihr Gesicht verrätht das schon ohnedies. Aber Cousine Fränzchen scheint mir niedergeschlagen?"

      „Ich?" sagte das junge Mädchen erstaunt, und ihr offenes Gesicht überflog ein leichtes Roth. „Du bist ein arger Spötter, Vetter Franz; aber im Nu wird Dir die Frau Commerzienräthin über den Hals kommen. Siehst Du, wie sie dort mit ihrem Subscriptionsbogen durch den Saal streicht?"

      „Wie ein Habicht über ein Ackerfeld," lachte Franz, „und wehe den armen Opfern, auf die er niederfährt."

      „Aber sie bringt sie nicht um —"

      „Nein, sie zapft ihnen nur das Blut ab, um jene Klasse von Menschen mit dem Erbeuteten zu füttern, die in einem schwarzen Frack und weißer Halsbinde das passende Futteral für ihre unsterbliche Seele gefunden zu haben glauben."

      „Pfui, Franz," rief die Cousine, „schäme Dich!"

      „Etwa weil ich glaube, daß die Neger und Indianer keine wollenen Strümpfe brauchen?" gab der junge Mann zurück. „Aber wahrhaftig, sie hat es auf mich gemünzt," und ohne weiter ein Wort zu sagen, verließ er die Gruppe /40/ und ergriff Adelens Hand, den Tanz zu beginnen, dessen Tacte eben lustig vom Orchester herabschmetterten.

      „Lieber Franz," sagte die rücksichtslos einschreitende Commerzienräthin, „in glücklichen Momenten des Lebens ist das Herz am mildthätigsten, am weichsten gestimmt -"

      „Hat aber auch die wenigste Zeit," unterbrach sie der junge Mann und setzte sich mit seiner Dame in Bewegung. „Platz, oder der ganze Zug geht über Sie hin!"

      „Aber nur einen Moment -"

      Es half ihr nichts. Die Paare flogen an ihr vorüber.

      Nur einer der Tänzer theilte das allgemeine Vergnügen so wenig, daß er sich lieber davon zurückgezogen hätte, wenn er dazu den Muth besessen, und das war Herr Hobelmann. Die überselige Frau Steuerräthin als wahnsinnige Gräfin im Arm, keuchte er mit triefender Stirn durch den Saal. Die Gräfin schien gar keine Lunge zu haben, und wenn er inne halten wollte, traf ihn ein so merkwürdiger Blick aus ihren Augen, daß er immer wieder auf's Neue die Zähne zusammenbiß und vorwärts arbeitete. Er durfte ja die Unglückliche nicht reizen. Endlich aber konnte er nicht mehr; seine Kräfte ließen nach, sein Kopf schwindelte, der ganze Saal drehte sich mit ihm im Kreis, und mit immer ängstlicheren Verbeugungen, die er seiner Tänzerin machte, taumelte er zu einem nahen Sitz, auf den er athemlos niedersank.

      „Bravo! Bravo! vortrefflich!" flüsterte ihm Franz zu, „Sie tanzen ja mit einer Leidenschaft, mein guter Graf, daß Sie die jüngeren Leute ordentlich beschämen."

      „Graf!" flüsterte da Etwas zur Seite, und als Franz den Kopf wandte, entdeckte er die Frau Commerzienräthin, die mit dem unerbittlichen weißen Bogen in der einen und einem schwarzen Bleistift in der andern Hand neben ihm stand, - „bitte, lieber Franz, stellen Sie mich dem Herrn Grafen vor."

      „Mit dem größten Vergnügen," willigte in seinem Uebermuth der junge Havanese ein. „Meine Gnädigste, ich habe hier die Freude, Sie mit einem unserer leidenschaftlichsten und besten Tänzer, dem Grafen Hobelmann bekannt zu machen. Herr Graf, sehen Sie in dieser Dame die Mutter aller /41/ unchristlichen Waisen, die Königin und Wohlthäterin von Birma, wie von verschiedenen anderen heidnischen Länderstrichen."

      „Sie Schmeichler," lächelte verschämt unter ihrer Schminke erröthend die Commerzienräthin. „Herr Graf, ich freue mich außerordentlich, diese ehrenvolle Bekanntschaft zu machen, und entschuldigen Sie nur, wenn ich gleich bei Ihnen mit einer Bitte erscheine, und so gewissermaßen mit der Thür in's Haus falle."

      Sie trat dabei dicht auf Hobelmann zu, und dieser, in der Scheu, der Königin von Birma zu nahe zu kommen, erhob sich rasch von seinem Sessel, mit dem er beinahe umgefallen wäre.

      „Sie ist vollkommen unschädlich," raunte ihm Franz zu, und die Dame, der die erschreckte Bewegung nicht entgehen konnte, sagte lächelnd:

      „Fürchten Sie sich nicht, Herr Graf, es soll Ihnen nichts geschehen, nur Ihre Mildthätigkeit möchte ich in Anspruch nehmen, und zwar für die armen Heidenkinder in Birma, über deren Elend Sie mir wohl erlauben, Ihnen zugleich einige kleine Broschüren zu überreichen."

      „Majestät sind zu gnädig!" stammelte der also Ueberraschte. Die Commerzienräthin aber, mit einem lächelnden Blick auf Franz den Titel acceptirend, hielt ihm das Papier vor und sagte bittend:

      „Unterschreiben

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