Dunkle Tiefen der Seele. Bärbel Junker

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Dunkle Tiefen der Seele - Bärbel Junker страница 13

Автор:
Серия:
Издательство:
Dunkle Tiefen der Seele - Bärbel Junker

Скачать книгу

richtig. Zwillingsbrüder sterben innerhalb von drei Tagen durch Gift. Das kann einfach kein Zufall sein. Ich denke, wir haben es mit einem äußerst skrupellosen und kaltblütigen Mörder zu tun.“

      „Oder einem äußerst verletzten Menschen“, fügte Phil hinzu. Und als ihn sein Freund und Partner überrascht ansah: „Vielleicht wurde ja eine ihm nahe stehende Frau Paul Kowalskis Opfer. Ein Opfer, welches die physischen Qualen und Misshandlungen zwar überlebte, die psychischen jedoch nicht.“

      „Und selbst wenn dem so wäre, Phil. Würde das die grausame Tötungsart rechtfertigen? Es ist und bleibt Mord. Geplanter, hinterlistiger und besonders abscheulicher Mord. Kein Mensch hat das Recht auf Selbstjustiz, auch wenn er noch so sehr verletzt und gedemütigt wurde“, sagte Sven. „Wenn wir wieder anfangen würden Selbstjustiz als Rechtsmittel einzusetzen, würde unsere Gesellschaft schon bald in völligem Chaos und ungebremster Gewalt versinken. Selbstjustiz kann und darf nicht die Antwort auf Gewalt sein“, fügte er ernst hinzu.

      „Ich bin zwar grundsätzlich deiner Meinung, glaube aber andererseits, dass Menschen plötzlich in einen Teufelskreis der Gewalt geraten können, aus dem sie ihrer Überzeugung nach nur durch gewaltsame Vergeltung wieder herauskommen. Sie sind fest davon überzeugt nur dann weiterleben zu können, wenn sie ihren Peiniger bestrafen, der ihnen oder einem über alles geliebten Menschen Gewalt antat. Von einer Sekunde auf die andere klafft im Lebensweg solcher Menschen plötzlich ein tiefer, unüberwindbarer Graben, in dem sie zu versinken drohen.

      Aber sie wollen nicht in diesem Graben der Angst und Verzweiflung, der Demütigungen und des Hasses versinken. Sie wünschen sich wieder frei zu sein; möchten die beiden Enden ihres Lebensweges wieder zusammenfügen und dort weitermachen, wo er zwangsweise unterbrochen wurde. Also flüchten sie sich in den Hass und den Glauben daran, dass alles wieder so wird wie es war, wenn sie den Ursprung ihres Hasses vernichten.

      Und dann beginnt das Töten. Grausam und mitleidlos und oftmals ohne Ende. Er hat es verdient. Er ist schlecht, grausam, sadistisch oder was auch immer; eine Gefahr für die Menschheit; er muss vernichtet werden, redet sich der Täter ein – der gleichwohl Opfer sein kann – und handelt oftmals auch noch in dem Gefühl vollkommener Übereinstimmung mit dem Alten Testament in dem steht:

      AUGE UM AUGE, ZAHN UM ZAHN.

      Dieser Satz schwelt im Kopf des Täters, der sich als Rächer sieht, und rechtfertigt sein Tun. Wenn selbst die Bibel sagt: Räche dich Opfer! Gib dein Leid an deinen Peiniger weiter, denn dann bist du frei – und nicht wenige Täter werden dieses Bibelzitat so oder ähnlich auslegen – wer oder was sollte ihnen dann noch Einhalt gebieten können?“, fragte Phil leise.

      Während Phil sprach, hatte Svens Betroffenheit von Wort zu Wort zugenommen. Um sie zu verschleiern, rettete er sich in die Ironie, als sein Freund schwieg: „Du hättest lieber Psychiater werden sollen“, spottete er gutmütig.

      „Bevor ich zur Polizei ging, studierte ich Philosophie und Psychologie. Es hat mir in meinem jetzigen Beruf manchmal geholfen, aber niemals geschadet“, erwiderte Phil kühl.

      „Entschuldige bitte. Ich wollte dich nicht verletzen“, sagte Sven verlegen.

      „Schon gut, das weiß ich doch. Dieser Fall legt die Nerven bloß. Das hat die Reaktion unseres sonst so kaltschnäuzigen Dr. Bornholm deutlich bewiesen. Doch wenn wir unsere Emotionen nicht zum Maßstab unseres Handelns machen, werden wir diesen Fall schon aufklären. Mit solider Polizeiarbeit wird es uns gelingen, den Giftmörder zu fassen“, behauptete Phil. „Wir werden die Morde an Fred und seinem schrecklichen Bruder aufklären und damit ...“

      ... sollten wir umgehend beginnen“, führte Sven den Satz zu Ende. „Ich schlage vor, wir befragen zuerst einmal die Bewohner des Hauses, ob ihnen etwas Ungewöhnliches aufgefallen ist. Danach sehen wir weiter.“

      Sie begannen mit der Wohnung im Parterre. Doch je mehr Leute sie befragten, desto niedergeschlagener wurden sie. Und dann trafen sie auf dem Weg nach unten doch noch den einzigen Mieter, der nicht zu Hause gewesen war. Mit Einkaufstüten beladen stand er seiner Wohnungstür.

      „Ja, ich habe einen Mann gesehen“, bestätigte der Mann. „Er fiel mir durch seine Geheimnistuerei und seine dunkle Kleidung auf. Und dann dieser Schlapphut und die riesige Sonnenbrille. Stellen Sie sich nur vor: Der hatte Lederhandschuhe an und das bei der Wärme! Das muss einen ja stutzig machen. Nein, sein Gesicht konnte ich nicht erkennen, aber seine Bewegungen waren die eines jungen Mannes.“

      Sie bedankten sich und fuhren zurück ins Büro. Hier fassten sie noch einmal die Fakten zusammen. Doch sie drehten sich im Kreis. Theorien wurden erdacht und wieder verworfen. Zu einer verwertbaren Spur führten ihre Überlegungen nicht. Vielleicht würde der Bericht des Gerichtsmediziners einen Hinweis auf den Täter bringen. Oder die Spurensicherung fand einen Fingerabdruck, eine Gewebefaser oder irgendein Indiz, hofften sie.

      MANIPULATIONEN!

      „Ich wusste gar nicht, dass es so was gibt“, murmelte Kommissar Sörensen, als er am nächsten Morgen den Bericht des Gerichtsmediziners las.

      „Was nicht gibt?“, fragte Phil, der den Bericht der Spurensicherung vor sich liegen hatte.

      „Hier steht, Paul Kowalski hatte sich einer Operation unterzogen, die seine Potenz wiederherstellte. Falls ich Bornholms Ausführungen richtig verstehe, hat man in Kowalskis Glied eine Art Mechanik implantiert, durch die er seine Erektionsfähigkeit zurückerhielt. Außerdem wurde sein Penis um etwa vier Zentimeter verlängert. Als zusätzliche Erklärung schreibt der Doktor etwas über „mit der Hand pumpen“. Bedeutet das etwa, für den Kerl war jederzeit eine Erektion möglich?“, fragte Sven.

      „Genauso ist es“, bestätigte Phil ganz selbstverständlich. „Mit Hilfe des Pumpens kommt es zwar zu einer Erektion, jedoch nicht zwangsläufig zu einer Ejakulation.“

      „Woher weißt du das denn?“, fragte Sven verblüfft.

      „Ich las darüber in einer Zeitschrift.“

      „Du sagst das so gelassen. Aber derartige Manipulationen sind doch schrecklich.“

      „Wieso denn das? Was soll daran schrecklich sein, einem impotenten Mann seine Erektionsfähigkeit zurückzugeben?“, fragte Phil verblüfft.

      „Aber so ein Mann kann immer! Und wenn ...“

      „Welcher Mann will denn schon immer?“, unterbrach ihn sein Freund.

      „Na, du bist gut! Wenn ich an einen so brutalen und abartig veranlagten Mann wie Paul Kowalski denke, dann fallen mir zu diesem Thema schon einige schreckliche Dinge ein, die er auf Grund seiner künstlich hochgeputschten Potenz verstärkt auszuleben vermochte.“

      „Mein Gott, Sven! Von diesem Standpunkt aus habe ich dieses Thema noch nie betrachtet. Ich sah bisher nur die Vorteile für einen normal veranlagten Mann, der auf diese Weise wieder Geschlechtsverkehr haben kann und nicht mehr von den sexuellen Freuden des Lebens ausgeschlossen ist. Aber du hast recht! Bei einem Sadisten kann die künstlich geschaffene, permanente Erektionsfähigkeit katastrophale Auswirkungen haben“, entgegnete Phil schockiert.

      „Was meinst du Phil, könnte diese ungewöhnliche Manipulation etwas mit den Morden zu tun haben?“

      „Das glaube ich nicht. Sadisten finden auch ohne diese Fähigkeit Mittel und Wege eine Frau bis zum Wahnsinn zu quälen. Dafür gibt es doch leider Gottes genügend einschlägige

Скачать книгу