Veyron Swift und das Juwel des Feuers. Tobias Fischer
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Читать онлайн книгу Veyron Swift und das Juwel des Feuers - Tobias Fischer страница 12
»Dieses Schwert ist der einzige fehlende Gegenstand im ganzen Haus. Das hat uns die Haushälterin des Professors bereits bestätigt. Wir gehen davon aus, dass es sich dabei um die Mordwaffe handelt und der Täter diese im Lauf der Flucht weggeworfen hat. Meine Leute suchen deshalb jetzt die nähere Umgebung ab. Ich bin sicher, wir werden sie spätestens morgen gefunden haben«, sagte Gregson.
Veyron winkte ab. »Das war nie und nimmer die Tatwaffe. Die Klinge ist nicht bereit genug für die Stichwunde des Professors. Sie sagten, das Schwert sei verschwunden?«
Er reichte das Bild an Tom, doch Jane riss es ihm sofort aus den Händen. »Fingerabdrücke!«, schimpfte sie. »Das ist als Beweis jetzt ruiniert!«
Gregson überging ihr Gezeter und nickte Veyron zu. »Im ganzen Haus unauffindbar. Glauben Sie, es war Raubmord? Orks vielleicht oder wieder Kobolde?«
»Nein, auf gar keinen Fall. Kobolde oder Orks hätten hier eine Verwüstung hinterlassen. Beachten Sie: keine Anzeichen von Folter oder anderer Gewalt, nirgendwo die Spur eines Kampfes. Keine zerbrochenen Möbel, Vasen oder Gläser. Was noch viel beängstigender ist: nirgendwo ein Ofen, in dem man eine Klinge zum Glühen hätte bringen können. Die Tatwaffe muss demnach ein magisches Schwert sein, das von allein zu glühen oder gar zu brennen anfängt. Ich denke, das hier ist etwas ganz Neues; es übersteigt alles, mit dem wir es in den letzten acht Jahren zu tun hatten«, schlussfolgerte Veyron. Er schnippte mit den Fingern und blickte in die Runde ratloser Polizistengesichter. »Zusatzfrage: Warum sollte jemand, der sich im Besitz eines Zauberschwerts befindet, sich die Mühe machen und hier einbrechen, nur um ein anderes Schwert zu stehlen? Das ergibt keinen rechten Sinn. Für das Verschwinden von Darings Schwert muss es also eine andere Erklärung geben. Unsere Probleme sind ein Flammenschwert und dessen Inhaber«, mahnte er.
Tom bekam es ein wenig mit der Angst zu tun. Der Gedanke, dass da irgendwo in London ein Unhold unterwegs war, der ein Zauberschwert bei sich trug, behagte ihm gar nicht.
Veyron untersuchte den Schreibtisch, öffnete die Schubladen und blätterte den Terminkalender und die Korrespondenz des Professors durch. Gregson sah ihm dabei nur neugierig zu, während Willkins ungehalten die Arme verschränkte. Tom machte es sich derweil auf einem nahen Plüschsofa gemütlich. Ihn hatten die Erwachsenen fürs Erste vergessen. Zum Glück! So konnte er nun in Ruhe alles beobachten.
»Sarah Burrows, unsere Geköpfte von letzter Nacht, war Darings Sekretärin. Dass alle beide durch außernatürliche Kräfte ums Leben kamen, ist besorgniserregend. Es muss eine Verbindung geben. Die kann nur Folgende sein: Der Professor war im Besitz von Informationen, die für den Mörder eine Gefahr bedeuteten. Informationen, die der Professor an jemanden weitergeben wollte. Darum musste Miss Burrows sterben. Sie war für die Korrespondenz des Professors zuständig, vereinbarte Termine und erledigte allen geschäftlichen Schreibkram. Für unseren Täter war es nur logisch, anzunehmen, dass sie diese brisanten Nachrichten auch nach Darings Tod an Darings Kontakte weitergeben würde. Daring besitzt keinen Computer, nirgendwo im ganzen Haus. Und wenn man sich hier so umsieht, wusste er mit moderner Elektronik wohl auch nichts anzufangen. Er tippte noch immer – vollkommen anachronistisch – auf einer Schreibmaschine. Also war er auch bei der Übermittlung von Nachrichten auf die althergebrachten Methoden angewiesen.
Unser Täter wusste das. Deshalb tötete er Miss Burrows in der Hoffnung, die brisante Nachricht abzufangen. Das arme Mädchen war jedoch gar nicht in ihrem Besitz. Also war als Nächstes Daring an der Reihe. Offenbar war er für den Mörder die größere Gefahr, weswegen er nicht wieder seine Riesenbestie einsetzte, sondern diesmal selbst Hand anlegte. Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, wen der Professor eigentlich warnen wollte – und weswegen. Eventuell können wir das nächste potenzielle Opfer unseres Freundes mit dem Flammenschwert – ich nenne ihn jetzt mal Joe – identifizieren und warnen«, schlussfolgerte Veyron blitzschnell. Er schloss die Schubladen wieder und sah sich weiter um.
Gregson und Jane schenkten sich ratlose Blicke. Tom schaute neugierig zu, wie Veyron mit nervös herumzuckenden Händen den Schreibtisch durchsuchte, als wären seine Finger Fühler, die – Sensoren gleich – in der Lage waren, von allein das Gesuchte aufzuspüren.
»Woher wissen Sie, dass er jemanden warnen wollte? Vielleicht hat Flammenschwert-Joe die Quelle der Gefahr mit dem Mord an Daring bereits zum Schweigen gebracht«, meinte Gregson.
Veyron schüttelte nur den Kopf. Nacheinander deutete er auf das Arbeitszimmer, die Wände, die Vitrinen, die Plüschmöbel und zuletzt auf den toten Professor. »Schauen Sie sich um: Nichts ist zerstört, nichts aufgebrochen und durchwühlt. Alles wurde feinsäuberlich so belassen wie vor dem Mord. Ich stelle mir das Ganze so vor: Joe verschafft sich Zugang zum Haus. Wahrscheinlich weiß der Professor bereits, dass er kommen wird, hat es aus dem grausamen Tod seiner Sekretärin geschlossen. Joe fürchtet die Stärke des Professors, darum muss er diese Tat selbst ausführen. Niemand sonst hätte Aussicht auf Erfolg und in engen Räumen kann er seine Bestie ja schlecht einsetzen. Doch der Professor ist gewarnt und erwartet seinen Feind im Arbeitszimmer. Er sitzt hinter dem Schreibtisch, begrüßt Joe, als dieser hereinkommt, und informiert ihn, dass es zu spät ist. Die brisante Information wurde bereits weitergegeben. Joe packt die Wut, denn seine Machenschaften drohen zu scheitern. Er ist ein böswilliger Kerl, der – wie seine Kreatur – zu schrecklicher Gewalt neigt. Die arme Miss Burrows könnte das sicher bestätigen, säße ihr der Kopf noch auf den Schultern. Joe zieht sein Schwert, sticht es dem Professor durchs Herz. Daring hat den Tod jedoch erwartet; er leistet keine Gegenwehr. Wahrscheinlich weiß er, dass er Joe nicht gewachsen ist. Er ist allerdings zuversichtlich, dass jemand anderes Joe zur Strecke bringen wird – mit der Information, die er rechtzeitig weiterleiten konnte.
Joe dagegen erkennt, dass er einen Fehler begangen hat, einen entscheidenden Fehler. Die Zeit läuft ihm davon. Er ahnt, wen der Professor benachrichtigt hat. Es kann nur ein ausgesprochen kleiner Zirkel von Leuten sein, von Joe längst ausgespäht und beobachtet. Er bricht auf, verlässt unverzüglich das Haus des Professors, ohne die Akten zu durchwühlen oder weitere Zerstörung anzurichten. Er muss schnell handeln, seine Pläne sind in Gefahr.«
Alle waren still, als Veyron seine Ausführungen beendete. Gregson rieb sich gestresst die Augen. »Selbst wenn Sie mit Ihren Annahmen recht haben, fehlt uns noch immer jegliche Spur zum Täter. Darings Mörder hat nirgendwo Finger- oder Fußabdrücke hinterlassen. Wir können nicht einmal seine nächsten potenziellen Opfer warnen. Wem Daring diese brisanten Informationen gegeben haben könnte, wissen wir nicht«, meinte er ein wenig vorwurfsvoll.
Veyron ließ sich davon jedoch kaum in seiner Begeisterung für den Fall bremsen. Er nahm einfach eines der Notizbücher des Professors zur Hand und schlug es auf.
Gregson stöhnte aufgebracht. »Sie sollen doch am Tatort nichts verändern! Und schon gar nichts anfassen!«
Veyron zuckte in gleichgültiger Geste mit den Schultern. »Ein unwichtiger Einwand, mein lieber Gregson. Viel wichtiger ist dagegen ein Blick in den Terminkalender. Der verrät uns nämlich einiges. Professor Daring traf sich in den letzten zwei Wochen nur mit sehr wenigen Leuten, zumeist ehemaligen Professorenkollegen oder Vertretern von Universitäten. Allerdings taucht in diesem Terminkalender immer wieder ein Name auf, der mir regelrecht ins Auge sticht: Nagamoto Tatsuya. Daring rief ihn in den letzten zwei Wochen öfter an. Das ist zweifellos unser Mann«, meinte er lapidar und klappte den Terminkalender des Professors wieder zu.
»Sie wissen jetzt, wer oder was der Mörder ist. Er ist nicht