Gefahren - Abwehr. Jürgen Ruhr

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verwendete ihn in einem Brief an seinen Schüler Lucillius.“ Gisbert schien in seinem Element zu sein. Jetzt galt es diesem Unsinn ein Ende zu bereiten, sonst säßen wir heute Abend noch hier.

      „Prima, prima meine He…“, hob ich zu sprechen an, wurde aber von Weser unterbrochen.

      „Homines, dum docent, discunt“, verkündete der alte Mann und hob dabei theatralisch die Arme. Ich kam mir vor wie bei einer schlechten Schüleraufführung.

      „Beim Lehren lernen die Menschen“, sprudelte es auch sogleich aus Gisbert hervor und diesmal trat der dicke Weser zu dem sitzenden Jungen, streckte ihm seine rechte Hand mit der Innenfläche hin und meinte: „Fiff me five.“

      Gisbert klatschte lachend ein.

      „Error human isst“, gab ich jetzt meine mühsam zusammengekratzten Lateinkenntnisse zum Besten. Was die beiden konnten, bereitete doch einem Jonathan Lärpers keine Mühe.

      „Errare humanum est“, erklang es von Weser und Gisbert gleichzeitig und beide sahen mich kopfschüttelnd an.

      „Können wir dann endlich zum Thema kommen?“, wollte ich wissen und nahm jetzt ebenfalls auf einem der Sessel Platz.

      „Eines noch“, verkündete Weser und blickte den Praktikanten verschmitzt an: „Fällt ihnen zu dem Spruch von Herrn Liepers noch etwas ein?“

      Gisbert nickte ernst: „Die Redewendung ist nicht vollständig, sondern müsste korrekt lauten: Errare humanum est, sed in errare perseverare diabolicum. Irren ist menschlich, aber auf Irrtümern zu bestehen ist teuflisch. Der Spruch stammt aber nicht von Seneca, sondern geht auf den Kirchenvater Sophronius Eusebius Hieronymus zurück.“

      „Sehr gut, sehr gut“, begeisterte sich Weser. „Sie sind ja das reinste wandelnde Lexidon.“

      „Lexikon“, korrigierte ich jetzt grinsend und schob direkt hinterher: „Herr Weser wir sind nicht wegen irgendwelcher veralteten Sprüche hier, sondern wegen ihres verschwundenen Koffers. Vielleicht laden sie den jungen Mann ja einmal zu sich ein, dann können sie so viel über tote Dichter und Sprachen reden wie sie wollen. Jetzt setzen sie sich aber endlich und lassen sie uns zum Thema kommen!“

      „Darf ich ihnen etwas zu trinken anbieten?“, fragte Weser ungerührt meiner Worte. „Einen Saft vielleicht, Herr Lüfters?“

      „Ja“, nickte ich. „Ein Saft wäre jetzt genau das Richtige.“ Vor lauter Lateinquatsch war mir die Kehle ganz trocken geworden.

      „Das sieht ihnen ähnlich“, ließ sich der Dicke jetzt vernehmen. „Wieso wollen sie immer das trinken, was ich nicht im Haus habe?“

      „Aber … aber sie haben mir“, stammelte ich und es verschlug mir die Sprache. Wenn er keinen Saft im Haus hatte, warum bot er ihn mir erst an? „Was haben sie denn?“

      „Wasser. Klares, gesundes Wasser.“

      „Gut, denn nehme ich auch ein Mineralwasser“, seufzte ich und sehnte mich zurück an meinen Strand in Spanien. Noch ein paar Stunden bei diesem furchtbaren Menschen hier und vier Wochen Erholung wären für die Katz gewesen.

      Weser verschwand in der Küche, die ebenfalls mit diesen klobigen und hässlichen Eichenmöbeln vollgestopft war. Sekunden später hörte ich den Wasserhahn rauschen.

      „So, hier. Sehr zum Wohle.“ Weser reichte dem Praktikanten und mir Gläser mit Wasser. Skeptisch schaute ich mir das Getränk an. Von ‚Sprudel‘ konnte da keine Rede sein. Oder verfügte der alte Mann nur über stilles Wasser? „Ohne Kohlensäure?“, fragte ich deshalb auch und betrachtete mehrere kleine bräunlich - graue Stücke, die am Boden des Glases lagen. Ich hätte schwören können, dass es sich dabei um Kalk handelte. Aber das konnte doch eigentlich nicht sein, oder? Vielleicht wurde das Glas nicht ordentlich ausgespült.

      Vorsichtig nahm ich einen Schluck. Die Brühe war lauwarm und schmeckte im günstigsten Fall ‚merkwürdig‘.

      „Kohlensäure?“ Weser schüttelte ungläubig den Kopf. „Das ist Leitungswasser, da ist keine Kohlensäure drin!“

      „Herr Weser, wir sind wegen ihres Koffers hier. Er ist ihnen am Flughafen in Düsseldorf abhandengekommen. Das stimmt doch, oder ist er schon in Polen verschwunden?“ Vielleicht wurde ja doch mein Einsatz vor Ort erforderlich. Und wenn schon nicht Dublin, dann wenigstens Lublin in Polen.

      „Ja, das wissen sie ja schon alles. Der Koffer ist in Düsseldorf verschwunden. Ich habe da so am Gepäckband gestanden aber mein Koffer kam einfach nicht. Dann war ich ganz alleine. Ohne Koffer.“

      „Gut“, bestätigte ich ein wenig enttäuscht. Also doch Düsseldorf. „Wie sah der Koffer denn aus?“

      „So wie ein Koffer halt aussieht. Kofferartig.“

      Jetzt mischte sich unnötigerweise wieder das Praktikantenbürschchen ein: „Welche Farbe hatte der Koffer denn und wie groß war er ungefähr?“

      Das wären auch meine nächsten Fragen gewesen.

      „So silbern“, erklärte Weser. „Wie Alukoffer halt aussehen. Und er war so groß.“ Weser riss die Arme auseinander und stieß dabei mein Wasserglas um. Lauwarmes Leitungswasser, reichlich ausgestattet mit Kalkresten, ergoss sich über meine Hose. Entgeistert blickte ich auf meine nassen Hosenbeine.

      „Oh, das tut mir aber Leid“, seufzte der Alte grinsend, machte aber keine Anstalten ein Handtuch oder etwas Ähnliches zu holen. Zum Glück war das Glas nicht zersprungen und ich musste an meinen Spiegel denken. Hatte man eigentlich auch Unglück, wenn so ein Spiegel nur von der Wand fiel? Es kam mir fast so vor, denn vielleicht war dies hier alles die Strafe dafür, dass er heruntergefallen war. Mit der bloßen Hand wischte ich über den feuchten Stoff, bewirkte aber nichts.

      „Fällt ihnen sonst noch etwas zu dem Sch... Koffer ein? Was war denn eigentlich da drin?“, erkundigte ich mich schlecht gelaunt. Es wurde Zeit, das Weite zu suchen.

      Weser räusperte sich und setzte eine verschwörerische Mine auf: „Ich musste ja nach Polen reisen, weil eine entfernte Tante von mir gestorben war und ich zu den Miterben gehöre. Wir haben uns in dem Haus der Tante getroffen und alles aufgeteilt, was wir gebrauchen konnten. Allerdings war das hauptsächlich alter Krempel, die Tante musste ein wenig verschroben gewesen sein. Ich habe mich entschieden, einige Vasen und hauptsächlich Heiligenbilder und so etwas mitzunehmen. Vielleicht sind die Sachen ja sogar wertvoll und ich kann sie irgendwo verkaufen. Aber jetzt sind sie weg, verschwunden mit meinem Koffer zusammen. Mehr weiß ich aber auch nicht.“

      „Gut, schönen Dank, Herr Weser. Für alles“, fügte ich mit einem Blick auf meine Beinkleider hinzu und erhob mich. „Wir kümmern uns darum. Sobald ich etwas Näheres erfahren habe, melde ich mich wieder bei ihnen.“

      Zum Glück tat es mir der Praktikant nach und wir folgten Weser zur Haustür. „Ich habe auch Kaffee“, fiel dem Mann im Hausflur plötzlich ein. „Kennen Sie schon meinen Kaffeeautomaten?“

      „Herr Weser, wir gehen jetzt. Immerhin muss ich ja noch ein wenig arbeiten. Und ihre Kaffeemaschine kenne ich schon, es sei denn sie besitzen inzwischen eine neue. Aber dazu kommen wir dann vielleicht ein andermal.“ ‚Oder besser nie‘, fügte ich in Gedanken hinzu.

      Wir verabschiedeten uns, wobei Weser mich kurz zur Seite nahm. Ich dachte, jetzt

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