Gefahren - Abwehr. Jürgen Ruhr

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Gefahren - Abwehr - Jürgen Ruhr

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entgegenzunehmen. Kannst du das erledigen?“

      „Natürlich, gerne Jonathan. Mein erster selbständiger Einsatz im Detektivgewerbe.“

      „Ja, dann lass dich nicht aufhalten. Oder hast du noch Fragen? Entweder Weser fährt selbst zum Flughafen oder wir brauchen diese Vollmacht. Schaffst du das?“

      „Kein Problem, mon patron. Carpe diem!“

      „Ja, du mich auch. Karre die hem!“ Ich nickte Gisbert zu und deutete auf die Tür. Er sollte endlich sein komisches Karre Ding nehmen und verschwinden!

      Kurz vor sechzehn Uhr betrat ich das Krav Maga Studio und nickte Jennifer im Vorbeigehen zu.

      In der Detektei drüben war mir eine glänzende Idee gekommen, wie ich den immer noch deutlich sichtbaren Fleck auf meiner Hose kaschieren konnte. Dazu begab ich mich in den Toilettenraum und entledigte mich meiner Beinkleider. Anschließend hielt ich das gute Stück unter den Wasserhahn, so dass die gesamte Hose nass war. Jetzt war der Fleck nicht mehr zu sehen. Zufrieden zog ich sie nach intensiven Auswringversuchen wieder an. Das Feuchte war jetzt äußerst unangenehm, aber wenigstens würde niemand mehr auf den Fleck starren und im Geiste assoziieren, dass ich in die Hose gemacht hätte.

      „Jonathan, warte einen Moment“, rief Jenny mir hinterher und ich drehte mich fragend um. „Bernd möchte noch kurz mit dir sprechen. Jetzt direkt.“ Dann sah sie an mir herunter und bemerkte die nasse Hose. „Warst du schwimmen? In deinen Hosen?“

      „Nein, nein“, erklärte ich hastig. Ich musste einen Fleck auswaschen.“ Schnell, bevor sie noch weitere Fragen stellen konnte, eilte ich zu Bernds Büro. Er würde sich kurzfassen müssen, denn in ein paar Minuten begann mein Kampftraining bei Dozer und ich wollte nicht zu spät kommen.

      „Hallo Bernd“, begrüßte ich meinen Freund. „Jennifer sagte, du willst mich noch sprechen. Was gibt es denn so Wichtiges?“

      „Nicht viel Jonathan, ich werde dich nicht lange aufhalten. Du sollst ja zu deinem Training nicht zu spät kommen.“ Dann sah er auf meine Hose: „Was ist denn mit dir passiert? Irgendwo in einen Bach gefallen?“

      Im gleichen Moment aber winkte mein Freund ab: „Das kannst du mir später erzählen. Jetzt nur das: Vorhin hat mich Herr Weser angerufen und euch in den höchsten Tönen gelobt. Er war sehr zufrieden. Naja, ehrlich gesagt hat er deine Person nicht erwähnt, sondern unseren Praktikanten über den grünen Klee gelobt. Aber ich interpretiere das so, dass er auch mit dir zufrieden war. Also weiter so, ihr beiden scheint ein gutes Team zu sein.“

      Ich nickte: „Ja und der Fall ist auch schon abgeschlossen. Der Koffer befindet sich in der Gepäckermittlung am Flughafen. Ich werde gleich morgen Vormittag dort hinfahren und ihn abholen. Gisbert kann wieder zu Jennifer zurück. Jetzt, da ja alles erledigt ist.“

      Bernd lehnte sich in seinem Sessel zurück. „Ja, über den Koffer hat mich Gisbert schon informiert. Und die Vollmacht befindet sich auch in seinem Besitz. Jedoch soll er ruhig noch ein wenig an deiner Seite bleiben und von dir lernen. Unser Praktikant gehört vorläufig ganz dir. Und es war eine gute Idee, ihn wegen der Vollmacht zu Weser zu schicken. So lernt der Junge auch ein wenig selbständiges Arbeiten. Du siehst ihn übrigens gleich beim Training wieder. So, das war’s, was ich Dir sagen wollte. Viel Spaß im Dojo.“

      „Aber, aber ...“ begann ich und wusste nicht so recht, wie ich mich ausdrücken sollte. „Den Koffer kann ich doch auch alleine abholen. Was kann der Praktikant schon dabei lernen, wenn ich das Gepäckstück am Flughafen entgegennehme?“

      Bernd stöhnte gequält auf: „Es ist ja nicht das Abholen allein, Jonathan. Der Koffer muss ja auch zu Herrn Weser gebracht werden. Und dabei kann Gisbert lernen, wie wir mit unseren Kunden umgehen. Das hat doch heute Vormittag schon sehr gut geklappt …“

      ‚Ja‘, dachte ich, ‚würde es nach mir gehen, hätte ich diesen Weser direkt erschossen. Und den blöden Praktikanten dazu.‘ Aber ich nickte lediglich und wandte mich zur Tür.

      „Komm doch nach dem Training bitte noch einmal zu mir, dann ist Sam auch hier“, meinte Bernd noch zum Abschied.

      Ich blickte auf die Uhr und stellte mit Erschrecken fest, dass es schon fünf Minuten nach sechszehn Uhr war. Jetzt musste ich mich beeilen und würde trotzdem zu spät kommen. Bernd hätte aber auch später mit mir sprechen können ...

      Exakt sieben Minuten später betrat ich das Dojo - unseren Trainingsraum - und sah mich einer Gruppe von knienden Kindern gegenüber, die offensichtlich den Worten ihres Lehrers gelauscht hatten. Jetzt aber blickten alle auf mich und Dozer, der ebenfalls auf den Knien vor den Kleinen saß, erhob sich und kam auf mich zu.

      „Jonathan. Schön dich wiederzusehen. Allerdings muss ich dich ermahnen, pünktlich zu sein. Wie geht es dir?“

      Thomas Friedlich, den alle wegen seines Körpergewichts nur ‚Dozer‘ nannten, war der beste Trainer für Kampfsportarten, den ich kannte. Jetzt breitete er die Arme aus und hatte mich fast erreicht.

      Diese Geste konnte nur eines bedeuten: Dozer wollte seinen jungen Schülern einmal vorführen, wie Krav Maga Kampfkunst in Natura aussah und hatte mich als Opfer auserkoren. Ich schmunzelte und dachte an unsere erste Begegnung mit ihm. Damals unterrichtete Dozer noch Kampfsport an der Schule für Personenschutz in Rendsburg und Christine Weru, sowie meine Wenigkeit, nahmen an solch einem Personenschutzlehrgang teil. Da Dozer damals annahm, dass wir keinerlei Kampfsporterfahrung hätten, war seine Verwunderung umso größer, als Chrissi ihn schon am ersten Tag auf die Matte schickte. Bei dem Gedanken an die Situation damals stahl sich ein Lächeln auf mein Gesicht.

      „Was grinst du so blöd?“, hörte ich Dozer fragen, dann war er auch schon heran.

      Doch jetzt und hier würde dieser Bulle von Mensch mich nicht überrumpeln können. Ich täuschte eine Bewegung nach rechts an, duckte mich dann blitzschnell und stürmte an ihm vorbei. Naja, fast. Leider blieb ich mit der Stirn an seinem abgewinkelten Arm hängen und schlug Sekunden später schmerzhaft auf dem Boden auf. Mein Kopf dröhnte und für einen Moment hatte ich den Eindruck, ohnmächtig zu werden. Dann half mir Dozer hoch, breitete die Arme erneut aus und schloss mich in selbige.

      „Willkommen zurück“, meinte er nur und schob mich ein Stück von sich fort. „Aber sag einmal, was ist mit dir los? Was sollte dieses merkwürdige Verhalten eben? Hast du jetzt auch schon Angst, einmal in den Arm genommen zu werden?“

      „Ich ... ich dachte, du wolltest mich angreifen.“

      Dozer schüttelte den Kopf: „Du kommst manchmal auf ganz schön merkwürdige Gedanken, Jonathan. Das kommt später noch. Jetzt setz dich erst einmal zu meinen Schülern und lass mich in Ruhe mit dem Kurs beginnen. Dein Partner bei den Übungen ist übrigens unser Praktikant. Du kennst ihn ja schon, allerdings solltest du wisse...“

      „Das ist ja prima“, unterbrach ich Dozer und rieb mir im Geiste die Hände. Das Jüngelchen würde hier und heute einmal wirkliche Kampfkunst kennenlernen und mit reichlich blauen Flecken nach Hause gehen.

      Dozer begann den Kurs mit allgemeinen Erklärungen zum Kampfsport und schickte uns einige Runden zum Aufwärmen durch die Halle. Anschließend holte er mich auf die Matte, um die erste gemeinsame Übung vorzuführen. „Keine Angst, Jonathan“, raunte er mir zu, „das ist eine ganz leichte Anfängerübung. Du brauchst also nicht wieder so übertrieben zu reagieren.“

      Ich nickte. Dann ließ Dozer die Schüler Aufstellung nehmen und Gisbert eilte zu mir. Brav absolvierten wir ebenfalls

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