Das Erbe der Ax´lán. Hans Nordländer

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Das Erbe der Ax´lán - Hans Nordländer

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gab bestand jedoch kein Grund zur Eile, denn wenn alles so verlief, wie es sich Tarkas und Amonpa vorstellten, dann konnten die Tum´rei in zwei Wochen die Nähe zu den Reitern erreicht haben. Und zu diesem Zeitpunkt würden sie noch ein ganzes Stück von den Eisbergen entfernt sein. Außerdem, waren die beiden Priester überzeugt, musste dann allmählich die Aufmerksamkeit der Reiter begonnen haben nachzulassen. Eigentlich war ihr Plan bis dahin gar nicht schlecht, fanden sie.

      „Weißt du, was mir an unserer Wanderung am meisten gefällt?“, fragte Amonpa, wartete eine Antwort von Tarkas aber nicht ab. „Dass wir keine Sorgen haben müssen, verfolgt zu werden.“

      Tarkas lachte.

      „Du meinst, weil uns für gewöhnlich die Rolle der Verfolger zufällt.“

      „Genau so.“

      „Ja, da hast du Recht. Mit dieser Gewissheit lässt es sich viel unbefangener reisen.“

      Bis nach Kongsdal würde sie ihr Weg die meiste Zeit durch einsames Gebiet führen. Es gab einige Orte, aber keine Stadt. Das kümmerte sie aber nicht, da sie nicht die Absicht hatten, in einem Gasthaus zu übernachten. Dank ihrer Amulette benötigten sie nur kurze Unterbrechungen und nur wenig Nahrung. Die Amulette weckten in ihnen Kräfte, die anderen nicht zur Verfügung standen. Nur wenn es regnete, schneite oder fror, waren sie auch diesen Unbilden ausgesetzt, aber davor schützte sie ihre Kleidung.

      Am ersten Abend nach ihrem Aufbruch erreichten sie die Gil-Brücke nördlich von Seestadt. Dort begegneten sie anderen Reisenden, denn sie war die einzige Überquerung über den Fluss auf viele Meilen. Ohne mit jemandem ins Gespräch zu kommen, lenkten sie ihren Weg in die Feldmark, Richtung Südosten. Dort gab es viele Wege und Straßen und auch, wenn sie kaum Siedlungen berühren würden, konnten sie bis nach Kongsdal die ganze Zeit auf befestigten Wegen wandern. Erst jenseits der Grenze nach Gilgalen wurde das Gelände unwegsam. Aber sie gingen nicht das erste Mal dorthin und kannten die Schleichwege zum Tjodhain, wie sie die Stätte der Geisterbeschwörung nannten.

      Bald waren sie die einzigen Menschen auf der Straße. Die Dämmerung war weit fortgeschritten und wer konnte, hatte sich eine Unterkunft gesucht oder war wieder zu Hause, und das schienen alle außer Tarkas und Amonpa zu sein. Die beiden marschierten noch bis spät in die Nacht und das wurde ihnen erleichtert durch das Licht der Monde Folgar und Duglar, die beide am Himmel standen, der eine als Vollmond, der andere als Sichel.

      „Ich hoffe darauf, dass sie sich im Tjodhain auch wieder zeigen“, meinte Tarkas.

      „Das ist aber nicht notwendig.“

      „Sicher nicht, aber es vertieft die nächtliche Stimmung.“

      „Wenn du meinst.“

      Nach wenigen Stunden Rast brachen sie noch vor Sonnenaufgang wieder auf. So ruhig, wie ihre Reise begonnen hatte, setzte sie sich die nächsten Tage fort. Über weite Strecken waren sie allein auf den Straßen und Wegen. Nur selten begegneten ihnen andere Reisende. Das änderte sich vorübergehend in der Nähe der wenigen Ortschaften entlang ihres Weges. Der Südosten Girgens war nur dünn besiedelt und Städte gab es dort nicht.

      Die einzige Abwechslung brachte ihnen die Veränderung der Landschaft und das Wetter. Da sie immer weiter nach Süden kamen, näherten sie sich auch dem Äquator, wenn sie ihn auch nicht erreichen würden. Damit wurde es wärmer, aber dafür nahmen die Niederschläge zu. Sie wurden zwar kürzer, als es an der Küste der Fall war, waren aber umso heftiger. Und auch die Vegetation änderte sich.

      Bald stießen sie auf die ersten malvenartigen Gewächse mit ihren üppig gedeihenden roten Blüten. Sie waren bezeichnend für diese Gegend und nur wenig später säumten sie Teile ihres Weges wie Alleen. Zu diesen Blüten zog es die herrlichsten Schmetterlinge.

      Tarkas und Amonpa wussten die Schönheit ihrer Umgebung durchaus zu schätzen und erfreuten sich auch an dem Heer der bunten und äußerst geräuschvollen Vögel. Besonders in den Nächten, wenn die Tagtiere sich zur Ruhe zurückgezogen hatten und die Nachttiere ihre unheimlichen Laute ausstießen, fühlten sie sich an die Zeiten erinnert, in denen sie noch mit ihren Handelskarawanen durch die Länder zogen. Auch durch die Gegenden, die sie jetzt durchwanderten, waren sie damals gekommen. Ihre Aufgaben im Orden von Enkhór-mûl ließen ihnen aber kaum noch die Zeit, solche Augenblicke zu genießen.

      Drei Tage später erreichten sie die Grenze nach Kongsdal. Wer sich in der Gegend nicht auskannte, dem fiel nur auf, dass der Feldweg, auf dem er sich befand, an einem Querweg endete. Dieser Querweg bildete die Grenze. Er verlief dort, wo Tarkas und Amonpa auf ihn stießen, fast in Nordsüdrichtung und die Fahrspuren, die sich deutlich auf ihm abzeichneten, bewiesen, dass er oft von Fuhrwerken benutzt wurde. Bei den Einheimischen hieß er »Buurnshöllenerdamm« und führte um das ganze Gebiet herum. Es gab nur zwei Wege, die durch die Buurnshölle hindurchführten, aber beide lagen weit entfernt von der Kreuzung, auf der die beiden Priester jetzt standen.

      Vor ihnen breitete sich eine weite Heidefläche aus, die hier und dort von niedrigen Büschen unterbrochen wurde. Zu ihrer linken Seite sahen sie eine helle Sandfläche, auf der sich keine Pflanzen ansiedeln wollten, und rechts lag ein kleiner See, an dem eine ziemlich heruntergekommene Hütte stand. Von Zeit zu Zeit hielten sich Jäger darin auf. Es war jedoch niemand zu sehen und so konnte es gut sein, dass sie in diesen Tagen leerstand. Die ersten Tannenhaine waren in weiter Ferne und auch nur undeutlich als dunkle Schatten zu erkennen, denn der Tag war trübe und die Wolken hingen tief.

      Tarkas atmete tief durch und wischte sich den warmen Regen aus dem Gesicht. Amonpa blickte ihn fragend an.

      „Spürst du wieder die Furcht?“, fragte er.

      Tarkas nickte.

      „Ja. Ich hatte gehofft, dass ich dieses Mal mit weniger Bangen nach Kongsdal hineingehen würde. Die ganze Zeit war ich gelassen, doch jetzt, mit diesem Anblick vor Augen, kommt das Unbehagen zurück.“

      „Nur Mut, wir werden es schaffen. Es ist nicht das erste Mal.“

      „Vielleicht wäre ich dann unbefangener.“

      „Außerdem sind wir zu zweit.“

      „Ja. Gehen wir.“

      Sie gingen geradeaus weiter und suchten sich querfeldein ihren Weg durch das Heidegestrüpp.

      Auf einem Baum, nicht weit von ihnen entfernt, saß ein Eichhörnchen und nagte an einer Haselnuss. Mit einem fast intelligenten Gesichtsausdruck blickte es hinter den beiden Wanderern her. Kaum waren sie hinter der nächsten Biegung verschwunden, ließ es die Nuss fallen, sprang herab und folgte ihnen.

      Tarkas hatte guten Grund, ihrem Vorhaben mit einem gewissen Unbehagen entgegenzublicken. Eine Geisterbeschwörung war keine ungefährliche Sache und er hatte dabei schlimme Erfahrungen machen müssen.

      Es war zu Beginn seiner Mitgliedschaft im Inneren Kreis des Ordens von Enkhór-mûl. Nur dort wurden Handlungen dieser Art durchgeführt und nur ein Priester, der übersinnliche Fähigkeiten besaß, hatte eine Aussicht darauf, in diesem Kreis aufgenommen zu werden. Bis dahin musste er schon lange Mitglied im Orden sein und die Hierarchie weit erklommen haben.

      Eine gelegentliche Aufgabe der Priester des Inneren Kreises war die Aufnahme der Verbindung mit der Geisterwelt Elverans. Dort tummelten sich nicht nur die Geister von Menschen, sondern auch allerlei gutartige und bösartige Dämonen und körperlose, nichtelveranische Wesen, die nur wenig oder gar nichts mit dem Planeten zu tun hatten. Nur die Eingeweihten wussten, wie viel Leben jenseits

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