Gefahren - Abwehr. Jürgen Ruhr

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Gefahren - Abwehr - Jürgen Ruhr

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sich die Hände an seiner Schürze ab und kam grinsend um die Theke herum auf mich zu. „Jonathan, du Hüter von Recht, Gesetzt und Ordnung“, begrüßte mich der Frittenbudeninhaber. „Dich habe ich ja lange nicht gesehen.“ Er schloss mich in die Arme. Sein Atem roch ein wenig säuerlich und nach Alkohol, während er mir nach guter französischer Sitte auf jede Wange einen dicken Kuss drückte. Als er sich wieder von mir lösen wollte, blieb seine Schürze an meinem Jackett hängen. Erwin zerrte ein wenig daran und mit einem Knirschen löste sich der Grund des Übels von meiner Jacke: Ein Knopf, der sich in einem kleinen Loch seiner Schürze verheddert hatte. Dafür prangte auf meinem Jackett jetzt ein dicker Fettfleck. Dann fasste er mich an beiden Schultern und schob mich ein wenig von sich fort. Er betrachtete mein Gesicht eingehen. „Gut siehst du aus, Jonathan. Der Bart steht dir, macht dich richtig männlich und geheimnisvoll. Wie war’s im Urlaub? Und wen hast du mir denn da mitgebracht?“ Erwin hielt Gisbert die mit Mayonnaise verschmierte Hand hin. Der undankbare Praktikant machte aber keine Anstalten sie zu ergreifen.

      „Gisbert Orbach“, stellte er sich selbst vor. „Ich bin Praktikant bei Herrn Heisters und momentan Jonathan zugeteilt.“

      „Das ist ja wunderbar“, tönte Curry - Erwin und klopfte dem jungen Mann auf die Schulter, wo schließlich ein kleiner Fleck Mayonnaise zurückblieb. „Was kann ich euch zu essen bringen? Jonathan, wieder deinen ‚Lärpers Spezial‘ Teller?

      Ich schüttelte den Kopf. So lecker war das mit dem Senf eigentlich nicht, was ich ihm aber nicht direkt sagen wollte. „Ich nehme heute eine einfache Currywurst mit Fritten und dazu eine Cola. Und mein Urlaub war toll! Vier Wochen Entspannung pur.“

      „So ist es recht, Herr Privatdetektiv. Wer schwer arbeitet, braucht auch einmal eine Pause. Die Batterien aufladen. Heute kein Bier, Jonathan?“, hakte Erwin nach, der schon fleißig hinter der Theke hantierte. „Und sie, junger Freund und Praktikant? Wollen sie einmal den Lärpers Spezial probieren?“

      Gisbert schüttelte den Kopf. Ich meinte einen leicht angewiderten Ausdruck auf seinem Gesicht ausmachen zu können, als er sich in dem gemütlichen Raum umsah. Außer uns befand sich ein einziger Gast im hinteren Teil, der sich an einer Flasche Bier festhielt und mit den Fingern nach einer Scheibe Wurst in einem Schälchen voller Soße fischte.

      Ich bemerkte Gisberts Blick und machte Erwin auf den Gast aufmerksam: „Hast du kein Besteck mehr, Erwin?“, fragte ich lachend.

      „Das ist Gustav, ein guter Freund“, erklärte er. „Ihm ist wohl gerade die Gabel heruntergefallen, siehst du, sie liegt da unter dem Tisch.“

      Jetzt begann der Mann mit den Füßen nach der Gabel zu angeln, hob sie schließlich mühsam auf und hackte triumphierend nach einigen Pommes.

      „Siehst du, alles in Ordnung“, grinste Erwin und wandte sich an Gisbert: „Also, was wollen sie essen?“ Im Hintergrund dampfte und brodelte das heiße Fett, in das Erwin die frischen Pommes getan hatte. Ein leckerer Duft nach Frittiertem stieg aus dem Behälter auf.

      Gisbert rümpfte die Nase, meinte so leise, dass nur ich es verstehen konnte: „Das riecht ranzig“, und sagte dann lauter: „Danke, aber ich konnte heute Morgen reichlich frühstücken, da habe ich jetzt noch keinen Hunger. Mir genügt eine Cola. Wenn sie haben, eine Cola Light.“

      Erwin schüttelte den Kopf, hob den Korb mit den Fritten aus dem Fett und ließ ihn anschließend wieder in die dunkle Brühe gleiten. „Wir haben nur normale Cola, kein Mensch trinkt dieses Lightzeug“, verkündete er.

      „Ich schon“, entgegnete der Praktikant und betrachtete interessiert, wie Erwin meine Currywurst auf der Anrichte mit einem Messer in kleine Scheiben schnitt. Ein Wurstende steckte er in den Mund und schnalzte genießerisch mit der Zunge. „Genau richtig, Jonathan, so wie du sie liebst. Curry- oder Schaschliksoße?“

      „Curry, Erwin. Und vergiss die Fritten nicht ...“

      Die Pommes Frites waren lecker kross, aber Erwin tat reichlich Soße darauf, so dass sie aufweichten und gut essbar waren. Dann bedeckte er das Ganze mit einer ordentlichen Schicht Mayonnaise.

      „Wohl bekomm’s, Jonathan. Nicht doch vielleicht ein wenig Senf noch obendrauf?“

      „Danke, danke. Ich weiß deine Güte zu schätzen. Aber heute ist mir nicht nach Senf.“

      Erwin reichte mir das gut gefüllt Schälchen und etwas Mayonnaise lief an der Seite herunter. Da ich mit beiden Händen zugriff, klebte die fettige Masse schließlich auch an mehreren meiner Finger. Während ich mein Essen vorsichtig zu einem der Stehtische bugsierte, kam Erwin auch schon mit einem feuchten Lappen und wischte mir über die Hände. Ein Teil der Fritten und der Currywurst landete daraufhin mitsamt Soße und Mayonnaise auf dem Tisch.

      „Jonathan, Jonathan“, tadelte mich mein Freund, „schau, was du wieder für eine Sauerei angerichtet hast ...“ Dann nahm er die Schale und wischte die Wurst mitsamt Fritten, Soße und Mayonnaise vom Tisch zurück dort hinein.

      Während Gisbert mit einem frischen Papiertaschentuch, dass er aus seiner Jacke fischte, die Flaschenöffnung übertrieben penibel abwischte, ließ ich mir die mittlerweile lauwarme Pampe schmecken.

      Erwin servierte immer noch die besten Currywürste!

      Satt und zufrieden chauffierte ich uns schließlich zurück zum Krav Maga Studio.

      „Du hast wirklich einen exquisiten Geschmack, Jonathan“, bemerkte mein junger Praktikant und sammelte zum ersten Mal Pluspunkte bei mir. „Diese Frittenbude muss man sich merken!“

      Da hatte er Recht, Curry - Erwin war jederzeit einen Ausflug wert. Ich sah den Jungen von der Seite an und wartete auf das Unvermeidliche.

      „Tu es enim propter cibum“, ließ er auch nicht lange auf einen seiner lateinischen Sprüche warten. Da er aber für Curry - Erwin so voll des Lobes war, hörte ich ihm mit einem gewissen Maß an Wohlwollen zu.

      „Du bist, was du isst“, folgte prompt die Erklärung und mit einem Lächeln und einem zufriedenen vollen Magen bog ich auf den Parkplatz vor dem Krav Maga Sportstudio. Wenn Gisbert so weitermachte, würde er sich doch noch zu einem ganz brauchbaren Praktikanten mausern.

      „Hallo Gisbert, hallo Jonathan“, begrüßte uns Jennifer und starrte erst auf den Koffer, dann in mein Gesicht. „Ist das der Koffer von Herrn Weser?“

      Ich schüttelte den Kopf: „Leider nicht. Wesers Koffer wurde am Flughafen wohl vertauscht. Ich muss mit Bernd sprechen.“

      „Bernd ist in seinem Büro. Aber bevor du zu ihm gehst ... Komm doch bitte einmal näher.“

      Ich trat an den Tresen heran und blickte die Blonde fragend an.

      „Noch ein wenig näher.“

      Ich beugte mich zu ihr herüber und spitzte die Lippen. Meine Fantasie schlug Purzelbäume und mir wurde ganz warm in der Magengegend. Wollte die blonde Schönheit mir einen Kuss geben?

      „Ja, habe ich doch richtig gesehen“, meinte sie und lächelte. „Bevor du zu Bernd gehst, wäre ein Besuch im Waschraum angebracht. Du hast da Soße, Mayonnaise und eine ziemlich verbrannte Fritte im Bart hängen. Warst du bei diesem ekligen Curry - Erwin?“

      „Curry - Erwin ist nicht eklig“, antwortete ich ziemlich pikiert. „Du hast ja keine Ahnung.“ Ich hielt Gisbert den Koffer hin: „Du wartest hier auf mich, ich bin sofort wieder da.“

      Als

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