Das Erbe der Ax´lán. Hans Nordländer

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Das Erbe der Ax´lán - Hans Nordländer

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Gedanke getrieben, dass sie wohl nicht anders aufzuhalten sind, als sie in ernsthafte Gefahr zu bringen, und das wollte er vermeiden. Außerdem wiegt der Verlust des Roboters schwer.“

      Dieses Mal lachte Pondis.

      „Ich glaube kaum, dass die Gruppe euer Urteil teilen würde, dass sie noch nicht in ernster Gefahr war. Aber der Verlust einer Maschine ist tatsächlich ein Grund, Pläne zu überdenken. Wann wollt ihr aufbrechen?“

      „Morgen früh.“

      2. Geisterbeschwörung

      Noch vor dem Sonnenaufgang verließen Tarkas und Amonpa den Stützpunkt durch den Ausgang an der Landseite. Er befand sich im Abbruch einer Felswand und war in einer Art und Weise verborgen, wie einst der Tunnel im Palast Trywfyns oder der Eingang in dem Bienenstockfelsen, durch den der König der Ogmari Meneas und seine Freunde das erste Mal in die unterirdische Welt Ogmatuums geführt hatte. Allerdings hatten die Priester den Eingang noch zusätzlich abgesichert.

      Als sie sich dem Tor näherten, konnten sie schon sehen, was vor ihm, draußen, geschah. Das war nichts Besonderes. Und wie zu erwarten war, geschah dort nichts. Die beiden konnten das Tor ohne Schwierigkeiten durchschreiten, als gingen sie durch einen leichten Vorhang, aber ohne ihr Amulett wären sie nicht wieder hineingekommen.

      Das Tor war so beschaffen, dass niemand, der es zufällig fand, was eigentlich schon ein Ding der Unmöglichkeit war, denn es unterschied sich in nichts von der umgebenden Felswand, von außen eindringen konnte. Es besaß von außen eine steinartige Festigkeit, obwohl es ein rein energetisches Gebilde war. Und nur die Amulette der Priester gaben eine Strahlung ab, die diese Festigkeit für eine kurze Zeit aufhob.

      Aber die Gegend war derartig einsam, dass die Priester eine Entdeckung auch ohne diese Schutzmaßnahme kaum zu fürchten brauchten. Außerdem wurde die Sicht auf das Tor durch eine Baumgruppe verhindert, sodass auch ein Verlassen des Tunnels nicht beobachtet werden konnte, wenn nicht gerade jemand unmittelbar vor dem Tor stand, und das wiederum konnten die Priester von innen sehen.

      Tarkas und Amonpa gingen zu Fuß. Jetzt, da ihre Pläne feststanden, gab es keinen Grund zur Eile. Schon wegen der weiten Entfernungen würde Meneas´ Gruppe noch einpaar Monate unterwegs sein. Und da sie nicht mehr aufgehalten, sondern nur noch im Auge behalten werden sollte, konnten sie ihr in Ruhe folgen, oder besser, ihre Späher hinter ihnen herschicken.

      Für ihre Wanderung nach Kongsdal hatten sie sich unauffälligere Kleidung angelegt. Zwar trugen sie ihre Priesterausstattung bei sich, neben einigem Proviant, aber sie hätte sich von der gängigen Art der Bekleidung in Girgen und Tetker deutlich abgehoben und selbst jemand, der nicht mit der Erscheinung der Priester vertraut war, wäre auf sie wegen ihres Aufzuges aufmerksam geworden. Es war aber nicht ihre Absicht aufzufallen.

      Dass sich Priester des Ordens von Enkhór-mûl, die außerhalb ihrer geheimen Ordenssitze Aufgaben nachgingen, in der jeweiligen Landestracht kleideten, war nicht ungewöhnlich, aus den erwähnten Gründen sogar üblich. Außerdem lebten längst nicht alle von ihnen ständig in einem der geheimen Stützpunkte. Obwohl es eine im Verborgenen handelnde Gesellschaft war, führten die meisten ihrer Mitglieder auch ein öffentliches Dasein, hatten Familie, Verwandte und Freunde. Sie gingen allen möglichen Berufen nach, vom Fellgerber bis zum Heiler und auch manch ein Adliger war unter ihnen. Aber sie hatten sich ebenso verschworen, nichts von ihrem Doppelleben preiszugeben. Daher war es unmöglich, die Priester in ihrem bürgerlichen Leben zu erkennen. Und wie jeder geheime Bund hatte natürlich auch der Orden von Enkhór-mûl seine Mittel zu verhindern, dass sich ungewollte Kunde über ihn in der Welt verbreitete, auch wenn diese Mittel nicht immer vollkommen waren.

      Die Tatsache, dass der größte Teil seiner Mitglieder ein ganz normales Leben führten, hatte ihren Grund nicht nur darin, dass der Orden sie kaum alle in seinen Räumlichkeiten unterbringen konnte, sondern mehr noch in der Notwendigkeit, die Lage in der Außenwelt auszukundschaften. Die meisten der Priester hatten ihre Aufgaben nicht in finsteren Höhlen oder an abgeschiedenen Orten, was auch vorkam, und Tarkas und Amonpa hatten sich aufgemacht, an einen solchen Ort zu gelangen, sondern sie waren die Augen und Ohren des Ordens und lieferten in erster Linie Nachrichten. Davon lebte er. Was die Ordensführung damit anstellte, war vielen in den unteren Rängen selbst nicht bekannt. Aber so kam es, dass sowohl Meneas als auch Tjerulf bereits Priestern des Ordens von Enkhór-mûl begegnet waren, ohne sie zu erkennen. Und zuweilen war es auch umgekehrt der Fall.

      Dass Tarkas und Amonpa zu Fuß reisten, war ebenfalls nicht ungewöhnlich. Der Orden von Enkhór-mûl besaß keine eigenen Pferde, weshalb die Priester sie sich bei anderen Gelegenheiten ausleihen mussten, wie auch Fuhrwerke. Auch wenn die Aufgabe der beiden von größter Wichtigkeit war, war sie nicht so dringend, dass sie auf solche Hilfsmittel zurückgreifen mussten. Beide waren keine leidenschaftlichen Reiter und ein Gespann war zu unbeweglich, denn sie mussten in eine ziemlich unwegsame Gegend.

      Tarkas und Amonpa gehörten zu den wenigen, die ihr öffentliches Dasein aufgegeben hatten und nur noch für den Orden lebten, seit sie in den Inneren Kreis aufgestiegen waren. Aber sie erinnerten sich doch noch gut an die Zeiten davor, in denen sie als Händler unter den Namen Gitwig und Chonor durch die Länder gezogen waren. Und das erste Mal seit langer Zeit fühlten sie sich wieder frei, als sie den Küstenstützpunkt verließen.

      Kongsdal war keine Stadt, sondern ein Landstrich. Und er war der Bevölkerung nicht einmal unter diesem Namen bekannt. Diese Bezeichnung existierte nur innerhalb des Ordens. Kongsdal war eine Gegend von rauer, unwirklicher Schönheit in der Nähe der Dreiländergrenze von Girgen, Gilgalen und Tetker südwestlich des Schwarzen Moores im Land Gilgalen.

      Dort lebten nur wenige Menschen und das waren meisten Jäger und Fallensteller. Unter ihnen und allen, denen die Gegend bekannt war, wurde sie Buurnshölle genannt, was dann weniger einladend klang als Kongsdal, aber der Grund für diese Bezeichnung wurde schnell ersichtlich. Es handelte sich um ein Heide- und Moorgebiet mit einigen finsteren Wäldchen und es wurde erzählt, dass die Bäume an diesen Stellen sich nur deshalb so eng zusammendrängten, damit sie abseits davon nicht vertrocknen oder absaufen mussten. Und dass diese Gefahr tatsächlich bestand, bewiesen die gelegentlichen Baumleichen in der Landschaft.

      Dieser Landstrich taugte also nicht als Ackerland, wie der Name bereits vermuten ließ, war aber ein gutes Jagdgebiet, denn Kongsdal war die Heimat des Angkinels. Angkinel waren Raubkatzen, die dort in großer Anzahl vorkamen und deren Felle auf den Märkten der Ortschaften außerhalb der Buurnshölle ganz ordentliche Preise erzielten, so ordentlich, dass manch ein Bauer zum Jäger geworden war.

      Aber Buurnshölle beherbergte auch einen Ort, der allein schon den finsteren Namen rechtfertigte. In einem der Tannenhaine führten die Priester des Ordens von Enkhór-mûl von Zeit zu Zeit Geisterbeschwörungen durch. Sie nutzten nicht nur die technische Hinterlassenschaft einer untergegangenen Kultur, sondern bedienten sich auch magischer Künste, von denen manche Außenstehenden das Grauen gelehrt hätten. Ihre Ergebnisse waren auch Meneas und Tjerulf bereits begegnet. Von dort waren die Schwarzen Reiter, die sie schon mehrmals angegriffen hatten, losgeschickt worden. Diese Wesen, von den Priestern als Tum´rei bezeichnet, waren nichts anderes als Geister in Menschengestalt und ihre Pferde Geister in Pferdegestalt.

      Die Beschwörung von Geistern barg aber auch für die Priester einige Wagnisse, an die sie vorerst aber noch nicht denken wollten.

      Sie hatten einen weiten Weg vor sich, der etwa eine Woche in Anspruch nehmen würde. Dann hatten sie jedoch erst die Grenze nach Kongsdal erreicht. Von dort mussten sie sich noch gut zehn Meilen durch unwegsames Gelände bewegen und noch dazu auf die gut getarnten Fallen der Jäger achten. Dafür brauchten sie noch einmal einen Tag. Das ließ sich allerdings nicht ändern, denn bisher hatte noch keiner der Priester einen anderen, leichter

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