Das Erbe der Ax´lán. Hans Nordländer

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Das Erbe der Ax´lán - Hans Nordländer

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Hier wirst du nicht finden, was du ersehnst. Freundliche Kräfte sind auf dem Weg hierher“, sagte Amonpa mit ruhiger, eindringlicher Stimme.

      Der Bolg hielt inne und drehte sich langsam zu ihm um. Der vorher unsichtbare Mund des Geistwesens bewegte sich, aber es kamen keine verständlichen Worte aus ihm, sondern ein Geräusch wie fernes Meeresrauschen.

      „Bolgnoir, Geist der Finsternis, wende dich ab von diesem Ort und von seinen Besuchern. Hier wirst du nicht finden, was du ersehnst. Freundliche Kräfte sind auf dem Weg hierher“, wiederholte Tarkas.

      Diese Worte waren ein Ritual, um Dämonen dieser Art zu verscheuchen. Er wandte sich erneut Tarkas zu. Amonpa streute andere Kräuter in die Glut und ein fremdartiges Aroma verbreitete sich über die Lichtung. Der Bolg antwortete mit erneutem Rauschen aus seinem Mund. Er wurde unruhiger. Der andersartige Rauch schien ihm nicht zu gefallen, oder waren es die Worte?

      „Keine Opfer sind dir an diesem Ort vergönnt“, sagte Amonpa. „Wir sind stärker als du und deinesgleichen.“

      „Keine Opfer sind dir an diesem Ort vergönnt“, wiederholte Tarkas. „Wir sind stärker als du und deinesgleichen.“

      Amonpa legte noch einige Kräuter nach und jetzt bewegte sich der Bolg langsam in die Höhe. Seinem Gesicht war immer noch keine Regung anzusehen, aber es gab keinen Zweifel, dass er sich zurückzog. Mit seiner Erscheinung schwand auch das Rauschen. Sie hatten ihn verjagt.

      Dieses Mal war es einfacher, als sie befürchteten. Sie hatten schon Dämonen dieser Art mit größerem Aufwand vertreiben müssen und es bei einigen nicht aus eigener Kraft geschafft. Bolge konnten gefährlich werden, wenn sie sich an einen Menschen hefteten. Bei gewöhnlichen Menschen bestand nur eine geringe Gefahr, aber die Gabe übersinnlicher Wahrnehmungskraft war auch stets ein Einfallstor für Besessenheit. Daher waren die Priester des Inneren Kreises des Ordens von Enkhór-mûl besonders gefährdet. Im Alltag trugen sie ihre Amulette, die sie vor Geistern schützte, aber für ihre Zeremonie hatten Amonpa und Tarkas sie abgelegt, um ungestört eine Verbindung zu den Tum´rei herstellen zu können. Der erste Schritt dahin war getan.

      Auch die Seelen der beiden Menschen sollten nicht auf der Lichtung bleiben. Sie waren verwirrt. Amonpa und Tarkas spürten ihre Furcht. Der Grund dafür war aber nicht ihre eigene Anwesenheit, sondern die des Dämons. Sie befanden sich in einer Art Bann zu seiner Gegenwart. Sie waren allein und hatten sich an ihn gehalten, in der Hoffnung auf Führung, obwohl sie auch Angst vor ihm hatten. Jetzt waren sie frei, konnten aber mit ihrer Freiheit nichts anfangen, denn sie wussten nicht, wohin sie gehen sollten. Amonpa und Tarkas entschieden, dass sie dort bleiben sollten, wo sie waren, allerdings unter der Bedingung, dass sie nichts taten und schwiegen. Die Priester wollten den abgeschiedenen Menschen helfen, sobald der Zeitpunkt dafür geeignet war, doch ihre Aufgabe war zunächst wichtiger.

      Damit waren die ersten Vorbereitungen beendet und sie konnten mit der eigentlichen Geisterbeschwörung beginnen. Doch es kam etwas dazwischen, mit dem sie nicht gerechnet hatten. Ein vollkommen unerwartetes Geistwesen tauchte in der Nähe der beiden Menschenseelen auf. Es war kein übler Dämon und genauso wenig verbreitete es eine bösartige Ausstrahlung. Tarkas und Amonpa blickten auf eine strahlende Gestalt, dessen menschenähnliches Gesicht, umrahmt von einer Aura aus Licht, Güte und Weisheit vermittelte. Es trug ein langes, lichternes Gewand.

      Solche Wesen waren den beiden Priestern nicht fremd, denn sie hatten sie bereits bei dem Tod anderer Menschen kennengelernt. Manche nannten sie auch Engel. Es waren Boten aus dem Jenseits und holten die Seelen verstorbener Menschen ab.

      Sie wechselten einige Worte, und das Lichtwesen bedankte sich dafür, dass sie den Bolgnoir aus der Nähe der Menschenseelen verbannt hatten. Tarkas und Amonpa erfuhren, warum es erst jetzt aufgetaucht war. Indem sie den Bolg verscheucht hatten, konnten sich die beiden Menschenseelen von ihm lösen und waren dadurch in einen Zustand geraten, die sie für göttliche Hilfe zugänglich machte. Somit war vorzeitig geschehen, was die beiden Priester erst später vorgehabt hatten. Das Geistwesen war gekommen, um die beiden Verstorbenen abzuholen und in ihre geistige Heimat zu führen. Ohne es zu wollen, hatten Tarkas und Amonpa den göttlichen Kräften in die Hände gespielt. Und denen schienen ihre eigentlich fragwürdigen Machenschaften gleichgültig zu sein.

      Der Bote wandte sich den beiden Menschenseelen zu und nahm sie an die Hände. Gemeinsam verblassten sie und verließen den Erdkreis von Elveran.

      „Mirandnir, Zehlar und Geist der Wachsamkeit, wir rufen dich“, sagte Amonpa mit lauter, ruhiger Stimme, während Tarkas einige Kräuter in die Glut legte und die Lichtung mit einem eintönigen Klang seiner Stimme in eine bestimmte Schwingung versetzte. Dabei wiegte er nach wie vor leicht mit seinem Oberkörper vor und zurück.

      „Mirandnir, Zehlar und Geist der Wachsamkeit, wir rufen dich“, wiederholte Amonpa im gleichen Tonfall.

      Diesen Anruf und das gleichmäßige Brummen setzten sie einige Zeit fort.

      Ein herbeigewünschter Geist war nicht immer sofort zur Stelle. Manchmal musste er von weither gerufen werden und es war auch nicht sicher, ob er überhaupt kam. Die meisten Geister waren keine willenlosen Befehlsempfänger, sondern sehr selbständige Wesen, die sich durchaus entscheiden konnten, ob sie einem Ruf folgen wollten oder nicht und deshalb musste er auch als eine Bitte und weniger als ein Diktat vorgetragen werden. Schließlich hatten sie mehr zu tun, als darauf zu warten, dass ein irdisches Wesen sie zu sich bestellte. Es gehörte also viel Geduld dazu, einen Geist zu beschwören.

      Mirandnir war ein sogenannter Schutzgeist und gehörte zur Gruppe der Zehlaren. Tarkas und Amonpa hatten auch schon mit anderen Zehlaren zu tun gehabt, zu ihnen zählten Tamalik und Gerindi, aber Mirandnir hatte sich als bereitwilligster und umgänglichster Schutzgeist erwiesen. Deshalb versuchten sie es als Erstes mit ihm.

      Das Brummen von Tarkas und die damit verbundene Schwingung dienten als Barriere gegen unerwünschte Geister. Sie war so eingestimmt, dass sie Zehlaren nicht behinderte, sich zu einer astralen Erscheinung zu verdichten.

      „Wer ruft da?“, fragte plötzlich eine helle Stimme, die sich unsichtbar über der Feuerstelle befand. „Was wollt ihr von mir?“

      Tarkas und Amonpa blickten überrascht nach oben. Das war nicht der Geist, den sie erwarteten.

      „Dich haben wir nicht gerufen“, stellte Amonpa fest. „Wer bist du?“

      Einen kurzen Augenblick herrschte Schweigen und während dieser Zeit wurde ein kleines Wesen sichtbar, das in Augenhöhe vor ihnen schwebte und sich langsam im Kreis drehte. Es war entfernt menschenähnlich und glich dem Aussehen eines Kindes kurz vor seiner Geburt. Die meisten Geister waren mehr oder weniger menschenähnlich. Eine der seltenen Ausnahmen bildeten die Tum´rei.

      Dieser Geist hatte eine etwas verschrobene Kindergestalt und einen steinalten, hässlichen Kopf, von dem einige strähnige Haare herunterhingen. Seine Stimme war denkbar unpassend für seine Erscheinung.

      „Ihr müsst mich kennen. Jeder kennt mich“, behauptete das Wesen in unüberhörbarer Selbstüberschätzung und seine Worte waren plötzlich tief und hohl. „Ich heiße Cromandres. Hier lebe ich. Es ist mein Reich. Was treibt ihr hier für seltsame Spiele?“

      „Das ist kein Spiel und wir warten auf einen anderen Geist“, erklärte Amonpa. „Ziehe dich wieder zurück. Unser Gast muss gleich hier sein.“

      Cromandres lachte.

      „Niemand kommt, wenn ich es nicht will. Hier ist mein Reich und ich entscheide, was geschieht.“

      Seine Stimme schwankte zwischen kindlich hell und

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