Silber. Hans.Joachim Steigertahl
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Als die Tür sich hinter ihnen schloss, brauchten Heinrichs Augen Zeit im Halbdunkel zu erkennen, was ihn umgab: Sie waren in einem mit Teppichen ausgekleideten Raum, geschmackvoll eingerichtet mit kleinen Tischchen mit Kirschholzintarsien, darauf Schalen mit Duftölen, andere mit Nüssen und Gebäck, wieder andere mit Pokalen und Krügen; ein großes Polster mit vielen Kissen darauf lud zum Niederlegen; und über allem schwebte der berauschende Geruch von Weihrauch.. Ein Fenster und eine Tür ließen eine Dachterrasse vermuten, wie sie in vielen zyprischen Häusern zu finden war, eine weitere, offene Tür zeigte marmorgetäfelte Wände und Böden. In großen Vasen und am Fenster standen Blumen, an der Tür konnte man einen Oleanderbusch sehen, der draußen stand.
Seine Begleiterin löste den Schleier, warf ihn auf einen Hocker und drehte das Licht einer auf dem Tisch stehenden Öllampe höher. „Ich heiße Leila und wohne und arbeite jetzt in diesem Haus. Vorher war ich, wie meine Freundinnen, in der Haremsschule des Scheichs as-Salih Ayyub in Kairo, wo wir lernen sollten, wie man Männer wie den Sultan zufrieden stellt. Als der aber den Krieg gegen seinen Vetter an-Nasir Yusuf verlor und Yusuf der Harem zufiel, wurden wir Novizinnen wie unser Lehrer, der Eunuch al-Abd Ser, alle verjagt, weil er uns nicht traute. Deshalb sind wir in unsere Heimat Lemesós zurückgekehrt, wo wir früher an den Sultan verkauft worden waren.“ Während sie sprach, betrachtete Heinrich sie gebannt: ein klar geschnittenes schmales Gesicht mit deutlichen Backenknochen, einem vollen roten Mund und schwarzen Augen, deren Größe durch dunkle Kajal-Striche noch betont wurde, war umrahmt von einer Fülle schwarzen, lockigen Haares, das ihr über die Schulter bis auf die Brust fiel; die dünne Tunika, wieder in dem glänzenden Dunkelblau, enthüllte mehr als dass sie den Körper darunter verhüllte. Heinrich fühlte sich wieder an die Empfindung erinnert, die ihn übermannt hatte, als die Lautenspieler den Abend einleiteten, und wehrte sich nicht im Geringsten, als sie anfing, seine Kleider zu lösen und dabei sagte: „Ihr Franzen riecht doch immer sehr nach Krieg und Ungutem – lass dich auskleiden und komm dann mit mir ins Bad nebenan!“ Nackt folgte er ihr in den Nachbarraum, wo einige Stufen in ein Wasserbecken führten. Sie nahm eine Klingel von einem Hocker, läutete und ließ sofort durch eine nicht sichtbare Tür eine Dienerin ein, die zwei Zuber mit dampfend heißem Wasser ins Becken schüttete. Als diese wieder verschwunden war, schob Leila ihn die Stufen hinunter ins Wasser, das ihn angenehm umspielte. Sie nahm einen runden Gegenstand wie eine kleine Wolke auf, tauchte ihn in eine Schale mit einer hellen, wohlriechenden Flüssigkeit und reichte ihm das Ganze. Er starrte sie an ohne zu wissen, was er tun sollte, wenn auch wohl wissend, was er tun wollte. Sie lachte wieder leise, löste die Knoten an der Schulter ihrer Tunika, trat ebenfalls nackt aus dem auf den Boden sinkenden Kreis aus Stoff heraus, stieg die Stufen hinab und sagte: „Ich sehe schon, dass du zum ersten Mal so etwas erlebst! Leg dich ins Wasser und dann zeige ich dir, was zu tun ist!“ Er starrte sie weiter an, aber nun, als sich durch die Nähe ihr Körper mehr als deutlich machte, war es nicht das Starren des Unwissens, sondern des Genießens. „Dies hier ist ein Schwamm – die wachsen hier im Meer und man benutzt sie, um den Körper zu reinigen; ich habe ihn in Seife getaucht, und wenn du jetzt wieder aufstehst, kann ich dich einseifen und reinigen!“ Er gehorchte wortlos und genoss die zärtliche Berührung des Schwamms und des Schaumes am ganzen Körper, schwer mit sich ringend, ob er dieses Gefühl weiter ertragen konnte, ohne Leila weniger Zärtliches anzutun. Ab und zu schloss er die Augen, um nicht überwältigt zu werden, aber immer wieder betrachtete er ihren Körper: schlank, mit schmalen Hüften, die vollen Brüsten fast von den Haaren bedeckt, ein Hinterteil, das in seiner Festigkeit und Rundung zum Anfassen lud und die schlanken, wohlgeformten Beine mit den kleinen, ganz offensichtlich gepflegten Füßen. Als der Schwamm um seine hoch aufgerichtete Männlichkeit kreiste, wäre es fast um ihn geschehen gewesen, aber Leila verstand ihr Tun und drückte ihn wieder in das nun schon etwas kühlere Wasser. Sie selbst fuhr sich mit dem Schwamm über Lende und Po und nahm dann vom Rand des Beckens ein weiches Tuch, trocknete sich ab und zog Heinrich aus dem Becken um ihn ebenfalls zu trocknen, bevor sie ihn mit Duftöl einsalbte. Sie ging vor ihm her zu dem einladenden Polster, und als er versuchte, sie darauf zu legen, schüttelte sie den Kopf und bat stattdessen ihn, sich auf den Rücken zu legen. Dann kniete sie sich über ihn, legte seine Hände an ihre Brüste und senkte sich langsam über seinen Schaft. Obwohl sie sich nur wenig bewegte, war er so erregt – und hatte schon so lange bei keiner Frau mehr gelegen – dass er bald unter lautem Aufstöhnen in ihr explodierte. Sie lachte wieder ihr leises Lachen, das weiche Tuch kam noch einmal zum Einsatz und dann schmiegte sie sich an seine rechte Seite. „Erzähl‘ mir von dir,“ bat sie. Und während er anfing, sein Herz auszuschütten über seine unsichere Stellung als Landesherr, den ungewollten Kreuzzugseid, die Sinnlosigkeit des Herumsitzens in Lemesòs, fuhr ihre Linke zärtlich über seinen Körper und gerade als er sagte: „Obwohl ich Dir sonst nie begegnet wäre“, war seine Männlichkeit wieder erwacht. Nun legte sie sich auf den Rücken und bot sich ihm dar und nach wenigen Minuten war Heinrich mehr als befriedigt eingeschlafen
Als er erwachte, war Leila verschwunden. Das Tageslicht schien durch Tür und Fenster. Auf dem Tisch stand eine seltsame Kanne mit Stiel über einem kupfernen Gestell, in dem eine Kerze brannte. In der Kanne war ein schwarzes, wohlriechendes Gebräu, daneben ein kleine Trinkschale und ein Teller mit Gebäck.. Auf dem Hocker lag seine Kleidung, ordentlich zusammengefaltet, obenauf das Kurzschwert, dass er unter dem Soldatenkittel verborgen hatte. Er kleidete sich an, trank kleine Schlucke von dem heißen, schwarzen, süßen Getränk, aß ein paar Kekse und ging dann in den jetzt menschenleeren Hof hinaus. Nach einigem Suchen fand er den Gang zum Tor, bei dem – noch oder wieder – der Riese vom Vorabend wachte. Der grinste ihn an, öffnete den Torflügel, ließ Heinrich hinaus und verschloss die Tür dann hinter ihm hörbar.
Heinrich ging den kurzen Weg zurück zum Lager, und als er in Beaumonts Zelt trat, erhob sich dieser nahm ihn mit beiden Händen an den Schultern und bevor einer von beiden irgendetwas sagen konnte, fingen sie an zu lachen, denn beide bemerkten beim Anderen den Duft von Reinlichkeit und guter Seife. „Ich kann dir gar nicht sagen, wie ich …“ Er konnte nicht weitersprechen, denn Gernot stürzte ins Zelt und stammelte außer Atem: „Verzeiht, edle Herren, aber eben ist drüben im Hafen ein Schnellsegler aus Venedig angekommen und mit ihm ein Bote, der eine sehr wichtige Nachricht für den Landgrafen bringt!“ „Lass ihn hereinkommen!“ Gernot stürzte wieder davon und erschien wenige Minuten später mit einem jungen Ritter, den Heinrich aus der gemeinsamen Zeit als Knappen am Hof in Erfurt kannte und begrüßte ihn freundlich. Der Bote, Eginhard, übergab ein versiegeltes Schreiben, das Heinrich erbrach. Er fing an zu lesen und wurde immer blasser: „Graf Hohnstein, mein Statthalter, schreibt, dass die aufsässigen Grafen Thüringens sich wieder zusammenrotten und beschlossen haben, ein Heer aufzustellen, um mir die Herrschaft wieder zu nehmen; die Anführer sind natürlich wieder die Grafen von Schwarzenberg, unterstützt werden sie dabei von Ottokar dem Zweiten, aus dem Haus der Přemysliden, der sich wohl schon als Herzog von Österreich sieht und mit Thüringen der mächtigste Fürst des Reiches wäre. Hohnstein sagt, dass ich sofort in die Heimat zurückkommen müsse, da ihm im erneuten Kriegsfall die Autorität fehle.“ Heinrich wandte sich an Jean de Beaumont; „Ich muss zurück. Du weißt wie opferreich und teuer meine Herrschaft erobert wurde.“ „Aber du hast einen Eid geschworen!“ „Ich kann weder Hohnstein noch die Landgrafschaft aufs Spiel stellen – und Du weißt, dass ich nicht wirklich aus Überzeugung hier bin!“ „Unsinn, Du hast wie jeder andere, der auf den Kreuzzug mitkommen wollte, hörst du: wollte, den Eid geschworen und dafür Vergebung der Sünden erhalten. Wenn du jetzt flüchtest, aus welchen Gründen auch immer, dann verlierst du dein Seelenheil, und ob du deine Landgrafschaft behältst, ist ja wohl seht fragwürdig!“ „Jean, nimm doch Vernunft an! Ich muss das Haus Wettin absichern und Hohnstein helfen – ich kann doch nicht wieder tatenlos zusehen wie zu Beginn des letzten Jahres, als treue Gefolgsleute hingemeuchelt und ihre Familien vernichtet wurden!“ „Tu, was du willst, aber meine Unterstützung bekommst Du nicht mehr.“ Damit wandte sich Jean de Beaumont ab und stampfte aus dem Zelt. Heinrich sank auf einem Hocker nieder und versuchte, klar zu denken. „Eginhard, wie bist du hier her gekommen? Wie lange hat das gedauert?“ „Ich bin direkt von Erfurt nach Venedig geritten, das hat schon zwei Wochen gedauert, und dann musste ich warten, bis ein Schiff nach Lemesós segelte, also etwa sechs