Gefahren - Abwehr. Jürgen Ruhr

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Gefahren - Abwehr - Jürgen Ruhr

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murmelte ich und hoffte, dass die anderen beiden Patienten unseren Dialog nicht mitbekommen würden. Trotzdem wollte ich mich selbst noch einmal von Wesers Zustand überzeugen und beugte mich erneut zu dem Gesicht des Dicken herunter.

      Plötzlich piepste der merkwürdige Monitor lautstark auf und jetzt zeigten sich auch gerade Linien.

      Weser war offensichtlich gestorben.

      Ich wollte ihm gerade die Bettdecke über den Kopf ziehen, als eine Schwester und ein Arzt mit raschen Schritten den Raum betraten.

      „Weg von dem Mann, rasch“, rief die Krankenschwester, die auf mich einen sehr rabiaten Eindruck machte. Dann blickte sie auf mein Jackett und ein breites Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht. „Fehlalarm, Herr Doktor“, meinte sie dann zu dem Mann im weißen Kittel und deutete auf eine Schnur, die sich an einem der Knöpfe meiner Jacke verheddert hatte. „Der junge Mann hat den Stecker herausgezogen.“

      „Aber nicht absichtlich“, protestierte ich, während die Schwester das Gerät wieder mit Herrn Weser verband. Augenblicklich hörte der schreckliche Ton auf und die gezackten Linien erschienen wieder.

      Weser lebte wohl doch noch.

      Der Arzt schüttelte den Kopf, murmelte etwas, das ich nicht verstand und verließ fluchtartig den Raum.

      „Was hat der Herr Weser denn?“, fragte ich die Krankenschwester. Die Gelegenheit war günstig, Näheres über die Verletzungen des Alten und den Überfall zu erfahren.

      „Und wer sind sie?“, fragte die Frau, anstatt mir eine vernünftige Antwort zu geben.

      „Mein Name ist Jonathan Lärpers und ich bin Privatdetektiv. Herr Wese...“

      „Untersuchen sie den Fall?“, unterbrach sie mich.

      „Was ist denn mit Weser geschehen?“

      „Der Mann wurde wohl zusammengeschlagen. So steht es jedenfalls in den Papieren. Ein Nachbar soll zufällig dazugekommen sein und hat ihm vermutlich damit das Leben gerettet. Herr Weser hat zahlreiche Verletzungen im Gesicht und ein paar angeknackste Rippen. Er wird aber in den nächsten Tagen wieder nach Hause können. Und jetzt gehen sie bitte, denn der Patient schläft und soll auch nicht gestört werden. Wir haben ihm ein starkes Sedativum geben müssen.“

      Ich nickte verstehend: „Ja, wegen der Schmerzen nehme ich einmal an ...“

      Doch die Schwester schüttelte den Kopf und schob mich in Richtung Tür. „Nein, nicht wegen der Schmerzen. Herr Weser war einfach zu penetrant und krakeelte die ganze Zeit herum. Um nicht mit der gesamten Station Ärger zu bekommen, mussten wir ihn schließlich ruhigstellen.“

      Da wir bei Weser im Krankenhaus nichts erreicht hatten und es noch früh genug war, beschloss ich, den hilfsbereiten Nachbarn aufzusuchen. Nachdem ich die Kaffeekasse der Station ordentlich aufgefüllt hatte, zeigte sich die Schwester sogar bereit, mir den Namen und die Anschrift des Mannes zu nennen. Der Nachbar hieß Friedgott Angerls und wohnte Weser nahezu genau gegenüber. Sein zufälliges Auftauchen hatte den Angreifer offensichtlich vertrieben.

      Bei der angegebenen Adresse handelte es sich um ein ziemlich altes Fachwerkhaus, das ebenso wie Wesers Heim, wohl schon einmal bessere Zeiten gesehen hatte. Neben einer kleinen Einfahrt reihten sich mehrere alte Gebäude aneinander und das Haus machte auf mich den Eindruck, als würde es nur aus einer halben Dachschräge bestehen. Pikanterweise wurden die Gebäude lediglich durch die schmale Gasse von einem Hotel, das ich einst als Umschlagplatz für Drogen kennengelernt hatte, getrennt. Damals herrschte dort eine Triade und die Chinesen waren letztlich auch dafür verantwortlich, dass mein Büro in Flammen aufging. Der Auftrag, den ich als noch selbständiger Detektiv angenommen hatte, nahm damals unerwartete Dimensionen an und nur dank Bernd und seiner Freunde waren Christine und ich einigermaßen unbeschadet aus der Sache herausgekommen. Jedenfalls konnte die Polizei dank unserer Hilfe den Drogenring zerschlagen und einen einzigartigen Sieg über das organisierte Verbrechen feiern. Vor einiger Zeit erfuhr ich, dass das Hotel dann später von einer anderen chinesischen Familie übernommen worden war.

      „Hier können sie nicht parken“, wurde ich von einem Mann in Unterhemd begrüßt, kaum dass ich den Wagen verlassen wollte.

      „Warum nicht?“ Ich blickte mich um, konnte aber kein entsprechendes Schild entdecken. „Hier ist doch kein Parkverbot?“

      „Aber das ist hier eine Einfahrt. Sehen sie, da geht es zu den Häusern und sie stehen direkt vor der Einfahrt. Und da ist auch das Schild ‚Einfahrt freihalten‘. Sie müssen also die Einfahrt freihalten, so steht es geschrieben!“

      Ich nickte. Nur dass diese ‚Einfahrt‘ schon nach gut einem dreiviertel Meter von einer fest montierten Holzwand abgesperrt wurde. „Aber hier kann doch gar kein Wagen hineinfahren, wegen der Holzwand dort“, klärte ich die Situation und lächelte den Mann an. Er mochte gut einen Kopf oder mehr kleiner sein als ich, war unheimlich fett und besaß nur wenige schüttere Haare.

      „Nun grinsen sie nicht so blöd, wenn sie hier stehenbleiben, rufe ich die Polizei. Hier ist eine Einfahrt und die ist freizuhalten!“ Er wedelte mit der Hand herum, kramte in seinen Taschen und hielt plötzlich ein kleines Smartphone in der Hand. „Nun, fahren sie weg oder nicht?“

      Ich resignierte und stieg wieder in meinen Wagen. Hoffentlich handelte es sich jetzt nicht um diesen Nachbarn von Weser, der den Angreifer vertrieben hatte. Das war kein guter Start für eine Befragung.

      Nachdem ich mein Fahrzeug ein paar Meter weiter in eine Parklücke gezwängt hatte, kehrte ich zu dem Dicken zurück, der immer noch auf dem Gehweg stand und sich jetzt mit Gisbert unterhielt. In diesem Moment fuhr ein Wagen vor die Einfahrt. Der Mann blickte wohlwollend auf das parkende Fahrzeug.

      „Na, der kann jetzt aber auch nicht dort stehen bleiben“, meinte ich und winkte der aussteigenden Frau zu: „Das ist eine Einfahrt hier, da können sie nicht stehenbleiben. Der Mann da ruft sonst die Polizei.“

      Die Frau lächelte und schloss den Wagen ab. „Ich kann schon hier stehen“, grinste sie und gab dem Dicken einen Kuss auf die unrasierte Wange. „Ich wohne hier, das ist unsere Einfahrt.“

      Ich hob verstehend die Hand. Was interessierten mich die merkwürdigen Besitzverhältnisse und Rituale der Eingeborenen hier überhaupt. Weser war schon merkwürdig, aber dieses Pärchen schien ihm in nichts nachzustehen.

      „Kenn sie den Herrn Angerls?“, fragte ich, anstatt mich auf irgendwelche Diskussionen einzulassen.

      Der Dicke sah seiner Frau hinterher, die in Richtung Haus verschwand. „Meinen sie Friedgott Angerls?“

      „Ja genau, der wohnt doch hier, oder?“

      „Das kommt darauf an“, gab er langsam von sich. „Wer will denn etwas von Herrn Angerls?“

      Ich dachte nicht daran, mich mit langwierigen Erklärungen aufzuhalten. Was ging den Dicken an, warum wir hier waren? Doch der voreilige Praktikant mischte sich erneut und ungefragt ein.

      „Es geht um Herrn Weser“, erklärte er. „Herr Angerls hat dem Herrn Weser vermutlich das Leben gerettet, indem er einen Angreifer verscheucht hat.“

      „Ist gut, Gisbert“, ermahnte ich den Praktikanten, „das geht niemanden etwas an.“

      „Oh doch“, ließ sich der Dicke jetzt vernehmen. „Ich bin Friedgott Angerls. Das geht mich sehr wohl etwas

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