Karibien. Xaver Engelhard

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Karibien - Xaver Engelhard

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noch mal, bist du verrückt geworden?”, schrie Rodney, um einem Wutausbruch der einen noch verbliebenen Hausbewohnerin zuvorzukommen. „Was machst du denn da?”

      Schmiss zuckte zusammen und drehte sich mit einem schwarz verkrusteten Bratenwender in der Hand um.

      „Ich ... Hey, wer is ‘n das? Wo hast ‘n die Schnecke her? Ich dachte, die Bude is’ leer.” Er wandte sich wieder der Pfanne zu und kratzte zwischen den blubbernden Batzen herum. „Wollt ihr ‘n paar? Ich hau’ sie auf ‘n Stück Toast und mach’ ‘nen Salat dazu. Is’ welcher im Kühlschrank. ‘N bisschen welk, aber sonst ganz okay!”

      Rodney schüttelte stumm den Kopf, um der Dicken zu zeigen, dass er hilflos und genauso betroffen war wie sie.

      „Sind das Fische?”, erkundigte sie sich leise bei ihm. „Die Fische aus dem Aquarium?”

      In Rodney stieg ein schrecklicher Verdacht auf. Er zwängte sich an ihr vorbei, verließ die Küche, durchquerte den Flur und eilte ins Wohnzimmer. Er ließ den Strahl seiner Taschenlampe kurz über das Aquarium streifen, das er dort bei seinem ersten Streifzug durch das Haus entdeckt hatte. Bis auf die Pflanzen und drei benommene Guppys war es völlig leer. Der Kescher lag quer über dem Glaskasten. Rodney musste schlucken, machte kehrt und wollte in die Küche zurück, da bemerkte er, dass die Dicke ihm gefolgt war.

      „Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll“, stammelte er. „Er ist sonst ...”

      „Du willst doch nicht etwa sagen, der Schwachkopf brät die Fische aus dem Aquarium? Die Lieblinge meines Vaters? Seine wertvollen Amazonasschönheiten?”

      Rodney nickte vage. Er ahnte, während er im Keller geplaudert hatte, war Schmiss über das Aquarium voll exotisch schillernder Zierfische hergefallen. Fettfreies, aufregend verpacktes Eiweiß! Schmiss’ gesamte Lebensphilosophie ließ sich auf Kohlenhydrate und Proteine reduzieren. Für ihn war das ungewöhnliche Äußere der Zierfische vermutlich Hinweis auf einen interessanten Geschmack gewesen.

      Die Dicke brach in ein gewaltiges Lachen aus. Sie lachte, bis ihr die Tränen kamen. Wellen liefen über ihr Fett. Sie beruhigte sich nur langsam und stützte sich schnaufend am Türrahmen ab.

      „Ehrlich, wenn ihr nich’ von selbst gekommen wärt, hätt’ ich euch rufen sollen. Ich hoffe, ihr scheißt ihnen auch noch auf den Teppich.”

      Rodney fühlte sich zutiefst in seiner Einbrecherehre gekränkt.

      „Ich muss doch sehr bitten! Wir sind keine Vandalen, Miss!”

      Die Frau kam augenblicklich zu sich.

      „Wenn du mich belästigen willst, dann richtig, aber nich’ mit so dummen Sprüchen, okay? Oder ist das alles, was du draufhast?”

      Rodney warf ihr einen bösen Blick zu und kehrte, ohne sie einer Antwort zu würdigen, in die Küche zurück.

      „Du wirst uns noch auf den elektrischen Stuhl bringen mit deinen Schweinereien“, raunte er Schmiss zu, der es sich mit einem Teller und zwei Scheiben Toast, auf dem braune, schwarz verkrustete Häufchen lagen, am Küchentisch bequem gemacht hatte.

      Schmiss stellte Messer und Gabel auf und blickte begriffsstutzig zu seinem Boss hoch.

      „Tierquälerei!“, erläuterte dieser. „Das ist das Schlimmste, was es gibt”.

      „Aber das sin’ nur Fische! Schmecken nich’ mal besonders gut. Willste mal probieren?”

      Rodney schüttelte unwillig den Kopf.

      „Wir haben jedenfalls definitiv ein Problem. Sie hat uns gesehen. Und sie kennt deinen Namen.”

      „Sie kennt meinen Namen?”

      Rodney nickte kurz.

      „Sie ist raffiniert.”

      „Willst du sie etwa ...” Schmiss machte große, erschrockene Augen und fuhr sich mit dem fettigen Messer über den Hals.

      „Ich weiß nicht.“ Rodney stöhnte gereizt. „Keine Ahnung, was wir tun sollen!”

      Schmiss schaute ihn noch eine Weile an und runzelte dabei die Stirn, denn er wusste, dies tat man angesichts von Problemen. Als dies zu keiner Lösung führte, wandte er sich wieder seinem Toast zu, sägte ein großes Stück ab und schob es sich in den Mund. Rodney sah schweigend zu, wie sein Freund die Mahlzeit beendete.

      „Und du frisst die Dinger wirklich? Ich hätt’ gewettet, die Hälfte von denen is’ giftig, so wie die ausgesehen haben.”

      Schmiss und Rodney zuckten zusammen und blickten schuldbewusst zur Küchentür. Die Dicke trug jetzt einen türkisen Hosenanzug. Eine brennende Zigarette steckte zwischen ihren Lippen.

      „Wie wär ‘s mit ‘nem richtigen Frühstück?”

      „Jetzt?”

      „Klar! Der Geruch ist zwar widerlich, aber ich hab’ Hunger davon gekriegt.”

      Bevor Rodney etwas einwenden konnte, hatte Schmiss bereits akzeptiert.

      „Na, das is’ mir mal ‘n ganzer Kerl.” Sie betrachtete Schmiss anerkennend. „Dacht’ ich mir schon, dass diese Glitzerdinger bei dir nich’ lang’ vorhalten. Wir wär ‘s stattdessen mit ‘ner Runde Eier und Speck für alle?”

      Schmiss nickte freudig; und Rodney stimmte zögerlich mit ein, als er erkannte, dass seine Weigerung nichts ändern würde.

      „Na also! Wer sagt ‘s denn! Vielleicht wird aus deinem Kumpel ja doch noch was.” Sie blinzelte Schmiss zu und öffnete den turmhohen Kühlschrank, den Schmiss für den Abtransport bereits einen halben Meter weit nach vorne gerückt hatte. „Wie heißt ihr überhaupt?”

      Schmiss nannte ihr stolz seinen Namen. Rodney überlegte kurz, ob er sich einen Alias zulegen sollte, ahnte aber, dass dieser nicht lange Bestand haben würde und als Beweis mangelnden Vertrauens gegen ihn verwendet werden könnte, und blieb auch bei der Wahrheit.

      „Und ich bin Sylvie!” Sie hielt eine Schachtel Eier und eine Reihe in Plastikfolie eingeschweißter Speckscheiben in der Hand. „Nett, euch kennen zu lernen, Jungs!”

      „Ganz meinerseits!“ Schmiss strahlte zufrieden und griff nach dem Glas Milch, das er sich eingeschenkt hatte.

      Sylvie wischte die Pfanne, die Schmiss auf dem Herd hatte stehen lassen, mit einer Handvoll Küchenpapier sauber, legte sechs Streifen Speck hinein und starrte diese an, als wollte sie sie mittels telepathischer Energie braten. „Ich habe nachgedacht“, verkündete sie schließlich.

      Rodney und Schmiss, die es damit auch gerade versucht hatten, allerdings erfolglos, sahen interessiert zu ihr hinüber.

      „Ich kann hier nicht mehr bleiben. Außer ich ruf’ bei Officer Mitchell an, aber das würdet ihr ja sicher nicht wollen, oder?”

      Rodney und Schmiss schüttelten synchron die Köpfe.

      „Dacht’ ich ‘s mir doch! Aber keine Sorge! Ich hab’ ‘nen Plan.” Sylvie schaltete die Herdplatte ein und beobachtete, wie die Speckstreifen zu bruzzeln begannen. „Ich meine,

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