Das Erbe der Ax´lán. Hans Nordländer

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Das Erbe der Ax´lán - Hans Nordländer

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anordnete, die Hilfe von Geistern in Anspruch zu nehmen, dann mussten sie sich dem fügen.

      „Manchmal sind sie bessere Verbündete als irdische Wesen“, meinte Amonpa. „Und ich versichere dir, dass sie auch dieses Mal nicht töten sollen. Sie sollen unsere Gegner nicht einmal angreifen. Wir bitten sie nur darum, sie zu beobachten.“

      „Dann wäre es gut und segensreich für die Geister, wenn ihr eure Befehle eindeutiger gebt als die letzten Male. Was ihr von ihnen verlangt habt, hat ihnen nicht gutgetan und ihr wisst, sie können sich nicht dagegen wehren.“

      Amonpa und Tarkas verstanden, was Mirandnir meinte. Auch Geistwesen haben ihre Schicksale, und Taten, im Guten wie im Bösen, unterliegen einem Lohn oder einer Buße. Da wiegt es schwer, wenn Lebewesen, irdische und überirdische, zu Handlungen veranlasst werden, die ihrem Naturell zuwiderlaufen. Das Gleiche gilt natürlich auch für diejenigen, die diese Handlungen befehlen. Andererseits gibt es Hierarchien hüben wie drüben und manche unverständlichen Entscheidungen dienen einem Zweck, dessen Sinn sich den Ausführenden nicht immer erschließt.

      „Wir geben dir unser Wort, dass sie dieses Mal gegen keine Gesetze verstoßen werden“, versprach Amonpa.

      „Ich werde euer Wort nicht vergessen. Wartet hier, bis ich wieder zurück bin. Wie viele werden benötigt?“

      „Vier.“

      Mirandnir verblasste und ließ die beiden Priester allein auf der Lichtung zurück.

      Nun hieß es für sie, geduldig zu warten. Es konnte eine Weile dauern, bis er mit den vier Tum´rei zurückkehrte. Aber jetzt waren sie vor unerwünschten »Gästen« sicher. Mirandnir war nicht allein aufgetaucht, auch wenn seine Begleiter nicht sichtbar geworden waren. Aber Tarkas und Amonpa wussten, dass diese Geister sich noch in der Nähe befanden und über sie wachten. Die folgende Zeit verbrachten die beiden Priester wieder in geistiger Versenkung und hatten nur dafür zu sorgen, den Rauch der Kräuter auf der Lichtung nicht schwächer werden zu lassen.

      Tarkas und Amonpa bemerkten kaum, wie das Licht im Tjodhain zunahm. Es war nicht das Sonnenlicht, das den neuen Tag ankündigte, sondern die aufgehenden Monde. Aber es strahlte für die beiden Priester nicht in dem fahlen Weiß, wie es gewöhnliche Elveraner sahen, sondern in einem gelblichen Rot. Ursache dafür war weniger die berauschende Wirkung der räuchernden Kräuter, als vielmehr die besondere Schwingung, die durch die Gegenwart der Geister verursacht wurde und durch den Klang von Tarkas Stimme. Die beiden befanden sich jedoch in einem Zustand, der sie diesen bemerkenswerten Umstand kaum wahrnehmen ließ.

      Als das Licht seine größte Helligkeit erreichte, kam Mirandnir zurück. Seine Erscheinung verdichtete sich wieder im Rauch der Kräuter. In seiner Begleitung befanden sich vier Wesen, die eine gewisse Ähnlichkeit mit irdischen Quallen hatten. Sie waren etwa so groß wie die Köpfe erwachsener Elveraner und schwebten auf der Höhe seiner Schultern. Es waren die Tum´rei. Sichtbare Sinnesorgane waren in ihrer grauen Substanz nicht zu erkennen, die wie dichter Rauch zu wallen schien, ohne dabei ihre Gestalt wesentlich zu verändern.

      „Hier sind sie, wie ihr es wünscht“, sagte Mirandnir, dann blickte er die beiden Priester streng an. „Aber ich rate euch, euer Versprechen zu halten.“

      „Das werden wir“, bestätigte Amonpa. „Wir gaben dir unser Wort und werden es halten.“

      Die Tum´rei entfernten sich ein Stück von Mirandnir und blieben in etwa einem Meter Höhe in der Luft stehen. Tarkas und Amonpa trieben sie behutsam auseinander, zwei nach links und zwei nach rechts.

      „Ihr beiden werdet die Gestalt von Pferden annehmen“, befahl Amonpa.

      Und sofort begann sich, ihre Form zu verändern. Er öffnete seinen Geist, damit die Tum´rei aus seiner Erinnerung eine Vorstellung von Pferden bekamen. Amonpa brauchte keine Angst zu haben, dass sie mehr erfuhren, denn er ließ sie nur das Bild dieser Tiere sehen. Außerdem waren Tum´rei keine besonders intelligenten Geister und kaum fähig dazu, aus eigenem Antrieb den geistigen Inhalt anderer Wesen auszuspionieren. Tum´rei waren eine sehr einfache Art von Geistern aus den untersten Hierarchien und deshalb leicht zu überwachen. Andererseits musste ihnen alles gesagt werden, was sie tun sollten. Es war kaum möglich, sie vollkommen allein eine Aufgabe ausführen zu lassen.

      Es dauerte nicht lange, und sie hatten die Körper von kleinen Pferden angenommen. Aber das betraf nur ihre Form und ihre Bewegungen. Sie fraßen nicht, sie verdauten nicht und sie blieben stumm. Auch einem, der von Pferden nichts verstand, wäre sofort aufgefallen, dass mit den Tieren etwas nicht stimmte. Die Augen, obwohl sie klar waren, blickten teilnahmslos und starr nach vorne. Aber sie sollten sich auch nicht in der Nähe von Menschen aufhalten, außer denen, zu deren Beobachtung sie in der irdischen Welt ausgeschickt werden würden. Diese Tiere waren blind, was ihre Sinnesorgane betraf. Und trotzdem konnten sie sich sicher in der irdischen Welt bewegen.

      Dann ließen die Priester aus den anderen beiden Quallen die Reiter entstehen. Hier dienten sie selbst als Muster, obwohl die Reiter kleiner blieben und auch ihre unvollkommenen Gesichter zeigten die gleiche Teilnahmslosigkeit wie die Pferde. Diese Tum´rei waren nur zu einer bruchstückhaften, zischelnden Sprache fähig.

      Tarkas holte die Kleidung aus ihren Taschen und die beiden Schwerter.

      Mirandnir hatte alles schweigsam mitangesehen, als wachte er über seine vier Schützlinge und in einem gewissen Sinne war es tatsächlich so. Und jetzt erhob er Einspruch.

      „Wozu brauchen sie Waffen, wenn sie nur beobachten sollen? Habt ihr euer Versprechen schon vergessen?“

      „Sie könnten von Meneas oder anderen aus der Gruppe angegriffen werden“, erklärte Amonpa.

      „Könnten die Menschen sie verletzen?“

      „Das nicht, aber -.“

      „Könnten sie Menschen verletzen?“

      Amonpa zögerte.

      „Also gut. Tarkas, steck die Waffen wieder ein.“

      In Mirandnirs Gesicht war nicht zu erkennen, ob er zufrieden war oder nicht. Schweigsam und reglos beobachtete er, wie die beiden Priester die Tum´rei einkleideten und ihnen ihre Befehle gaben.

      Sie erteilten ihren Auftrag nicht mit Worten. Das wäre umständlich und langwierig gewesen. In geistigen Bildern übermittelten sie, was sie über Meneas´ Gruppe wissen mussten, wie die Mitglieder aussahen und auf welcher Route sie unterwegs waren. Sie gaben den Tum´rei eine Woche Zeit, die Fährte der Reiter aufzunehmen. Wenn sie dann noch keine Spur von ihnen entdeckt hatten, mussten sie, wie im gegenteiligen Fall, mit dem Orden von Enkhór-mûl Verbindung aufnehmen. Auch wie ihnen das gelang, erklärte ihnen Amonpa. Dann hatte die Reitergruppe unerwartet eine andere Richtung eingeschlagen.

      Ob die vier Geister sie verstanden hatten, konnten sie nur vermuten, aber in der Vergangenheit war es immer so gewesen. Ganz zum Schluss gebot Amonpa ihnen, dass sie um keinen Preis Menschen töten oder verletzen durften. Diesen Befehl war er Mirandnir schuldig. Die Geisterreiter blieben noch bis zum Sonnenaufgang auf der Lichtung und während dieser Zeit verdichteten sich ihre Körper.

      Nachdem alles beendet war, noch vor dem Beginn der Morgendämmerung, verblasste Mirandnir und kehrte wortlos in seine Welt zurück. Tarkas und Amonpa legten sich auf die Erde und schliefen sofort ein.

      Als die Sonne aufging, war der Rauch verflogen. Es dauerte einige Zeit, bis die Priester erwachten. Wie immer nach einer Geisterbeschwörung litten sie noch einige Zeit unter dem Kräfteverlust und der Nachwirkung des berauschenden

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