Gefahren - Abwehr. Jürgen Ruhr
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„Die Verträge müssen eingehalten werden“, übersetzte der Bahnangestellte und stellte einen Aluminiumkoffer, der dem mit dem Schlüssel zum Verwechseln ähnlichsah, auf die Theke. Ich hoffte nur, der Mann hatte von unserem kurzen Dialog nichts mitbekommen. Wieso schlich sich dieser Mensch auch so an uns heran?
Ich griff zum Koffer, doch der Mann legte eine Hand auf den Griff: „Moment. Erst brauche ich das Formular. Haben sie auch unterschrieben?“
Ich nickte und schob ihm das Papier hin. Dann schnappte ich mir den Koffer. „Nichts wie weg hier“, flüsterte ich zu Gisbert und wandte mich um.
„Danke und auf Wiedersehen“, verabschiedete er sich und vertrödelte damit Zeit.
„Und dir alles Gute beim Abitur!“
Nun gut, bei so viel Höflichkeit wollte ich nicht hintenanstehen. Im Gehen wandte ich mich kurz um und tippte nach bester Detektivmanier an meine Hutkrempe. Dummerweise stieß ich aber mit einem Passanten zusammen und erneut landete mein Finger auf der Stirn.
Irgendwie war heute wohl nicht mein Glückstag.
VI.
Für eine Mittagspause war es leider noch zu früh und so entschloss ich mich, vom Bahnhof direkt zum Krav Maga Studio und zu Bernd zurückzufahren.
„Ich möchte zu gerne wissen, was in dem Koffer ist“, plauderte ich mit meinem jungen Gehilfen während der Autofahrt. Er war die letzte Zeit auffallend still gewesen und ich überlegte, ob es daran lag, dass der Bahnangestellte mir nach meinem gutgemeinten Gruß einige Bosheiten hinterhergerufen hatte. Auch er rief irgendetwas von ‚Anzeige wegen Beamtenbeleidigung‘ und ich fragte mich, warum die Leute dort so empfindlich waren.
Gisbert sah mich entsetzt an: „Das werden wir schon noch früh genug erfahren. Du willst doch wohl so kurz vor dem Ziel nicht doch noch in den Koffer hineinschauen? Domo curiositatis!“
„Ja, ja jetzt fängst du auch noch mit Griechisch an“, stöhnte ich. „Homo sirtaki.“ Ich bog auf den Parkplatz vor dem Krav Maga Studio.
„Domo curiositatis - bezähme deine Neugier“, ließ sich Gisbert vernehmen und stieg aus dem Wagen.
„Habt ihr den Koffer geöffnet?“ Bernd schaute von mir zu Gisbert und wir beiden schüttelten gleichzeitig den Kopf.
„Nein, genau wie du gesagt hast. Leider war er aber nicht mehr im Schließfach, sondern mittlerweile bei der Gepäckaufbewahrung. Die leeren nach zweiundsiebzig Stunden die Schließfächer und da...“
„Gut, dann wollen wir einmal sehen, womit wir es hier zu tun haben“, unterbrach mein Freund meine wichtigen Erklärungen. „Gehen wir in das Labor und schauen, was sich darin befindet, bevor wir den Koffer öffnen.“
Bernd schob das Gepäckstück in den kleinen Scanner. Sekunden später erschien auf dem Computerbildschirm das gewohnt krisselige und kaum zu erkennende Abbild des Koffers.
Mein Freund pfiff durch die Zähne: „Na da schau mal einer an. Gut, dass du deine Finger von den Schlössern gelassen hast, Jonathan.“
„Warum?“, erkundigte ich mich und blickte auf das Schwarzweißbild. Ehrlich gesagt konnte ich nicht viel erkennen.
„Deswegen hier.“ Bernd zeigte mit dem Finger auf eine kleine weiße Linie, die vom Rand des Koffers ins Innere führte. „Das ist ein kleines Kabel. Erkennst du es, Jonathan?“
„J... ja sicher. Ein Kabel, genau. Wenn du es sagst.“
„Du erkennst überhaupt nichts, stimmt’s?“, hakte Bernd nach und sah mich von der Seite an.
„Doch, doch.“ Und ich sah ja wirklich etwas. Dunkle und helle Linien und die ungefähre Form des Koffers. Konnte Bernd nicht endlich zum Punkt kommen und sein Ratespiel beenden?
„Könnte das eine Bombe sein?“, mischte sich der naseweiße Praktikant jetzt auch noch ein und ich stöhnte leise auf.
Bernd nickte: „Eine Sprengfalle. Versucht jemand das Schloss aufzubrechen, dann geht der ganze Koffer in die Luft. Hier“, er zeigte auf einige dunkle Flecke, „das könnte Sprengstoff sein und das hier sieht stark nach einer Pistole aus.“
„Na wunderbar“, äußerte ich mich. „Gut, dass wir den Koffer nicht geöffnet haben. Und gut, dass in Wesers Koffer mit dem Schlüssel keine Bombe war.“
Bernd holte den Alukoffer vorsichtig aus dem Scanner und verfrachtete ihn anschließend in den gläsernen Kasten, der wie ein kleiner Sarg aussah und innen über zwei Greifarme verfügte. Der Behälter war quasi bombensicher und konnte Explosionen bis zu einer bestimmten Stärke problemlos aushalten. Mit den Greifarmen ließen sich Zündmechanismen entschärfen. Außerdem bewahrte mein Freund in einem Wandschrank mehrere Schutzanzüge auf, die mich eher an monströse Raumanzüge erinnerten.
Ich trat zu dem Schrank und wollte ihn gerade öffnen, als Bernd mich fragend anblickte: „Was hast du vor, Jonathan?“
„Ich will mir einen Schutzanzug anziehen, fall der Koffer explodiert.“
Bernd lachte leise: „Keine Sorge, so weit sind wir noch nicht. Ich werde Sam hinzuholen, er soll sich mit den Zahlenschlössern beschäftigen. Vielleicht können wir den Koffer ja auch ohne Explosion öffnen.“ Er zog sein Handy heraus und drückte eine Kurzwahlnummer.
Zwei Minuten später beendete er das Telefongespräch mit Jennifer und wandte sich zu Gisbert und mir: „Sam kann in einer halben Stunde hier sein. Er lässt alles liegen und stehen und macht sich direkt auf den Weg. Aber ich habe gerade noch eine schlechte Nachricht von Jennifer erhalten: Herr Weser wurde überfallen und befindet sich im Elisabeth Krankenhaus. Sobald wir mehr über den Koffer wissen, solltet ihr zu Weser fahren und schauen, was da los war. Leider verfügt Jennifer nicht über mehr Informationen, die Schwester, die hier anrief, äußerte sich wohl nicht näher. Jedenfalls gab Weser mich im Krankenhaus als Kontaktperson an.“
„Weser wurde überfallen?“, fragte ich noch einmal nach. Wer sollte den dicken alten Mann überfallen und wann? „Warum nur? Und wann war das?“
Bernd stöhnte auf: „Jonathan, ich habe doch gerade erklärt, dass wir all das noch nicht wissen. Du und Gisbert ihr fahrt heute Nachmittag zum Krankenhaus und befragt den Mann.“
Ich überlegte gerade, mich bei Bernd noch zu erkundigen, wo der Überfall denn stattgefunden hatte, als Sam den Raum betrat. Er begrüßte uns und blickte dann auf den Koffer in dem Glaskasten.
„Das ist das gute Stück? Und die Schlösser sind mit Sprengladungen verbunden?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, trat er an den Schrank und holte einen der Schutzanzüge heraus. Ich beeilte mich, ebenfalls einen Anzug aus dem Schrank zu nehmen, aber Sam schüttelte den Kopf und schob mich zur Seite: „Ihr braucht keine Anzüge. Die Sache muss ich alleine machen, denn die Greifarme im Kasten kann ich dabei nicht benutzen. Um die Zahlenkombinationen einzustellen, brauche ich das Gefühl meiner Finger. Außerdem besteht doch offensichtlich keine Gefahr, solange man nicht versucht, die Schlösser aufzubrechen. Ihr solltet aber solange draußen auf dem Gang warten.“
Ich nickte und trat rasch durch die Tür. Dieser Raum war eine Art Bunker