Sky-Navy 07 - Jäger und Gejagte. Michael Schenk
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Ter-Tesor wusste aus Erfahrung, dass die Besatzung dies nicht unbedingt bemerken würde, bis die Außenhülle nachgab oder irgendwelche Systeme an Bord ausfielen. „Ausführende Hand der Sprecher: Mein Wort an die Kenanharab übermitteln. Das Schiff wurde vom Stachel des Zersetzers berührt und ist verloren. Sein Hoch-Wort soll versuchen die Quarantäne-Welt zu erreichen.“
Das zweite Feindschiff wurde noch immer nicht aktiv.
Endlich waren die Nelharab und die Hasgarab am Feind. Die gegnerischen Zersetzer benötigten eine Weile, um sich zum nächsten Schuss zu regenerieren und Ter-Tesor war erleichtert, dass den Negaruyen im Augenblick nur die üblichen Waffen verfügbar waren. Weißglühende Lichtstrahlen und Raketengeschosse lösten sich aus den Geschützstationen des Walzenschiffes, doch gegen diese Angriffe schützte die goldene Energie, die von den beiden Norsun-Schlachtschiffen zu schützenden Wänden geformt wurde.
Jetzt stießen die Energiefinger erneut gegen beide Gegner, die nur von ihren Verteidigungssystemen und dem gepanzerten Rumpf geschützt waren.
Das aktive Walzenschiff wurde gleich mehrfach getroffen. Die formbare Energie erinnerte an Tentakel, als sie den blauen Rumpf traf, sich ein wenig zu krümmen schien, als sie das Metall an verschiedenen Stellen durchdrang. Der bläuliche Panzer schien von innen heraus aufzuglühen, dann zerplatzte das Raumschiff in zahlreiche Fragmente. Für einen Augenblick stand ein flammender Glutball an seiner Stelle, als die Atmosphäre in einem kurzen Flackern verbrannte.
„Nur die Nelharab und nur das Nest der Worte!“, befahl Ter-Tesor erregt, der nun befürchtete, die ausführenden Hände der Stecher könnten das geballte Feuer auf den letzten Feind konzentrieren.
Seine Weisung erreichte die Hasgarab eine Sekunde zu spät. Glücklicherweise stieß deren goldene Energie knapp am Rumpf des letzten Negaruyen vorbei. Der Schütze der Nelharab hingegen traf. Der Energiefinger traf genau ins Zentrum der mittleren Verdickung der Walze, brannte sich durch Wände und Decks und verwandelte den Mittelteil in ein aufglühendes Inferno. Die Negaruyen-Offiziere auf der Brücke hatten keine Chance.
Die inneren Schutzsysteme der Walze funktionierten. Die einzelnen Abteilungen waren luftdicht abgeschottet. Während die Mitte des Schiffes nun einen ausgebrannten Tunnel aufwies, blieben Bug und Heck intakt. Hier zeigte sich eine Schwäche der feindlichen Konstruktionen, denn ohne die steuernde Brücke fiel sämtliche Energie aus. Waffensysteme, Triebwerke, Lebenserhaltungssysteme und Beleuchtung stellten ihre Funktionen ein.
Ter-Tesors Schlitzpupillen in der Mitte seiner Facettenaugen verengten sich für einen Moment. Pheromone verrieten das Ausmaß seiner Erregung. „Mein Wort an Hoch-Wort Neldor von der Branab: Er soll die Kleinschiffe und seine Stachel ausschleusen. Nun werden wir endlich erfahren, wie die Waffe der Flachschlitz-Nasen erschaffen ist.“
Kapitel 3 Auf Kurs
D.S. Vickers, Kreuzer des Direktorats, Registernummer 103
Lieutenant-Commander Bascom, der erste Offizier der Vickers, tippte an sein Implant und nickte bestätigend. „Alle Fracht an Bord, Captain, und verstaut. Außenschleusen sind geschlossen und verriegelt. Der Lademeister meldet Startbereitschaft.“
„Danke, Eins-O.“ Juliet Harper saß im Kommandosessel auf der Brücke des Kreuzers und versuchte, einen entspannten Eindruck zu vermitteln.
Flug- und Gefechtsbrücke waren bei den Kreuzern vereint und unterschieden sich in den verschiedenen Schiffstypen kaum. Gleichgültig wie groß ein Schiff auch sein mochte, es waren im Prinzip immer dieselben Funktionen, die von einer Brücke zu steuern waren. Eine Brücke war kompakt und übersichtlich und man verschwendete keinen Platz. Die der Vickers enthielt die Arbeitsstationen des Piloten, der traditionell als Rudergänger bezeichnet wurde, die des Navigators und die des Kommunikationsoffiziers, der traditionelle „RO“, also „Radio Operator“ genannt wurde sowie die des Waffenkontroll-Offiziers „Arms“ und der System- und Schadenskontrolle „Tech“. Diese Stationen waren in Form eines Hufeisens angelegt, wobei der Rudergänger vorne in der Mitte saß. Hinter ihm, im offenen Ende des Hufeisens, befanden sich die Sitze des Captains und des ersten Offiziers. Einer der beiden Notsitze hinter ihnen war bereits von Senior-Chief Huggins belegt und alles wartete auf das Erscheinen von Senior-Captain van der Dongen.
Die D.S. Vickers war Juliet Harpers erstes Kommando. Sie hatte vier Jahre als Eins-O auf einem der älteren und kleineren Kreuzer der Interstellar-Klasse gedient, dann ein Jahr auf einem der APS. Seit zwei Wochen befand sie sich nun endlich an Bord „ihres“ Schiffes. Harper verstand, dass man ihr beim ersten Flug einen Senior-Captain als Berater zur Seite stellte, dennoch fühlte sie sich dadurch ein wenig unbehaglich. Das war wohl immer so, wenn sich zwei Captains bei der Arbeit beobachteten. Selbst wenn man perfekt arbeitete, beschlich einen stets die Frage, ob der andere es nicht vielleicht noch eine Spur besser gekonnt hätte. Immerhin waren die Kompetenzen klar geregelt. Juliet Harper war der kommandierende Captain und würde letztlich die Entscheidungen fällen und die Konsequenzen tragen.
Das Schott zur Zentrale summte auf.
„Senior-Captain auf der Brücke“, meldete der Eins-O prompt.
Van der Dongen nickte Harper kurz zu und setzte sich dann auf den freien Notsitz hinter ihr. „Bereit, Captain Harper.“
„Eins-O, leiten Sie den Start ein.“
„Aye, Captain.“ Bascom wandte sich nach links. „Tech?“
„Alle Stationen besetzt und bereit“, meldete der System- und Schadenskontrolloffizier prompt. „Alle Systemanzeigen auf Grün und bereit.“
„Arms?“
„Alle Waffensysteme gesichert.“
„Nav?“
„Flugkorridor berechnet und Daten mit Ruder synchronisiert. Alle Scanner und Sensoren auf Blau und aktiv. Keine Objekte im Flugkorridor erfasst.“
„Rudergänger?“
„Bestätige Synchronisation der Daten. Ruder bereit.“
Bascom leckte sich unbewusst über die Lippen. „Tech, Triebwerke starten und Kontrolle an Ruder übergeben.“
„Aye. Schutzblenden vor Triebwerksschächten werden zurückgefahren. Yukami-Antrieb gezündet. Schubwerte steigend. Übergebe Kontrolle an Ruder.“
„Bestätige Triebwerkskontrolle“, kam es vom Rudergänger. Der Kopf unter dem VR-Helm bewegte sich unmerklich. Die Hände des Piloten lagen entspannt um die Joysticks in den Armlehnen seines Sitzes.
„RO, erbitten Sie Startfreigabe von der Lower Area Control.“
Die Stimme des Kommunikationsoffiziers wurde hörbar. „D.S. Vickers, Registernummer 103, an Lower Area Control Mars: Wir sind bereit zum Start.”
Jede besiedelte Welt verfügte über zwei voneinander getrennte Flugkontrollen: Die Lower Area Control war für alle Flugbewegungen innerhalb der Atmosphäre zuständig, die Upper Area Control für alle außerhalb der Lufthülle. Diese Überwachungszentren gewährleisteten, dass es zu keinen gefährlichen Situationen kam.
„Lower Area Control Mars an D.S. Vickers: Ihr Flugkorridor ist bestätigt und frei. LACM übergibt Flugüberwachung bei Erreichen