Karibien. Xaver Engelhard

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Karibien - Xaver Engelhard

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sie auf, ließ jeweils eines auf jeden Speckstreifen gleiten und betrachtete zufrieden, wie sich ihr Werk der Vollendung näherte. Sie bereitete die Kaffeemaschine vor, nahm drei Becher und stellte sie auf den Küchentisch. Sie holte drei Teller aus einem Oberschrank, tat auf jeden zwei Eier und zwei Speckstreifen und trug sie ebenfalls zum Küchentisch. „Und sag bloß nicht, diese Urwaldkreaturen waren dir lieber!“, warnte sie Schmiss mit spielerisch erhobenem Zeigefinger.

      Schmiss schüttelte den Kopf.

      „Die wa ‘n ‘n Fehler“, gestand er offen. „Kann ich noch ‘n bisschen Toast haben, um den fiesen Geschmack loszuwerden?”

      „Sollst du haben.“ Sylvie bestückte den Toaster, holte die Kaffeekanne und setzte sich zu den beiden Einbrechern. „Wie wär ‘s mit ‘nem richtigen Verbrechen, wenn ihr schon mal dabei seid?”

      Rodney ließ vor Schreck beinahe das Salz fallen.

      „Verbrechen?” Schmiss sah Sylvie verdutzt an.

      „Genau! Und ihr müsst dafür nicht mal was anstellen! Nur mich mitnehmen! Wozu ihr jetzt eh verpflichtet seid, nachdem ihr mich in so ‘ne schwierige Lage gebracht habt! Den Rest erledige ich.”

      Schmiss zuckte mit den Achseln und wandte sich wieder seinem Frühstück zu. Da von ihm offenbar nichts verlangt wurde, war ihm die Sache egal.

      „Was hast du vor?” Für Rodney stand bereits fest, dass er mit Sylvies Plan nichts zu tun haben wollte.

      Sie lächelte ihn überlegen an, schob sich aber erst noch ein großes Stück Speck in den Mund.

      „Ihr entführt mich“, murmelte sie mit vollem Mund und schenkte allen Kaffee ein. „Ganz einfach!” Sie schluckte runter und fuhr verständlicher fort: „Ich komm’ mit euch mit, versteck’ mich bei euch, schick’ meinem Vater ‘nen Brief und verlang’ Lösegeld. Vielleicht komm’ ich so doch noch zu meiner Kreuzfahrt.” Sie zwinkerte Rodney zu.

      „Und was, wenn er zur Polizei geht?”

      „Ja was wohl?”, fragte sie höhnisch zurück. „Wenn ‘s keine Täter gibt, kann man auch keine finden.”

      „Ich weiß nicht ...” Rodney nahm ein Stück Toast und zerkrümelte es über seinem Teller.

      „Du weißt nicht ... nun, das kann ich mir denken. Erstens scheint ihr beide mir eh ‘n bisschen unterbelichtet zu sein, zweitens ist euch völlig schnurz, in was für ‘ne beschissene Lage ihr mich gebracht habt.”

      Rodney warf Schmiss, der sich nicht vom Essen ablenken ließ, mit gebeugtem Kopf einen vorsichtigen Blick zu.

      „Was hältst du davon?”

      Schmiss wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und zuckte mit den Schultern.

      „Von mir aus! Du hast in deinem Trailer ja eigentlich genug Platz.”

      „Nun, du wirst es nicht bereuen, Kleiner“, rief Sylvie erleichtert und knuffte Rodney gegen die Schulter. Dieser lächelte tapfer und fragte sich längst, wie er in das alles hineingeschlittert war.

      Sylvie

      „Und das ist es?” Sylvie sah sich im ersten Licht der Dämmerung ungläubig um und ließ die Reisetasche, die an einem langen Riemen von ihrer Schulter gehangen war, zu Boden fallen. Rodney, der mit zwei prallvollen Koffern hinter ihr her in den Doppeltrailer gewankt war, nickte müde.

      „Gar nicht schlecht, oder?”

      „Ein Drecksloch, nicht mehr und nicht weniger!”

      Die abgewetzte Auslegware am Boden, das an vielen Stellen zersplitterte Plastikfurnier an den Wänden, die vergilbte und stellenweise vom Schimmel geschwärzte Decke gaben ihr Recht. Rodney erkannte zum ersten Mal, dass sein Zuhause tatsächlich ein wenig heruntergekommen war.

      „Na ja, man müsste es vielleicht ein bisschen herrichten.”

      „Da hilft höchstens die Schrottpresse. Wenn du geglaubt hast, dass ich dir diesen Saustall in Ordnung bringe, hast du dich gründlich geirrt.”

      „Man hat hier seine Ruhe. Und ich habe eine Satellitenschüssel!” Er wies mit dem Kinn auf eine Pyramide aus fünf gefährlich übereinander getürmten Fernsehern verschiedener Größen und Marken.

      „Großartig!” Sylvie verdrehte die Augen. „Ich bin jedenfalls total erledigt. Wo ist das Schlafzimmer?”

      Rodney wies auf eine angelehnte Tür.

      „Und das da ist das Bad?”

      Er nickte.

      „Heißes Wasser?”

      „Selbstverständlich!” Er versuchte, empört zu klingen.

      „Handtücher?”

      Er zuckte vorsichtig mit den Achseln.

      „Schon gut! Ich brauch jetzt jedenfalls ‘ne Dusche. Und dann nichts wie ab in die Heia! Vielleicht ist das Ganze ja doch nur ‘n Alptraum!” Sie öffnete ihre Tasche, entnahm ihr einen bunten Beutel und zwei Handtücher und verschwand im Badezimmer. Rodney schleppte die Koffer ins Schlafzimmer, kehrte in den Wohnbereich zurück und ließ sich vorsichtig auf einem verstaubten Sofa nieder, wo er dem ungewohnten Prusten und Plätschern zuhörte, das durch die dünnen Wände drang.

      „Ich bin fertig“, verkündete Sylvie, als sie mit einem roten, ihr deutlich zu kleinen Morgenmantel und einem turbanartig um den Kopf geschlungen Handtuch bekleidet wieder aus dem Bad erschien. „Ich hoffe du hast nichts dagegen?” Sie breitete die Arme aus und sah kokett an sich hinab.

      Rodney schüttelte den Kopf.

      „Okay, dann sehen wir mal weiter.” Sie ging auf nackten, frisch verdreckten Sohlen ins Schlafzimmer, tauchte noch einmal kurz auf, um eine Decke und ein Kissen auf dem Sofa abzuladen, und warf die Tür hinter sich endgültig und mit Nachdruck zu. Rodney stand auf und richtete sich mit der Decke und dem Kissen einen Schlafplatz auf dem Sofa ein.

      „Und du meinst, das funktioniert?” Schmiss warf Rodney über das Bierglas in der Hand hinweg einen besorgten Blick zu.

      „Keine Ahnung! Aber ich schätz’ mal, wir müssen mitmachen. Sonst hängt sie uns hin!”

      „Und du glaubst wirklich, ihr Vater is’ so bescheuert und zahlt auch nur einen Cent, damit sie ihm wieder auf die Nerven geht und in seinem Keller rumlungert? Eher zahlt er uns was dafür, dass wir sie für immer beiseite schaffen.” Schmiss fuhr sich über die blonden Haarstoppel und sah sich in der Bar um, in der sie sich getroffen hatten. Die Wände waren mit rohen, nicht entrindeten Planken getäfelt, auf denen noch die Spuren der Sägeblätter zu erkennen waren. Alles Mobiliar war fest am Boden verschraubt wie in einem Gefängnis oder einer Irrenanstalt. Sägespäne bedeckten den Boden. Zwei Holzfällertrupps, die für den Samstagabend aus dem Wald an die Küste gekommen waren, unterhielten sich lautstark und schielten immer wieder zum Eingang, als könnte einer der ihnen so verhassten Fischer unversehens dort auftauchen und Anlass zu einer der Schlägereien bieten, für die das Sailor ‘s Grave berühmt war.

      „Du

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