Das Erbe der Ax´lán. Hans Nordländer

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Das Erbe der Ax´lán - Hans Nordländer

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und legten sich mit verschränkten Armen unter ihren Köpfen ins Gras. Die Zeremonie würde sie viel Kraft kosten, da war es notwendig, dass sie einigermaßen ausgeruht ans Werk gingen.

      „Es ist so weit“, sagte Tarkas und rüttelte Amonpa an der Schulter.

      „Hm? Ach so, ja. Ich muss eingenickt sein.“

      Ein wenig verschlafen blickte er sich um. Der Regen hatte schon am Nachmittag aufgehört und jetzt entdeckte er sogar Wolkenlücken am Himmel. Dann bestand eine berechtigte Hoffnung darauf, dass die Nacht trocken bleiben würde. Das war nicht unbedingt erforderlich, machte ihnen ihr Vorhaben aber angenehmer.

      Doch zuvor mussten sie sich noch versichern, dass sie wirklich allein waren. Die letzten Sonnenstrahlen am Horizont verblassten und die Dämmerung setzte langsam ein.

      „Wir treffen uns auf der anderen Seite wieder“, sagte Amonpa und versteckte seine Tasche mit einem Teil seiner Ausrüstung unter einem dichten Strauch. Tarkas tat das gleiche. Dann begannen sie ihre Umrundung des Tjodhaines.

      Kaum waren die beiden in entgegengesetzter Richtung auseinandergegangen, sprang das Eichhorn auf das Versteck zu und schnüffelte an den Taschen. Es berührte nichts, aber starrte kurz wie abwesend in den Wald. Dann blickte es sich um und verschwand zwischen den Bäumen des Tjodhaines.

      Der Tjodhain war nicht sehr groß und in einer halben Stunde zu umrunden. Noch war es hell genug, um feststellen zu können, ob sich jemand in der Nähe aufhielt. Und mit seinem Hinweis »auf der anderen Seite« hatte Amonpa nichts anderes als die andere Seite des Wäldchens gemeint.

      Beide hofften, nicht noch einmal Opfer einer Fangschlinge zu werden. Und sie hatten Glück. Unversehrt erreichten sie ihren Treffpunkt hinter dem Wäldchen und gingen wieder zurück. Sie hatten keine Hinweise auf andere Menschen in der Nähe entdeckt.

      Es gab nur einen schmalen Pfad in den Hain hinein, und der lag auf der Seite, wo sie geruht hatten.

      Gewöhnliche Menschen haben kein oder nur ein unterentwickeltes Gespür für die Anwesenheit körperloser Wesen. Aber die beiden Priester waren nicht nur übersinnlich begabt, sondern auch in diesen Dingen geschult und achteten auf die kleinsten Veränderungen in der spirituellen Ausstrahlung eines Ortes, besonders, wenn dort eine Geisterbeschwörung stattfinden sollte. Und jetzt spürten sie deutlich die Anwesenheit von Geistern.

      Schon auf ihrer Wanderung, wie auch an vielen anderen Orten vorher, war ihnen zuweilen der eine oder andere Geist aufgefallen, aber da ihnen keiner gefolgt war und sie von ihnen nicht beachtet wurden, hatten auch sie keine Notwendigkeit gesehen, sich um diese Geister zu kümmern.

      Die beiden Priester konnten im Tjodhain keine Gegenwart von Tum´rei feststellen. Das wunderte sie nicht. Tum´rei gehörten nicht zu den häufigsten Geistwesen und eines ihrer besonderen Merkmale war ihre Rastlosigkeit. Sie hielten sich nur selten längere Zeit in einer bestimmten Umgebung auf.

      „Was siehst du?“, fragte Amonpa, als sie am Rand der kleinen Lichtung standen.

      Wer hätte nicht milde gelächelt bei dieser Frage? Aber Tarkas wusste es besser.

      „Zwei Menschenseelen, dort drüben und ein - hm, das ist schlecht. Ein Bolgnoir, ein schwarzer Dämon. Geradewegs über der Feuerstelle. Er beobachtet uns.“

      Amonpa nickte.

      „Ja, ich sehe sie auch. Der Bolg erschwert unser Vorhaben, macht es aber nicht unmöglich. Lass uns beginnen.“

      In der Mitte der Lichtung befand sich die erwähnte Feuerstätte. Sie diente aber nicht dazu, Wärme und Helligkeit zu spenden, sondern bestimmte Kräuter zu verschwelen, deren Rauch die nahe Umgebung spirituell anregen und Geister anlocken sollte, und dabei möglichst die richtigen. Schließlich diente der Rauch auch dazu, die beiden Priester in einen besonderen geistigen Zustand zu versetzen.

      Sie mussten darauf achten, zuerst in Verbindung mit starken Hilfsgeistern zu treten, die störende Wesen fernhielten oder, wie in diesem Fall den Bolg, wie sie ihn kurz nannten, vertrieben, falls sie es selbst nicht vermochten, um anschließend die Geister heranzuführen, deren Hilfe sie erbeten wollten, denn erzwingen ließ sie sich nicht. Bolge jedoch konnten sehr hartnäckig sein. Beide, Amonpa und Tarkas, wussten, dass es auch aus anderen Gründen immer wieder zu Überraschungen kam.

      Noch während sie ihre Vorbereitungen trafen, das Gemisch der Kräuter in Brand zu setzen, erscholl über ihnen der Ruf eines Käuzchens. Tarkas zuckte zusammen. Amonpa lächelte.

      „Eine Eule“, stellte er fest.

      „Ja, und erschreckend laut.“

      Natürlich hatte Tarkas keine Angst vor Käuzchen, das hielt ihn aber nicht davon ab, bei manchen Überraschungen eine gewisse Schreckhaftigkeit an den Tag, oder besser, an die Nacht zu legen.

      Tief atmeten sie den Rauch ein und bald spürten sie die berauschende Wirkung der Kräuter. Die beiden Priester knieten vor der Feuerstätte und fielen in eine zunehmende irdische Entrücktheit, um sie herum nur die tiefe Dunkelheit des Waldes und zwischen ihnen das trübe Glimmen der Kräuter in einer Steinschale. Die Monde waren noch nicht aufgegangen und das Licht der Sterne zwischen den größer werdenden Wolkenlücken reichte kaum bis zum Waldboden. Mit rauschendem Flügelschlag machte sich die Eule davon, vertrieben von dem Qualm.

      Die beiden Priester stimmten ein eintöniges Summen und Brummen an und wiegten ihre Oberkörper langsam vor und zurück. Diese Prozedur konnte lange dauern und diente der Sammlung ihrer seelischen Kräfte. Sie stellten sich dabei die verschiedenen Geister vor, die sie rufen wollten, und entzogen sich gleichzeitig den störenden Einflüssen ihrer Umgebung. Amonpa und Tarkas gerieten immer tiefer in einen Zustand, in dem sie die weltlichen Dinge um sich herum von ihrer eigenen Wahrnehmung ausschlossen.

      Als sie die Augen öffneten, hatten sich die Erscheinung und ihr Empfinden der Umgebung geändert. Alle irdischen Dinge, die vorher in die Dunkelheit eingetaucht waren, besaßen jetzt einen milden Glanz. Und alles, was Wärme ausstrahlte, schimmerte rötlich. Ihre Hände, ihre Gesichter, die Glut umso heller, hatten eine rötliche Färbung angenommen und schienen bedeckt von schimmerndem Staub. Die Stämme um sie herum, die Zweige der Baumwipfel, der dunkle Waldboden, bedeckt von vertrockneten Tannennadeln, auf allem lag dieser mystische Reif. Auf einem nahen Baum erkannten sie einen rötlichen Fleck, der sich als ein Eichhörnchen herausstellte, das sich dort oben für die Nacht zusammengerollt hatte. Es gab keinen Grund, sich über das Tier Gedanken zu machen, und ihre Aufmerksamkeit wurde auf andere Dinge gelenkt.

      Eine spürbare Spannung erfüllte den Ort. Vorher war sie ihnen kaum aufgefallen, doch jetzt, unter der Wirkung des betäubenden Rauches, überlagerte sie alle anderen Eindrücke. Obwohl sie nur die mehr oder weniger deutlichen Schemen der drei Geister sehen konnten, spürten sie, dass weitere in der Nähe und darauf aus waren, sich ihnen zu zeigen. Die beiden Priester konnten nicht sagen, welche es schließlich wirklich tun würden, denn die Erscheinung der einen verhinderte oft die Erscheinung der anderen. Es herrschte kein Wettstreit zwischen ihnen, aber sie umschwebten unsichtbar die Lichtung, bereit, jeden Augenblick ihr Vorhaben umzusetzen. Es war jedoch nicht die Zeit für die Priester, darauf zu achten.

      Was sich zuerst nur als Schatten äußerte, zeigte sich jetzt umso deutlicher. Einen oder eineinhalb Meter über der Räucherstätte schwebte nach wie vor der Bolg. Tarkas sah in seine dunklen Augen, die ihn ungerührt anstarrten. Sie waren das einzige erkennbare Merkmal seines kahlen, ballrunden Kopfes. Sein Unterleib wurde von einem gelblichen Schleier verhüllt, aber der Oberkörper, der Kopf und seine Arme waren deutlich zu erkennen. Langsam senkte er sich zu ihm herab und streckte seine Arme nach

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