Asitor10 - Asitor (Band1). Simon Savier

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Asitor10 - Asitor (Band1) - Simon Savier

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oder nicht.

       Yadoo Throna, bei dem der Alkohol lediglich in der Medizin zur Anwendung kam, bediente keines der Klischees, die einem klassischen Biologen, Mediziner und Arzt nach wie vor anhafteten – langweilig, überheblich, spartenbezogen, rechthaberisch, kein anderes Thema als die Medizin. Eben typische Professoren und Doktoren wie jene, die Boone dazumal von der Universität verwiesen. Nein, der schwarzhäutige Creen war ein aufgeschlossener, offener und überdurchschnittlich intelligenter Creen, der trotz seiner hünenhaften Statur ansteckende Ruhe ausstrahlte.

       Carsi Wops, der kleine grauhäutige Tospari, ging geradewegs auf Boone zu. Er nahm ihn zur Seite und gestand ihm durch den ungewohnten Alkoholkonsum etwas undeutlich, dass er mehr in seiner Partnerin Alilara sah als nur eine Arbeitskollegin. Boone berichtigte Wops, indem er ihn darauf hinwies, dass seine Angebetete Akilara hieße, doch das überhörte der kleine Mann gekonnt. Ungebremst fuhr er mit seinem Geständnis, das ihm später, sofern er sich daran zu erinnern vermochte, bestimmt noch Leid tun würde, fort. Dabei hatte der kleine Mann seinen Kopf in den Nacken geworfen, um Blickkontakt mit dem Terraner zu halten. Boone starrte in ein senkrecht stehendes, schielendes, blass orangerotes Auge.

       Der Tospari fühlte sich bislang nicht in der Lage, seine Empfindungen ihr gegenüber zu offenbaren, weil er ein routinierter Feigling war. Er beteuerte, dass dies nicht an ihm läge. Die Spezies der Tospari im Allgemeinen waren traditionell krummbucklige Hasenfüße. Zudem waren sie tollpatschig im Verschleiern von Schmachtversuchen. Das war auch der Grund für seine Augenklappe, die wie er nebenbei erwähnte, Alilara ausgesucht hatte. Wops erzählte ihm von dem Missgeschick, das ihm mit dem Okular seines Mikroskops passiert war.

       Boone konnte sich das Lachen nur schwer verkneifen. Alsdann er den kleinen Carsi Wops in die Ecke der Bar verfrachtete, damit dieser sich etwas ausruhen konnte, setzte er sich daneben und beobachtete seine zukünftigen Kollegen eine ganze Weile. Dabei hatte er den Eindruck, dass sich im Laufe des Abends aus fünf unterschiedlichen Spezies und zehn Fremden überraschend schnell ein Team bildete, das zweifellos gut miteinander auskommen würde bis auf die beiden Streithähne Celáhr Dran und Bras vom Haus der Dritten, Uco‘Nephty. Aber das wird sich schon einrenken, war er überzeugt.

       Nach etwa einer Stunde, Wops hatte Boones Oberarm in der Zeit als Kopfkissen zweckentfremdet, wachte der Tospari auf, schmatzte laut und versuchte den pelzigen Geschmack mit Hilfe seiner Zunge vom Gaumen zu lösen.

       Boone nutzte die Gelegenheit sofort. Er rutschte von ihm weg und stand auf. Wops’ Glück waren die Armlehnen, die der Stuhl hatte, sonst wäre er der Seite von selbigem in das `schwarze Loch´ gefallen. Das zerknautschte, aber freundlich sorglose Gesicht zeigte Boone zum einen, dass die Wirkung des Alkohols keine Spur nachgelassen hatte, zum anderen, dass sich sein Kollege an keine seiner Geständnisse erinnern konnte. Augenzwinkernd verließ er den kleinen grauen Mann und flanierte an die Bar. Zum Ausgleich bestellte er ein alkoholfreies Getränk.

       An der Theke sitzend, ließ er seinen Blick abermals schweifen. Eine ganz bestimmte Terranerin stach ihm ins Auge, mit der er noch ein Hühnchen zu rupfen hatte. Sie saß zusammen mit der Alesstri, Lih’Ar vom Haus der Ersten, Uco’Chenty, deren transparenten Haare sämtliche Farben verschiedenfarbiger Lichtquellen aufzusaugen schienen und dem muskulösen Creen Yadoo Throna. Sie schien nicht sehr redselig zu sein.

       »Abby!« Boone hob seine Hand, um auf sich aufmerksam zu machen. »Könnte ich Sie einen Augenblick sprechen?«

       Erschöpft erhob sich die körperlich gut trainierte Frau und wankte, beeinflusst vom Alkohol, in Boones Richtung. Genauer gesagt in die Richtung aller drei Boones, die sie sah. Quinn nahm neben den Dreien Platz und säuselte undeutlich: »Kann ich Ihnen einen … Ihnen einen…« Sie überlegte schwankend und versuchte es noch einmal. Boone schmunzelte verhalten und sah sich in der Bar um, ob noch jemand außer ihm das lustige Schauspiel seiner Kollegin beobachtete. Er war im Moment der einzige. »Kann ich einem von Innen in irgendeiner Art und Schneise behilflich schwein?«

       Er reimte sich das Gelalle zu einer sinnvollen Frage zusammen und antwortete: »Doch ja, das können Sie in der Tat.« Während Quinn auf seine Frage wartete, befiel Boone das dumpfe Gefühl, dass es ihr in dem Zustand vielleicht gar nicht mehr möglich war, ihm zu folgen oder gar eine Antwort zu formulieren. Er beschloss es trotzdem zu versuchen. »Verraten Sie mir, warum Sie verschwiegen haben, dass auch Sie an dieser Mission beteiligt sind?«

       Während Quinn überlegte, ließ sie - ohne es zu wollen - ihren Kopf kreisen, weil der partout nicht still auf ihren Schultern sitzen bleiben wollte. »Sie atten nich … anach gefat.«

       Gefat, wiederholte er stumm und griente. Trotzdem musste er sich eingestehen, dass ihr Argument erstaunlich plausibel klang.

       Quinn erhob sich und sagte: »Ich möche mich verarschien. Es war ein … sehr … schön…« Sie hob den Zeigefinger und tippte ihm mehrmals auf die Brust. Der Alkohol hatte ihr die meisten Vokabeln aus dem Kopf gespült. »Hamich sehr bereut, Steve.« Oder ihnen neue Bedeutungen verliehen…

       »Mel«, korrigierte er.

       Sie überhörte das. »Vielleich sehn wir uns irnwann wieda.« Als sie sich in Bewegung setzte, verlor sie das Gleichgewicht und nahm unfreiwillig wieder Platz. Der Barhocker, auf dem sie saß, drehte sich gleichmäßig im Kreis. Suboptimal für ihren Zustand. Boone stoppte die Karussellfahrt.

       Der Terraner konnte nicht mehr anders als zu lachen. »Abby, soll ich Sie vielleicht in Ihr Quartier bringen?«

       Die Antwort blieb aus. Der Grund für das Stillschweigen waren Müdigkeit und der Verlust der Artikulationsfähigkeit. Sie saß wie eine leblose Bauchrednerpuppe mit herabhängendem Kopf auf dem Hocker.

       »Alkohol ist ein schlimmer Dämon«, gackerte er. Was blieb ihm also anderes übrig, als seine neue Partnerin – Gentleman, der er nun mal war – in ihr Quartier zu tragen. »Freunde!« Er hob sie auf seine Arme. »Mein weibliches Pendant und ich werden Euch für den Rest des Abends alleine lassen. Ich wünsche Euch allen noch jede Menge Spaß und bitte«, Er faltete die Hände, »passt auf, dass Euch nicht das Gleiche widerfährt wie Miss Quinn.« Er hob sie einmal kurz an. Ihr Kopf und ihre Gliedmaßen baumelten wie bei einer Leiche schlaff nach unten.

       Im selben Augenblick fiel Carsi Wops vornüber vom Stuhl.

      ∞ ∞ ∞

       13.August 2423, terranische Zeitrechnung

       Um 06:00 am nächsten Morgen fanden sich die Ausflügler in der großen Vorhalle des Raumhafens ein. Ihr Gepäck wurde soeben verladen.

       Eine tief ins Gesicht gezogene, orangefarbene Baseballkappe, auf der das Logo der Philadelphia Flyers prangte, schützte Abby Quinn vor dem grellen schmerzenden Licht. »Ich fühle mich, als wäre ein Raumkreuzer durch meinen Schädel gedonnert«, murmelte sie leise und hielt sich mit beiden Händen den Kopf. »Ich kann mich noch nicht einmal mehr erinnern, wie ich in mein Quartier gelangt bin.«

       »Human, wie ich nun mal bin, habe ich Sie nach Hause getragen«, klärte Boone, der direkt neben ihr stand, sie auf.

       Schockiert drehte sie ihren Kopf zur Seite. Eindeutig zu schnell für ihre Verfassung. Stechende Kopfschmerzen ließen sie aufstöhnen. Mit belegter Stimme fragte sie: »Sie haben mich …?« Langsam kombinierte sie die Fakten. »Und haben Sie mir auch mein Nachtgewand angezogen?«

       Nun war er derjenige, der verschmitzt grinste. »Ich konnte Sie doch nicht in Ihrer schmuddeligen Kleidung zurücklassen.«

       »Das ist doch die Höhe, Sie …!« Sie wurde sowohl von einem weiteren Bolzenhieb

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