Torn apart - Zerrissen zwischen zwei Männern. Cedrina Lautenfeld
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Emilie hatte ihr aufmerksam zugehört. Nun konnte man sehen, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete. Sie schwieg eine lange Zeit, um dann Cassandra tröstend zu erklären. „Es ist richtig, dass Du Dich verletzt fühlst. Das bedeutet, dass Dir René nicht gleichgültig ist. Trotzdem solltest Du auf das Gerede von Cecilia nicht hören. Sie ist eifersüchtig, da René offenbar Interesse an Dir hat und nicht mehr an ihr.“ Sie seufzte besorgt und sprach dann weiter.
„Eines stimmt allerdings. Cecilia hat mit René geschlafen. Sie hat ihn verführt. Er war ihr williges Opfer. Das hat sie mir kurz danach erzählt, weil sie stolz darauf war, wieder einen Mann verführt zu haben und noch dazu einen so gutaussehenden und attraktiven Mann wie René.“ Sie grinste, da ihr René auch gefiel.
„Ich frage Dich, welcher heterosexuelle Mann, würde das Angebot von schnellem Sex mit Cecilia ablehnen? Dass sie ein Biest ist, erfahren diese Männer doch erst im nach hinein und dann ist Cecilia für sie sowieso nicht mehr interessant, weil sie schon mit ihr geschlafen haben. Cecilia ist leicht zu haben. Warum sollten die Männer dieses Angebot ablehnen? René hat also nur die Gelegenheit, die sich ihm bot genutzt. Du solltest Dich deshalb nicht verletzt fühlen. Ich glaube, Du bedeutest ihm wirklich etwas. Ginge es ihm nur darum mit Dir zu schlafen, hätte er längst anders reagiert. Da bin ich mir sicher.“
Emilie hatte versucht so überzeugend wie möglich zu wirken. Cassandra atmete laut auf. Ihr Herz raste vor Anspannung und es schmerzte auch. Denn sie hatte nicht mit dieser Entwicklung der Dinge gerechnet. Sie wusste zwar, dass René kein Heiliger war und vor ihr mit etlichen Mädchen geschlafen hatte. Doch musste es ausgerechnet Cecilia sein? Dieses Biest, dieser Teufel in Person. Sie seufzte gekränkt. Aber sie wusste auch, dass Emilie Recht hatte und es nicht sinnvoll war über vergangenes zu grübeln.
Dankbar und sichtlich erleichtert schaute sie Emilie daher jetzt an. Insgeheim beschloss Cassandra aber, auf jeden Fall ein paar Tage zu warten, bis sie René eine Antwortmail schickte. Erstens wusste sie noch nicht was sie schreiben sollte und zweitens machte es ihr Spaß, ihn in ihrem Netz zappeln zu lassen. Denn ihr war durchaus bewusst, welche starke Anziehungskraft sie durch ihr Äußeres auf Männer ausübte und das auch René ihrem Zauber erlegen war.
Ihre blonden, langen, gewellten Haare, dazu die blauen Augen und ihr kokettes Auftreten, sorgten jedes Mal für die erhoffte Wirkung, wenn ihr ein Mann gefiel. Bei René war es dennoch anders. Er irritierte sie. Sie wurde nervös in seiner Gegenwart und seine männliche Ausstrahlung bewirkte, dass ihr Körper Verlangen nach ihm entwickelte, dem sie nicht mehr lange würde widerstehen können.
Trotz allem hatte bisher nur Markus, ihr Ex-Freund aus ihrer Schulzeit, sein Ziel erreicht und es geschafft mit ihr zu schlafen. Allen anderen Männern, die es versucht hatten, war dies nicht gelungen. Jetzt sah es für Cassandra zweifelsfrei so aus, als ob René es schaffen könnte ihr Herz zu erobern und damit auch einen Weg in ihr Bett zu finden.
Zwei Wochen vergingen ohne das Cassandra auf die E-Mail von René geantwortet hatte. Anstatt sich einen Ort und einen Termin für ein Treffen mit René zu überlegen, konzentrierte sie sich lieber erst einmal wieder auf das Lernen für ihr Studium. An diesem Abend allerdings wollte sie zur Salsa-Party in der Uni-Mensa gehen. Sie mochte latein-amerikanische Musik aus Mittel- und Südamerika, seit sie mit dieser Kultur und der Spanischen Sprache in Berührung gekommen war.
Cassandra hatte René nicht von ihrer Absicht die Salsa-Party zu besuchen in Kenntnis gesetzt. Sie wollte sich heute Abend amüsieren und nicht darüber nachdenken, ob Renés Absichten ihr gegenüber redlich waren oder nicht.
Sie ging allein zur Party, denn Emilie besuchte ihre Eltern und Cecilia hatte eine Verabredung mit einem Mann, für den sie seit neuestem schwärmte. Cassandra wäre gern mit Emilie zur Party gegangen, doch hatte sie Verständnis dafür, dass ihre Freundin lieber zu ihren Eltern fahren wollte. Schließlich hatte ihre Mutter Geburtstag und dieser Anlass wurde mit der ganzen Familie gefeiert.
Nicht ganz pünktlich erschien Cassandra in der Mensa. Der große Saal war festlich geschmückt. Die verschiedenen Landesflaggen fast aller latein-amerikanischer Länder hingen an den Wänden. Die Musikgruppe stimmte, auf der extra für diesen Anlass aufgebauten Bühne, ihre Musikinstrumente und würde in kürze für heiße, tanzbare Rhythmen sorgen. An der improvisierten Bar wurden „Cuba Libre“, “Tequila Sunrise“, “Piña Colada“ und andere alkoholische Getränke oder Cocktails ausgeschenkt. Daneben gab es einen Stand an dem texmex „Finger Food“ verkauft wurde.
Die Tische waren an die Wände gestellt worden, um möglichst viel Platz zum Tanzen zu schaffen. Cassandra hatte sich durch einen Blick in den großen Saal einen Überblick verschafft und steuerte nun die Bar an. Sie wollte eine Cuba Libre trinken, da dieses Mixgetränk Cola enthielt, die ihr die nötige Energie verleihen würde, um die nächsten Stunden durchtanzen zu können.
Sie trug ihren engen, kurzen Jeans-Baumwollrock, den sie immer gern zum Salsa tanzen trug und eine tief ausgeschnittene, kurzärmelige, eng sitzende Bluse. Sie nippte an ihrem Getränk und wartete darauf, dass die Musik startete
Der Saal hatte sich bereits bis zur Hälfte gefüllt, als René auf der Party erschien. Er ging nur zur Party, weil er enttäuscht war noch immer nichts von Cassandra gehört zu haben. Sie ging ihm nicht aus dem Kopf, daher wollte er sich ablenken und da kam ihm ein Abend mit viel Musik gerade recht.
Die Party war gut besucht, besonders von den Studenten aus den latein-amerikanischen Ländern. René kaufte sich eine Cola und schaute gelangweilt auf die Tanzfläche, die nur halbvoll mit tanzenden Personen war. Plötzlich sah er sie. Er glaubte seinen Augen nicht. Konnte es sein? Er schaute ein weiteres Mal auf die Tanzfläche. Da sah er sie.
Cassandra tanzte mit einem jungen Latino, der gerade einmal so groß war wie sie. Sie bewegte ihren Körper so geschmeidig und sinnlich im Takt der Musik, dass René seine Augen nicht von ihr abwenden konnte. Wo hatte sie so tanzen gelernt? René schaute ihr fasziniert zu, als sie von Lied zu Lied mit verschiedenen Tanzpartnern tanzte. In einer Pause schlängelte er sich an den umstehenden Personen vorbei, um mit ihr zu sprechen.
Als er sie erreicht hatte, hörte er sie Spanisch sprechen mit einem der latein-amerikanischen Studenten. René bemerkte sofort, dass der Student mit Cassandra flirtete. Eifersucht stieg in ihm auf, die dafür sorgte, dass er besitzergreifend seinen Arm um ihre Hüfte legte und sich demonstrativ neben sie stellte.
Cassandra war überrascht, als er so plötzlich neben ihr auftauchte. Doch sie freute sich und mochte seine Geste. Sie schlussfolgerte daraus, dass René eifersüchtig war, weil sie mit dem Latino Studenten flirtete. Seine Eifersucht bedeutete, dass er starke Gefühle für sie empfand. Geschmeichelt und erfreut genoss sie seinen Arm um ihre Hüfte.
Der Student schaute René an und sagte ein paar Worte auf Spanisch zu Cassandra. Sie antwortete und danach verschwand der Student in der Menge. René schaute Cassandra an, die einen Kopf kleiner war als er und fragte dann. „Was hat er Dir gesagt und wieso ist er so plötzlich verschwunden?“ Cassandra lächelte. Ihr Herz schlug schneller. Sie freute sich sehr René zu sehen und sie spürte gern seinen Arm um ihre Hüfte. Dann erklärte sie ihm, ohne dass er seinen Arm von ihrer Hüfte nahm, was der Spanisch sprechende Student gesagt hatte.
„Er hat mich gefragt, ob Du mein Freund bist? Ich sagte ja. Da hat er respektvoll Abstand gehalten.“ René schaute Cassandra glücklich an und lächelte. Sein Herz schlug vor Freude über ihre Äußerung schneller und er wollte sie küssen.
Doch ein anderer Spanisch sprechender Student sprach Cassandra in diesem Moment an. Dann löste sie sich geschmeidig aus Renés Umarmung ihrer Hüfte