Gefahren - Abwehr. Jürgen Ruhr

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meine Stirn. Der Mann sah mich ablehnend an.

      „Sie wünschen?“, fragte er reserviert und blickte weiterhin auf meine Stirn. Fast schien er durch mich hindurchzusehen.

      „Ich habe hier einen Schlüssel, der gehört zu einem Schließfach.“

      „Aha.“ Er betrachtete immer noch meine Stirn. Den Finger hatte ich aber schon längst heruntergenommen.

      „Ja und jetzt wüssten wir gerne, zu welchem Schließfach er gehört.“

      „Aha.“ Sein Blick wanderte zu meiner Hand, mit der ich ihm den Schlüssel hinhielt. Ohne ein weiteres Wort griff er danach. „Vierhundertsechsundzwanzig“, meinte er dann und blickte wieder auf meine Stirn. „Schließfach vierhundertsechsundzwanzig“, wiederholte er, gab mir den Schlüssel zurück und bemerkte: „Und zeigen sie mir nie wieder einen Vogel. Sonst werde ich sie wegen Beamtenbeleidigung verklagen!“

      Damit drehte er sich um und ließ Gisbert und mich allein am leeren Schalter zurück.

      Ziemlich ratlos blickte ich meinen Gehilfen an: „Der war aber unfreundlich! Und was nun?“

      „Secundo conatus - lass mich mal machen. Wir starten einen zweiten Versuch! Warte du einfach hier.“

      Bevor mein junger Freund noch ganz ausgesprochen hatte, trat er auch schon an einen anderen Schalter und stellte sich am Ende der ziemlich langen Schlange an. Ich wartete geduldig und machte mir derweil Gedanken, wie wir das Essen bei Curry - Erwin zu etwas Besonderem machen konnten. Anstatt zur Mittagszeit dort hinzugehen, vielleicht doch eine kleine Detektiv - Lärpers Feier nach Arbeitsschluss? Würde Jennifer eventuell auch mitkommen? Ich müsste sie einfach einmal fragen. Was aber bedeutete ‚Secundo conatus‘? Das hatte mir Gisbert diesmal nicht übersetzt.

      Gut dreißig Minuten später trat er wieder zu mir und grinste zufrieden. „Na“, meinte ich, „alles secondu coratus?“

      „Secundo conatus. Das bedeutet so viel wie ‚zweiter Versuch‘ oder ‚zweite Anstrengung‘. Und die hat sich gelohnt. Wir müssen mit dem Schlüssel zum Gepäckcenter. Mit ein wenig Glück befindet sich dort der Inhalt des Schließfaches.“

      Ich sah meinen Praktikanten von der Seite an: „Warum sollte sich der Inhalt eines Schließfaches im Gepäckcenter befinden?“

      „Weil das Schließfach nach zweiundsiebzig Stunden geleert wird. Die Sachen bleiben dann vier Wochen im Gepäckcenter und wandern danach zur Fundstelle. So hat man es mir jedenfalls erklärt. Mit ein wenig Glück handelt es sich bei dem Schließfach wirklich um das von uns Gesuchte. Wenn Herr Weser am Samstag mit dem Flugzeug angekommen ist, dann sind ja mehr als zweiundsiebzig Stunden vergangen.“

      „Konnte der Mann an der Information denn nichts zu dem Schlüssel sagen? Ob er wirklich hier von Düsseldorf stammt oder so?“

      Gisbert schüttelte den Kopf: „Den Schlüssel hast du doch noch. Ich hatte mich nur allgemein nach den Schließfächern erkundigt ...“

      „Nun gut“, lobte ich ihn, denn ein Lob motiviert. „Das war ja ganz gute Arbeit. Nur an den Schlüssel hättest du denken müssen. So etwas spart Arbeit und Zeit. Aber Schwamm drüber, du bist halt noch ein Anfänger.“

      „Mea culpa, Jonathan. Asche über mein Haupt. Aber du hättest den Schlüssel ja auch am Schließfach ausprobieren können. Dann wüssten wir jetzt auch mehr.“

      Ich nickte. ‚Mea culpa‘, das musste ich mir merken. Es klang nicht zu abgehoben und ‚Asche über mein Haupt‘ auf Latein würde sich bestimmt immer irgendwo anwenden lassen. „Mea culpa, mea culpa, mea culpa“, flüsterte ich vor mich hin, um es mir zu merken.

      „Ja, das heißt ‚meine Schuld‘ in der Übersetzung“, erklärte Gisbert und ich sah ihn fragend an.

      „Nicht ‚Asche über mein Haupt‘?“, hakte ich noch einmal nach und sah wie der junge Schnösel mit einem Grinsen auf dem Gesicht den Kopf schüttelte.

      „Nein, Jonathan. Aber ich befürchte, du lernst es nie. Komm, wir müssen hier entlang, das Gepäckcenter befindet sich neben der Apotheke im Verbindungsgang Hauptpassage zum Nordtunnel.“

      „Was du wieder alles weißt“, murmelte ich und folgte meinem Gehilfen.

      „Guten Tag“, grüßte ich freundlich und verzichtete diesmal darauf, meinen Finger an die Hutkrempe zu legen. Ich wollte ja auf gar keinen Fall missverstanden werden.

      „Guten Tag“, echote der vorlaute Praktikant neben mir. „Wir haben wohl die Frist, unser Schließfach zu leeren, versäumt und nun sind meine ganzen Sachen fort. An der Information sagte man uns, dass sie uns weiterhelfen können.“

      Ich blickte Gisbert böse an. Wieso drängte der Junge sich immer so in den Vordergrund? „Das Fach ist leer“, ergänzte ich.

      „Guten Tag“, grüßte der Mann hinter dem Schalter. Er blickte durch eine dicke Hornbrille und schielte ein wenig. „Um welches Fach handelt es sich denn?“

      „Um ein Schließfach“, erklärte ich schnell, bevor Gisbert wieder voreilig etwas sagen konnte. „Um ein Schließfach, guter Mann.“

      „Ja, das sagte ihr Sohn eben schon. Haben sie denn einen Schlüssel? Was befand sich denn in dem Fach?“

      Ich hielt dem Mann den Schlüssel hin und wollte gerade erklären, dass ich keine Ahnung hatte, was sich in dem Fach gewesen war, als der vorlaute Gisbert mir wieder ins Wort fiel.

      „Ich hatte dort meine Unterlagen für die Abiturarbeit aufbewahrt, als ich bei Freunden in der Stadt war“, log er und wurde nicht einmal rot dabei.

      Der Bahnangestellte tippte derweil auf einer Tastatur herum. „Waren die Unterlagen in einem Koffer?“, wandte er sich an Gisbert und ignorierte mich völlig. „In einem Aluminiumkoffer?“

      Der Praktikant nickte heftig: „Ja. In so einem Koffer.“ Er wedelte mit den Armen herum und deutete vage die Größe eines Koffers an.“

      „Dann haben sie aber Glück gehabt. Den Koffer haben wir hier. Ich bräuchte dann wohl noch ihren Personalausweis ...“

      „Papa, kannst du das machen? Ich habe meinen Ausweis nicht dabei.“

      Ich seufzte. Wie konnte sich das Jüngelchen erdreisten, mich als seinen Vater auszugeben? Vielleicht sollte ich ihm jetzt und hier in guter erzieherischer Maßnahme ein paar hinter die Ohren geben.

      Wortlos hielt ich dem Angestellten meinen Ausweis hin.

      „Jonathan Lärpers? Das sind sie?“

      Ich nickte. Wer sollte das sonst sein, außer mir? „Was denken sie denn, wer das so...“

      „Und ich heiße Janosch Lärpers“, unterbrach mich mein Gehilfe und meine rechte Hand zuckte verdächtig. Nur noch eine Bemerkung und ich würde hier und jetzt meinem Sohn eine Lektion erteilen.

      Moment, Gisbert war doch gar nicht mein Sohn ...

      „Dann lesen sie sich das hier bitte durch und unterschreiben sie, Herr Lärpers. Ich hole inzwischen ihren Koffer.“

      Kaum war der Mann fort, zischte ich Gisbert an: „Verdammt, was

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