Dederike - Zum Dienen geboren. Swantje van Leeuwen
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Dederike atmete tief aus und ließ sich auf das Bett fallen. Was ist da gerade nur passiert?, fragte sie sich. Sie starrte an die Decke und versuchte, die Eindrücke der letzten fünf Minuten zu verarbeiten. Ich habe einen Job, brauche mir keine Sorgen mehr wegen der Finanzen machen oder muss meine Eltern um Hilfe bitten! Es ist ein bescheidener Job, aber was soll's? Was ist schon dagegen einzuwenden, wenn ich Dienstmädchen werde? Viele Leute würden alles darum geben, einen Job wie diesen zu bekommen! Und ich habe ihn! Doch bei aller Freude blieb im Hinterkopf eine anhaltende Unsicherheit. Ein unerschütterliches Erbe ihrer rustikalen Erziehung. Werde ich mich wirklich wohl fühlen, wenn ich mit einem lesbischen Paar in einem Haus lebe? Sie schüttelte den Kopf und schalt sich für diese Frage. Um Himmels willen! Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert! Die beiden sind offensichtlich sehr verliebt und trotz ihrer unkonventionellen Wünsche und Bedürfnisse sehr glücklich. Wer bin ich, um sie zu beurteilen?! Es ist doch nicht so, als müsste ich selbst mit ihnen ins Bett gehen und Sex mit den beiden haben, oder?
***
Kapitel 3
Dederike fand es erstaunlich, wie schnell sich ihre Leben geändert hatte, und damit verbunden, eine drastische Veränderung in ihren bisherigen Routinen eingetreten war. Das schloss auch ihre Zukunftsplanung mit ein, seit sie sich als Dienstmädchen im Haus von Kristiina und Marieke van der Linden niedergelassen hatte. Bereits nach nur wenigen Tagen hatte sich ihr Leben zu einer Anreihung angenehmer Gewohnheiten entwickelt, und sie genoss sogar die damit verbundene, schlichte weltliche Arbeit.
Jeden Tag stand sie zeitig auf, duschte kurz und schlüpfte dann in die praktische und elegante Uniform. Das Kleid, samt Häubchen, Handschuhen und stets strahlend weißer Schürze, gefiel ihr ausgesprochen gut. Es half ihr, sich im Job zu entspannen und sich daran zu erinnern, was und warum sie es tat. Nachdem sie sich im Spiegel inspiziert hatte – Marieke verlangte von ihr, dass sie immer tadellos aussah und sie sich nicht mit dem kleinsten Fussel auf ihrer makellosen schwarzen Strumpfhose zufrieden gab – verließ sie ihr Schlafzimmer und ging in die Küche, um mit dem Zubereiten des Frühstück zu beginnen.
Pünktlich um halb sieben kam Marieke zu ihr und begrüßte sie fröhlich. Dabei war sie immer tadellos gekleidet und trug eine Reihe atemberaubender Röcke und Hosen, sowie knappsitzende schicke Blusen. Ihr kurzes Haar saß immer tadellos und auch ihr Make-Up stimmte bis ins Detail.
Marieke mochte Eier zum Frühstück mit heißem, frischem Kaffee, und Dederike unternahm alles, um sicherzustellen, dass alles rechtzeitig fertig war und auf dem Tisch auf sie wartete, wenn sich ihre Arbeitgeberin setzte. Während diese aß und in ihrer Zeitung las, beschäftigte sie sich in der Küche und bereitete sich auf Kristiinas Ankunft vor.
Um Viertel nach sieben verließ Marieke in aller Regel die Küche und das Haus, um zur Arbeit zu gehen. Dederike nutzte die Zeit, um alles abzuräumen und den Tisch für deren Frau einzudecken. Sie wusste, dass die attraktive Brünette um halb acht kommen würde und sich schläfrig einer Scheibe Toast widmete, indessen sie ein Glas Orangensaft schlürfte und ihre Anwesenheit kaum wahrnahm, bis sie nicht mindestens die erste Hälfte ihres Kaffees getrunken hatte.
Immer wieder amüsierte sich Dederike über die Unterschiede zwischen den beiden Frauen – da war einerseits Marieke, die immer frisch und perfekt rüberkam und bereit für den Tag, wenn sie das Schlafzimmer verließ; und Kristiina, die mehr herausschlurfte als das sie ging, Welten davon entfernt, anmutig erscheinen zu wollen – zumindest innerhalb der ersten morgendlichen Stunde.
Nach dem Frühstück räumte Dederike die Küche auf und machte sich an die restlichen anliegenden Arbeiten. In den ersten Tagen hatte ihr Marieke eine umfassende Liste gegeben, auf der die Dinge standen, die sie von ihr erwartete, dass sie erledigt wurden. Die Aufstellung enthielt alles, vom Waschen, Bügeln, Reinigen oder Bettenmachen, bis hin zu Dingen, die sie nur zu überwachen hatte, weil sie nur von Handwerkern ausgeführt werden durften, wie das Überprüfen der Poolfilter oder des Sicherheitssystems.
Obwohl sie sich durch ihr Studium zu Höherem berufen fühlte, fand sie bald Gefallen an ihrer Arbeit und der sich wiederholenden Monotonie. Das Haus war für sie ein überwältigender, angenehmer Ort zum Leben und Arbeiten, und ihre beiden Arbeitgeberinnen waren in ihrer Art so entspannt, dass sie dem Himmel oft für den Sternstaler, der ihr durch die Anzeige in ihren Rock ihres Kleides gefallen war – und sie in dieses bezaubernde Umfeld stolpern ließ.
*
Es vergingen einige Wochen, bis Dederike an einem Dienstag erstmals das Gefühl bekam, dass die Dinge hier im Haus der van der Lindens nicht ganz mit dem Eindruck übereinstimmte, den sie gewonnen hatte.
Der Dienstag war ein Waschtag, und sie verbrachte den größten Teil des Nachmittags in der Waschküche, sortierte endlose Stapel schmutziger Kleidung und fragte sich, wie zwei Frauen so viele verschiedene Outfits tragen konnten. Es war Spätsommer, und die Luft warm, dick und es war schwül, was es äußerst unangenehm machte überhaupt Zeit in der Waschküche zu verbringen.
Am späten Nachmittag war sie schweißgebadet und wünschte sich, sie wäre an einem kühleren Ort. Als sie endlich mit der letzten Ladung beschäftigt war, atmete sie erleichtert auf und nahm sich vor, die Waschmaschine später zu leeren, wenn es sich etwas abgekühlt hatte. Dann ging sie ins Haus zurück, um sich ihren restlichen Aufgaben zu widmen.
Als sie ins Wohnzimmer kam, fand sie Kristiina auf dem bequemen Ecksofa vor, wie so oft in der letzten Zeit. Sie wirkte lässig und entspannt, ein starker Kontrast zu ihrem eigenen zumeist unruhigen und oft verblüfften Auftreten.
»Ah, Dederike«, meldete sich Kristiina und schaute von dem Buch auf, in dem sie las. »Ich frage mich, ob Sie ein Schatz wären und etwas Eistee für mich besorgen würden?«, fragte sie mit einem kurzen Flattern ihrer Wimpern. »Sie können gern meinen Wagen nehmen.«
Dederike nickte. Sie war es inzwischen gewohnt, zum Einkaufen geschickt zu werden, und wenn sie ehrlich zu sich selbst war, dann begrüßte sie gerade die Aussicht, die fünfzehn bis zwanzig Minuten in einer klimatisierten Limousine zu sitzen, die es brauchte, um bis zu dem Laden zu fahren. Sie drehte sich um und ging aus dem Haus, nur kurz innehaltend, um ihre weiße Schürze, die Handschuhe und das Häubchen zu entfernen und alles sorgsam auf ihr Bett zu legen.
Der Einkauf verlief ereignislos und eine halbe Stunde später kam sie wieder im Haus an. Es war kurz vor sechs. Marieke war heimgekehrt und sie musste immer noch das Abendessen vorbereiten. Also machte sie sich an die Arbeit und vertiefte sich in die verbleibenden Aufgaben des Tages.
*
Um einundzwanzig Uhr war ihre Arbeit beendet. Sie ging in ihr Zimmer und ließ sich auf ihr Bett zurückfallen, ohne sich die Mühe zu machen ihre Uniform auszuziehen. Sie war erschöpft und es war nur unmerklich abgekühlt. Sie seufzte, stützte sich auf ihre Ellbogen und bemerkte plötzlich, dass sie etwas vergessen hatte – etwas, das ihr aber einfach nicht einfallen wollte. Sie setzte sich auf und runzelte nachdenklich die Stirn. Es frustrierte sie, etwas übersehen zu haben, was ihr partout nicht in den Sinn kommen wollte. Nach einigen Minuten erinnerte sie sich endlich und schlug sich verärgert über sich selbst mit der flachen Hand gegen die Stirn. Die letzte Wäscheladung! Ich hab' die Wäsche nicht rausgenommen!
Sie