Dunkle Tiefen der Seele. Bärbel Junker

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Dunkle Tiefen der Seele - Bärbel Junker

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      „Na, Kowalski, zurück von Ihrem gedanklichen Trip? Haben Sie einen Fluchtplan ersonnen? Nein? Es würde Ihnen auch nichts nützen, denn Sie sterben hier und jetzt“, erklang die zwar kultivierte, jedoch irgendwie seltsame Stimme des Unbekannten. Leise zischend, kaum den Tonfall haltend, plätscherte sie beängstigend in ihrer Monotonie durch den Raum. Und doch kam sie ihm irgendwie bekannt vor. Wo hatte er diese Stimme gehört? Er strengte seine kümmerlichen grauen Gehirnzellen an, jedoch ohne Erfolg.

      „Sie sterben an mit Bier vermischtem Aconitin, dem Gift des Blauen Eisenhuts“, dozierte der Unbekannte. „Sie kennen es nicht, aber Sie werden es spüren.“

      Bluff! dachte Kowalski abfällig. Alles nur billiger Bluff! Aber er konnte nicht verhindern, dass ihn ein Gefühl der Angst beschlich. Und wenn der Kerl seine Drohung ernst meinte? Unsinn! So was brachten diese so genannten kultivierten Leute nich´ fertig. Dazu musste man veranlagt sein und Mumm haben.

      “Oder durch eine schreckliche Erfahrung dazu gebracht werden“, wisperte eine kleine, unangenehme Stimme in seinem Kopf.

      „Eine Aconitin-Vergiftung ist ...“

      „Ach, halts Maul, du blöder Scheißer“, unterbrach Kowalski den Schwarzgekleideten rüde. „Du spinnst doch. Du jagst mir keine Angst ein. Ich glaub dir kein Wort. Wenn du mich umbring´ willst, dann tu´s, aber verschone mich mit deinem blödsinnigen Gelaber. Wenn du mich wirklich umbringst, dann bist du ´n Mörder und wirst von den Bullen eingelocht. Aber du bringst mich nich´ um, dafür hast du einfach nich´ das Format“, sagte Kowalski höhnisch.

      „So, meinst du. Und wer hat wohl deinen Bruder getötet?“

      „Meinen Bruder? Wieso?! Was, zum Teufel, soll das dämliche Gequatsche? Was geht dich ...“, er verstummte so abrupt, als hätte ihm jemand die Stimmbänder gekappt. Entsetzt starrte er den Unbekannten an. Plötzliche Angst überfiel ihn mit brachialer Gewalt. Angst vor diesem Fremden, der ihn so kalt und mitleidlos fixierte, als sei er ein ekliges Insekt, das in der nächsten Sekunde als breiiger Fleck unter seiner Stiefelsohle enden würde.

      „Du ha...hast Fred vergiftet?“, stotterte er entsetzt. „Aber warum?!“, quetschte er mühsam heraus und … begriff im selben Moment.

      „VERWECHSELT!

      Du hast ihn mit mir verwechselt, stimmt´s?“, krächzte er. Schlagartig wurde ihm klar, dass er sich geirrt hatte. Sein Besucher bluffte nicht! Und wenn ihm nicht augenblicklich etwas zu seiner Rettung einfiel, war er in wenigen Minuten so tot wie die Kleine im Schlafzimmer nebenan. „Aber ich hab Ihnen doch nix getan“, krächzte Kowalski. „Warum woll´n Sie mich umbring´?“

      Der Mann starrte ihn an. „In den letzten Sekunden deines gewalttätigen Lebens wirst du es erfahren“, sagte der Fremde kalt.

      „Gnade!“, wimmerte Kowalski. „Ich will nich´ sterben.“

      „Das wollten deine bedauernswerten Opfer auch nicht, also erspare mir das Gewinsel, es widert mich an!“

      Trotz seiner geistigen Armut erkannte Kowalski die Endgültigkeit in dieser Antwort, die keinerlei Gnade in sich barg. Und warum auch! Sein erbarmungsloser Besucher hatte ja bereits getötet. War durch einen schrecklichen Irrtum zum Mörder eines Unschuldigen geworden. Weshalb sollte er dann ausgerechnet ihn verschonen, den er als Schuldigen sah? Todesangst überwältigte ihn und ließ ihn verzweifelt an seinen Fesseln zerren. Doch das Klebeband gab keinen einzigen Millimeter nach.

      Der Fremde hatte das Wechselspiel der Gefühle, welches sich im Gesicht seines Opfers widerspiegelte, ungerührt beobachtet. Seine Mundwinkel verzogen sich für den Bruchteil einer Sekunde zu einem winzigen Lächeln, welches die kalten wie Glasmurmeln wirkenden Augen jedoch nicht erreichte.

      „Ja, Kowalski, du wirst so sterben, wie du es verdienst. Langsam und sehr, sehr qualvoll!“, zischte er.

      Da begann der ach, so starke Mann zu wimmern und zu flehen. Vergebens! Seine Skrupellosigkeit, seine Gewalttätigkeit und seine Menschenverachtung waren ihm zum Verhängnis geworden, hatten ihn eingeholt und besiegelten nun sein Geschick.

      TOD! TOD! TOD,

      befanden die unsichtbaren Geschworenen mit den lebenswichtigen Namen. Namen, die in Kowalskis Leben keinen Platz hatten. Namen wie: Liebe und Gnade; Ethik und Moral; Achtung vor dem Leben; und Demut vor der Seele alles Sterblichen. Von Kowalski verachtete und verspottete Begriffe die hier und jetzt ihr Recht einforderten.

      Der Mann nahm das Glas und stand auf. Langsam ging er zu Kowalski, der ihn aus blutunterlaufenen Augen anstarrte.

      „Hau ab, du verdammter Mistkerl! Glaub´ man ja nich´, dass ich das Dreckszeug trink´“, geiferte er mit sich vor Angst überschlagender Stimme. Verzweifelt versuchte er seinen schweren Körper wegzurollen. Ein völlig sinnloses Unterfangen.

      „Du wirst es trinken, das kannst du mir glauben.“ Der Mann stellte das Glas zurück auf den Tisch und nahm die beiden Wachskügelchen in die Hand.

      Und Kowalski begriff! Ein Sadist wie er begriff nur allzu schnell, wenn es sich um eine Gemeinheit handelte. Er bäumte sich in seinen Fesseln auf, konnte jedoch nicht verhindern, dass ihm der Mann die beiden Wachskugeln in die Nasenlöcher schob. Dann ging er zurück zum Tisch. Mit dem Glas in der Hand kehrte er zu seinem Opfer zurück.

      Kowalski starrte zu ihm hoch. Und dann brachen Angst und Verzweiflung, Wut und Hass in wüsten Beschimpfungen wie ein Orkan aus ihm hervor: „Du verfluchtes, mordendes Dreckstück! Ich wollt´ ich könnt´ dich umbring´, so wie dieses Miststück von nebenan!“, kreischte er.

      „Du wirst deine Strafe kriegen, das glaub´ man ja. Die Bullen kriegen dich, denn du hast ein´ von ihnen umgebracht. Ja, da guckst du blöde aus der Wäsche, du Wichser. Mein Bruder war nämlich ´n Bulle, und du Blödmann hast ihn aus Verseh´n abgemurkst. Mann, was musst du dämlich sein! Hast Fred mit mir verwechselt! So was Beknacktes aber auch“, keifte er wie von Sinnen.

      Sein Mörder beachtete ihn nicht. Er holte das Klebeband hervor und begann Kowalskis sich windenden Körper auf dem Fußboden festzukleben, indem er akkurat Klebestreifen für Klebestreifen zuerst über dessen Brustkorb und dann über die Beine führte und auf beiden Seiten des Körpers auf dem Fußboden andrückte.

      Er hockte sich neben den Gefesselten und schüttelte ein letztes Mal den Schierlingsbecher. Kowalski atmete keuchend durch den geöffneten Mund, der einzigen Sauerstoffzufuhr die ihm verblieben war. Als sich das Glas seinem Gesicht näherte, presste er die Lippen so fest zusammen, dass sie eine messerscharfe, waagerechte Linie bildeten. Doch nicht lange. Wer kann schon leben, ohne zu atmen. Hochrot im Gesicht riss er seinen Mund sperrangelweit auf und japste krampfhaft nach Luft.

      Und das war sein Ende!

      Blitzschnell kippte ihm der Unbekannte die Giftmischung in den Rachen und presste ihm die behandschuhte Hand fest auf den Mund, damit er die Flüssigkeit nicht wieder ausspucken konnte. Kowalski schluckte krampfhaft.

      Der Mann ging zum Küchentisch und setzte sich.

      Als nach einer Weile Gevatter Tod auf leisen Sohlen den Raum betrat, um sich Kowalski zu holen, stand der Mann auf. Er trat neben Kowalski und stieß ihn mit dem Fuß an. „Sieh mich an!“, befahl er.

      Paul Kowalskis Blick klärte sich ein letztes Mal. „Scheißkerl“, stöhnte er.

      „Sieh

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