Das Erbe der Ax´lán. Hans Nordländer
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Читать онлайн книгу Das Erbe der Ax´lán - Hans Nordländer страница 14
So weit sie sehen konnten, war Durhad der einzige Morain in der Stadt.
Es gab zwei Gründe dafür, dass Meneas und Tjerulf nach Drossen gekommen waren. Zum einen wollten sie einige Dinge ihrer Ausrüstung ergänzen, zum anderen lebte ein Bekannter von Tjerulf in der Stadt und er wollte ihn besuchen. Allerdings hatten sie nicht die Absicht, länger als eine Nacht dort zu bleiben. Und der Besuch von Tjerulfs Freund, er nannte sich Marianus, hatte nichts mit dem Zweck ihrer Reise zu tun.
Marianus war, wie konnte es anders sein, ein Händler und er verkaufte Waren der verschiedensten Art, die er aus allen Ländern Päridons bekam. Das hatte den Vorteil, dass die Gruppe, abgesehen von Proviant, alles andere von ihm bekommen konnte, und die Freundschaft zu Tjerulf ermöglichte einen durchaus annehmbaren Preis.
Marianus besaß ein ansehnliches Haus am Hafen. Aus allen Zimmern in der Vorderseite des Hauses bot sich ein umfassender Blick auf die Schiffe, die dort auf Reede lagen, hinausfuhren oder hereinkamen. Es herrschte ein unübersehbarer Betrieb. Einige Schiffe wurden entladen, andere beladen und Pferdegespanne fuhren hin und her.
„Der Hafen hat sich gut entwickelt, seit ich das letzte Mal hier war“, fand Tjerulf.
„Das hat er“, sagte Marianus. „Schau dort, der Zweimaster am Kai, die »KUMDALA«. Ich habe sie vor kurzem gekauft. Morgen läuft sie aus nach Seestadt und segelt dann weiter nach Brackhaden in Skim.“
Tjerulf nickte anerkennend.
„Also bist du unter die Schiffseigner gegangen.“
„Ich habe es lange überlegt und mich schließlich dazu entschieden. Ein eigenes Schiff macht unabhängiger.“
„Ist es voll beladen?“, wollte Anuim wissen.
Marianus nickte.
„Ja, bis auf den letzten Lagerraum. Warum fragt Ihr?“
„Na ja, ich hatte mir gedacht, dass uns das Schiff bis nach Seestadt mitnehmen könnte. Das ginge bestimmt schneller als auf dem Landweg.“
„Ohne mich“, erklärte Erest umgehend. „Ich werde seekrank.“
„Selbst wenn das nicht der Fall wäre, ich fürchte, das ginge jetzt nicht mehr. Die Ware ist bestellt, leider. Ich hätte euch anderenfalls gern mitgenommen.“
„Werden Pferde auch seekrank?“, fragte Solvyn.
Es kam eine allgemeine heitere Ratlosigkeit auf. Keiner wusste eine Antwort, aber Freno meinte, falls es so war, dann mussten die Tiere bestimmt größere Qualen erleiden als Menschen, denn schließlich konnten sie nicht kotzen, wie jeder wusste.
Diese Bemerkung fand nicht jeder spaßig.
Sie blieben über Nacht bei ihrem Gastgeber. Das Haus war groß genug und es gab einige Stallungen auf dem Grundstück. Da Marianus ihnen alles bieten konnte, was sie brauchten, mussten sie nicht in die Stadt gehen, um einzukaufen, und für den Proviant schickte er zwei Boten los.
Drossen war keine besonders schöne Stadt und deshalb waren sie alle froh, dass sie, anstatt sich durch die engen Straßen zu quälen, ihre Beine hochlegen und sich ausruhen konnten. Außerdem besaß Marianus einen gut beheizten Raum, in dem sie ihre nasse Kleidung bis zum kommenden Morgen trocknen lassen konnten.
Tjerulf und Meneas erzählten nur wenig über den Grund ihrer Reise. Und Marianus gab sich mit dem Wenigen zufrieden, obwohl er sich durchaus fragte, was es mit den vielen Reitern auf sich hatte. Andererseits kannte er Tjerulfs Vorliebe für Altertümer und offensichtlich hatte er jemanden gefunden, der seine Leidenschaft teilte. Der Norden Gilgalens war bekannt dafür, dass er in dieser Hinsicht noch einiges bieten konnte. Marianus selbst hatte mit solchen, wenig einträglichen Geschäften nichts im Sinn. Wenn er seine Besucher auch großzügig bewirtete, so wusste Tjerulf doch, dass er bei anderen Gelegenheiten ein wahrer Pfennigfuchser sein konnte.
Für lange Zeit sollte dieses die letzte Nacht in einem Wohnhaus sein. Die nächste Etappe würde sie in die nur dünn besiedelten Gebiete Westgirgens führen. Die Region Gilgalens, in denen die Eisberge lagen, war unbewohnt. Also würden sie von nun an viele Tage in ihren Zelten übernachten müssen. Aber dieser Gedanke war ihnen weniger unangenehm als der einer weiteren Nacht in Drossen.
Als sie beim Frühstück saßen, begann es erneut zu regnen, und der Himmel sah nicht so aus, als wollte es bald wieder aufhören. Da würden sie keine lange Freude an ihren inzwischen getrockneten Sachen haben.
Marianus bot ihnen an, solange seine Gäste zu sein, bis sich das Wetter besserte, aber Meneas und seine Freunde und dieses Mal ohne Ausnahme, zogen es vor aufzubrechen. Nicht, dass sie sich bei ihrem Gastgeber nicht wohl fühlten, das Gegenteil war der Fall, aber sie zogen es vor, der Enge der Stadt zu entfliehen. Der Regen war warm und wenn sich das Wetter in diesem Teil Tetkers nicht deutlich von dem in anderen Gegenden, die sie kannten, unterschied, dann musste er um die Mittagszeit aufhören. Sie konnten sich zwar nicht immer auf diese Regel verlassen, aber doch oft genug, um zuversichtlich sein zu können, dass die Aussichten darauf nicht schlecht standen.
Trotzdem, ein wenig mehr Zeit als sonst ließen sie sich doch. Am späten Vormittag schließlich ritten sie durch das nördliche Stadttor. Dieses Mal ließen die Wachen sie durch, ohne sie zu überprüfen.
„Ich atme auf“, sagte Anuim.
Freno grinste.
„War es so unerträglich?“
„Eigentlich nicht, und ich beobachte mit Befremden, dass ich mich seit einiger Zeit in Städten zunehmend unbehaglich fühle.“
„In dieser Stadt, aber mir ging es nicht anders, und dabei hätten wir uns bei den Ogmari noch beklommener fühlen müssen.“
„Erzbünden und Elgen Damoth waren fremd und bewundernswert“, erklärte Valea. „Vielleicht lag es daran.“
„Vielleicht.“
Sie hatten, ohne dass es ihnen klar war, eine bis dahin sehr seltene Erfahrung gemacht. In jenen Tagen erging es vielen Einwohnern von Drossen wie ihnen, ohne dass sie eine Erklärung dafür gehabt hätten. Es hatte nichts mit dem Orden von Enkhór-mûl zu tun und auch nicht mit dem trüben Wetter, sondern war eine eng begrenzte Erscheinung in der Erdkruste Elverans, die einmal hier, einmal dort auftrat. Und da sie meistens in unbewohntem oder dünnbesiedeltem Gebiet stattfand und selten länger als einige Tage dauerte, nahmen die Menschen diesen Zustand als vorübergehendes Unwohlsein wahr.
Was genau geschah, hätte niemand sagen können, aber es wurde verursacht durch das Wesen Elveran und seinem Helfer Gründel, die Trywfyn in Drans Hallen kennengelernt hatte. Und es hing mit Vorbereitungen zusammen, die die Zukunft des Planeten betrafen. Allerdings war es eine Entwicklung, die weit über die Tage von Meneas und seinen Freunden hinausgehen sollte. Aber auch Elveran und Gründel konnten die Ereignisse nicht voraussehen, die sich zu diesem Zeitpunkt nur vage ankündigten.
Was das Befinden der Oson in ihren elveranischen Körpern betraf, so begann sich bei ihnen unbewusst eine Entfremdung zu ihrem Gastplaneten mit seinen einfachen Lebensbedingungen einzustellen, die in dem Maße, wie ihre Mission fortschritt, zunahm, oft aber durch ihre unmittelbaren Erlebnisse überlagert wurde.
„Na,